D2 Modellprojekte und Pilotinitiativen entwickeln innovative Konzepte für die betriebliche Ausbildung
Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der beruflichen Bildung in Deutschland ist die enge Verbindung zur betrieblichen Praxis. So müssen sich die hohen Standards der Ordnungsmittel in der betrieblichen Ausbildung bewähren, während gleichzeitig über konkrete Anforderungen aus den Betrieben Entwicklungspfade für die Berufsbildung vorgezeichnet werden. Eine wichtige Scharnierfunktion spielen hierbei Modellversuche. Ihr Ziel ist es, aus der betrieblichen Praxis Innovationen für die Berufsbildung zu entwickeln und zu erproben.
Zurzeit gibt es auf der Grundlage des § 90 Abs. 3 Nr. 1d Berufsbildungsgesetz (BBiG) 3 Förderschwerpunkte, die sich mit aktuellen Anforderungen an die berufliche Bildung beschäftigen:
- Der Übergang von der Schule in die Ausbildung muss vor allem vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung neu gestaltet werden. Nachdem sich die meisten Übergangsmaßnahmen auf eine Förderung der Jugendlichen konzentrieren, geht es nun darum, die ausbildenden Betriebe bei den zunehmend vielfältigeren Anforderungen an die Ausbildung und die Auszubildenden zu unterstützen. Förderschwerpunkt: Neue Wege in die duale Bildung – Heterogenität als Chance für die Fachkräftesicherung mit 17 Modellprojekten.
- Stand wegen der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt vor allem die Quantität der Ausbildungsangebote im Fokus des Interesses, gewinnen qualitative Fragen des Ausbildungsprozesses und des Ausbildungserfolgs an Bedeutung. Insbesondere Klein- und Mittelbetrieben müssen Instrumente an die Hand gegeben werden, die Qualität ihrer betrieblichen Bildung systematisch zu sichern und weiterzuentwickeln. Dabei sollten die betrieblichen Anstrengungen in eine lernortübergreifende Qualitätsstrategie eingebettet und das ausbildende Personal qualifiziert werden. Förderschwerpunkt: Qualitätsentwicklung und -sicherung in der betrieblichen Berufsbildung mit 10 Modellprojekten.
- Gerade im Arbeits- und Wirtschaftsprozess müssen Maßnahmen und Konzepte auf dem Weg hin zu einer nachhaltigen Entwicklung manifest werden. Die Arbeitswelt ist somit ein wichtiger Erfahrungs- und Gestaltungsraum von Nachhaltigkeit. Zugleich benötigt eine auf Nachhaltigkeit orientierte Wirtschaft gut ausgebildete Fachkräfte, die in der Lage sind, berufliche Handlungssituationen im Sinne der Leitideen nachhaltiger Entwicklungsprozesse gestalten zu können.
- Förderschwerpunkt: Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung mit 7 Modellprojekten.
Über die geförderten Modellprojekte im Einzelnen informiert Tabelle D2-1 Internet.
Eine weitere Herausforderung ist, die Durchlässigkeit innerhalb der beruflichen Bildung und zu anderen Bildungssystemen, insbesondere zu Hochschulen, zu stärken. So wurde 2012 die Pilotinitiative DECVET zur Entwicklung und Erprobung eines Leitungspunktesystems in der beruflichen Bildung abgeschlossen. Die Ergebnisse zeigen, dass mit einer konsequenten Orientierung an Lernergebnissen Durchlässigkeit an den entscheidenden vertikalen und horizontalen Schnittstellen der beruflichen Bildung verbessert und strukturell im Rahmen der vorhandenen Ordnungsmittel verankert werden kann.
2012 wurde dem BIBB die Programmträgerschaft für ANKOM – Übergänge von der beruflichen in die hochschulische Bildung übertragen. Nachdem in den vorhergegangenen ANKOM-Projekten tragfähige Mechanismen für die Anrechnung beruflicher Kompetenzen auf ein Studium entwickelt wurden, liegt der Schwerpunkt jetzt darauf, durch entsprechende Gestaltung von Studiengängen sowie Beratung und Information die Studienangebote an den Bedingungen und Bedarfen beruflich Qualifizierter und Berufstätiger zu orientieren und damit den Einstieg in ein Hochschulstudium zu erleichtern.
(Barbara Hemkes)
Förderschwerpunkt: Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung
Der Förderschwerpunkt „Berufliche Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ (BBNE) (Laufzeit 2010 bis 2013) steht in enger Beziehung zur UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005 bis 2014).
Im Förderschwerpunkt BBNE werden Verbund- und Einzelprojekte gefördert, deren Aufgabe es u. a. ist, Handlungsempfehlungen und Konzepte zur Implementation und Verstetigung beruflicher Bildung für nachhaltige Entwicklung auf den verschiedenen Ebenen des Bildungssystems zu entwickeln und zu erproben. Die Projekte weisen einen Regional- und einen Branchenbezug auf.
Als Zwischenbilanz lässt sich festhalten:
- In der Branche Metall/Elektro
-wurde in einem Verbundprojekt mit der Universität Oldenburg und dem Bundestechnologiezentrum für Elektrotechnik in Oldenburg (BFE) ein Fortbildungsgang zum/zur geprüften technischen Fachwirt/-in – Erneuerbare Energien entwickelt. Dieser Fortbildungsgang wird zzt. im BFE erprobt. Eine Anerkennung nach BBiG auf Kammerbezirksebene wird angestrebt,
– wurden im Verbundprojekt „Offshore-Kompetenz“ der Universität Bremen und weiterer Partner berufliche Kompetenzen und Qualifikationsbedarfe von Fachexperten bei der Montage, Inbetriebnahme und dem Service von Offshore-Windenergieanlagen in Verbindung mit BBNE ermittelt und Facharbeiterworkshops durchgeführt,
– erhob das Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim und die Metropol- Solar Rhein-Neckar e. V. Daten zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfes in der beruflichen Bildung im Bereich Elektromobilität und erneuerbare Energien im Handwerk und führte dazu Fachworkshops durch. Es zeichnet sich ab, dass keine grundlegenden Qualifikationen in diesem Themenfeld benötigt werden.
- Branche Bauen und Wohnen
-Das Netzwerk KOMZET Bau und Energie – ein Zusammenschluss der Kompetenzzentren in der Bauwirtschaft – entwickelte bislang 12 gewerkübergreifende Lernmodule zum energieeffizienten Bauen und Sanieren. Die Lernmodule werden aktuell in den KOMZET erprobt. Ziel ist, eine nachhaltige Entwicklung in der beruflichen Bildung im Bausektor zu fördern und diese in Kooperation mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und anderen Bildungsakteuren dauerhaft als Leitbild in der Aus- und Fortbildung zu verankern.
- Branche Chemie
-Die Rhein-Erft Akademie (REA) entwickelte – zusammen mit ihren Partnern – Lernmodule, um nachhaltige Bildungskarrieren in der Chemieindustrie zu fördern. Erste Erprobungen wurden an der REA durchgeführt. Projektziel ist die methodische Aufbereitung und Implementierung der Kriterien nachhaltiger Entwicklung für den Bildungsbereich auf allen Ebenen der beruflichen Bildung einschließlich der universitären Bildung im Chemiebereich.
- Branche Ernährung
-Das Projekt der Fachhochschule Münster/Institut für berufliche Lehrerbildung wurde von 2 auf 3 Jahre Laufzeit verlängert. Im Rahmen des Projektes wurde ein modulares Rahmencurriculum zur systematischen Qualifizierung für nachhaltige Entwicklung in der beruflichen Bildung im Ernährungsbereich mit Fokus auf die Gemeinschaftsverpflegung für die ausgewählten Berufe des Ernährungsbereiches entwickelt. Das Rahmencurriculum wird aktuell sowohl in der Lehrerbildung als auch in verschiedenen Berufskollegs eingesetzt.
Der Förderschwerpunkt BBNE wird kontinuierlich evaluiert. Dazu wird ein webgestütztes Monitoring- System eingesetzt. Im Förderschwerpunkt wurden Programmworkshops für alle Projektpartner und branchenspezifische Fachworkshops durchgeführt.
(Dagmar Winzier)
Förderschwerpunkt „Neue Wege in die duale Ausbildung - Heterogenität als Chance für die Fachkräftesicherung"
Die Ausbildung in kleinen und mittleren Unternehmen steht im Fokus dieses BIBB-Modellversuchsschwerpunktes. Die zunehmende Heterogenität der Jugendlichen wird in Betrieben, Berufsschulen und bei Bildungsdienstleistern von den 17 bundesweit arbeitenden Modellversuchen und ihrer zentralen wissenschaftlichen Begleitung als Herausforderung und Chance begriffen. Für die Modellversuche und für das Programm insgesamt wurden leitende Handlungsfelder ausgewählt. Sie beziehen sich auf die folgenden 4 Bereiche:
1. Im Übergang Schule – Berufsausbildung geht es vorrangig um 3 Ansätze:
- Der Aufbau und die Pflege von Netzwerken und Kooperationsplattformen verbessert die Verzahnung der Aktivitäten aller Beteiligten (allgemeinbildende und berufliche Schulen, Betriebe, zuständige Stellen, Arbeitsagenturen und Bildungsdienstleister).
- Die Etablierung neuer personaler Strukturen und die Einbindung bestehender Instrumente (z. B. Einstiegsbegleitung und -qualifizierung) trägt zur Optimierung des Übergangsmanagements bei.
- Durch eine „Vorausbildung“ werden junge Menschen an eine reguläre Ausbildung herangeführt. Dabei liegt in jedem Falle schon zu Beginn dieser qualifizierenden Maßnahmen die Zusage eines Betriebes für eine Übernahme in Ausbildung vor.
2. Im Rahmen der Entwicklung spezifischer Ausbildungsmärkte soll unter anderem mit Informations- und berufsorientierenden Veranstaltungen in Schulen sowie Betriebspraktika und Interaktionsmöglichkeiten über Social Media die Attraktivität einer Ausbildung in bestimmten Branchen, Berufsfeldern und Regionen herausgestellt werden.
3. Die Modellversuche unterstützen in vielfältiger Weise das betriebliche Ausbildungsmanagement: Schwerpunkte liegen dabei auf der Erfassung kompetenzorientierter Bewerber- und Stellenprofile und der Entwicklung praktikabler und belastbarer Matchingkonzepte.
4. Eine spezifische und besonders wichtige Form der Förderung der Ausbildungsqualität stellt die Qualifizierung des betrieblichen Ausbildungspersonals dar. Zu nennen sind hier z. B. die Qualifizierung von Azubi-Tutoren bzw. Azubi- Trainern oder Veranstaltungen sowie Module für Ausbilderkurse nach AEVO.
Regionale und überregionale Kooperationen – Innovationspartnerschaften der unterschiedlichen Akteure – werden kontinuierlich ausgebaut und tragen wesentlich zur weiteren Erreichung der Ziele bei. Die Kooperationspartnerschaften des Förderschwerpunktes haben sich im Verlauf des Jahres 2012 weiterentwickelt. In den 17 Modellversuchen existieren derzeit 45 Verbundpartner/strategische Partner, 1.526 Kooperationspartnerschaften, darunter 1.426 Betriebe.
(Gisela Westhoff, Marion Trimkowski)
Förderschwerpunkt: Qualität in der betrieblichen Ausbildung
Gegenwärtig leisten bundesweit 10 Modellversuche einen Beitrag zur Steigerung der Qualität der Berufsausbildung. Seit Beginn des Förderschwerpunkts „Qualitätsentwicklung und -sicherung in der betrieblichen Berufsausbildung“ (11/2010 bis 05/2013) wurden für verschiedene Berufsfelder und Branchen in unterschiedlich strukturierten Regionen vielfältige Maßnahmen und Instrumente entwickelt und erprobt, um die Ausbildung besonders in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) zu optimieren. Dadurch soll die Attraktivität der Berufsausbildung gesteigert, Ausbildungsabbrüche vermieden und der zukünftige Fachkräftebedarf gesichert werden.
Die 3 zentralen Ansatzpunkte zur Verbesserung der Ausbildungsqualität im Rahmen des Förderprogramms sind:
- Entwicklung von Instrumenten zur Qualitätsentwicklung und -sicherung zur Förderung, Beurteilung und Steuerung des Ausbildungsprozesses,
- Entwicklung von Kommunikations- und Kooperationsstrukturen: Maßnahmen und Instrumente für die lernortübergreifende Vernetzung und den Austausch sowie Methoden zur Intensivierung der Lernortkooperation,
- Entwicklung von Qualifizierungskonzepten für das Ausbildungspersonal: Aus- und Weiterbildungskonzepte sowie Konzepte der prozesshaften Begleitung für das Ausbildungspersonal.
Alle Modellversuche befassen sich in unterschiedlicher Gewichtung mit diesen 3 Schwerpunktsetzungen. So wurden bisher rund 140 Konzepte und Instrumente zur Qualitätsentwicklung und -sicherung der dualen Ausbildung entwickelt. Während sich einige von ihnen noch in der Erprobung befinden, lassen sich viele bereits erprobte Konzepte und Instrumente über die Homepages der Modellversuche abrufen. Sie stehen allen interessierten Bildungspartnern zur Verfügung und können an die eigenen Bedarfe angepasst werden. Eine Auswahl der Qualitätskonzepte und -instrumente ist zudem über die BIBB-Ausbilder/-innen- Plattform www.foraus.de unter der Rubrik „Nachrichten – eLearning/Digitale Medien – Best Practice“ zu finden. Neben Anleitungen zur Leitbildentwicklung oder allgemeinen (betrieblichen) Ausbildungsplanung befinden sich ebenso Konzepte zur individuellen Ausbildungsplanung und Strukturierung der Ausbildung oder Vorschläge zum Führen von Ausbildungsnachweisen und Feedback-Gesprächen u. v. m. auf der Ausbilder/-innen-Plattform. Zur Qualifizierung von Ausbildern und Ausbilderinnen sind verschiedene Curricula und Workshopreihen entwickelt worden, die sich u. a. den Themen „Nachwuchsgewinnung“, „Einmündungsproblematik“, „Handlungsorientierung und Lernmoderation“, „lernförderliche Arbeitsgestaltung“, „kompetenzorientierte Einschätzung“ und „das Führen von Feedback-Gesprächen“ widmen.
Bisher führten die Projektpartner rund 270 Veranstaltungen durch oder waren an diesen beteiligt, vor allem um die Kernelemente der „Qualitätsentwicklung und -sicherung in der betrieblichen Ausbildung“ in der Praxis zu verankern sowie Wissen untereinander auszutauschen und an Dritte weiterzugeben. Im Verlauf des vergangenen Jahres konnte das Netzwerk der Kooperationspartnerschaften im Modellversuch Qualität auf 21 Verbundpartner/strategische Partner und 471 Kooperationspartner – darunter 394 Betriebe – ausgeweitet werden. Weitere Informationen zu den Zielsetzungen, erprobten Instrumenten und Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildungsqualität in den Modellversuchen finden sich unter www.bibb.de/qualitaet.
(Dorothea Schemme, Katia Kusel)
Verbesserung von Durchlässigkeit und Transparenz - Ergebnisse der Pitlotinitiative DECVET
Im Herbst 2007 beauftragte das BMBF deutschlandweit 10 Pilotprojekte zur Entwicklung eines Leistungspunktesystems in der beruflichen Bildung. Ziel der Pilotinitiative war es, ein Modell zur Übertragung von Lernergebnissen von einem Teilbereich der beruflichen Bildung in einen anderen (Anrechnungsverfahren) zu entwickeln und damit die Durchlässigkeit in der beruflichen Bildung zu erhöhen.
Mit den in DECVET entwickelten Lernergebniseinheiten wird Bezug genommen auf die stetige Forderung nach Lernergebnisorientierung. Im dualen System bedeutet dies, die starre Trennung zwischen betrieblichen und schulischen Ordnungsmitteln aufzulösen und nonformal und informell erworbene Lernergebnisse einzubeziehen. Diese unter Einbeziehung betrieblicher Materialien, Arbeitsplatzanalysen und Expertenvoten identifizierten Lernergebnisse wurden einerseits auf entsprechenden Kompetenzmodellen abgebildet und mittels Taxonomien beschrieben. Somit gelang es, Lernergebniseinheiten zu entwickeln, die mit dem jeweiligen Bezug auf die Schnittstelle eine Berufsspezifik aufwiesen oder sich durch einen berufsfeldweiten Bezug auszeichneten. Will man Lernergebnisse übertragen, ist eine individuelle Lernergebnisfeststellung zwingend erforderlich. Die in DECVET entwickelten und erprobten Verfahren orientieren sich an den beruflichen Anforderungen und zielen auf die Erfassung der vollständigen beruflichen Handlung. Sie dienen jedoch nicht als Ersatzsystem für das existierende Prüfungswesen, sondern als Ergänzung im Sinne einer Lernstandsfeststellung. Bei der Entwicklung dieser Instrumente wurden sowohl testtheoretische Gütekriterien als auch Kriterien der Prüfungsökonomie berücksichtigt, da die Feststellung unterjährig erfolgen sollte.
Zur Umsetzung der am Lernergebnis orientierten Verfahren war es zudem erforderlich, Konzepte zur Qualifizierung des Bildungspersonals zu entwickeln und diese auch durch entsprechende Handbücher zu dokumentieren. Die so erfassten Lernergebnisse können anschließend für eine Anrechnung dokumentiert werden.
Mit der Pilotinitiative DECVET konnte gezeigt werden, dass sowohl auf curricularer Ebene als auch auf Subjektebene die Übertragbarkeit von Lernergebnissen (Anrechnungsverfahren) möglich ist. Die in DECVET entwickelten Verfahren orientieren sich dabei zum Teil an den bereits existierenden gesetzlichen Bedingungen des BBiG und ergänzen diese durch die Bestrebungen, standardisierte Verfahren zu entwickeln, die eine Vergleichbarkeit zulassen. Zudem wurde festgestellt, dass hierbei die Kooperation der beteiligten Einrichtungen unterstützend wirkt, während die Einführung von Leistungspunkten für die Erhöhung von Durchlässigkeit in der beruflichen Bildung nur eine geringe Rolle spielt.
(Christiane Köhlmann-Eckel)
BMBF-Initiative „ANKOM – Förderung von Maßnahmen für den Übergang von der beruflichen in die hochschulische Bildung"
Mehr Durchlässigkeit zwischen Berufsbildung und Hochschule erfordert ein zielgruppenspezifisches Übergangsmanagement. Mit den zwischen 2005 und 2008 in der BMBF-Förderinitiative „ANKOM – Anrechnung“ entwickelten und erprobten Verfahren zur Anrechnung beruflich erworbener Kompetenzen auf Hochschulstudiengänge konnten hierzu wesentliche Beiträge geleistet werden. Die 2012 gestartete BMBF-Förderinitiative „ANKOM – Übergänge von der beruflichen in die hochschulische Bildung“ knüpft an diese Ergebnisse an. In 20 Projekten werden nunmehr bis 2014 für die Zielgruppe beruflich Qualifizierter unterstützende Maßnahmen und Modelle des Studieneinstiegs und der Studiengestaltung entwickelt und erprobt, die insbesondere der Lebens- und Arbeitssituation Berufstätiger Rechnung tragen. Solche flankierenden und unterstützenden Maßnahmen können inhaltlicher, struktureller, organisatorischer und personeller Art sein.
Die Mehrzahl der Projekte (19) wird an privaten und öffentlichen Universitäten und Fachhochschulen durchgeführt, ein Projekt bei einem Bildungsträger. Die in den Projekten einbezogenen Fachbereiche umfassen u. a. Studiengänge der Informationswissenschaften (Bibliotheksmanagement, Archivwesen etc.), der Sozialen Arbeit, Pflegewissenschaften, Landwirtschaft, Chemie, Biologie, Betriebswirtschaft, Optometrie, Berufs-/Betriebspädagogik, des Maschinenbaus, Finanzmanagements und des Gesundheitsmanagements.
Wissenschaftlich begleitet wird die Initiative „ANKOM – Übergänge“ vom HIS-Institut für Hochschulforschung in Kooperation mit dem Institut für Innovation und Technik (iit) der VDI/VDE-IT. Projektträger des Programms ist das BIBB. Im Rahmen der Projektträgerschaft steht im BIBB ein Expertise-Team für Fragen zu den in die Projekte einbezogenen Fortbildungsberufen zur Verfügung. Als operativer Kooperationspartner der wissenschaftlichen Begleitung hat das BIBB neben der prozessbegleitenden Beratung die Aufgabe, Fragestellungen und Konzeptansätze in die Arbeits- und Auswertungsprozesse einzubringen, die im Zuständigkeitsbereich der beruflichen Bildung liegen und von denen ein innovativer Beitrag zu den Zielen der Initiative erwartet wird.
In den 20 ANKOM-Projekten werden u. a. folgende Maßnahmen entwickelt und erprobt:
- zielgruppenspezifische Informations- und Beratungsangebote (zu Studienvoraussetzungen, Studienansprüchen, Anrechnungsmöglichkeiten und -verfahren, Studienorganisation etc.),
- Online-Studienvorbereitungsprogramme (in Kooperation mit regionalen Fortbildungsanbietern) und Brückenkurse, die die fachlichen Voraussetzungen aus Fortbildungsberufen mit den (Einstiegs-)Anforderungen von Hochschulstudiengängen verknüpfen,
- Mentoring-Konzepte (individuelle Bildungsgang- und Lernberatung, Lernpartnerschaften) und Coachingangebote (für Lernende und Lehrende),
- örtlich und zeitlich flexibilisierte Studienangebote, die eine Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Studium sowie eine individuelle Studienverlaufsgestaltung ermöglichen; dies impliziert u. a. die Bereitstellung zielgruppenspezifischer Lernplattformen, onlinebasierter Studienphasen sowie netzbasierter tutorieller Unterstützungsangebote,
- berufsbegleitende und berufsintegrierte Studiengänge, die inhaltlich, didaktisch-methodisch und lernorganisatorisch den Lebensbedingungen, Kompetenzen, Berufserfahrungen und Lernstrategien beruflich Qualifizierter Rechnung tragen.
(Egon Meerten)