A4.5 Alter der Auszubildenden und Ausbildungsbeteiligung der Jugendlichen im dualen System
In der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder wird zu den neu abgeschlossenen Verträgen im dualen System auch das Geburtsjahr der Auszubildenden erfasst. Darüber hinaus liegen Altersangaben seit der Revision der Berufsbildungsstatistik auch für Auszubildende in weiteren Differenzierungen vor. Sie werden im ersten Abschnitt dieses Kapitels für die Auszubildenden mit neu abgeschlossenen Verträgen, Ausbildungsanfänger/ -innen und Absolventen und Absolventinnen ausgewiesen. Mithilfe der Altersangaben lässt sich außerdem die Ausbildungsbeteiligung der Jugendlichen im dualen System berechnen. Die vom Bundesinstitut für Berufsbildung hierzu ausgewiesenen Indikatoren werden im zweiten Abschnitt des Kapitels behandelt.
Alter der Auszubildenden
Das Durchschnittsalter der Auszubildenden mit Neuabschluss betrug im Berichtsjahr 2011 20,0 Jahre und blieb damit gegenüber dem Vorjahr unverändert (vgl. BIBB-Datenreport 2012, Kapitel A4.5). Regional ergeben sich in der Altersverteilung Unterschiede. So lag das Durchschnittsalter in Ostdeutschland mit 20,6 Jahren insgesamt etwas höher (West: 19,9 Jahre) Tabelle A4.5-1. Altersangaben für die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge liegen seit 1993 vor. In der längerfristigen Betrachtung zeigt sich, dass das Durchschnittsalter der Auszubildenden im dualen System seit der Erfassung des Merkmals stetig angestiegen ist. 1993 hatte es durchschnittlich noch 18,5 Jahre betragen; mehr als die Hälfte der Auszubildenden waren 16- und 17-Jährige. Seither hat sich die Verteilung immer stärker ausgeweitet. Heute machen diese beiden Altersgruppen nur noch rund 27,0 % aus, zunehmend sind Jugendliche in höherem Alter unter den Neuabschlüssen Tabelle A4.5-2. Die verlängerte Schulzeit im Sekundarbereich I, die zunehmend höheren Schulabschlüsse der Auszubildenden und die schwierigen Eintritte in die Berufsausbildung vergangener Jahre haben sich deutlich auf die Altersstruktur unter den Auszubildenden ausgewirkt.120
Auszubildende mit Neuabschluss sind nicht zwingend mit Ausbildungsanfängern und -anfängerinnen gleichzusetzen (vgl. Kapitel A4.3). Im Berichtsjahr 2011 waren unter den Auszubildenden mit Neuabschluss 496.593 Ausbildungsanfänger/-innen. Für Ausbildungsanfänger/-innen und Absolventen/ Absolventinnen der dualen Ausbildung (vgl. Kapitel A4.8) können durch die Revision der Berufsbildungsstatistik 2007 nun ebenfalls Altersangaben differenziert werden. Das Durchschnittsalter der Ausbildungsanfänger/-innen lag 2011 wie im Vorjahr bei 19,8 Jahren Tabelle A4.5-3. Die 17- und 18-Jährigen bildeten die größten Altersgruppen. Sie machten zusammen mit den 19-Jährigen fast die Hälfte der Ausbildungsanfänger/-innen aus. Nur 11,9 % waren 16 Jahre oder jünger, 38,9 % dagegen hatten bereits mindestens das 20. Lebensjahr erreicht. Da Frauen über höhere Schulabschlüsse verfügen (vgl. Kapitel A4.6.2), lag ihr Durchschnittsalter bei Ausbildungsbeginn mit 19,9 Jahren etwas höher
Dass die Männer mit 19,7 Jahren trotz des höheren Hauptschüleranteils nicht sehr viel jünger waren, deutet auf Schwierigkeiten beim Übergang in die duale Ausbildung hin. Der Anteil der Männer, die zuvor an einer berufsvorbereitenden oder grundbildenden Maßnahme teilgenommen hatten, war größer als der der Frauen (vgl. Kapitel A4.6.1). Auch bezüglich der Staatsangehörigkeit deuten die Ergebnisse auf einen erschwerten Übergang hin. Obwohl über die Hälfte der ausländischen Auszubildenden einen Hauptschulabschluss besitzt (vgl. Kapitel A4.6.2), lag das Durchschnittsalter der Ausbildungsanfänger/-innen bei 20,3 Jahren. Die deutsche Vergleichsgruppe war im Durchschnitt 19,7 Jahre alt.
Die Ausbildungsabsolventen/-absolventinnen, d. h. Auszubildende mit bestandener Abschlussprüfung, waren 2011 durchschnittlich 22,0 Jahre alt Tabelle A4.5-3. Damit stieg ihr Alter gegenüber dem Vorjahr geringfügig an (2010: 21,9 Jahre). Über die Hälfte der Auszubildenden war beim erfolgreichen Abschluss der Ausbildung 20 bis 22 Jahre alt. 11,0 % waren 19 Jahre oder jünger, 34,2 % hatten bereits mindestens das 23. Lebensjahr erreicht. Männliche und weibliche Auszubildende waren mit durchschnittlich 22,0 Jahren bei Abschluss ihrer Ausbildung gleich alt. Unterschiede ergeben sich nur bei der Differenzierung nach Staatsangehörigkeit. Absolventen/ Absolventinnen mit ausländischer Staatsangehörigkeit wiesen mit 22,6 Jahren ein höheres Alter auf als Absolventen/Absolventinnen mit deutscher Staatsangehörigkeit (22,0 Jahre). Gegenüber Absolventen/Absolventinnen, die erstmals ihre Ausbildung im dualen System abschlossen, gab es beim Durchschnittsalter keinen Unterschied.
Tabelle A4.5-1: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach Alter und Region 2011 (in %)1
Tabelle A4.5-1 (barrierefrei)
Tabelle A4.5-2: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach Alter, Bundesgebiet 1993 bis 2011 (in %)1
Tabelle A4.5-2 (barrierefrei)
Tabelle A4.5-3: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag, Ausbildungsanfänger/-innen und Absolventen/Absolventinnen nach Alter, Bundesgebiet 2011
Tabelle A4.5-3 (barrierefrei)
Ausbildungsbeteiligung der Jugendlichen im dualen System
Quoten zur Ausbildungsbeteiligung der Jugendlichen werden als Indikator für die quantitative Bedeutung des dualen Systems sowie als Maß der Integration verschiedener Personengruppen interpretiert. Sie geben den Anteil der Jugendlichen in der Wohnbevölkerung an, die eine duale Berufsausbildung nach BBiG bzw. HwO beginnen oder erfolgreich abschließen. Wie lange die Übergangsphase von der allgemeinbildenden Schule bis zu dem beobachteten Ereignis dauert, bleibt dabei unberücksichtigt. Generell dient die Quote vor allem dem Vergleich im Zeitverlauf und vergleichenden Analysen verschiedener Personengruppen. Zur Berechnung werden Daten aus der Berufsbildungsstatistik und der Bevölkerungsfortschreibung der statistischen Ämter des Bundes und der Länder verwendet.
Ablösung der früheren Ausbildungsbeteiligungsquote
Lange bildeten die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge die Grundlage für die Berechnung der Ausbildungsbeteiligung. Denn nur für diese lagen Altersangaben vor. Da aber einige Personen im Laufe ihres Lebens wiederholt Ausbildungsverträge abschließen121, überschätzt diese Ausbildungsbeteiligungsquote den Anteil der Jugendlichen, die in ihrer Biografie irgendwann eine Ausbildung beginnen. Durch die frühere Aggregatdatenerhebung der Berufsbildungsstatistik war eine bessere Berechnungsweise jedoch nicht möglich. Durch die Neuerungen der Berufsbildungsstatistik können nun Ausbildungsanfänger/-innen als Teilgruppe der Neuabschlüsse abgegrenzt werden (vgl. Kapitel A4.3), sodass die notwendigen Altersangaben, wie im vorangegangenen Abschnitt dargelegt, entsprechend differenziert werden können. So lässt sich seit 2009 eine Ausbildungsanfängerquote berechnen und die Überschätzung vermeiden.
Doch nicht nur der Anteil der Jugendlichen, die eine duale Ausbildung beginnen, ist von Interesse, sondern auch der Anteil derer, die sie mit bestandener Abschlussprüfung beenden. Durch die Revision der Berufsbildungsstatistik kann nun auch eine entsprechende Ausbildungsabsolventenquote berechnet werden (Gericke/Uhly 2012).
Ausbildungsanfängerquote: Anteil der Jugendlichen 2011, die eine Ausbildung beginnen
Die Ausbildungsanfängerquote stellt den geeignetsten Indikator dar, um den Anteil der Jugendlichen zu bemessen, die eine duale Berufsausbildung beginnen. Denn die Quote vermeidet die Überschätzung durch Mehrfachzählungen von Verträgen. Die Quote fällt entsprechend niedriger aus als die frühere Ausbildungsbeteiligungsquote. Für das Berichtsjahr 2011 ergibt sich ein rechnerischer Anteil von 56,9 %122 an der Wohnbevölkerung, der irgendwann im Laufe der Biografie eine duale Berufsausbildung beginnt Tabelle A4.5-4. Die Ausbildungsanfängerquote ist 2011 weiter gestiegen (2010: 54,9 %). Ausschlaggebend hierfür sind gegenläufige Entwicklungen bei der Zahl der Ausbildungsanfänger/-innen (+1,2 %) und der Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter (-1,5 %). Zudem ergeben sich anders als im Vorjahr auch regionale Unterschiede. Die Anfängerquote in Westdeutschland liegt bei 57,4 %, sie ist gegenüber dem Vorjahr etwas stärker gestiegen (+4,2 %). Im östlichen Bundesgebiet liegt die Quote bei 54,6 %. Sie blieb im Vorjahresvergleich fast unverändert. Die Zahl der Ausbildungsanfänger/-innen im östlichen Bundesgebiet sinkt ähnlich stark wie die der Wohnbevölkerung.
Die Quoten variieren aber auch zwischen Personengruppen. In der männlichen Wohnbevölkerung liegt der Anteil, der eine Ausbildung im dualen System beginnt, bei 66,2 %. Gegenüber dem Vorjahr ist er stark gestiegen (+5,8 %). Bedingt wurde dies durch einen leichten Bevölkerungsrückgang und einen gleichzeitigen Anstieg der Anfängerzahlen – v. a. im Bereich Industrie und Handel. Unter den Frauen beträgt die Quote 47,1 %. Sie erhöhte sich damit nur geringfügig gegenüber dem Vorjahr (+0,9 %). Die Zahl der Anfängerinnen war anders als bei den Männern um knapp 2 % gesunken. Bei den grundsätzlich ungleichen Quoten spielen geschlechtsspezifische Bildungsorientierungen und die höheren schulischen Qualifikationen der Frauen eine Rolle, die diesen neben dem dualen System auch schulische Berufsausbildungen oder akademische Wege eröffnen. Chancen auf einen Neuabschluss hängen aber auch mit Zugangsbedingungen im dualen System zusammen. So haben Frauen, die eine betriebliche Ausbildung anstreben, gegenüber ihren männlichen Bewerbern trotz besserer Schulqualifikationen geringere Realisierungschancen (vgl. Beicht/Friedrich/Ulrich 2007). Da sich Frauen auf ein engeres Berufsspektrum mit personenbezogenen Dienstleistungsberufen und Büroberufen konzentrieren, sind sie zudem einer erhöhten Wettbewerbssituation in diesen Ausbildungsberufen ausgesetzt.
Trotz der zuletzt positiven Entwicklungen der Neuabschluss- und Anfängerzahlen ist die Situation der Jugendlichen ausländischer Staatsangehörigkeit insgesamt unverändert schwierig. Die Ausbildungsanfängerquote in der ausländischen Wohnbevölkerung liegt 2011 bei 29,8 %. Nach zuletzt steigenden Tendenzen erhöhte sie sich somit kaum (2010: 29,5 %). Doppelt so hoch ist mit 60,2 % der Anteil unter den Jugendlichen deutscher Staatsangehörigkeit, die mit einem Zuwachs von 5,2 % gegenüber dem Vorjahr die 60-Prozent-Marke überstiegen. Vertragsabschlüsse von ausländischen Ausbildungsanfängern und -anfängerinnen konzentrieren sich noch stärker als die anderen Personengruppen auf ein enges Berufsspektrum. Zu beachten ist, dass hier stets nachfrage- und angebotsseitige Gründe eine Rolle spielen. Einerseits liegen unter den ausländischen Jugendlichen niedrigere Schulabschlüsse vor, die die Chancen im dualen System einschränken. Andererseits deutet sich in Studien zu Migranten an, dass auch bei Kontrolle der schulischen Leistung und des Wunsches nach einer betrieblichen Ausbildung deutlich geringere Chancen auf einen Ausbildungsplatz bestehen als bei der entsprechenden Vergleichsgruppe (vgl. Kapitel A3.1, A3.2, A4.9, Beicht 2011; Friedrich 2009).123 Jüngst zeigten BIBB-Analysen, dass diese auch nicht auf einseitige Berufswünsche zurückzuführen sind. Die ursprünglichen Berufsinteressen von Migranten seien ebenso vielfältig wie die von Ausbildungssuchenden ohne Migrationshintergrund (Beicht 2012). In der Vergangenheit wurden dagegen Verdrängungstendenzen und ein spezifisches betriebliches Auswahlverhalten beobachtet, das in Zusammenhang mit der allgemeinen Ausbildungsstellenmarktsituation steht. Bei angespannter Lage griffen Betriebe demnach weniger auf das Bewerberangebot ausländischer Jugendlicher zurück (siehe BIBB-Datenreport 2012, Kapitel A4.5; Uhly/Granato 2006; Granato/Werner 1999). Zu beachten ist dabei, dass den betreffenden Personen aufgrund der tendenziell niedrigeren Schulabschlüsse ohnehin weniger alternative (schulische oder akademische) Bildungswege offenstehen.
E Ausbildungsanfängerquote der Jugendlichen (AAQ)
Nicht alle Jugendlichen mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag sind Ausbildungsanfänger/-innen (vgl. Kapitel A4.3). Die frühere, auf Basis der Neuabschlüsse berechnete Ausbildungsbeteiligungsquote überschätzt den Anteil der Ausbildungsanfänger/-innen, weil u. a. auch bei Betriebs- oder Berufswechsel ein Neuabschluss erfolgt (zu Einschränkungen bei der Berechnung vgl. Uhly 2006 und Althoff 1997).
Anhand der Angaben zur vorherigen Berufsausbildung der Auszubildenden und zur faktischen Ausbildungsdauer sowie der Daten zu Schulqualifikationen und Alter lassen sich seit der Revision der Berufsbildungsstatistik zumindest näherungsweise die Ausbildungsanfänger/-innen unter den Neuabschlüssen im dualen System identifizieren. Bei der Berechnung der AAQ werden anstelle der Neuabschlüsse die Anfänger/-innen nach Alter auf die Wohnbevölkerung bezogen (vgl. Gericke/Uhly 2012; Gericke/Uhly/Ulrich 2011). Die AAQ gibt den rechnerischen Anteil einer synthetischen Alterskohorte in der Wohnbevölkerung wieder, der erstmals eine Ausbildung mit Ausbildungsvertrag im dualen System beginnt.
Tabelle A4.5-4: Ausbildungsanfängerquote nach Personenmerkmal und Region1, 2009 bis 2011 (in %)2
Tabelle A4.5-4 (barrierefrei)
Ausbildungsabsolventenquote: Anteil der Jugendlichen 2011, die einen Abschluss machen
Entscheidend für das Individuum, und angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftemangels auch für den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft, ist nicht allein das Einmünden in eine Berufsausbildung und der Vertragsabschluss, sondern auch das erfolgreiche Absolvieren und Erlangen eines qualifizierten Berufsabschlusses. Im Berichtsjahr 2011 bestanden 476.580 Auszubildende im dualen System ihre Abschlussprüfung (vgl. Kapitel A4.8). Rund 95 % darunter schlossen erstmals erfolgreich eine duale Ausbildung ab. Um Mehrfachzählungen zu vermeiden, werden diese Erstabsolventen und nicht sämtliche Absolventen/Absolventinnen in Bezug gesetzt zur entsprechenden Wohnbevölkerung. Daraus ergab sich für das Berichtsjahr 2011 eine Ausbildungsabsolventenquote von 46,5 %124 Tabelle A4.5-5. Gegenüber dem Vorjahr (46,3 %)125 ist die Quote kaum verändert.
In der männlichen Bevölkerung liegt die Absolventenquote 2011 mit 52,8 % deutlich höher. Unter den Frauen betrug sie 39,9 % und ging damit leicht zurück. In der deutschen Bevölkerung beträgt die Quote 50,4 %, unter den Ausländern und Ausländerinnen lediglich 17,9 %. Da sich die Ausbildungsbeteiligungsquoten zwischen Ost und West vor wenigen Jahren noch deutlicher unterschieden (vgl. BIBB-Datenreport 2011, Kapitel A4.5), ergeben sich 2011 bei der Absolventenquote entsprechend größere regionale Unterschiede. So liegt der rechnerische Anteil, der in der westlichen Wohnbevölkerung erfolgreich eine duale Ausbildung abschloss, bei 47,5 %, in der östlichen bei 42,1 %.
Tabelle A4.5-5: Ausbildungsabsolventenquote1 nach Personenmerkmal und Region2, 2009 bis 2011 (in %)
E Ausbildungsabsolventenquote der Jugendlichen (AbsQ)
Nicht nur der Umfang der Anfänger/-innen, sondern auch der Anteil der Absolventen/Absolventinnen gibt Auskunft über die Bedeutung des dualen Systems. Um Mehrfachzählungen zu vermeiden, werden hierzu nur jene Absolventen und Absolventinnen betrachtet, die zuvor nicht bereits eine duale Ausbildung mit Vertrag erfolgreich abgeschlossen haben. Seit der Revision der Berufsbildungsstatistik können diese Erstabsolventen/-absolventinnen nach Alter differenziert werden. Die Ausbildungsabsolventenquote gibt den rechnerischen Anteil einer synthetischen Alterskohorte in der Wohnbevölkerung wieder, der eine duale Berufsausbildung mit Ausbildungsvertrag erfolgreich absolviert hat. Die Quote berechnet sich auf Basis der Berufsbildungsstatistik und der Bevölkerungsfortschreibung der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, jeweils zum Stichtag 31. Dezember. Auszubildende mit bestandener Abschlussprüfung, die zuvor noch keine duale Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, werden der Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter gegenübergestellt (vgl. Gericke/Uhly 2012).
In Zukunft kann die Ausbildungsabsolventenquote mit der zugehörigen Ausbildungsanfängerquote verglichen werden, um einzuschätzen, wie groß der Anteil derer ist, die eine Ausbildung im dualen System beginnen, diese aber nicht erfolgreich beenden. Hierzu ist ein Vergleich der aktuellen Ausbildungsabsolventenquoten mit Ausbildungsanfängerquoten früherer Jahre notwendig. Da die Ausbildungsanfängerquote erst seit dem Berichtsjahr 2009 berechnet werden kann, ist der Vergleich zurzeit nicht möglich.
Langfristige Entwicklungen
Analysen langfristiger Entwicklungen sind auf Basis der neuen Indikatoren zurzeit nicht möglich, da sie für die Berichtsjahre vor 2009 nicht berechnet werden können. Hierzu muss trotz der Überschätzung auf die alte Ausbildungsbeteiligungsquote basierend auf Neuabschlusszahlen zurückgegriffen werden (vgl. BIBB-Datenreport 2012, Kapitel A4.5).126
In Schaubild A4.5-1 sind für den Berichtszeitraum 1993 bis 2011 die Veränderungsraten der Ausbildungsbeteiligungsquoten gegenüber dem Berichtsjahr 1993 dargestellt.
Erkennbar schwankte die Quote Mitte der 1990er- Jahre nur geringfügig um Werte von maximal -1,5 % bis +1,1 % im Vergleich zu 1993. 1999 stieg die Quote etwas stärker (+4,4 %), dann folgte jedoch zwischen 2000 und 2005 eine mehrjährige Phase sinkender Ausbildungsbeteiligung, seit 2001 liegt die Quote durchgehend unterhalb des Werts von 1993. Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsstellenmarkt hatten aufgrund sinkender Neuabschlüsse und gleichzeitig steigender Bevölkerungszahlen stark auseinandergeklafft. Lehrstellenmangel, steigende Altbewerberbestände und die Ausweitung des Übergangssystems waren die Folge. Besonders stark fiel die Quote im Berichtsjahr 2002 mit -8,0 %. Ein positiver Trend konnte erst 2006 beobachtet werden, die Ausbildungsbeteiligung erhöhte sich wieder und lag 2007 und 2008 nur knapp unterhalb des Werts von 1993. Infolge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise ließen die stark abfallenden Neuabschlusszahlen die Ausbildungsbeteiligungsquote im Berichtsjahr 2009 jedoch wieder deutlich sinken (-7,3 %). Die Berichtsjahre 2010 und 2011 beschreiben mit Differenzen gegenüber 1993 von -5,7 % und -2,1 % vorläufig wieder eine Zuwachsphase.
E Abgelöst: Ausbildungsbeteiligungsquote der Jugendlichen (AQ)
Bis zur Revision der Berufsbildungsstatistik konnten aus der Berufsbildungsstatistik nur Neuabschlüsse bzw. Bestandsangaben (vgl. BIBB-Datenreport 2009, Kapitel A5.7) zur Quantifizierung der Ausbildungsbeteiligung verwendet werden. Da mit der Einführung der Ausbildungsanfängerquote eine genauere Bemessung des Anfängeranteils möglich ist, der Mehrfachzählungen auslässt, eignet sich die Ausbildungsbeteiligungsquote nun vor allem für Vergleiche im längerfristigen Zeitverlauf. Die Ausbildungsbeteiligungsquote gibt den rechnerischen Anteil einer synthetischen Alterskohorte in der Wohnbevölkerung wieder, der einen Ausbildungsvertrag im dualen System abschließt. Die Zahl der Jugendlichen mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag wird der Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter gegenübergestellt (Uhly/Gericke 2010; zu Bildungsindikatoren im Vergleich vgl. Gericke/Uhly 2012).
Schaubild A4.5-1: Frühere Ausbildungsbeteiligungsquote (AQ), Veränderungsraten gegenüber dem Berichtsjahr 1993 in %