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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2013

A4.6.1 Vorherige Berufsvorbereitung und berufliche Grundbildung bei Auszubildenden mit Neuabschluss

127Seit 2007 wird in der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder erfasst, ob die Auszubildenden im dualen System zuvor eine berufsvorbereitende Qualifizierung und/oder berufliche Grundbildung abgeschlossen haben und um welche Art der Maßnahme(n) es sich handelt. Allerdings werden die Daten erst ab dem Berichtsjahr 2008 veröffentlicht, da die Einführung der revidierten Berufsbildungsstatistik128 anfänglich noch von Meldeproblemen begleitet wurde. Die Datenlage hat sich insgesamt verbessert, es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Angaben zur vorherigen Teilnahme an Maßnahmen des Übergangsbereichs noch untererfasst sind.

E Berufsbildungsstatistik: Erfassung der berufsvorbereitenden Qualifizierung oder beruflichen Grundbildung seit 2007

In 2007 wurde die Berufsbildungsstatistik neu konzipiert und auf eine Individualstatistik mit erweitertem Merkmalskatalog umgestellt. Seither werden 3 Vorbildungsarten getrennt voneinander erfasst: der höchste allgemeinbildende Schulabschluss (Kapitel A4.6.2), eine vorausgegangene berufsvorbereitende Qualifizierung oder berufliche Grundbildung sowie Angaben zu einer vorherigen Berufsausbildung. Auf diese Weise kann die Vorbildung für alle Auszubildenden mit Neuabschluss jeweils vollständig ausgewiesen werden.

Als berufsvorbereitende Qualifizierung und berufliche Grundbildung werden nur abgeschlossene berufsvorbereitende und grundbildende Qualifizierungen von mindestens 6 Monaten Dauer erfasst. Unterschieden werden:

  • Betriebliche Qualifizierungsmaßnahme (Einstiegsqualifizierung [EQ], Qualifizierungsbaustein, Betriebspraktikum)
  • Berufsvorbereitungsmaßnahme129
  • Schulisches Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)
  • Schulisches Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) (damit ist nicht das BGJ in kooperativer Form [Teilzeit] gemeint)
  • Berufsfachschule ohne vollqualifizierenden Berufsabschluss (BFS)

Mehrfachnennungen sind möglich. Verlaufsdaten, die die Übergangsprozesse bis zum Einmünden in eine Ausbildungsstelle abbilden, liegen jedoch nicht vor, da die jeweiligen Zeitpunkte, zu denen die Qualifizierungen absolviert wurden, nicht mit erhoben werden.

Aufgrund von Umsetzungsschwierigkeiten der revidierten Berufsbildungsstatistik wurde dieses Merkmal erst ab dem Berichtsjahr 2008 veröffentlicht. Generell gilt, dass die neu eingeführten Merkmale der Berufsbildungsstatistik in den ersten Jahren der Umstellung noch mit Vorsicht zu interpretieren sind, da v. a. nicht ausgeschlossen werden kann, dass unter der Ausprägung „liegt nicht vor“ auch fehlende Angaben gemeldet wurden. Analysen auf Basis der BIBB-Übergangsstudie (vgl. Kapitel A3.3) sowie der Schulabgängerstatistik der statistischen Ämter geben Hinweise darauf, dass auch für das Merkmal „berufsvorbereitende Qualifizierung und berufliche Grundbildung“ davon auszugehen ist, dass die Vorbildung der Auszubildenden im Übergangsbereich wahrscheinlich noch unterfasst ist.130

Für Zeitreihen des früheren Merkmals „schulische Vorbildung“ bis 2006 und dessen Erfassung siehe BIBB-Datenreport 2009, Kapitel A5.4.

Auszubildende mit vorheriger Teilnahme an Berufsvorbereitung und beruflicher Grundbildung 2011

Von den Auszubildenden mit Neuabschluss im Jahr 2011 haben 11,0 % (62.382) zuvor eine berufsvorbereitende Qualifizierung oder berufliche Grundbildung abgeschlossen Tabelle A4.6.1-1. Auf Bundesebene wurde am häufigsten die Berufsfachschule ohne vollqualifizierenden Abschluss mit 24.618 Verträgen (4,4 %) gemeldet. Die betriebliche Qualifizierungsmaßnahme verzeichnet 1,9 %, die Berufsvorbereitungsmaßnahme 2,3 %, das schulische Berufsvorbereitungsjahr 1,6 % und das schulische Berufsgrundbildungsjahr 1,4 %.

Unterschiede nach Zuständigkeitsbereichen

Im Bereich Hauswirtschaft sind mit 40,8 % mit Abstand die höchsten Anteile an Auszubildenden mit Neuabschluss mit beruflicher Grundbildung oder berufsvorbereitender Qualifizierung zu finden Tabelle A4.6.1-1. Niedrigere Werte verzeichnen die Bereiche Handwerk (18,4 %) und Landwirtschaft (15,4 %). Im Bereich Hauswirtschaft überwiegen die Berufsvorbereitungsmaßnahme (19,4 %) und das schulische Berufsvorbereitungsjahr (13,3 %). Allerdings ist die Hauswirtschaft insgesamt ein kleiner Zuständigkeitsbereich mit nur 3.246 Neuabschlüssen. Der hohe Wert für die vorherige Maßnahmenteilnahme im Bereich Hauswirtschaft hängt z. T. auch damit zusammen, dass in diesem Bereich viele Auszubildende über niedrige allgemeinbildende Schulabschlüsse verfügen (vgl. Kapitel A4.6.2). Berufliche Grundbildung und berufsvorbereitende Qualifizierung dienen der Verbesserung der qualifikatorischen Voraussetzungen und richten sich damit hauptsächlich an Jugendliche mit niedrigen Schulabschlüssen.

In Industrie und Handel wurden 25.614 (7,5 %) Neuabschlüsse mit beruflicher Grundbildung oder berufsvorbereitender Qualifizierung gemeldet, im Handwerk waren es 28.158 (18,4 %). Die höchsten Anteile im Handwerk sind bei den Berufsfachschulen ohne vollqualifizierenden Berufsabschluss zu finden (5,9 %). Auch in Industrie und Handel (4,0 %) weist diese Maßnahme den höchsten Anteil auf.

In den freien Berufen stieg die Zahl der vorherigen Teilnahme an betrieblichen Qualifizierungsmaßnahmen im Vergleich zu 2010 um fast das Doppelte an, von 945 auf 1.773 (bzw. von 2,3 auf 4,3 %). Im Bereich Hauswirtschaft erhöhte sich der Anteil der Berufsfachschule ohne vollqualifizierenden Berufsabschluss gegenüber 2010 von 3,8 auf 7,0 %. In der Landwirtschaft ging der Anteil der Neuabschlüsse mit vorherigem schulischen Berufsgrundbildungsjahr um 2,3 Prozentpunkte zurück.

Regionale Unterschiede

Über die Bundesländer und die verschiedenen vorausgegangenen Maßnahmen der berufsvorbereitenden Qualifizierung und beruflichen Grundbildung hinweg zeigen sich deutliche regionale Unterschiede Tabelle A4.6.1-2. Sachsen hat mit 15,3 % den höchsten Anteil an Auszubildenden, die zuvor eine Maßnahme absolviert haben. Direkt dahinter liegen Baden- Württemberg131 und Niedersachsen (jeweils 14,5 %). Unterdurchschnittliche Anteile weisen Thüringen sowie Hessen auf (beide 7,9 %). Am seltensten haben die Auszubildenden in Bayern zuvor eine Maßnahme absolviert (6,6 %). Auch die Stadtstaaten verzeichnen Werte unter 10 % (Berlin 9,6 %, Bremen 7,6 %, Hamburg 9,0 %).

Im Westen gab es im Vergleich zu 2010 einen leichten Anstieg um 0,5 Prozentpunkte auf 11,0 %, während für den Osten mit 11,4 % ein Rückgang von etwa 1,7 Prozentpunkten gemeldet wurde Tabelle A4.6.1-3. Die Anteile für Ost und West haben sich somit stark angenähert. Noch vor wenigen Jahren hatte es in den östlichen Bundesländern deutlich höhere Anteile bei der vorausgegangenen beruflichen Grundbildung und berufsvorbereitenden Qualifizierung gegeben. Diese stehen bzw. standen im Zusammenhang mit der übrigen Förderlandschaft. Aufgrund des enormen Lehrstellenmangels im östlichen Bundesgebiet waren dort in der Vergangenheit stärker als im Westen außerbetriebliche Stellen eingerichtet worden. Überwiegend öffentlich finanzierte Stellen sind an bestimmte Fördervoraussetzungen geknüpft (Eberhard/Ulrich 2010), die nach SGB III § 242 u. a. vorliegen, wenn der/die Auszubildende zuvor an einer berufsvorbereitenden Maßnahme von mindestens 6 Monaten Dauer teilgenommen hat. Somit war die Wahrscheinlichkeit, dass Personen mit entsprechender Vorbildung unter den Neuabschlüssen auftraten, im östlichen Bundesgebiet größer. Der Anteil öffentlich finanzierter Ausbildungsstellen betrug unter den östlichen Neuabschlüssen 2009 noch 23,7 %, im Westen waren es hingegen nur 5,1 %. Auch in 2011 befanden sich noch fast die Hälfte (48,8 %) der Auszubildenden mit vorheriger Berufsvorbereitung oder beruflicher Grundbildung im Osten in einer öffentlich finanzierten Stelle. Im Westen hingegen waren dies nur 12,7 %. Zwar wurden weiterhin relativ viele außerbetriebliche Stellen im Osten gemeldet (13,8 % überwiegend öffentlich finanziert), aber deren Anteil an den Neuabschlüssen hat sich seit 2009 fast halbiert. Gleichzeitig ist der Anteil der Auszubildenden mit berufsvorbereitender oder grundbildender Vorbildung unter den Neuabschlüssen im Osten leicht zurückgegangen und fällt mittlerweile kaum höher aus als im Westen Tabelle A4.6.1-3. Diese Entwicklung ist darauf zurückzuführen, dass auch im Osten die Förderung von Ausbildungsplätzen für marktbenachteiligte Jugendliche bereits seit einigen Jahren zurückgefahren wird (vgl. BIBB-Datenreport 2012, Kapitel A4.2.2).

Tabelle A4.6.1-1: Vorausgegangene Teilnahme an berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung nach Zuständigkeitsbereichen1, Bundesgebiet 2011 (Mehrfachnennungen möglich)
Tabelle A4.6.1-1 (barrierefrei)


Tabelle A4.6.1-1

Tabelle A4.6.1-2: Vorausgegangene Teilnahme an berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung nach Bundesländern 2011 (Mehrfachnennungen möglich)
Tabelle A4.6.1-2 (barrierefrei)


Tabelle A4.6.1-2

Tabelle A4.6.1-3: Vorausgegangene Teilnahme an berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung, Berichtsjahre 2009 bis 2011 (Mehrfachnennungen möglich)
Tabelle A4.6.1-3 (barrierefrei)


Tabelle A4.6.1-3

Berufsvorbereitung nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss

Der Besuch einer Maßnahme der berufsvorbereitenden Qualifizierung oder beruflichen Grundbildung und der erlangte allgemeinbildende Schulabschluss hängen zusammen: Für Auszubildende mit Neuabschluss, die niedrige allgemeinbildende Schulabschlüsse besitzen, wird häufiger eine vorherige Berufsvorbereitung oder berufliche Grundbildung gemeldet Tabelle A4.6.1-4. So befinden sich unter den Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss 26,1 % (2010: 28,3 %) mit berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung. Auch unter denen mit Hauptschulabschluss machen diese noch 16,6 % (2010: 16,3 %) aus. Unter denen mit Realschulabschluss beträgt der Anteil dagegen nur 8,7 % (2010: 8,4 %). Am geringsten ist mit 5,5 % (2010: 5,1 %) die Anzahl der Personen mit vorheriger Maßnahmenteilnahme unter den Studienberechtigten. Während der Anteil der Personen, die zuvor eine Maßnahme besucht haben, unter denjenigen mit Hauptschulabschluss, Realschulabschluss und Studienberechtigung gegenüber 2010 leicht angestiegen ist, ist er bei denen ohne Hauptschulabschluss etwas zurückgegangen.

Bei den Neuabschlüssen ohne Hauptschulabschluss spielt die Berufsvorbereitungsmaßahme die größte Rolle (14,0 %). Unter denen mit Hauptschulabschluss sind die Maßnahmen relativ gleich verteilt. Auszubildende mit Realschulabschluss haben am häufigsten die Berufsfachschule ohne vollqualifizierenden Berufsabschluss besucht (4,8 %), Gleiches gilt für die Studienberechtigten (4,0 %). Erwartungsgemäß absolvierten kaum Studienberechtigte eine Berufsvorbereitungsmaßnahme (0,2 %), ein schulisches Berufsvorbereitungsjahr (0,1 %) oder ein schulisches Berufsgrundbildungsjahr (0,2 %).

Tabelle A4.6.1-4: Auszubildende mit Neuabschluss und vorheriger Teilnahme an berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss, Berichtsjahr 2011 (Mehrfachnennungen möglich)
Tabelle A4.6.1-4 (barrierefrei)


Tabelle A4.6.1-4

Auszubildende nach Geschlecht und Staatsangehörigkeit

Die verschiedenen Maßnahmen der Berufsvorbereitung und beruflichen Grundbildung liegen unter den Auszubildenden mit Neuabschluss je nach Geschlecht und Staatsangehörigkeit unterschiedlich häufig vor Tabelle A4.6.1-5. Der Anteil unter den Männern mit Neuabschluss ist mit 11,9 % etwas höher als unter den Frauen (9,8 %). Bei den Personen mit ausländischem Pass liegt der Anteil bei 14,5 % und damit deutlich höher als bei denen mit deutschem Pass (10,8 %). In allen betrachteten Auszubildendengruppen wurde die Berufsfachschule ohne vollqualifizierenden Abschluss am häufigsten gemeldet. Beim Vergleich zwischen den Neuabschlussgruppen zeigen sich jedoch Auffälligkeiten: Auszubildende mit ausländischer Staatsangehörigkeit wurden zu 3,1 % mit einem vorangegangenen schulischen Berufsvorbereitungsjahr gemeldet, während diejenigen mit deutscher Staatsangehörigkeit nur einen Anteil von 1,5 % verzeichnen. Frauen mit Neuabschlussvertrag haben besonders selten das schulische Berufsgrundbildungsjahr absolviert (0,7 %).

(Nicole Lissek)

Tabelle A4.6.1-5: Vorausgegangene Teilnahme an berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung nach Personengruppen, Bundesgebiet 2011 (Mehrfachnennungen möglich)

Tabelle A4.6.1-5

Fußnoten

127 Dieses Kapitel ist eine Fortschreibung des Kapitels A4.6.1 von Naomi Gericke im BIBB-Datenreport 2012.

128 Vgl. hierzu http://www.bibb.de/dokumente/pdf/Ab10_revision.pdf.

129 Berufsvorbereitungsmaßnahmen, die mindestens 6 Monate andauern und keiner der anderen genannten Kategorien zuzuordnen sind.

130 Berechnungen auf Grundlage der Ergebnisse der BIBB-Übergangsstudie 2011 und der Daten der Schulstatistik des Statistischen Bundesamtes deuten noch auf eine Untererfassung in der Berufsbildungsstatistik hin. Auf Basis dieser Berechnungen wären bundesweit näherungsweise 88 bzw. 86 Tsd. Personen als Auszubildende mit Neuabschluss und vorheriger Teilnahme an berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung zu erwarten. Die mit der Übergangsstudie 2011 berechneten erwarteten Näherungswerte sind nicht mit denen der Übergangsstudie 2006 vergleichbar.

131 In Baden-Württemberg erfolgte durch das Statistische Landesamt Baden-Württemberg im Jahr 2011 eine Umschlüsselung für das Berufsgrundbildungsjahr, wenn dieses an einer Berufsfachschule absolviert wurde. Deshalb gibt es hier für 2011 keine Meldungen.

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2013 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2013).

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