Berufliche Bildung ist einem stetigen Veränderungs- und Modernisierungsprozess unterworfen. Dies gilt für die Übergänge zwischen Schule und Ausbildungssystem, zwischen Ausbildungs- und Beschäftigungssystem und für die berufliche Weiterbildung. Um diesen Veränderungsprozess anzustoßen und wichtige Impulse zu geben, werden sowohl vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als auch von anderen Akteuren (z. B. weitere Bundes- und Länderministerien, die Europäische Kommission, die Bundesagentur für Arbeit) zahlreiche Programme und Modellinitiativen in ganz unterschiedlichen Themenbereichen aufgelegt. Eine wesentliche Bedeutung gewinnt im Rahmen des Modernisierungsprozesses auch der Ausbau von überbetrieblichen Berufsbildungszentren hin zu Kompetenzzentren.
Zunächst wird im Kapitel D1 ein umfassender Überblick über die Programme zur Förderung der Berufsausbildung der beteiligten Bundes- und Länderministerien sowie der Bundesagentur für Arbeit und der Integrationsämter gegeben. Dabei handelt es sich sowohl um zeitlich begrenzte Programme als auch um Programme im Bereich gesetzlicher Aufgaben nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG). Die Finanzierung erfolgt aus Haushaltsmitteln des Bundes, der Länder und der Kommunen, aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und der Bundesagentur für Arbeit sowie aus Eigenmitteln der Träger.
Die Übersicht verdeutlicht, wie vielfältig die Förderlandschaft ist. Allerdings gibt es in den vergangenen Jahren zahlreiche Initiativen zur besseren Abstimmung und Koordinierung der Maßnahmen. Dies gilt sowohl auf Bundes- und Länderebene als auch auf regionaler Ebene. Auch der Hauptausschuss beim Bundesinstitut für Berufsbildung befasst sich seit 2 Jahren intensiv mit diesem Thema.
Das Kapitel D2 liefert einen Überblick über Modellversuche in der beruflichen Bildung. Modellversuche nehmen innovative Trends auf und leiten beispielhaft praktische Schritte für bildungspolitische Neuentwicklungen sowohl in inhaltlicher als auch methodischer und struktureller Perspektive ein. Zurzeit gibt es in den 3 Förderschwerpunkten „Neue Wege in die duale Ausbildung – Heterogenität als Chance für die Fachkräftesicherung“, „Qualitätsentwicklung und -sicherung in der betrieblichen Berufsausbildung“ sowie „Berufliche Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ insgesamt 34 Modellprojekte. Die einzelnen Projekte haben Ende des Jahres 2010 bzw. Anfang des Jahres 2011 begonnen. Die Laufzeit beträgt entweder 2 oder 3 Jahre, sodass hier über erste Ergebnisse berichtet werden kann. Diese müssen nun in die Praxis übertragen werden.
Ergänzend findet sich in Kapitel D2 eine Darstellung der Pilotinitiative DECVET zur Entwicklung und Erprobung eines Leistungspunktesystems in der beruflichen Bildung sowie der im Jahr 2012 gestarteten BMBF-Initiative „ANKOM – Förderung von Maßnahmen für den Übergang von der beruflichen in die hochschulische Bildung“. Auf einer Abschlusskonferenz im Juni 2012 in Berlin wurden die Ergebnisse von DECVET der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Anrechnung von Lernergebnissen zwischen unterschiedlichen Ebenen (z. B. von der Berufsvorbereitung auf die Ausbildung) ist zwar schwierig, aber möglich und gewinnbringend, so lässt sich ganz knapp das Resümee aus DECVET ziehen.
Im Kapitel D3 erfolgt schließlich eine Darstellung der Entwicklung von überbetrieblichen Ausbildungsstätten hin zu Kompetenzzentren. Sie verfolgen Neuentwicklungen in Forschung und Technik, bewerten deren Nutzen für mittelständische Unternehmen und unterstützen die Umsetzung in die betriebliche Praxis durch passgenaue Qualifizierungsmaßnahmen. Kompetenzzentren tragen dadurch erheblich zur Implementierung neuer Technologien und damit zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft bei.
(Michael Heister)