A4.5 Alter der Auszubildenden und Ausbildungsbeteiligung der Jugendlichen im dualen System
Jährlich weist das Bundesinstitut für Berufsbildung auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik und Bevölkerungsfortschreibung der statistischen Ämter des Bundes und der Länder die sogenannte Ausbildungsbeteiligungsquote der Jugendlichen aus. Sie bezieht sich auf die Wohnbevölkerung und gibt an, wie hoch der rechnerische Anteil der Jugendlichen ist, der einen Vertrag im dualen System abschließt. Die Übergangsdauer ist dabei nicht berücksichtigt, da für die Neuabschlüsse keine Angaben zum Zeitpunkt des Schulabgangs gemeldet werden. Maßgeblich für die Berechnung der Ausbildungsbeteiligungsquote ist die Analyse der Alterskohorten. Über die Altersangaben zu den Personen werden die Neuabschlüsse auf die Wohnbevölkerung bezogen. Das gestiegene Durchschnittsalter unter den Auszubildenden deutet dabei darauf, dass die Zeiträume zwischen dem Verlassen der Schule und Vertragsabschluss länger geworden sind.
Vorangestellt wird nachfolgend zunächst die Analyse der Altersstruktur unter den Auszubildenden, anschließend wird die Ausbildungsbeteiligungsquote ausgewiesen. Hinweise auf zukünftige Entwicklungen im Zuge des demografischen Wandels werden dabei ebenso beleuchtet wie die Ausbildungsbeteiligung verschiedener Personengruppen. Seit der Revision der Berufsbildungsstatistik (vgl. BIBB-Datenreport 2010, Kapitel A5.3) konnte durch die Umstellung auf eine Individualdatenerfassung die Berechnung der Ausbildungsbeteiligungsquote basierend auf Neuabschlusszahlen auf differenzierte Personengruppen ausgeweitet werden. Darüber hinaus ergibt sich anhand neu erhobener Merkmale auch die Möglichkeit, unter den Neuabschlüssen den Anteil der Anfänger (vgl. Kapitel A4.3) im dualen System zu unterscheiden und nach Alter zu differenzieren, sodass entsprechende Quoten entwickelt werden können.
Das Alter der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag
Das Durchschnittsalter der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag ist im Berichtsjahr 2009 auf 19,8 Jahre gestiegen Tabelle A4.5-1. Die 17-Jährigen, die Anfang der 1990er-Jahre noch einen Anteil von 27,7 % umfassten, bilden nun mit nur noch 17,1 % die größte Altersgruppe unter den Neuabschlüssen. Der Altersschwerpunkt verteilt sich stärker auf mehrere Altersgruppen, bei den Anteilen der über 20-Jährigen sind steigende Tendenzen zu beobachten. Auszubildende im Alter von 24 Jahren und älter machen in 2009 7,4 % der Neuabschlüsse aus, der Anteil der 16-Jährigen und Jüngeren sinkt auf 11,1 % (zur Zeitreihe siehe BIBB-Datenreport 2010, Kapitel A5.8). Einfluss auf diese Entwicklung haben die Verlängerung der Schulzeit im Sekundarbereich I, zunehmend höhere Schulabschlüsse unter den Auszubildenden sowie die weiterhin schwierigen Eintritte in die Berufsausbildung.111 Unterschiede zeigen sich bei der Differenzierung nach Staatsangehörigkeit und Geschlecht. So liegt das Durchschnittsalter unter den Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit mit 20,5 Jahren deutlich über dem der Deutschen (19,8 Jahre). 11,5 % der Auszubildenden sind hier bereits 24 Jahre und älter. Angesichts des deutlich höheren Anteils an Personen mit Hauptschulabschluss unter den ausländischen Auszubildenden (vgl. Kapitel A4.6.2) ist dies zunächst bemerkenswert. Zwischen Männern und Frauen insgesamt gibt es beim Durchschnittsalter keinen bedeutenden Unterschied, die größte Altersgruppe wird bei den Frauen allerdings von den 19-Jährigen gestellt, bei den Männern von den 17-Jährigen. Die Schulabschlussverteilung zeigt, dass Frauen im dualen System deutlich häufiger über höhere Schulabschlüsse verfügen. Fast 70 % haben einen Realschulabschluss oder eine Studienberechtigung (vgl. Kapitel A4.6.2). Dass das Durchschnittsalter unter den Männern, die vorwiegend Haupt- und Realschulabschlüsse aufweisen, angesichts dessen nicht niedriger ausfällt, deutet auf schwierigere Übergangswege. Der Anteil der männlichen Auszubildenden, der zuvor an einer berufsvorbereitenden oder grundbildenden Maßnahme teilgenommen hat, liegt höher als der der Frauen (vgl. Kapitel A4.6.1).
Tabelle A4.5-1: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach Alter, Bundesgebiet 2009
Ausbildungsbeteiligungsquote 2009
Das gestiegene Durchschnittsalter hat verschiedene Ursachen. Es steht jedoch auch in Zusammenhang mit den Schwierigkeiten, denen die Ausbildungsplatzsuchenden durch den langjährigen Lehrstellenmangel begegnen. Steigende Altbewerberbestände und ein sich ausweitendes Übergangssystem führten dazu, dass die Ausbildungsbeteiligungsquote der Jugendlichen in Deutschland ab Ende der 1990er- Jahre stetig absank. Nach einem Tiefstwert von 57,8 % in 2005 ist die Quote in den nachfolgenden Jahren wieder auf über 60 % gestiegen Tabelle A4.5-2. Im Berichtsjahr 2007 lag sie bei 64,9 %, und 2008 betrug sie 64,6 %. Im Jahr 2009 ist sie erneut auf 61,0 % abgesunken. Ausschlaggebend hierfür ist die Zahl der Vertragsabschlüsse, die in 2009 erheblich stärker zurückging als die der 16- bis 24-jährigen Personen in der Wohnbevölkerung.112 Der Rückgang der Vertragsabschlüsse ist dabei unter den deutschen Jugendlichen stärker zu beobachten als unter den ausländischen. Während in beiden Gruppen die Wohnbevölkerung jeweils um 1 % sank, ging die Zahl der Neuabschlüsse unter den Deutschen um 7,9 %, unter den Ausländern nur um 3,2 % zurück. Die Ausbildungsbeteiligung der deutschen Jugendlichen fiel daraufhin deutlich auf 64,3 % (-3,9 Prozentpunkte), die der aus ländischen Jugendlichen nur auf 31,4 % (-0,8 Prozentpunkte) Tabelle A4.5- 3. In der Vergangenheit konnte ein Zusammenhang zwischen der Stärke des Bewerberdrucks und der Ausbildungsbeteiligung ausländischer Jugendlicher beobachtet werden (vgl. BIBB-Datenreport 2010, Kapitel A5.8; Uhly / Granato 2006; Granato / Werner 1999). Vor diesem Hintergrund könnte die etwas stabilere Quote der ausländischen Jugendlichen in 2009 vermuten lassen, dass der zuletzt steigende Trend ihrer Ausbildungsbeteiligung sich bei weiterem Bewerberrückgang trotz dieser kurzfristigen Stagnation künftig noch fortsetzt.
E Ausbildungsbeteiligungsquote der Jugendlichen
Die Ausbildungsbeteiligungsquote dient als Indikator für die Integration der Jugendlichen in die duale Berufsausbildung. Sie gibt den rechnerischen Anteil derjenigen innerhalb der Wohnbevölkerung an, die einen Vertrag im dualen System abschließen.
Sie berechnet sich auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik und der Bevölkerungsfortschreibung der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, jeweils zum Stichtag 31. Dezember. Die Zahl der Jugendlichen mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag wird der Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter gegenübergestellt.
Die Berechnung der Ausbildungsbeteiligung erfolgt durch Addition der Teilquoten für die einzelnen Altersgruppen (Beispiel: Die Teilquote der 17-Jährigen errechnet sich über die Relation zwischen den Jugendlichen mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag im Alter von 17 Jahren und der Wohnbevölkerung im Alter von 17 Jahren).
Ausbildungsanfängerquote:
Zur früheren Berechnung der Ausbildungsbeteiligungsquote für Personengruppen basierend auf Bestandszahlen siehe Uhly / Gericke 2010. Ausbildungsanfängerquote: Zu beachten ist, dass nicht alle Jugendlichen mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag Ausbildungsanfänger sind (vgl. Kapitel A4.2). Die mit den Neuabschlüssen berechnete Quote überschätzt den Anteil der Ausbildungsanfänger, weil u. a. auch bei Betriebs- oder Berufswechsel ein Neuabschluss erfolgt (zu Einschränkungen bei der Berechnung siehe Uhly 2006 und Althoff 1997).
Auf Basis von Angaben zur vorherigen Berufsausbildung der Auszubildenden sowie zur faktischen Ausbildungsdauer lassen sich seit der Revision der Berufsbildungsstatistik zumindest näherungsweise die Ausbildungsanfänger unter den Neuabschlüssen im dualen System identifizieren. Bei einer entsprechenden Quotenberechnung werden anstelle der Neuabschlüsse die Anfänger nach Alter auf die Wohnbevölkerung bezogen. Zu Bildungsindikatoren im Vergleich siehe Gericke / Ulrich / Uhly 2011.
Entwicklung der Ausbildungsbeteiligung vor dem Hintergrund des demografischen Wandels
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels stellt sich die Frage, ob es nach dem starken Bewerberüberhang der vergangenen Jahre nun durch den zurückgehenden Bewerberdruck zu einer quantitativen Entlastung des Ausbildungsstellenmarktes kommen wird, die bei unveränderter Bildungsorientierung zu einer besseren Versorgung der Jugendlichen führt. Auf Bundesebene erscheint die Entwicklung angesichts der vorläufig eher gesunkenen Quote noch offen. Doch auch in Ostdeutschland, wo der demografische Wandel schon weiter fortgeschritten ist und unbesetzte Stellen wie auch sinkende Schülerzahlen bereits seit einigen Jahren beobachtet werden können (vgl. Deutscher Industrie- und Handelskammertag 2010; Ebbinghaus / Loter 2010; Gericke / Troltsch / Krupp 2009; Ulmer / Ulrich 2008), gibt es noch keine Anzeichen für einen Anstieg der Ausbildungsbeteiligung der Jugendlichen. Wenngleich in der Wohnbevölkerung der 16- bis 24-Jährigen allein im Vorjahresvergleich ein Rückgang um 6,5 % festgestellt werden konnte, so ist doch in demselben Zeitraum die Zahl der Neuabschlüsse im Osten mit -13,0 % noch erheblich stärker gesunken. Demzufolge sank auch die Ausbildungsbeteiligung der ostdeutschen Jugendlichen von zuletzt 63,0 % auf 61,1 %. Dabei ist zu bemerken, dass die Folgen der wirtschaftlichen Krisensituation z. T. durch den hohen Anteil außerbetrieblicher Stellen aufgefangen wurden. Würden lediglich die Integrationsleistung der Wirtschaft und die betrieblichen Neuabschlüsse berücksichtigt, läge die Ausbildungsbeteiligung im Osten trotz zurückgehender Bevölkerung sogar nur bei 53,2 %. Im Westen, in dem die Wohnbevölkerung der 16- bis 24-Jährigen gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert blieb, beträgt die Ausbildungsbeteiligung in 2009 ebenfalls 61,1 %.113 Berücksichtigt man hier lediglich die betrieblich finanzierten Stellen, ergibt sich ein Wert von 58,9 %. Wie die zukünftige Entwicklung der Ausbildungsbeteiligung sich gestaltet, bleibt demzufolge weiter offen. Auch die Bildungsorientierung der Jugendlichen spielt dabei eine Rolle, die sich offenbar zunehmend auf höhere Schul- und Ausbildungsabschlüsse ausrichtet (BIBB-Pressemitteilung 43 / 2010)114.
Ausbildungsbeteiligung von Männern und Frauen im dualen System
Die Ausbildungsbeteiligung der Frauen lag auch in 2009 mit 52,8 % deutlich niedriger als die der Männer von 68,7 %. Mit 238.935 Neuabschlüssen machte ihr Anteil unter den neu abgeschlossenen Verträgen 42,6 % aus. Dieser Anteil variiert dabei nach Berufsgruppen (vgl. Kapitel A4.2.1). Deutlich überdurchschnittlich sind die Frauenanteile mit 64 % in den primären und sekundären Dienstleistungsberufen, während sie in den technischen, Produktionsoder neuen Berufen deutlich unterdurchschnittlich ausfallen Tabelle A4.5-4. Zwar ist bei der Beschäftigungsentwicklung im Dienstleistungssektor eine positive Entwicklung zu beobachten (vgl. Kapitel A4.4; Hall 2007; Biersack 2005), doch ist der Frauenanteil hier gegenüber dem Beginn der 1990er-Jahre stetig zurückgegangen (vgl. Kapitel A5.3). Gründe für die insgesamt geringere Bildungsbeteiligung im dualen System sind z. T. Bildungsorientierungen und Qualifikationsstrukturen. So stehen Frauen mit eher höheren Bildungsvoraussetzungen (vgl. BIBBDatenreport 2010, Kapitel A5.5.1) neben dem dualen System auch schulische Berufsausbildungen oder akademische Wege offen. Allerdings geben nicht nur nachfrageseitige Faktoren wie Berufswahlprozesse Ausschlag bei den Chancen auf einen Neuabschluss. Sie ergeben sich vielmehr aus einem Zusammenspiel vielfältiger Faktoren auf Nachfrage- und Angebotsseite. Denn es zeigt sich, dass Frauen, die bewusst eine betriebliche Ausbildung anstreben, gegenüber männlichen Bewerbern trotz besserer Schulqualifikationen geringere Realisierungschancen aufweisen (vgl. Beicht / Friedrich / Ulrich 2007). Das enge Berufsspektrum der Frauen im dualen System, das sich ihnen erschließt und sich auf personenbezogene Dienstleistungen und Büroberufe konzentriert, führt zu einer stärkeren Wettbewerbssituation in den entsprechenden Berufen. Allein in den 10 am häufigsten besetzten Berufen werden 54,1 % aller Neuabschlüsse der Frauen abgeschlossen. Zu diesen Ausbildungsberufen gehören v. a. kaufmännische Berufe (Kauffrau im Einzelhandel, Verkäuferin, Bürokauffrau, Industriekauffrau, Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, Kauffrau für Bürokommunikation) und Berufe aus dem Gesundheitsbereich (Medizinische Fachangestellte, Zahnmedizinische Fachangestellte). Auch die Berufe Friseurin und Hotelfachfrau sind stark besetzt. Viele dieser stark besetzten Berufe haben einen hohen bis sehr hohen Frauenanteil. Bei den Männern zeigt sich mit einer Konzentration von 34,1 % der Neuabschlüsse ein weiteres Berufsspektrum. Sie dominieren mit fast 90-prozentigem Anteil bei den Technik- und Produktionsberufen, ferner auch bei den neuen und zweijährigen Berufen sowie bei den Berufen für Menschen mit Behinderung. Die meisten Neuabschlüsse finden sich bei ihnen in den Berufen Kraftfahrzeugmechatroniker, Kaufmann im Einzelhandel, Industriemechaniker, Koch, Elektroniker, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Verkäufer, Maler und Lackierer, Fachinformatiker und Tischler.
Tabelle A4.5-2: Ausbildungsbeteiligungsquoten 1998 bis 2009 nach Region1 (in %)
Tabelle A4.5-3: Ausbildungsbeteiligungsquoten der Jugendlichen nach Staatsangehörigkeit und Geschlecht, Bundesgebiet 2007 bis 2009 (in %)1
Ausbildungsbeteiligung von Jugendlichen mit deutscher und ausländischer Staatsangehörigkeit
Die Ausbildungsbeteiligung der Jugendlichen mit deutscher Staatsangehörigkeit ist mit 64,3 % auch in 2009 mehr als doppelt so hoch wie die der Jugend lichen mit ausländischer Staatsangehörigkeit (31,4 %). Nach den deutschen Männern, den deutschen Frauen und den ausländischen Männern integriert das duale System ausländische Frauen am wenigsten Tabelle A4.5-3. Im Bestand der Auszubildenden betrug der durchschnittliche Ausländeranteil in 2009 4,8 %. Die seit 2006 (4,2 %) leicht positiv verlaufende Entwicklung des Ausländeranteils setzt sich damit in 2009 fort. Diese Tendenzen sind auch in den unterschiedlichen Berufsgruppen zu beobachten, wenngleich der Anstieg in den sekundären Dienstleistungsberufen im Vorjahresvergleich etwas schwächer ausfällt, während er in den Berufen für Menschen mit Behinderung besonders stark erscheint Tabelle A4.5-5. In fast allen Fällen liegt der Ausländeranteil jedoch noch deutlich unter dem Bevölkerungsanteil der Ausländer / -innen unter den 16- bis 24-Jährigen von 10,6 % (Statistisches Bundesamt 2010). Höher ist er lediglich bei den zweijährigen Berufen (8,9 %) und den primären Dienstleistungsberufen (6,6 %). Ferner weisen Berufe für Menschen mit Behinderung leicht überdurchschnittliche Ausländeranteile auf (6,4 %). Die meisten Neuabschlüsse ausländischer Auszubildender finden sich in Berufen des kaufmännischen und Verkaufsbereichs (Verkäufer / -in, Kaufmann / -frau im Einzelhandel, Bürokaufmann / -frau, Kaufmann / -frau für Bürokommunikation, Fachverkäufer / -in im Lebensmittelhandwerk) sowie des Gesundheitsbereichs (Zahnmedizinische / -r Fachangestellte / -r, Medizinische / -r Fachangestellte / -r). Hoch sind die Neuabschlusszahlen außerdem bei den Berufen Friseur / -in, Kraftfahrzeugmechatroniker / -in und Koch / Köchin. Die Konzentration auf diese 10 Berufe fällt bei den ausländischen Auszubildenden mit 46,6 % relativ stark aus. Unter den Auszubildenden mit deutscher Staatsangehörigkeit konzentrieren sich auf die 10 am stärksten besetzten Berufe dagegen nur 32,9 % der Neuabschlüsse. Zu Letzteren gehören kaufmännische Berufe (Kaufmann / -frau im Einzelhandel, Verkäufer / -in, Bürokaufmann / -frau, Industriekaufmann / -frau, Bank- / Sparkassenkaufmann / -frau, Kaufmann / -frau im Groß- und Außenhandel) und Berufe aus Handwerk und Industrie (Kraftfahrzeugmechatroniker / -in, Koch / Köchin, Industriemechaniker / -in, Friseur / -in).
Die Berufsbildungsstatistik erfasst nur die Staatsangehörigkeit der Auszubildenden. Zu Analysen bezüglich Jugendlicher mit Migrationshintergrund vgl. Kapitel A5.9.
Tabelle A4.5-4: Frauenanteil (in % aller Neuabschlüsse) in Berufsgruppen1, Bundesgebiet 1993 bis 2009
Tabelle A4.5-5: Ausländeranteil (in % aller Auszubildenden) in Berufsgruppen1, Bundesgebiet 1993 bis 2009
Anfänger und Absolventen im dualen System
Die Angaben in diesem Kapitel zum Alter der Auszubildenden und zu der Bildungsbeteiligung der Jugendlichen erfolgten auf Basis der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge, deren Ausbildungsverhältnis im Berichtsjahr 2009 angetreten und bis zum 31. Dezember nicht gelöst wurde. Hierbei handelt es sich jedoch nicht ausschließlich um Anfänger des dualen Systems, da Verträge auch bei Betriebs- oder Berufswechsel neu abgeschlossen werden und ein Teil der Jugendlichen somit im Lebensverlauf mehrfach Ausbildungsverträge neu abschließt. Das Problem der Mehrfachzählungen konnte bislang nicht umgangen werden. Seit der Revision der Berufsbildungsstatistik lässt sich anhand der Angaben zur vorherigen Berufsausbildung sowie der faktischen Dauer des Ausbildungsverhältnisses nun jedoch bemessen, wer erstmalig in das duale System einmündet. In 2009 waren demzufolge schätzungsweise 12 % der regis trierten Neuabschlüsse keine Ausbildungsanfänger115. Beim Durchschnittsalter unter den Auszubildenden, die erstmals eine Ausbildung antreten, zeigen sich keine erheblichen Unterschiede zur bisherigen Berechnung. Das Alter fällt mit 19,7 Jahren nur geringfügig niedriger aus. Deutlichere Abweichungen ergeben sich jedoch bei Berechnung einer entsprechenden Ausbildungsbeteiligungsquote, die den Anteil an Jugendlichen beziffert, die im Laufe ihres Lebens eine duale Berufsausbildung beginnen, und somit die bildungsbiografische Bedeutung des dualen Systems schätzt. So beträgt die Ausbildungsanfängerquote für 2009 53,6 % und liegt damit merklich niedriger als die Ausbildungsbeteiligungsquote (vgl. Gericke / Uhly / Ulrich 2011). Aufgrund der Umstellung der Berufsbildungsstatistik auf eine Individualdatenerfassung liegen differenzierte Altersangaben aber nicht nur für Auszubildende mit Neuabschluss oder Ausbildungsanfänger vor, sondern für alle Auszubildenden. Demzufolge kann erstmals auch der Anteil der Jugendlichen an der Wohnbevölkerung berechnet werden, der erfolgreich eine Ausbildung nach BBiG / HwO abschließt. Diese Absolventenquote beträgt in 2009 47,7 %. Die Differenz gegenüber der Anfängerquote belegt, dass nicht alle Personen, die eine Ausbildung beginnen, auch ihre Ausbildung erfolgreich beenden. Beide Berechnungen werden in Zukunft systematisch ausgeweitet.
(Naomi Gericke)