A4.2.1 Entwicklungen nach Zuständigkeitsbereichen
Mit der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder werden nicht nur die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge erhoben, sondern unter anderem auch alle zum Stichtag 31. Dezember des jeweiligen Kalenderjahres in einer dualen Berufsausbildung befindlichen Auszubildenden. Zur Analyse der Ausbildungsplatzbilanz (vgl. Kapitel A1) werden Daten zu neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen (Erhebung zum 30. September) verwendet. Die Analysen zu berufsstrukturellen Entwicklungen (vgl. Kapitel A4.4) sowie zur Vorbildung (vgl. Kapitel A4.6.1) basieren auf Neuabschlussdaten (Erhebung zum 31. Dezember). Um Informationen über das gesamte Ausmaß der Ausbildungsleistungen der Betriebe und der Berufsschulen zu geben, werden im Folgenden für einige Eckdaten die Bestandszahlen der Auszubildenden dargestellt. Die Bestandszahlen werden differenziert nach Zuständigkeitsbereichen betrachtet. Zudem werden die Frauenanteile sowie die Anteile ausländischer Auszubildender im dualen System angegeben.
E Die Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder
Die Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder (kurz: Berufsbildungsstatistik) ist eine Totalerhebung von Auszubildenden-, Vertrags- und Prüfungsdaten zu staatlich anerkannten Ausbildungsberufen (§ 4 Absatz 1 Berufsbildungsgesetz bzw. § 25 Absatz 1 Handwerksordnung), dualen Ausbildungsberufen in Erprobung (§ 6 BBiG bzw. § 27 HwO) und zu Ausbildungsregelungen für Menschen mit Behinderung (§ 66 BBiG bzw. § 42m HwO).64 Nicht enthalten sind vollzeitschulische Berufsausbildungen sowie sonstige Berufsausbildungen, die nicht nach BBiG bzw. HwO geregelt sind.
Mit Artikel 2a des Berufsbildungsreformgesetzes (BerBiRefG) vom 23. März 2005 (Bundesgesetzblatt 2005, S. 931)65, der zum 1. April 2007 in Kraft getreten ist, sind weitreichende Änderungen der Berufsbildungsstatistik eingeleitet worden. Die Erhebung der statistischen Ämter ist in § 88 BBiG geregelt. Die bis 2006 erfolgte Aggregatdatenerhebung wurde auf eine Individualdatenerfassung umgestellt, und zudem wurde der Merkmalskatalog erweitert.
Bis 2006 wurden die Daten der Berufsbildungsstatistik als Tabellendaten erfasst. Beispielsweise wurde je Ausbildungsberuf eine Tabelle mit der Zahl der Auszubildenden (Bestandszahlen) nach Ausbildungsjahren und zudem die Zahl der ausländischen Auszubildenden je Ausbildungsberuf erhoben; außerdem die Zahl der Neuabschlüsse insgesamt sowie nach den einzelnen Kategorien der schulischen Vorbildung. Die Aggregatdatenerfassung bedeutete eine erhebliche Einschränkung der Analysemöglichkeiten, da sie sich ausschließlich auf die Merkmalskombinationen, die die Erfassungstabellen enthalten, begrenzt. Mit der Individualdatenerfassung wird für jedes Ausbildungsverhältnis, welches in das von den zuständigen Stellen geführte Verzeichnis eingetragen ist, ein Datensatz mit allen in § 88 Berufsbildungsgesetz (BBiG) festgelegten Merkmalen erhoben. Die Individualdaten ermöglichen bei der Auswertung der Daten eine freie Kombination der erfassten Merkmale.
Bei einer solch umfangreichen Statistikumstellung bestehen in der Praxis der Datenmeldung und -erfassung in den ersten Jahren noch Umsetzungsprobleme (vgl. Schmidt 2008 und Statistisches Bundesamt 2009 und 2010), sodass die grundsätzlich erweiterten Analysemöglichkeiten (siehe Uhly 2006; Schaubild 10 in Uhly u. a. 2010; Bundesministerium für Bildung und Forschung 2008, S. 112 ff.) noch nicht voll abgeschöpft werden können. Zudem können die neuen Merkmale zunächst nur für die Neuabschlüsse ausgewertet werden (vgl. Kapitel A4.3 und Kapitel A4.6), da für Auszubildende, die bereits vor April 2007 in die Verzeichnisse der zuständigen Stellen eingetragen waren, neue Merkmale nicht rückwirkend erfasst werden.
Grundsätzlich ist aufgrund der erhebungstechnischen Umstellung der Vergleich der Daten ab 2007 mit den Vorjahren nicht uneingeschränkt möglich.
Die Daten der Berufsbildungsstatistik werden mit der Fachserie 11, Reihe 3 des Statistischen Bundesamtes (Destatis) veröffentlicht und können im Internetangebot von Destatis kostenfrei heruntergeladen werden (http://www.destatis.de). Außerdem stellt das BIBB Auszubildendendaten der Berufsbildungsstatistik auch in dem Onlinedatensystem Auszubildende bereit, das eine Ergänzung zum Datenreport darstellt. Dort können die Daten, Berechnungen und ergänzende Berufsmerkmale für alle einzelnen Ausbildungsberufe und alle Länder abgerufen werden; zudem sind dort umfangreiche Erläuterungen zu den Daten zu finden; siehe hierzu http://www.bibb.de/dazubi.
Aus Datenschutzgründen veröffentlicht das BIBB alle Daten der Berufsbildungsstatistik nur noch als gerundete Werte (Vielfaches von 3; der Datenfehler beträgt dadurch je ausgewiesener Zahl maximal 1; detaillierte Erläuterungen siehe unter http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a21_dazubi_daten.pdf.
Auszubildende nach Zuständigkeitsbereichen
Im Jahr 2009 standen 1.571.457 Auszubildende66 in einer dualen Berufsausbildung nach Berufsbildungsgesetz bzw. Handwerksordnung. Von diesen Auszubildenden entfielen 1.283.979 auf Westdeutschland und 287.478 auf Ostdeutschland (inklusive Berlin) Tabelle A4.2.1-1. Somit ist im Vergleich zum Vorjahr im Bundesgebiet ein Rückgang (-2,6 %) festzustellen. Dieser Rückgang fällt in Ostdeutschland mit -8,8 % deutlich stärker aus als in Westdeutschland (-1,1 %).
Betrachtet man die Zahl der Auszubildenden im längerfristigen Zeitverlauf seit 1977 Schaubild A4.2.1-1, war die Entwicklung in den alten Ländern (inklusive Berlin) zunächst stark durch demografische Faktoren beeinflusst. Entsprechend verlaufen die Entwicklung der Auszubildendenzahl und die der Abgänger allgemeinbildender Schulen parallel. Mit der demografischen Welle Mitte der 1970er-Jahre, als die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre Berufsausbildungsplätze nachfragten, ist die Zahl der Ausbildungsplätze insgesamt stark gestiegen. Mitte der 1980er-Jahre bis Anfang der 1990er-Jahre geht die Auszubildendenzahl wieder stark zurück. Seit Mitte der 1990er-Jahre bis zum Jahr 2000 ist die Zahl der Auszubildenden erneut bundesweit gestiegen. Im Vergleich zur Zahl der Abgänger allgemeinbildender Schulen fällt der Anstieg der Auszubildendenzahl jedoch geringer aus. Die Zahl der Schulabgänger steigt zudem insbesondere in den alten Ländern auch nach 2001 weiter an, wohingegen die der Auszubildenden bis 2005 sinkt (vgl. Schaubilder 1.1 bis 1.5 in Uhly u. a. 2010). Analysen von Troltsch und Walden (2007) lassen erkennen, dass seit den 1990er-Jahren die Zahl der Auszubildenden stärker durch die Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung bestimmt werden, als dies früher der Fall war.
In den letzten Jahren spielen jedoch auch demografische Entwicklungen wieder eine starke Rolle. Der Rückgang der Auszubildendenzahl im Berichtsjahr 2009 ist neben der Wirtschafts- und Finanzkrise insbesondere in Ostdeutschland auch auf den starken demografischen Einbruch zurückzuführen. Zur Analyse der Entwicklungen am Ausbildungsstellenmarkt für das Berichtsjahr 2009 siehe Ulrich u. a. 2009; zur Ausbildungsmarktbilanz 2010 vgl. Kapitel A1.
Tabelle A4.2.1-1: Auszubildende nach Zuständigkeitsbereichen1, Bundesgebiet sowie West- und Ostdeutschland 1992 bis 2009
Schaubild A4.2.1-1: Zahl der Auszubildenden, alte Länder inklusive Berlin (vor 1991 nur Berlin-West), 1977 bis 2009
E Erfassung von Auszubildenden
Bei der Zählung der Auszubildenden erfolgt im Rahmen der Berufsbildungsstatistik im Gegensatz zu den Neuabschlüssen und den Prüfungsdaten keine zeitraumbezogene, sondern eine stichtagsbezogene Abgrenzung. Als Auszubildende zählen alle Personen, die zum 31. Dezember in einem Ausbildungsverhältnis mit einem Ausbildungsvertrag nach BBiG bzw. HwO stehen.67
Die Berufsbildungsstatistik wurde mit dem Ausbildungsplatzförderungsgesetz vom 7. September 1976 als Bundesstatistik eingeführt, welche die Auszubildendenzahl differenziert nach Geschlecht ab 1977 erfasst.68 Ausländische Auszubildende wurden erst ab 1982 gesondert erfasst.
Die Entwicklungen unterscheiden sich in den Zuständigkeitsbereichen (vgl. in Kapitel A1.1). Demografische Effekte der 1970er- und 1980er-Jahre zeigten sich insbesondere in den beiden großen Bereichen Industrie und Handel sowie Handwerk, wobei sie im Handwerk früher einsetzten als in den Berufen von Industrie und Handel (vgl. Schaubild 4.2 in Uhly u. a. 2010).69
Deutlichere Unterschiede in der Entwicklung der Bestandszahlen der Auszubildenden zeigen sich seit den 1990er-Jahren Tabelle A4.2.1-1. Während im Handwerk zunächst insbesondere bedingt durch die Entwicklung in Ostdeutschland (Aufbau handwerklicher Wirtschaftsstrukturen) die Zahl der Auszubildenden anstieg, ist dort seit 1998 ein kontinuierlicher Rückgang zu beobachten. Im Jahr 2009 ist in Ostdeutschland die Zahl der Auszubildenden im Handwerk im Vorjahresvergleich mit -10,5 % bzw. -8.814 Auszubildenden nochmals sehr stark zurückgegangen. In diesem Jahr ist auch für Westdeutschland ein Rückgang zu verzeichnen, der aber vergleichsweise gering ausfällt (-1,7 % bzw. -6.654). Insgesamt ist im Bundesgebiet damit nach dem geringfügigen Rückgang in den 3 Jahren zuvor 2009 wieder ein relativ starker Rückgang zu verzeichnen (-3,3 %); die Zahl der Auszubildenden liegt im Handwerk bundesweit 2009 bei 455.568.
Im Bereich Industrie und Handel war bundesweit bis 1995 ein Rückgang zu verzeichnen; dies war insbesondere durch ein zurückgehendes Ausbildungsplatzangebot in Westdeutschland, beispielsweise in den Metall- und Elektroberufen, bedingt. In den Jahren 1996 bis 2001 sowie 2005 bis 2008 hat im Bereich Industrie und Handel insgesamt jedoch die Zahl der Ausbildungsplätze wieder zugenommen. In 2009 sinkt in Ostdeutschland die Zahl der Auszubildenden in Industrie und Handel um 8,8 %, was dem Durchschnitt des Gesamtrückgangs über alle Zuständigkeitsbereiche in Ostdeutschland entspricht. Die Zahl der Auszubildenden geht in 2009 erstmals seit 2004 auch bundesweit in diesem Zuständigkeitsbereich zurück; mit -2,7 % bzw. -41.886 Auszubildenden fällt dieser Rückgang durchschnittlich aus.
Insgesamt bleibt Industrie und Handel mit 909.072 Auszubildenden der größte Zuständigkeitsbereich.
Der Einbruch der Zahl der Auszubildenden in den Ausbildungsberufen des öffentlichen Dienstes in den ersten Jahren seit 1994 ist durch Privatisierungen im Post- und Bahnbereich sowie durch den Wechsel der entsprechenden Ausbildungsberufe in den Zuständigkeitsbereich von Industrie und Handel bedingt. Bis 2006 ist die Zahl der Auszubildenden in den Berufen des öffentlichen Dienstes nur noch in geringerem Ausmaß zurückgegangen, seit 2007 ist allerdings erneut ein stärkerer Rückgang zu verzeichnen, der teilweise durch die Umstellungen in der Berufsbildungsstatistik bedingt sein kann.70 Zumindest in Teilen geht dieser Rückgang aber auch auf ein verändertes Ausbildungsverhalten im öffentlichen Dienst zurück (vgl. BIBB-Datenreport 2009, Kapitel A5.2.1). Im Vergleich zum Vorjahr ist im Jahr 2009 die Zahl der Auszubildenden in den Ausbildungsberufen des Zuständigkeitsbereichs öffent licher Dienst bundesweit nahezu unverändert (-0,17 % bzw. -63 Auszubildende); in Ostdeutschland steigt sie geringfügig (+0,8 % bzw. +72 Auszubildende).
Seit 2007 erfasst die Berufsbildungsstatistik auch das Betriebsmerkmal „Zugehörigkeit zum öffentlichen Dienst“; im Jahr 2009 kommen zu den 37.980 Auszubildenden in Berufen des öffentlichen Dienstes mindestens71 17.685 Auszubildende hinzu, die in Betrieben des öffentlichen Dienstes in Berufen der anderen Zuständigkeitsbereiche ausgebildet werden.
Nach relativer Konstanz in den Vorjahren war von 2003 bis 2007 im Zuständigkeitsbereich der freien Berufe ein starker Rückgang der Zahl der Auszubildenden zu beobachten. Nach dem Anstieg in 2008 steigt die Zahl der Auszubildenden in 2009 im Vorjahresvergleich nochmals geringfügig an (+0,3 % bzw. +351). Bundesweit befinden sich im Jahr 2009 117.015 Auszubildende in den freien Berufen. In Ostdeutschland sind zwar auch in 2009 noch leichte Rückgänge in diesem Zuständigkeitsbereich zu beobachten (-0,8 %), allerdings fallen diese im Vergleich zum Rückgang in Ostdeutschland insgesamt deutlich unterproportional aus.
In der Hauswirtschaft, mit dem staatlich anerkannten Ausbildungsberuf (Hauswirtschafter / -in) sowie den beiden Berufen für Menschen mit Behinderung (Hauswirtschaftshelfer / -in und Hauswirtschaftstechnische / -r Betriebshelfer / -in), sind bundesweit vergleichsweise wenige Auszubildende zu finden, deren Anzahl schwankt über die Jahre. In Ostdeutschland geht deren Anzahl seit 2005 zunehmend zurück.72 Der Bereich Seeschifffahrt – hierunter fällt der Ausbildungsberuf Schiffsmechaniker – fällt sehr klein aus, ist jedoch seit 2004 deutlich gewachsen; seit 2008 wird er nicht mehr für die Berufsbildungsstatistik gemeldet.73
Da die Berufsbildungsstatistik neben der schulischen Vorbildung (vgl. Kapitel A4.6) als Personenmerkmale das Geschlecht sowie die Staatsangehörigkeit erfasst, können zusätzlich zur Entwicklung nach Zuständigkeitsbereichen die Auszubildendenzahlen auch nach diesen Personenmerkmalen differenziert betrachtet werden. Künftig können auf Basis der Individualdaten auch weitere Merkmale zur differenzierten Betrachtung der Auszubildendenzahlen herangezogen werden. Da aber die neuen Merkmale der Berufsbildungsstatistik nicht rückwirkend für bereits eingetragene Ausbildungsverhältnisse erhoben wurden, erfolgt eine Auswertung nach weiteren Merkmalen ausschließlich für die Neuabschlüsse (vgl. Kapitel A4.3 bis A4.6.2).
Frauenanteil in den dualen Ausbildungsberufen
Frauen machen im Jahr 2009 39,9 % aller Auszubildenden des dualen Systems aus (627.456 weibliche Auszubildende) Tabelle A4.2.1-2. Seit 1992 schwankt dieser Anteil insgesamt nur geringfügig zwischen 39 % und 41 %. Insgesamt sind Frauen im dualen System im Vergleich zu ihrem Anteil an der Wohnbevölkerung im entsprechenden Anteil (ca. 49 %) unterrepräsentiert (vgl. Kapitel A4.5); Frauen sind häufiger als Männer in vollzeitschulischen Berufsausbildungsgängen zu finden (vgl. Kapitel A5.2). Innerhalb des dualen Systems zeigen sich auch deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede (vgl. Kapitel A4.5).
Die Zuständigkeitsbereiche unterscheiden sich deutlich hinsichtlich des Frauenanteils. Im Bereich der Hauswirtschaft und der freien Berufe liegt er über 90 %. In den Berufen des öffentlichen Dienstes ist er im Vergleich zum Jahr 1992 (50,7 %) deutlich gestiegen und liegt seit 1998 bei 63 % bis 65 % aller Auszubildenden. In den Berufen des Zuständigkeitsbereichs Industrie und Handel entspricht er mit 39,9 % dem Gesamtdurchschnitt. Im Handwerk liegt der Frauenanteil dagegen unverändert deutlich unterdurchschnittlich bei 24 % im Jahr 2009 und ist somit im Vergleich zu 1992 (22,1 %) nur geringfügig gestiegen. Er liegt dort etwas höher als Mitte der 1990er-Jahre (1995: 19,2 %), jedoch nur bedingt durch die starken Rückgänge bei den männlich dominierten Berufen im Bau- und Ausbaugewerbe. Auch in der Landwirtschaft ist der Frauenanteil an allen Auszubildenden vergleichsweise niedrig und beträgt im Jahr 2009 22,9 %, er geht dort seit 1992 (35,7 %) nahezu kontinuierlich zurück.
Insgesamt lassen sich für die Ausbildungsberufe des dualen Systems deutliche Geschlechterzuordnungen feststellen, die in Westdeutschland zudem im langfristigen Zeitverlauf74 eine Beharrungstendenz aufweisenTabelle A4.2.1-3. Ein Großteil der Ausbildungsberufe ist jeweils überwiegend mit Frauen oder mit Männern besetzt, entsprechend variieren die Frauenanteile deutlich. Unterteilt man die dualen Ausbildungsberufe auf Basis des jeweiligen Frauenanteils an den Auszubildenden im Jahr 1977 bzw. des ersten Jahres des Auftretens eines Berufs (oder seines Vorgängerberufes), lässt sich feststellen, dass die Mehrheit der Frauen eine Ausbildung in einem weiblich dominierten Beruf absolviert, also in einem Beruf mit maximal 20 % Männeranteil. Im Jahr 2009 befinden sich in Westdeutschland 39,8 % aller weiblichen Auszubildenden des dualen Systems in dieser Berufsgruppe; dieser Anteil liegt nur um knapp 5 Prozentpunkte unterhalb des Wertes aus dem Jahr 1980. Weitere 17,6 % befinden sich in einer Ausbildung in einem überwiegend weiblich besetzten Beruf (Männeranteil 20 % bis 40 %); im Jahr 1980 waren dies 23,4 %. In den männlich dominierten bzw. überwiegend männlich besetzten Ausbildungsberufen befinden sich insgesamt nur 18,8 % der weiblichen Auszubildenden. Insgesamt ist im dualen System eine deutlich geschlechtsspezifische berufliche Segregation zu beobachten; berufsstrukturelle Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind seit Mitte der 1980er-Jahre nahezu unverändert (vgl. Uhly 2007). In Ostdeutschland befindet sich mit 19,0 % ein höherer Anteil an Frauen in männlich dominierten Ausbildungsberufen, 34,9 % findet man dort in weiblich dominierten Ausbildungsberufen. Allerdings gleichen sich die Verteilungen in Ostdeutschland denen in Westdeutschland an, im Jahr 1991waren nur 26,3 % der weiblichen Auszubildenden Ostdeutschlands in weiblich dominierten Berufen tätig (vgl. Uhly u. a. 2010).
Tabelle A4.2.1-2: Frauenanteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen1, Bundesgebiet 1992 bis 2009 (in %)
Ausländeranteil in den dualen Ausbildungsberufen
Der Anteil an Auszubildenden mit ausländischem Pass ist seit Anfang der 1990er-Jahre (7 % bis 8 %) stark zurückgegangen. Seit 2007 steigt der Anteil wieder leicht an; im Jahr 2009 liegt er bei 4,8 % Tabelle A4.2.1-4. Bundesweit befinden sich 75.780 ausländische Auszubildende am 31. Dezember 2009 in einem Ausbildungsverhältnis des dualen Systems. Die Berufsbildungsstatistik erfasst lediglich die Staatsangehörigkeit75 und nicht einen Migrationshintergrund. Teilweise ist der Rückgang des Ausländeranteils durch Einbürgerungen bedingt. Der adäquate Indikator zur Einschätzung der Frage der Integration in die duale Berufsausbildung ist somit nicht der Ausländeranteil. Denn dieser muss in Relation zum Ausländeranteil in der Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter gesetzt werden. Dies erfolgt mit der Analyse der Ausbildungsbeteiligungsquote der Jugendlichen in Kapitel A4.5. Der Ausländeranteil eignet sich jedoch für einen Vergleich der Zuständigkeitsbereiche.
Der im Vorjahresvergleich zu verzeichnende Anstieg des Ausländeranteils in 2009 ist in allen Zuständigkeitsbereichen zu beobachten. Dennoch ist der Ausländeranteil in nahezu allen Zuständigkeitsbereichen relativ gering. In den Ausbildungsberufen des Zuständigkeitsbereichs der freien Berufe fällt er bundesweit mit 8,5 % aller Auszubildenden des Bereichs vergleichsweise hoch aus; in den einzelnen Jahren schwankt er nur geringfügig zwischen 7 % und 9 %. Allerdings ist er auch hier im Vergleich zum Ausländeranteil in der entsprechenden Wohnbevölkerung insgesamt immer noch unterproportional; denn von der Wohnbevölkerung im Alter von 16 bis unter 24 haben 10,6 % keinen deutschen Pass.
Einzelne Berufe dieses Zuständigkeitsbereichs sind allerdings überproportional mit ausländischen Auszubildenden besetzt. In den beiden Berufen Pharmazeutisch-kaufmännische / -r Angestellte / -r (16,4 %) und Zahnmedizinische / -r Fachangestellte / -r (11,7 %) findet man fast ausschließlich (97,3 % bzw. 99,5 %) weibliche Auszubildende, sowohl unter denen mit deutschem als auch denen mit ausländischem Pass. In der Hauswirtschaft fällt der Ausländeranteil geringer aus, er hat sich jedoch von 1992 (2,4 %) bis 2009 (4,1 %) deutlich erhöht. In allen anderen Bereichen ist er längerfristig zurückgegangen. Sehr gering fällt er bereits im Jahr 1992 in den Ausbildungsberufen des Zuständigkeitsbereichs öffentlicher Dienst (2,6 %) und in der Landwirtschaft (1,2 %) aus, 2009 betrug er dort trotz des leichten Anstiegs im Vergleich zum Vorjahr immer nur noch 1,8 % bzw. 0,8 %. Auch im Handwerk und im Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel ist er im Jahr 2009 wieder leicht gestiegen; im Handwerk fällt er mit 5,5 % leicht überproportional aus (im Vergleich zum Gesamtanteil von 4,8 %), in Industrie und Handel (4,3 %) leicht unterproportional. Insgesamt findet man nur sehr wenige staatlich anerkannte Ausbildungsberufe (bzw. duale Ausbildungsberufe in Erprobung), die einen Ausländeranteil von 10 % und mehr unter den Auszubildenden aufweisen. Von den Berufen mit mindestens 100 Auszubildenden sind dies neben dem bereits genannten Beruf Zahnmedizinische / -r Fachangestellte / -r, der den sekundären Dienstleistungsberufen zugerechnet werden kann, folgende 6 primäre Dienstleistungsberufe76: Pharmazeutisch-kaufmännische / -r Angestellte / -r, Friseur / -in, Servicefahrer / -in, Servicekraft für Schutz und Sicherheit, Tankwart / -in und Fachmann / -frau für Systemgastronomie. Außerdem weisen noch 8 Produktionsberufe höhere Ausländeranteile unter den Auszubildenden auf; es sind 4 Berufe aus der Gruppe der Ausbauberufe (Industrie- Isolierer / -in, Estrichleger / -in, Stuckateur / -in sowie Bauwerksabdichter / -in), der Textilberuf Änderungsschneider / -in und 3 Metallberufe (Chirurgiemechaniker / -in, Kraftfahrzeugservicemechaniker / -in sowie Fräser / -in).
Differenziertere Analysen zur Ausbildungssituation der ausländischen Jugendlichen bzw. der Jugendlichen mit Migrationshintergrund findet man in Kapitel A4.9.
(Alexandra Uhly)
Tabelle A4.2.1-3: Weibliche Auszubildende (Bestände) in männlich und weiblich besetzten Ausbildungsberufen, Westdeutschland 1980, 1993 und 2009, Ostdeutschland 2009
Tabelle A4.2.1-4: Ausländeranteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen1, Bundesgebiet 1992 bis 2009 (in %)