A1 Ausbildungsmarktbilanz 2010
Grundlagen für die Analyse des Ausbildungsstellenmarktes
Für die Analyse des Ausbildungsstellenmarktes wird auf zwei verschiedenen Datenquellen zurückgegriffen: Auf Daten aus der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30. September und auf die Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA). Die BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge (vgl. Kapitel A1.1) enthält Informationen zu all jenen Marktteilnehmern, welche ihren Ausbildungswunsch erfolgreich umsetzen konnten, unabhängig davon, ob sie bei den Beratungs- und Vermittlungsdiensten der BA, den Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) oder den zugelassenen kommunalen Trägern (zkT) gemeldet waren oder nicht (Ulrich u. a. 2010). Die Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit (vgl. Kapitel A1.2) gibt Auskunft zu den Merkmalen und zum Markterfolg von ausbildungsinteressierten Jugendlichen und Betrieben, welche sich dazu entschlossen hatten, die Beratungs- und Vermittlungsdienste der Agenturen für Arbeit, Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) oder zugelassenen kommunalen Träger (zkT) in Anspruch zu nehmen (Bundesagentur für Arbeit 2010b, Ulrich 2010).
Beide Quellen orientieren sich am selben Stichtag (30. September) und am selben Erhebungszeitraum (die dem Stichtag vorausgegangenen 12 Monate)1. Sie werden miteinander verknüpft und sind damit eine ergiebige Informationsquelle zu jenen Jugendlichen und Ausbildungsplatzanbietern (Betriebe, Praxen, Verwaltungen, über- bzw. außerbetriebliche Bildungsträger), die
- entweder ihr Ausbildungsinteresse erfolgreich umsetzen konnten und anschließend von den Kammern und sonstigen zuständigen Stellen als neue Ausbildungsvertragspartner registriert wurden oder aber
- entweder ihr Ausbildungsinteresse erfolgreich umsetzen konnten und anschließend von den Kammern und sonstigen zuständigen Stellen als neue Ausbildungsvertragspartner registriert wurden oder abergemeinschaften (ARGEn) oder zugelassenen kommunalen Trägern (zkT) geäußert haben – auch wenn sie ihren Ausbildungswunsch letztlich nicht umsetzen konnten oder wollten – und denen zugleich von den Beratungs- und Vermittlungsdiensten die Eignung zur Aufnahme einer dualen Berufsausbildung attestiert wurde.2
Die Eckwerte der jüngeren Ausbildungsmarktentwicklung auf Basis der beiden Datenquellen sind in den Tabellen A1-1 bis A1-3 aufgeführt. Tabelle A1-1 beschreibt die Entwicklung 2001 bis 2010 im Bundesgebiet sowie in West- und Ostdeutschland. Tabelle A1-2 und Tabelle A1-3 Internet enthalten nach den 16 Ländern differenzierte Angaben für die beiden letzten Jahre 2010 bzw. 2009.3
Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge
Wie Spalte 1 der Tabelle A1-1 zu entnehmen ist, sank 2010 die Zahl der bundesweit neu ab geschlossenen Ausbildungsverträge (vgl. in Kapitel A1.1) um 4.234 bzw. 0,8 % auf nunmehr 560.073. Dies war der drittniedrigste Wert seit der Wiedervereinigung. Der Rückgang 2010 war jedoch allein auf den Abbau der neu begründeten, überwiegend öffentlich geförderten Ausbildungsverhältnisse (Spalte 2) zurückzuführen (-4.758 bzw. -10,4 %). Die Zahl der neu begründeten und (überwiegend) betrieblich finanzierten Ausbildungsverhältnisse (rechnerisch zu ermitteln als Differenz der Spalten 1 und 2) stieg bundesweit leicht um 524 bzw. 0,1 % auf 519.030.
Ungeachtet des allgemeinen Vertragsrückgangs verbesserten sich 2010 die Ausbildungschancen der Jugendlichen und waren – wie im Folgenden erläutert wird – so gut wie in keinem der vorausgegangenen Jahre des letzten Jahrzehnts. Gleichwohl gab es auch 2010 noch eine beträchtliche Zahl von Jugendlichen, die bei ihrer Ausbildungsplatzsuche erfolglos blieben.
Tabelle A1-1: Eckwerte zur Ausbildungsmarktentwicklung 2001 bis 2010
Tabelle A1-2: Eckwerte zum Ausbildungsmarkt im Jahr 2010
Entwicklung der Ausbildungschancen von Jugendlichen im Spiegel der Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit
Auf eine mögliche Verbesserung der Ausbildungschancen für die Jugendlichen hatte im Herbst 2010 bereits die Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit (vgl. die Spalten 4–13 der Tabelle A1-1) hingedeutet, in der bilanziert wird, wie die bei den Agenturen für Arbeit, Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) oder zugelassenen kommunalen Trägern (zkT) registrierten Ausbildungsstellenbewerber bis zum 30. September verbleiben. Von den insgesamt 552.168 Ausbildungsstellenbewerbern (Spalte 7) mündeten 267.789 bzw. 48,5 % (Spalten 8 und 9) in eine Berufsausbildungsstelle ein – und damit zweieinhalb Prozentpunkte mehr als im Jahr 2009 (46,0 %). Zugleich sank die Zahl der Ausbildungsstellenbewerber, die auch noch zum Stichtag 30. September auf der Suche nach einer Berufsausbildungsstelle waren (Spalten 10 und 11). Zählten 2009 noch 92.790 zu diesem Kreis (und damit 16,7 % aller registrierten Bewerber), waren es 2010 nur noch 84.597 (15,3 %).
Entwicklung der Ausbildungschancen unter Berücksichtigung aller institutionell erfassten ausbildungsinteressierten Jugendlichen
Die Inanspruchnahme der Beratungs- und Vermittlungsdienste der Agenturen für Arbeit, ARGEn und zkT ist freiwillig, und ungeachtet einer 2010 wieder gestiegenen Einschaltquote durch die Jugendlichen (vgl. Kapitel A3.1) werden nicht alle Marktteil nehmer erfasst. So gibt es Ausbildungsplatznachfrager, die ihren Ausbildungsplatz ohne eine solche institutionelle Unterstützung finden. Ohne deren Berücksichtigung bleibt aber die Ausbildungsmarktbilanzierung unvollständig. Rechne risch lässt sich ihr Umfang dadurch abschätzen, dass von der Gesamtzahl aller neu abgeschlossenen Aus bildungsverträge (Spalte 1) jene bei den Beratungs- und Vermittlungsdiensten gemeldeten Bewerber abgezogen werden, die in eine Berufsausbildungsstelle einmündeten (Spalte 8). Nach dieser Formel ergibt sich für 2010 eine Zahl von 292.284 (= 560.073 – 267.789) Ausbildungsplatznachfragern, die bei ihrer Suche auch ohne institutionelle Unterstützung der Beratungs- und Vermittlungsdienste erfolgreich waren.
E Ausbildungsstellenbewerber/-innen, Ausbildungsplatznachfrager/-innen und Ausbildungsinteressierte
Als Ausbildungsstellenbewerber/-innen werden jene ausbildungsinteressierten Jugendlichen bezeichnet, welche die Beratungs- und Vermittlungsdienste der Agenturen für Arbeit, der Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) und der zugelassenen kommunalen Träger (zkT) in Anspruch nehmen und deren Eignung für die von ihnen angestrebten Ausbildungsberufe geklärt ist. Die Ausbildungsstellenbewerber/-innen bilden zusammen mit den gemeldeten Berufsausbildungsstellen die zentralen Größen der Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit.
Ausbildungsplatznachfrager/-innen werden jene ausbildungsinteressierten Jugendlichen genannt, die entweder einen neuen Ausbildungsvertrag abschlossen (und somit über die BIBB-Erhebung über neue Berufsausbildungsverträge zum 30. September erfasst werden) oder aber zum Kreis der Ausbildungsstellenbewerber/-innen (s. o.) zählten welche auch noch am 30. September ihre Ausbildungsplatzsuche fortsetzten. Erfolglose Ausbildungsstellenbewerber/-innen, die sich für eine Alternative entschlossen (z. B. erneuter Schulbesuch, Studium, Erwerbstätigkeit, berufsvorbereitende Maßnahme) und am 30. September nicht mehr oder vorerst nicht mehr nach einer Berufsausbildungsstelle suchen, werden demnach nicht zu den Ausbildungsplatznachfragern gerechnet.
Als Ausbildungsinteressierte gelten alle Jugendlichen, die entweder zu den erfolgreichen Ausbildungsplatznachfragern oder aber zumindest zu den registrierten Ausbildungsstellenbewerbern zählten. Es handelt sich somit um all jene Jugendlichen, die im Laufe eines Berichtsjahres den Wunsch nach einer Ausbildung geäußert hatten und institutionell erfasst wurden, sei es über die Eintragung ihrer Ausbildungsverhältnisse bei den zuständigen Stellen oder – sofern sie erfolglos blieben – im Rahmen ihrer Registrierung bei den Agenturen für Arbeit, den Arbeits gemeinschaften (ARGEn) oder den zugelassenen kommunalen Trägern (zkT).
Addiert man wiederum diese Gruppe zur Gruppe der registrierten Ausbildungsstellenbewerber / -innen hinzu, ergibt sich die rechnerische Summe aller ausbildungsinteressierten und für ausbildungsfähig befundenen Jugendlichen, die auf irgendeine Weise institutionell erfasst wurden – sei es über die einstellenden Betriebe, über die zuständigen Stellen oder über die Agenturen für Arbeit, ARGEn und zkT (Spalte 14). 2010 betrug ihre Zahl 844.452 (2009: 864.066). Der Anteil unter ihnen, der in eine duale Berufsausbildung einmündete (sogenannte „Einmündungsquote der Ausbildungsinteressierten“), bezifferte sich 2010 auf 66,3 %. Dies war ein Prozentpunkt mehr als im Jahr zuvor und – wie Spalte 15 zeigt – der höchste Wert, der im gesamten ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts gemessen wurde.4 Die Ausbildungschancen für die ausbildungsinteressierten Jugendlichen waren 2010 somit so gut wie in keinem der vorausgegangenen 9 Jahre. Dabei war das Ausbildungsplatzangebot mit insgesamt 579.678 Plätzen auf den drittniedrigsten Stand der vergangenen 10 Jahre gefallen (Spalte 16 in Tabelle A1-1). Dass sich die Chancen für die Jugendlichen dennoch verbesserten, ist vor allem der demografischen Entwicklung geschuldet.
Auswirkungen der demografischen Entwicklung
Die demografische Entwicklung führte innerhalb von nur wenigen Jahren zu einem starken Rückgang der Schulabgängerzahlen Tabelle A1-4. Das Potenzial, aus dem sich die ausbildungsinteressierten Jugendlichen rekrutieren, verringerte sich damit beträchtlich. Wurden 2005 bundesweit z. B. noch 939.287 Abgänger und Absolventen aus allgemeinbildenden Schulen gezählt, waren es 2010 nach vorläufigen Schätzungen nur noch 847.726 (-91.561). Die Zahl der Abgänger und Absolventen aus teilqualifizierenden beruflichen Schulen reduzierte sich im selben Zeitraum von 409.362 auf 381.778 (-27.584). Im Lauf der letzten Jahre ging zudem die Zahl der sogenannten Altbewerber (vgl. Kapitel A1.2) zurück, welche die Schule bereits in früheren Jahren verlassen hatten, aber immer noch an einer Ausbildung interessiert waren. Sie lag 2010 bei 256.007 und damit um 86.053 niedriger als 2005. Die Folge der starken Rückgänge: Die Zahl der ausbildungsinteressierten Jugendlichen fiel sowohl im Westen als auch im Osten Deutschlands auf den niedrigsten Stand des gesamten letzten Jahrzehnts (vgl. auch Spalte 14 in Tabelle A1-1).
Dabei war der Rückgang im Osten (nahezu Halbierung gegenüber dem Wert von 2006) besonders drastisch. Der demografische Einbruch war hier so stark, dass es 2010 zu paradox anmutenden Effekten kam: Obwohl das Ausbildungsplatzangebot im Osten um 6.314 Plätze bzw. 6,2 % gegenüber dem Vorjahr sank – während es im Westen um 4.445 Plätze bzw. 0,9 % zunahm –, verbesserte sich die Marktlage für die ostdeutschen Jugendlichen stärker als für ihre westdeutschen Altersgenossen. Dies führte zugleich zu einer höheren Erfolgsquote: Von den ausbildungsinteressierten Jugendlichen mündeten im Osten 68,9 % in eine Berufsausbildungsstelle ein (2009: 67,1 %), im Westen dagegen nur 65,8 % (2009: 65,0 %; vgl. erneut Spalte 15 in Tabelle A1-1).
Tabelle A1-4: Entwicklung der Zahl der Schulabgänger und -absolventen aus allgemeinbildenden und beruflichen Schulen sowie der Zahl der registrierten Ausbildungsstellenbewerber, welche die Schulen bereits in früheren Jahren verlassen hatten, in den Jahren 2005 bis 2010
Zusammenhang zwischen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt
Infolge der starken demografischen Veränderungen und der sinkenden Zahl ausbildungsinteressierter Jugendlicher schwächte sich der bislang deutlich erkennbare Zusammenhang zwischen der regionalen Arbeits- und Ausbildungsmarktlage stark ab Schaubild A1-1. Ließen sich 2007 noch knapp 51 % der regionalen Unterschiede in den betrieblichen Ausbildungsmarktverhältnissen (hier definiert als rechnerische Zahl der betrieblichen Ausbildungsplatzangebote5 je 100 Ausbildungsinteressierte) mit den allgemeinen Arbeitsmarktverhältnissen vor Ort erklären (hier definiert über die Höhe der Arbeitslosenquote), waren es 2010 nur noch rund 22 %. Wie anhand der unterschiedlichen Farbmarkierungen zu erkennen ist, ist diese Entwicklung vor allem auf die Verbesserung der Marktlage in den ostdeutschen Regionen zurückzuführen. Aufgrund des beträchtlichen Rückgangs an Jugendlichen hatten die ostdeutschen Ausbildungsinteressierten 2010 selbst in jenen Regio eine relativ gute Chance auf ein betriebliches Ausbildungsangebot, wo die allgemeine Arbeitslosigkeit immer noch überdurchschnittlich hoch ausfiel (vgl. Kapitel A1.3).
Schaubild A1-1: Zusammenhang zwischen der regionalen Arbeits- und Ausbildungsmarktlage 2007 und 2010 unter Ausschluss der „außerbetrieblichen“ (überwiegend öffentlich finanzierten) Ausbildungsplatzangebote
Überwiegend öffentlich finanzierte Ausbildungsverhältnisse
Für die ostdeutschen Jugendlichen war es zudem von Vorteil, dass dort in Relation zur Zahl der ausbildungsinteressierten Jugendlichen immer noch mehr überwiegend öffentlich finanzierte („außerbetriebliche“) Ausbildungsplätze (vgl. in Kapitel A1.1) zur Verfügung stehen – obwohl es in den letzten Jahren bereits zu einem beträchtlichen Abbau gekommen war (vgl. Spalten 2 und 14 in Tabelle A1-1). 2010 standen den 133.023 ostdeutschen Ausbildungsinteressierten noch 18.567 „außerbetriebliche“ Plätze gegenüber; dies entsprach einer Quote von 14,0 %. Die Quote im Westen betrug dagegen nur 4,6 % (bei 22.476 „außerbetrieblichen“ Plätzen und 711.331 Ausbildungsinteressierten). Die überwiegend öffentlich finanzierten Ausbildungsplätze führten im Osten dazu, dass die 2010 noch begrenzt erkennbaren negativen Einflüsse der regionalen Arbeitsmarktverhältnisse auf die regionalen Ausbildungsmarktverhältnisse nahezu restlos kompensiert werden konnten.6 Zugleich trugen sie dazu bei, dass in den ostdeutschen Regionen die Ausbildungschancen der Jugendlichen im Schnitt höher waren als in den westdeutschen Regionen Schaubild A1-2.
Jugendliche ohne Erfolg bei der Ausbildungsplatzsuche
Die Zahl der erfolglosen Ausbildungsplatznachfrager, die auch noch zum Stichtag 30. September auf Ausbildungssuche waren, lag 2010 bei 84.597 (2009: 92.790). Ein Vergleich mit 2007 (130.878) zeigt, dass sich der Umfang dieser Gruppe in den letzten 4 Jahren beträchtlich verringerte (-46.281 bzw. -35,4 %). Der Rückgang wäre rechnerisch sogar noch größer ausgefallen, hätten 2007 bereits jene Ausbildungsstellenbewerber/-innen in der Statistik berücksichtigt werden können, welche bei den zugelassenen kommunalen Trägern (zkT) registriert waren. Dies ist jedoch erst seit 2009 möglich.
Trotz des starken Rückgangs war die Gruppe der noch suchenden Ausbildungsplatznachfrager/-innen absolut, aber auch im Verhältnis zum noch unbesetzten Ausbildungsplatzangebot, immer noch sehr groß: Denn die Zahl der 84.597 erfolglosen Ausbildungsplatznachfrager/-innen übertraf die Zahl der 19.605 noch offenen Ausbildungsplatzangebote (Spalte 5 in Tabelle A1-1) um das Vierfache.
Unter Einschluss der jeweils erfolgreichen Ausbildungsplatznachfrager und -anbieter standen 2010 rechnerisch 89,9 Ausbildungsplatzangebote 100 Ausbildungsplatznachfragern gegenüber (West: 89,2; Ost: 93,8). Die Angebots-Nachfrage-Relation (Spalte 23 in Tabelle A1-1) war somit auch 2010 noch deutlich von einem rechnerischen Ausgleich entfernt.7
E Verhältnis von Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage
In Anlehnung an § 86 des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) wird das Ausbildungsplatzangebot (Spalte 16 in Tabelle A1-1) als rechnerische Summe der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge (Spalte 1) zuzüglich der „Zahl der am 30. September (…) nicht besetzten (und) der BA zur Vermittlung angebotenen Ausbildungsplätze“ (Spalte 5) definiert.
Die Ausbildungsplatznachfrage (Spalte 20 in Tabelle A1-1) bestimmt sich spiegelbildlich als rechnerische Summe der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge (Spalte 1) und der am 30. September „bei der BA gemeldeten Ausbildungsplätze suchenden Personen“ (Spalte 10).
Früher wurden nach der alten Nachfragedefinition (Spalte19) zu den suchenden Personen nur jene Bewerber/-innen gezählt, die zum 30. September ohne jegliche alternative Verbleibsmöglichkeit, wie z. B. den Beginn eines Praktikums oder einer berufsvorbereitenden Maßnahme, waren (Spalte13 in Tabelle A1-1). Heute werden dagegen im Rahmen der neuen, erweiterten Nachfragedefinition (Spalte 20) alle noch suchenden Bewerber/-innen hinzugerechnet, also auch jene, die zumindest über eine alternative Verbleibsmöglichkeit verfügten (Spalte 12).
Die Angebots-Nachfrage-Relation gibt wieder, wie viele Ausbildungsplatzangebote rechnerisch auf 100 Ausbildungsplatznachfrager entfallen.
Lediglich im Land Mecklenburg-Vorpommern gab es bei einer Angebots-Nachfrage-Relation von ANR = 101,9 rechnerisch mehr Ausbildungsplatzangebote als -nachfrager (Spalte 23 in Tabelle A1-2). Deutlich überdurchschnittlich hohe Werte wurden darüber hinaus noch in Thüringen (ANR = 96,5), Hamburg (95,8), Bayern (94,7) und Sachsen (94,5) erzielt.8
Zu berücksichtigen ist, dass in die Berechnung der hier genannten ANR-Werte nur jene unbesetzten Ausbildungsplätze und erfolglosen Ausbildungsplatzbewerber/-innen einfließen, die den Beratungs- und Vermittlungsdiensten bekannt waren und die ihren Vermittlungswunsch bis zum Ende des Berichtsjahres aufrechterhielten. Es gibt darüber hinaus Betriebe und Jugendliche, die ihren Ausbildungswunsch nicht realisieren konnten und dennoch die Beratungs- und Vermittlungsdienste nicht in Anspruch nahmen oder ihren Vermittlungswunsch noch vor Ende des Berichtsjahres aufgaben. Schätzungen auf Basis aktueller Repräsentativbefragungen deuten darauf hin, dass es sich dabei jeweils um mehrere Zehntausend Ausbildungsplätze und mehrere Zehntausend Jugendliche handelt (siehe dazu ausführlich Fußnote 2). Dabei dürfte die Zahl der institutionell nicht erfassten erfolglosen Ausbildungsplatznachfrager („latente Nachfrage“) zurzeit noch höher liegen als der Umfang der institu tionell nicht erfassten Ausbildungsplätze („latentes Angebot“). Würde man das latente Angebot und die latente Nachfrage zu den institutionell erfassten Angeboten und Nachfragern hinzurechnen, läge demnach die „tatsächliche“ Angebots- Nachfrage-Relation noch etwas niedriger als der hier berichtete bundesweite Wert von ANR = 89,9. Insofern war in 2010 auch unter Berücksichtigung des latenten Angebots und der latenten Nachfrage noch kein rechnerischer Ausgleich von Angebot und Nachfrage erreicht worden.
Schaubild A1-2: Zusammenhang zwischen der regionalen Arbeits- und Ausbildungsmarktlage 2007 und 2010 unter Einschluss der „außerbetrieblichen“ (überwiegend öffentlich finanzierten) Ausbildungsplatzangebote
Entwicklung des Ausbildungsplatzangebots in berufsstruktureller Hinsicht
Die Jugendlichen sind bei ihrer Berufswahl und Ausbildungsplatzsuche gefordert, ihre Ausbildungswünsche an das bestehende Ausbildungsplatzangebot anzupassen. Ungeachtet des insgesamt immer noch zu niedrigen Angebots kommt es vielen Jugendlichen zumindest entgegen, dass das Angebot in den letzten Jahren in wachsendem Maße von den Berufen des tertiären Sektors bestimmt wird Schaubild A1-3. Dieser Trend setzte sich auch 2010 fort. War 1994 das Verhältnis zwischen den Dienstleistungs- und Fertigungsberufen noch ausgeglichen, wurden 2010 in den Dienstleistungsberufen bereits 110.367 Ausbildungsplätze mehr angeboten als in den Fertigungsberufen. Gegenüber dem Vorjahr 2009 nahm das Angebot in den Fertigungsberufen um 0,4 % bzw. 880 Plätzen ab. In den Dienstleistungsberufen stieg 2010 das Angebot dagegen um 0,7 % bzw. 2.233 Plätze. 2010 entfielen somit 56,7 % aller Ausbildungsplatzangebote auf Berufe des tertiären Sektors. In den Dienstleistungsberufen fiel das Ausbildungsplatzangebot selbst im Krisenjahr 2005 höher aus als 1994; dies galt sowohl für die kaufmännischen Waren- und Dienstleistungs- als auch für die Organisations-, Verwaltungs- und Büroberufe Tabelle A1-5.9 Gegenüber 1994 gab es 2010 in den Dienstleistungsberufen ein Plus bei den Ausbildungsplatzangeboten von 32.653 bzw. 11,0 %. Bei den Fertigungsberufen sank das Angebot dagegen relativ kontinuierlich und lag 2010 bereits um 77.823 Plätze bzw. 26,3 % niedriger als 1994. Dabei ging die Zahl der Ausbildungsplätze insbesondere in den Bauberufen zurück; ihr Umfang halbierte sich.
Schaubild A1-3: Entwicklung des Ausbildungsangebots in den Dienstleistungs- und Fertigungsberufen 1994 bis 2010
Ergebnisse der Nachvermittlung bis Ende Dezember 2010
Angesichts der Lücke zwischen der Zahl der am 30. September 2010 noch suchenden Ausbildungsplatznachfrager und der noch unbesetzten Ausbildungsplätze waren die Nachvermittlungsbedingungen für die Agenturen für Arbeit, ARGEn und zkT relativ schwierig. Die Zahl der Jugendlichen, für die auch noch im Laufe des 4. Quartals des Kalenderjahres ein Vermittlungsauftrag (zeitweise oder dauerhaft) bestand, um in das bereits begonnene Ausbildungsjahr einzusteigen, bezifferte sich insgesamt auf 67.602 Personen (Bundesagentur für Arbeit 2010a). Darunter befanden sich 47.737 Jugendliche, die bereits im vergangenen Berichtsjahr 2009 / 2010 als Ausbildungsstellenbewerber/-innen registriert waren, und 19.865, auf die dies nicht zutraf.
Zu den 47.737 Bewerbern aus dem letzten Berichtsjahr zählten
- 5.795 bzw. 2,2 % der 267.789 Bewerber/-innen, die ursprünglich in eine Berufsausbildungsstelle eingemündet waren,
- 12.213 bzw. 99,7 % der 12.255 Bewerber/-innen, die am 30. September ohne Alternative auf Ausbildungsplatzsuche waren („unversorgte Bewerber“),
- 21.992 bzw. 30,4 % der 72.342 Bewerber/-innen, die am 30. September aus einer bestehenden Alternative heraus weiter nach einer Ausbildungsstelle gesucht hatten,10 sowie
- 7.737 bzw. 3,9 % der 199.782 Bewerber/-innen, die am 30. September zunächst anderweitig verblieben und zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr auf Ausbildungsplatzsuche waren.
In Tabelle A1-6 wird nun wiedergegeben, welche Ergebnisse die Nachvermittlung bis Dezember 2010 für die 67.602 Bewerber/-innen mit Interesse an einem nachträglichen Einstieg in das bereits begonnene Ausbildungsjahr erbracht hatte. Die Zahl der Bewerber/-innen, die bis Ende 2010 in die anvisierte Berufsausbildung einmündete, fiel demnach mit 5.220 bzw. 7,7 % relativ niedrig aus. 53.887 bzw. 79,7 % der Bewerber/-innen waren dagegen weiter auf Ausbildungsplatzsuche, darunter 23.912 ohne und 29.975 mit alternativer Verbleibsmöglichkeit. Die restlichen 8.495 bzw. 12,6 % Bewerber/-innen waren alternativ (4.189) oder unbekannt verblieben (4.306) und hatten den Vermittlungsauftrag beendet.11
Auch im Nachvermittlungsgeschäft waren die Ausbildungschancen der ostdeutschen Bewerber/-innen, von denen insgesamt 11,6 % in eine Berufsausbildungsstelle einmündeten (in eine ungeförderte Stelle: 8,3 %, in eine geförderte Stelle: 3,3 %), höher als die ihrer westdeutschen Altersgenossen. Von diesen waren nur 6,9 % in eine Berufsausbildungsstelle eingemündet (in eine ungeförderte Stelle: 5,3 %, in eine geförderte Stelle: 1,6 %).
Die relativ geringen Einmündungsquoten sind zum Teil darauf zurückzuführen, dass eine Nachvermittlung mehrere Wochen und Monate nach Beginn eines neuen Ausbildungsjahres grundsätzlich schwierig ist. Sie sind aber auch ein weiteres Zeichen dafür, dass das Verhältnis zwischen Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage auch im Jahr 2010 nicht ausgeglichen war – ungeachtet der verbesserten Ausbildungschancen für die Jugendlichen – und dass es auch 2010 für viele Jugendliche schwierig war, einen Platz im dualen Berufsausbildungssystem zu finden.
Tabelle A1-5: Entwicklung des Ausbildungsangebots von 1994 bis 2010 nach Berufsgruppen
Tabelle A1-6: Herkunft und Verbleib der Ausbildungsstellenbewerber, für die im vierten Quartal des Kalenderjahres 2010 zeitweise oder dauerhaft ein Vermittlungsauftrag für den Beginn einer Berufsausbildung bis Ende 2010 bestand
Die Entwicklung der Marktlage aus der Perspektive der Ausbildungsplatzanbieter
Doch auch die Ausbildungsplätze anbietenden Betriebe, Praxen und Verwaltungen hatten zum Teil mit Problemen bei der Realisierung ihres Ausbildungswunsches zu kämpfen. Es gehört zu den Charakteristika eines Marktes, dass beide Seiten – Nachfrager und Anbieter – oft nicht die Möglichkeiten vorfinden, die ihren Wünschen entsprechen. Insbesondere in Ostdeutschland verschlechterten sich die Rekrutierungsmöglichkeiten von Auszubildenden. 2007 standen hier rechnerisch noch 170,2 institutionell erfasste ausbildungsinteressierte Jugendliche 100 betrieblichen oder außerbetrieblichen Angeboten gegenüber; 2010 waren es nur noch 139,5 (West: 2007: 159,0 und 2010: 146,9). Diese Berechnung umfasst die außerbetrieblichen Ausbildungsplatzangebote. Schätzt man die Entwicklung allein für die betrieblichen Anbieter (Betrieb, Praxen, Verwaltungen) ab, so fiel die Verknappung der ausbildungsinteressierten Jugendlichen im Osten noch deutlich stärker aus. Gegenüber 2007 dürfte sich demnach die Zahl der ausbildungsinteressierten Jugendlichen, die rechnerisch den ostdeutschen betrieblichen Angeboten gegenüberstehen, bereits um rund 36 % verringert haben (West: -7 %).12
Wie Spalte 18 in Tabelle A1-1 zeigt, blieben 2010 im Osten 4,8 % der betrieblichen Ausbildungsplatzangebote ungenutzt (2009: 3,4 %). Im Westen waren es 3,6 % (2009: 3,2 %). Insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern konnten mit einer Quote von 10,7 % viele betriebliche Ausbildungsplätze nicht besetzt werden (Spalte 18 in Tabelle A1-2). Besonders schwierig war die Lage in der an der Ostsee gelegenen, vom Tourismus geprägten Region Stralsund (22,3 %). So blieb dort in den Berufen der Gästebetreuung – zum Beispiel Restaurantfach- oder Hotelfachleute – jede zweite von den Betrieben angebotene Lehrstelle ohne neuen Auszubildenden.
Aber auch in anderen Regionen gab es insbesondere in den Berufen der Gästebetreuung (Restaurantfachmann/-frau, Fachmann/-frau für Systemgastronomie, Fachkraft im Gastgewerbe, Hotelfachmann/-frau) nur wenig Nachfrager. Darüber hinaus hatten vor allem Berufe aus dem Nahrungsmittelhandwerk (Fleischer/-in, Bäcker/-in, Fachverkäufer/-in im Nahrungsmittelhandwerk) Schwierigkeiten, Auszubildende zu rekrutieren. Sowohl im Westen als auch im Osten blieb mehr als jedes zehnte betriebliche Ausbildungsplatzangebot in diesen Berufen offen Tabelle A1-7. Wenig Schwierigkeiten, Ausbildungsplatznachfrager zu finden, gab es dagegen in den Berufen, die auf überdurchschnittlich kreative Arbeitsinhalte hindeuten (z. B. Mediengestalter/-in Digital und Print, Fotograf/-in, Gestalter/-in für visuelles Marketing, Mediengestalter/-in Bild und Ton, Veranstaltungskaufmann/-frau), darüber hinaus in einigen kaufmännischen Berufen (z. B. Bürokaufmann/-frau, Einzelhandelskaufmann/-frau, Sport- und Fitnesskaufmann/-frau), in bestimmten gewerblich-technischen Berufen (z. B. Informationsund Telekommunikationssystem-Elektroniker/-in, Zweiradmechaniker/-in) sowie in den Tierpflegeberufen (Tierpfleger/-in, Pferdewirt/-in). Die Marktungleichgewichte in den Berufen werden häufig mit bei Jugendlichen unterschiedlich beliebten Arbeitstätigkeiten in Verbindung gebracht, zum Teil auch mit der Unkenntnis über die tatsächlichen Arbeitsinhalte. Solche Aspekte spielen eine Rolle, reichen als Erklärungsgrund für das unterschiedliche Interesse bei den Jugendlichen aber nicht aus. Denn Berufe dienen für die Mitmenschen auch als „Filter, durch den hindurch eine Person wahrgenom-men, beurteilt und taxiert wird“. Somit müssen sich auch die Ausbildungsstellenbewerber/-innen „mit den darin enthaltenen Identitätszumutungen auseinandersetzen“ (Gildemeister/Robert 1987, S. 73). Deshalb reflektieren Jugendliche auch das Image der Inhaber von Berufen, die sie in Betracht ziehen (Eberhard/Scholz/Ulrich 2009, S. 10). Ausbildungsberufe, die aus Sicht der Jugendlichen wenig imageförderlich sind, werden somit selbst dann seltener in Betracht gezogen, wenn die Tätigkeiten selbst den Jugendlichen als durchaus interessant erscheinen (Eberhard/Krewerth/Ulrich 2010).
Tabelle A1-7: Ausbildungsberufe mit starkem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage im Jahr 2010
Marktungleichgewichte 2010 und das Image von Berufen
Ende 2010 / Anfang 2011 wurden im Rahmen einer repräsentativen Befragung Ausbildungsstellenbewerber/-innen des Jahres 2010 gebeten, abzuschätzen, wie gut „sie bei ihren Bekannten ankämen“, wenn sie bestimmte Berufe ergreifen würden. Bei den 16 Berufen, die ihnen vorgegeben wurden, handelte es sich zum einen um stark besetzte Berufe aus den drei größten Ausbildungsbereichen (Industrie und Handel, Handwerk, freie Berufe) sowie zum anderen um Berufe, in denen es entweder besonders wenig oder besonders große Besetzungsprobleme gab. Für die Befragungsteilnehmer/-innen war die Beantwortung dieser zumeist hypothetischen Frage nicht immer leicht, zumal dann nicht, wenn sie den Beruf selbst nicht in Betracht gezogen hatten bzw. nicht recht kannten. Ihnen wurde deshalb auch stets die Möglichkeit angeboten, mit „weiß nicht“ zu reagieren. Gleichwohl nahmen je nach Beruf zwischen gut zwei Dritteln (vorgegebener Beruf: Fachmann für Systemgastronomie) und gut drei Vierteln (Friseur) eine Einschätzung vor. In Tabelle A1-8 wird nun für jeden der 16 Berufe wiedergegeben, wie die Antworten dieser Jugendlichen ausfielen.
Demnach gehen die Bewerber/-innen vor allem bei einigen Berufen des Handwerks (Gebäudereiniger/-in, Fleischer/-in, Friseur/-in, Bäcker/-in) mehrheitlich von Imageproblemen (d. h. negativen Reaktionen ihrer Bekannten) aus, nur selten dagegen bei Dienstleistungsberufen wie Bürokaufmann/-frau, Bankkaufmann/-frau, Mediengestalter/-in Digital und Print oder Gestalter/-in für visuelles Marketing. Zugleich zeigt sich, dass die vermuteten Auswirkungen auf das Image in Abhängigkeit vom Schulabschluss und ihrem Geschlecht variieren können. So befürchten Bewerber/-innen mit maximal Hauptschulabschluss bei den vorgegebenen Handwerksberufen seltener und bei den kaufmännischen Berufen häufiger negative Reaktionen ihrer Bekannten, als dies die studienberechtigten Bewerber/-innen tun. Allerdings ist auch bei den Bewerbern mit maximal Hauptschulabschluss eine tendenziell positivere Einschätzung der Dienstleistungsberufe zu erkennen. Beträchtliche Unterschiede nach dem Geschlecht zeigen sich in gewerblichen Berufen wie z. B. Industriemechaniker/-in, Informations- und Telekommunikationssystem- Elektroniker/-in und Zweiradmechaniker/-in. Stets glauben hier wesentlich mehr junge Frauen als junge Männer, dass ihnen diese Berufe – was die Anerkennung durch ihre Bekannten angeht – eher schaden würden. Umgekehrt verhält es sich bei Berufen wie z. B. Medizinische/-r Fachangestellte/-r und Friseur/-in. Besonders stark ausgeprägt sind die Geschlechtsunterschiede bei den männlichen und weiblichen Bewerbern mit maximal Hauptschulabschluss.
Schaubild A1-4 zeigt nun, in welchem Zusammenhang die unterschiedlichen Images der Berufe mit dem Anteil der betrieblichen Ausbildungsplätze stehen, die 2010 nicht besetzt werden konnten. Demnach blieben verstärkt in jenen Berufen Ausbildungsangebote ungenutzt, denen überdurchschnittlich viele Bewerber/-innen Imageprobleme unterstellten. So gehen 90 % davon aus, dass der Beruf des Gebäudereinigers/der Gebäudereinigerin Imageprobleme hat; 11 % der für diesen Ausbildungsberuf angebotenen Ausbildungsplätze blieben unbesetzt.
Die Ergebnisse zeigen, dass Imagekampagnen wie die des Handwerks ein wichtiges Instrument darstellen, um dem drohenden Mangel an Fachkräftenachwuchs in bestimmten Berufen entgegenzuwirken. Denn infolge der demografischen Entwicklung muss für die kommenden Jahre in vielen Berufen von einem weiteren Einbruch der Ausbildungsplatznachfrage ausgegangen werden. Allerdings sind dabei zunächst regionale Unterschiede in Rechnung zu stellen.
Tabelle A1-8: Anteile unter den Bewerbern des Jahres 2010, die der Ansicht waren, dass der genannte Beruf ihnen zu keinem guten Image bei Bekannten verhelfen würde1
Schaubild A1-4: Zusammenhang zwischen dem von Bewerbern vermuteten (negativen) Image eines Berufes und dem Anteil ungenutzter Ausbildungsplätze
Ausblick auf die Entwicklung im Jahr 2011 und auf die Folgejahre
So ist für das Jahr 2011 im Osten Deutschlands mit einem nochmaligen deutlichen Rückgang der Schulabgängerzahlen zu rechnen. Die Zahl der Abgänger und Absolventen aus den allgemeinbildenden Schulen dürfte nochmals um rund 9.500 Personen bzw. 8,4 % sinken, die der Abgänger und Absolventen aus (teilqualifizierenden) beruflichen Schulen um 6.100 bzw. 14,9 %. Dies hat zur Folge, dass die Zahl der ausbildungsinteressierten Jugendlichen inOstdeutschland 2011 erneut abnehmen wird. Die Abschaffung der Wehr- bzw. Zivildienstpflicht dürfte hierbei nur zu einer begrenzten Gegenbewegung führen. Erst ab 2012 stabilisieren sich die Zahlen der Ausbildungsplatzinteressierten wieder, bleiben aber dauerhaft deutlich unter dem Niveau zu Anfang dieses Jahrtausends.
Im Westen ist 2011 die Entwicklung zweigeteilt. Die Zahl der nicht studienberechtigten Abgänger und Absolventen aus allgemeinbildenden Schulen (die Hauptklientel der dualen Berufsausbildung) wird erneut sinken (um voraussichtlich 17.600 bzw. 3,5 %), sodass aus diesem Kreis weniger ausbildungsinteressierte Jugendliche als 2010 zu erwarten sind. Auch aus den teilqualifizierenden beruflichen Schulen wird mit weniger Abgängern und Absolventen gerechnet (-10.100 bzw. -3,0 %). Allerdings wird es aufgrund der doppelten Abiturientenjahrgänge in Bayern und Niedersachsen deutlich mehr Absolventen mit Abitur geben als 2010 (+52.800 bzw. +22,9 %). Die Abschaffung der Wehr- und Zivildienstpflicht führt zu einem weiteren zusätzlichen Nachfrageimpuls. In den nach folgenden Jahren 2012 bis 2013 stabilisiert sich die Zahl der nicht studienberechtigten Abgänger und Absolventen aus den allgemeinbildenden Schulen, und 2012 bis 2015 werden in weiteren alten Ländern (u. a. Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hessen) doppelte Abiturientenjahrgänge erwartet. Die Gesamtzahl der ausbildungsinteressierten Jugendlichen wird demnach in den nächsten Jahren auf einem vergleichbar hohen Niveau verharren. Spätestens ab 2017 sinken dann sowohl die Zahl der nicht studienberechtigten als auch die Zahl der studien berechtigten Abgänger und Absolventen deutlich (vgl. Kapitel A2). Für 2020 werden insgesamt nur noch 663.200 Abgänger und Absolventen aus allgemeinbildenden Schulen erwartet, rd. 135.500 weniger als für 2011.
(Joachim Gerd Ulrich, Simone Flemming, Ralf-Olaf Granath)