A5.2 Quantitative Entwicklung der vollqualifizierenden Berufsausbildung an Berufsfachschulen (Schuljahr 2009 / 2010)
Die Zahl der Schüler / -innen an Berufsfachschulen (BFS) in Ausbildungsgängen, die zu einem Berufsabschluss in Berufen außerhalb des Geltungsbereichs von Berufsbildungsgesetz (BBiG) und Handwerksordnung (HwO) führen, ist zum dritten Mal in Folge leicht um 0,8 % gesunken. Absolut bedeutet dies im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 1.736 auf nun 225.921 Schüler / -innen. Allerdings sank aufgrund der demografischen Entwicklung ebenfalls die Zahl der Abgänger aus allgemeinbildenden Schulen deutlich, sodass die Bedeutung dieses Bildungsganges auch weiterhin hoch ist Tabelle A5.2-1.
Ein weitaus stärkerer Rückgang ergibt sich bei der Entwicklung an BFS, die gemäß BBiG / HwO ausbilden. Die seit dem Schuljahr 2006 / 2007 anhaltende rückläufige Entwicklung der Schülerzahlen hat 2009 / 2010 mit -15,7 % (-5.614 Schüler / -innen) im Vergleich zum Vorjahr ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht Tabelle A5.2-2.
E Vollqualifizierende Berufsfachschulen (BFS)162
BFS, die einen Berufsabschluss außerhalb Berufsbildungsgesetz (BBiG) bzw. Handwerksordnung (HwO) vermitteln163
BFS außerhalb BBiG / HwO unterstehen den Kultusministerien und qualifizieren anstatt nach BBiG / HwO in anerkannten Ausbildungsberufen (überwiegend) in „Schulberufen nach Landesrecht“. Sie bilden mehrheitlich für sach- und personenbezogene Dienstleistungen aus. In einigen Ländern werden Gesundheitsdienstberufe nicht an Schulen des Gesundheitswesens, sondern an BFS außerhalb BBiG / HwO ausgebildet.
BFS gemäß BBiG / HwO
BFS, die einen beruflichen Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf gemäß Berufsbildungsgesetz bzw. Handwerksordnung vermitteln.
Bei den Anfängern einer vollqualifizierenden Berufsausbildung an BFS ist die Entwicklung zumindest an den BFS, die einen Ausbildungsabschluss außerhalb BBiG / HwO vermitteln, eine andere. Hier ist eine Zunahme der Schüler / -innen im 1. Schuljahr im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 % (1.446 Schüler / -innen) zu verzeichnen. Dahingegen setzt sich die stetige Abnahme der Schülerzahlen bei den BFS, die zu einem Abschluss gemäß BBiG / HwO führen, auch bei den Schülern / -innen im 1. Schuljahr mit -18,7 % (-2.410 Schüler / -innen) noch verstärkt fort. Insgesamt ist hier somit die Zahl der Schüler / -innen im 1. Schuljahr zwischen 2006 / 2007 und 2009 / 2010 um 37,1 % gefallen.
Zu den Ausbildungswegen mit Berufsabschluss im Sekundarbereich gehören neben BFS und Berufsschulen noch weitere Schul- und Ausbildungsformen. In einigen Ländern ist die Ausbildung für Sozial- und Gesundheitsdienstberufe den BFS zugeordnet. Diese sind also in der Gesamtzahl von 225.921 enthalten. Überdies gibt es Länder, in denen die Ausbildung für Sozial- und Gesundheitsdienstberufe an Fachschulen durchgeführt wird (vgl. Kapitel A5.3).
Zu den Berufen mit Ausbildungen in unterschiedlichen Schulformen gehören ebenfalls die „Erzieher / -innen“. Die Schülerzahl an Fachschulen beträgt hier 2009 / 2010 rund 32.000 und ist im Vergleich zum Vorjahr erneut deutlich um 14,9 % gestiegen. In Bayern werden „Erzieher / -innen“ außer dem an Fachakademien ausgebildet. Im Schuljahr 2009 / 2010 befanden sich dort insgesamt 4.329 Schüler / -innen, davon 2.279 im ersten Ausbildungsjahr Tabelle A5.2-3.
Mädchen und junge Frauen sind in schulischen Ausbildungen traditionell überproportional vertreten. So hat sich der Frauenanteil an den BFS außerhalb BBiG / HwO seit 2005 / 2006 (68,6 %) in der Folgezeit bis 2009 / 2010 (68,5 %) kaum verändert. Gleiches gilt für den Anteil junger Frauen im 1. Schuljahr, wo sich die Verhältnisse (2008 / 2009: 67,3 % vs. 2009 / 2010: 67,4 %) kaum nennenswert verschoben haben. Eine entgegengesetzte Entwicklung ergibt sich erneut bei den BFS gemäß BBiG / HwO, wo der Anteil junger Frauen unter den Schüler / -innen seit 2005 / 2006 (59,6 %) stetig abnimmt und sie 2009 / 2010 mit 55,7 % nur noch etwas mehr als die Hälfte aller Schüler / -innen stellen.
Die Zahl der Absolventen, die BFS außerhalb BBiG / HwO mit einem Berufsabschluss verlassen, ist im Vergleich zum Vorjahr erneut um 1,5 % auf 81.959 zurückgegangen. Im Gegensatz dazu ist die Anzahl der Absolventen der BFS mit einem Abschluss gemäß BBiG / HwO annähernd unverändert (2008 / 2009: 12.433 vs. 2009 / 2010: 12.246 Absolventen / -innen).
Tabelle A5.2-1: Schüler / -innen an Berufsfachschulen, die einen Abschluss außerhalb BBiG / HwO vermitteln, im Zeitverlauf
Tabelle A5.2-2: Schüler / -innen an Berufsfachschulen, die einen Abschluss gemäß BBiG / HwO vermitteln, im Zeitverlauf
Quantitative Entwicklung in einzelnen Berufen
Bei der Differenzierung nach einzelnen Berufen, ergeben sich zum Teil deutliche Unterschiede bei der Entwicklung der Schülerzahlen Tabelle A5.2-3. Unter den stark besetzten Berufen (mit mehr als 1.000 Schüler / -innen im 1. Schuljahr) an BFS außerhalb BBiG / HwO finden sich 2009 / 2010 Berufe sowohl mit starken Zu- als auch Abnahmen. So ist es an der Spitze der am stärksten besetzten Berufe außerhalb BBiG / HwO zu einem Wechsel gekommen. Im Ausbildungsgang „Kaufmännische / -r Wirtschaftsassistent / -in“ befinden sich 8,6 % weniger Schüler / -innen im 1. Schuljahr als noch im Vorjahr. Eine gegensätzliche Entwicklung war bei der Ausbildung zum / zur „Sozialassistenten / Sozialassistentin“ und „Sozial pädagogischen Assistenten / Assistentin“ festzustellen. Mit einem Anstieg von 6,7 % unter den Schülern / Schülerinnen im 1. Schuljahr bildet dieser Ausbildungsgang die Spitze unter den quantitativ am stärksten besetzten Berufen. Ebenfalls – wie bereits im letzten Jahr – erneut deutlich gestiegen ist mit 18,8 % die Anzahl der Schüler / -innen im 1. Schuljahr in der Ausbildung zum / zur „Sozialbetreuer / Sozialbetreuerin“ und „Sozialhelfer / Sozialhelferin“. Auf der anderen Seite gibt es starke Rückgänge unter den Top Ten vor allem bei „Technischer Assistenz für Informatik und Wirtschaftsinformatik“ (-9,0 %) sowie beim „(Haus-)Wirtschafter und Hauswirtschaftshelfer“ (-8,9 %).
Obwohl „Erzieher / -innen“ nur noch in Baden- Württemberg den BFS außerhalb BBiG / HwO zugerechnet werden, gehören sie mit 3.025 Anfängern weiterhin zu den Top Ten. Überdies werden die meisten „Erzieher / -innen“ an Fachschulen bzw. in Bayern an Fachakademien ausgebildet. Auch ohne Einbeziehung der durchaus beträchtlichen Anzahl von Schülern / Schülerinnen an Fachschulen für Sozialarbeit und -pädagogik gehört der „Erzieher“ zu den quantitativ stärksten Berufen außerhalb des Geltungsbereichs von BBiG / HwO.
Unter den – über die Top Ten hinaus – stark besetzten Berufen gibt es mit -9,8 % insgesamt weitere deutliche Rückgänge bei den Ausbildungen „Assistent / -in für Hotel-, Gaststätten-, Fremdenverkehrsgewerbe“ und „Touristikassistent / -in“. Die zum Teil massiven Zuwächse und Rückgänge der Schülerzahlen bei den Sozial- und Gesundheitsdienstberufen werden gesondert in Kapitel A5.3 behandelt. An den BFS gemäß BBiG / HwO hat sich die Liste der am stärksten besetzten Berufe im Vergleich zum Vorjahr auf einigen Positionen verändert Tabelle A5.2-4. So fanden – bedingt durch massive Einbrüche in den Schülerzahlen – die Berufsgruppen „Hotel- und Gaststättengewerbe“ (-47,0 %) und „Technische Zeichner und verwandte Berufe“ (-29,3 %) 2009 / 2010 keinen Einzug mehr in die Top Ten. Mit zu den am stärksten besetzten Berufen gehören nun stattdessen die Gruppen „Feinwerktechnische und verwandte Berufe“ (-7,2 %) sowie „Berufe in der Textilverarbeitung“ (+2,9 %), deren Entwicklungen bei den Schülerzahlen durch moderate Verluste bzw. sogar leichte Zuwächse gekennzeichnet waren. Auch unter den Top 3 kam es zu Veränderungen in der Rangfolge. Die Spitze übernimmt hier die Berufsgruppe mit den geringsten Rückgängen im Vergleich zum Vorjahr. Während die Gruppen „Büroberufe, Kaufmännische / -r Angestellte / -r“ (-25,1 %) und „Haus- und ernährungswirtschaftliche Berufe“ (-29,8 %) deutliche Rückgänge bei den Schülerzahlen hinnehmen mussten, waren diese bei den „Berufen in der Körperpflege inkl. Kosmetiker / -in“ mit -11,1 % erheblich geringer, sodass diese Gruppe nunmehr mit 4.121 Schülern / -innen die Liste der Top Ten an führt. Entgegen der Entwicklung in den meisten der unter den 10 am stärksten besetzten Berufsgruppen an Berufsfachschulen gemäß BBiG / HwO aufgeführten Ausbildungen kann die Gruppe der „Groß- und Einzelhandelskaufleute, Ein- und Verkaufsfachleute“ einen starken Anstieg der Schülerzahlen um 33,6 % im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen.
Tabelle A5.2-3: Am stärksten besetzte Berufe an Berufsfachschulen, die einen Abschluss außerhalb BBiG / HwO vermitteln – 2009 / 2010
Tabelle A5.2-4: Die 10 am stärksten besetzten Berufsgruppen an Berufsfachschulen, die einen Abschluss gemäß BBiG / HwO vermitteln – Schuljahr 2009 / 2010
Regionale Entwicklungen bei Schulformen und Berufen
An den BFS gemäß BBiG / HwO ist im Zeitverlauf, neben den quantitativen Schwankungen der Schülerzahlen insgesamt, eine dynamische Entwicklung auf der Ebene der einzelnen Bundesländer festzustellen. 1993 / 1994 war ein Drittel der Schülerzahl den neuen und zwei Drittel den alten Ländern zu zurechnen. Dies kehrte sich bis 1999 / 2000 um, so dass zwei Drittel der Schüler / -innen aus den neuen und nur noch ein Drittel aus den alten Ländern kam. Die Schülerzahl hatte sich bis dahin vervierfacht. Im Zuge des Geburtenrückgangs und in der Folge deutlich sinkender Schulabgängerzahlen – insbesondere in den neuen Ländern – konnten die vollschulischen Ausbildungsförderungsprogramme reduziert werden. Dadurch setzt sich die massiv rückläufige Entwicklung in allen fünf neuen Flächenstaaten auch 2009 / 2010 im Vergleich zum Vorjahr fort Tabelle A5.2-5. Sachsen-Anhalt hat mit einer Abnahme der Schülerzahl um 12,1 % noch die geringsten Rückgänge zu verzeichnen. In Mecklenburg-Vorpommern hat sich mit -47,9 % die Zahl der Schüler / -innen beinahe halbiert. Der Anteil der neuen Länder an dieser Schulform hat sich somit weiter auf jetzt 44 % (2008 / 2009: 52 %) reduziert, womit erstmals seit Langem die Mehrzahl der Schüler / -innen an BFS gemäß BBiG / HwO aus den alten Ländern kommt. In den alten Ländern ist dort, wo die Schülerzahlen zurückgingen, das Ausmaß deutlich moderater. Lediglich in Hamburg ist – bei allerdings insgesamt geringer Schülerzahl – diese im Vergleich zum Vorjahr um zwei Drittel zurückgegangen (-66,7 %). Von den alten Flächenstaaten hat Schleswig-Holstein mit -9,8 % die größte Abnahme zu verzeichnen. Die anderen alten Länder befinden sich ansonsten entweder annähernd auf Vorjahresniveau (Baden-Württemberg: +1,2 %; Bayern: -0,8 %; Hessen: +1,7 %) oder bewegen sich bei den Zu- bzw. Abnahmen bei den Schülerzahlen um + / -5 % (Bremen: +5,0 %; Niedersachsen: -5,3 %; Nordrhein-Westfalen: +5,0 %; Rheinland-Pfalz: -5,4 %).
Auch an den BFS außerhalb BBiG / HwO ist der Rückgang vor allem in den neuen Flächenstaaten spürbar. Er liegt zwischen rund -6 % in Sachsen und -9 % in Brandenburg Tabelle A5.2-6. Insgesamt ergibt sich damit eine Abnahme der Schülerzahlen in den neuen Ländern und Berlin um 5,2 %. Die alten Länder verzeichnen hier im Vergleich zum Vorjahr mit 1,5 % insgesamt ein leichtes Plus. Eine Zunahme bei den Schülerzahlen findet hier beinahe in allen Ländern statt (von Bayern: +0,3 % bis Hamburg: +7,0 %). Lediglich in Hessen (-1,3 %) und Nordrhein-Westfalen (-4,2 %) hat die Zahl der Schüler / -innen an BFS außerhalb BBiG / HwO zwischen 2008 / 2009 und 2009 / 2010 abgenommen.
(Stephan Kroll)
Tabelle A5.2-5: Schüler / -innen an Berufsfachschulen, die einen Abschluss gemäß BBiG / HwO vermitteln, nach Ländern – Schuljahr 2009 / 2010
Tabelle A5.2-6: Schüler / -innen an Berufsfachschulen, die einen Abschluss außerhalb BBiG / HwO vermitteln, nach Ländern – Schuljahr 2009 / 2010