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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2011

A5.1 Berufsvorbereitungsjahr, Berufsgrundbildungsjahr, Berufsfachschulen

Entwicklung der Schülerzahlen seit 1992

Berufliche Schulen des hier untersuchten Schulsegments hatten seit Mitte der 90er-Jahre einen nahezu kontinuierlichen Anstieg der Schülerzahlen zu verzeichnen. So stieg die Schülerzahl von 2000 bis 2006 um rund 30 %. Am stärksten gestaltete sich dabei der Anstieg in den Berufsfachschulen (BFS) – seit 2000 ein Plus von 36 % – mit damals 566.000 Schülerinnen und Schülern. Mittlerweile sinken die Schülerzahlen bei allen schulischen Berufsbildungsangeboten; im Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) schon seit 2004, im Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) seit 2005. Der stärkste Rückgang der Schülerzahlen zeigte sich an BFS, bei diesen aber erst im Schuljahr 2007 / 2008 mit einem Minus von 6,3 %.

Auch im Berichtsjahr 2009 / 2010 zeigten sich in BFS rückläufige Schülerzahlen. Der Rückgang fiel aber insgesamt nicht so stark aus wie in den Vorjahren (-2,2 %). Er beschränkte sich dabei nahezu ausschließlich auf die neuen Länder (-10 %), in den alten Ländern blieben die Schülerzahlen nahezu konstant (-0,2 %). Die Entwicklung der Schülerzahlen in BGJ, BVJ und BFS seit 1992 zeigt das Schaubild A5.1-1.

Schaubild A5.1-1: Entwicklung der Schülerzahlen des schulischen Berufsgrundbildungsjahres, des Berufs vorbereitungsjahres und der Berufsfachschulen insgesamt seit 1992

Schaubild A5.1-1

Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) 2009 / 2010

Im Schuljahr 2009 / 2010 befanden sich 54.716 Jugendliche und junge Erwachsene im BVJ  160 (Tabelle A5.1-1 Internet). Gegenüber dem vorausgegangenen Schuljahr bedeutete das einen Rückgang von 1,1 %. Knapp zwei Drittel (32.900; 60,2 %) der Teilnehmer am BVJ waren männlich. Fast drei Viertel der Jugendlichen (72,9 %) waren beim Einstieg 17 Jahre oder jünger, rund 6.100 (11,1 %) waren bereits 19 Jahre oder älter. Verglichen mit dem Vorjahr zeigt sich eine Steigerung des Anteils Älterer um rund 160 Das Schuljahr 2009 / 2010 begann am 1. August 2009 und endete am 31. Juli 2010. 2 Prozentpunkte. Unter den Älteren stammte mehr als die Hälfte aus den neuen Ländern.

E Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)

Das BVJ ist ein einjähriger bzw. zweijähriger Bildungsgang, der die Jugendlichen ohne Ausbildungsvertrag auf die Anforderungen einer beruflichen Ausbildung vorbereiten soll. Der Unterricht erfolgt in Vollzeit- oder Teilzeitform. Während des BVJ kann der Hauptschulabschluss nachgeholt werden. Auch Berufsvorbereitungsmaßnahmen mit innovierenden Elementen (Dualisierung berufsvorbereitender Lehrgänge an den Lernorten Schule bzw. außerbetriebliche Ausbildungsstätte und Betrieb) gehören statistisch seit dem Schuljahr 1999 / 2000 zum BVJ (vgl. Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 2).

9.900 (18,1 %) aller Schüler / -innen im BVJ waren Ausländer / -innen – ihr Anteil stieg um einen Prozentpunkt. Bevor sie in das BVJ einstiegen, besaßen nur 3 von 10 Jugendlichen einen Schulabschluss, weit überwiegend von der Hauptschule. Das BVJ begannen 34.800 Jugendliche (68 %) ohne einen vorweisbaren Schulabschluss. Von den Absolventen des Schuljahres 2008 / 2009 erwarben 15.675 Jugendliche im BVJ einen Hauptschulabschluss, einige wenige (23) einen mittleren Bildungsabschluss.

Die Länder bieten das BVJ in unterschiedlichem Ausmaß an. Die meisten Schüler / -innen kommen 2009 / 2010 aus Niedersachsen (9.400), Bayern (6.400), Nordrhein-Westfalen (5.000) und Sachsen (4.600). Im Saarland (500), Bremen (1.100) und Schleswig-Holstein (1.700) sind die niedrigsten Teilnehmerzahlen zu vermelden. In Brandenburg wird das BVJ nicht angeboten.

Von 1992 bis 2002 hatte die Zahl der Schüler / -innen im BVJ kontinuierlich zugenommen. Bis 2004 blieb sie weitgehend auf dem erreichten Stand von rund 80.000 Schüler / -innen. Seit 2005 ist die Schülerzahl rückläufig, vor allem in den neuen Ländern. In nur wenigen Ländern kam es zu einem Anstieg der Schülerzahlen; am stärksten in Niedersachsen (+28,4 %), wo das schulische BGJ nicht mehr angeboten wurde, gefolgt von Bremen. Zweistellige Rückgänge der Schülerzahlen waren in Sachsen-Anhalt (-14,1 %), Mecklenburg-Vorpommern (-13,1 %), Nordrhein- Westfalen (-12,5 %) und Rheinland- Pfalz (-10,9 %) zu verzeichnen.

Schulisches Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) 2009 / 2010

34.300 Schüler / -innen besuchten im Schuljahr 2009 / 2010 ein BGJ (Tabelle A5.1-1 Internet). Gegenüber dem Vorjahr (44.400) bedeutet das einen erheblichen Rückgang um 22,6 %. Knapp zwei von drei Schülern (63 %) waren männlich. 7 von 10 Teilnehmern besaßen einen Hauptschulabschluss, 14 % einen mittleren Bildungsabschluss. Nur jeder neunte Jugendliche hatte noch keinen allgemeinen Schulabschluss erworben. Der Ausländeranteil erhöhte sich um 3 Prozentpunkte und betrug 15,4 %. Die höchsten Schülerzahlen wiesen die Berufsfelder Metalltechnik (7.000), Ernährung und Hauswirtschaft (5.900), Wirtschaft und Verwaltung (5.400) und Holztechnik (4.600) auf.

Insgesamt 24.000 BGJ-Absolventen / Absolventinnen des Schuljahres 2008 / 2009 hatten eine Abschlussprüfung bestanden. Darunter befanden sich 4.054 Jugendliche, die noch einen Hauptschulabschluss nachholen konnten, und 4.066 Schüler / -innen, die auf diesem Weg einen mittleren Bildungsabschluss erwarben.

E Schulisches Berufsgrundbildungsjahr (BGJ)

Schüler / -innen im schulischen BGJ erhalten eine berufsfeldbezogene Grundbildung (z. B. in den Berufsfeldern Metalltechnik, Elektrotechnik, Wirtschaft und Verwaltung). Der Unterricht wird in Vollzeitform durchgeführt. Ist der Besuch erfolgreich, kann er auf die Berufsausbildung im dualen System durch eine Verkürzung der Ausbildungszeit angerechnet werden (vgl. Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 2).

Das schulische BGJ wurde im Schuljahr 2009 / 2010 in 9 Bundesländern angeboten. Kein BGJ gab es wie im Vorjahr in Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg- Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Nicht mehr angeboten wird das BGJ zudem in Bremen und Niedersachsen, wo im Vorjahr noch fast 10.000 Schüler / -innen gemeldet wurden. Auch in den meisten verbliebenen Ländern waren zum Teil deutliche Rückgänge der Schülerzahlen gegenüber dem vorhergehenden Schuljahr zu verzeichnen, beispielsweise in Sachsen-Anhalt (-31,1 %) und Hessen (-17,4 %). Einzig in Nordrhein-Westfalen – aktuell stammen 2 von 3 Schülern des schulischen BGJ aus diesem Land – stiegen die Schülerzahlen nochmals um 3,9 %.

Berufsfachschulen (BFS) 2009 / 2010

Die demografische Entwicklung zeigt sich auch an den Schülerzahlen der BFS . Die Zahl der Schüler / -innen161 ist im Schuljahr 2009 / 2010 nach einem längeren Zeitraum kontinuierlicher Anstiege (Höhepunkt im Schuljahr 2006 / 2007) zum dritten Mal rückläufig. Sie betrug 499.524 und lag damit rund 11.000 (-2,2 %) unter dem Vorjahresergebnis.

E Berufsfachschulen (BFS)

BFS sind Schulen mit voller Wochenstundenzahl und mindestens einjähriger Schulbesuchsdauer, die in der Regel freiwillig nach Erfüllung der Vollzeitschulpflicht zur Berufsvorbereitung oder auch zur vollen Berufsausbildung ohne vorherige praktische Berufsausbildung besucht werden können. In den einzelnen Bundesländern gibt es vielfältige Formen von Berufsfachschulen mit unterschiedlichem Qualifikationsniveau. An einigen Schulen wird auch Teilzeitunterricht angeboten (vgl. Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 2).

Tabelle A5.1-2 Internet informiert über die Entwicklung der Schülerzahlen in BFS von 2007 / 2008 bis 2009 / 2010 nach Bundesländern. Dabei werden auch die Anteile der weiblichen Schüler und der Schüler / -innen im ersten Schuljahr ausgewiesen. In den neuen Ländern und Berlin ist die Zahl der Berufsfachschüler im Schuljahr 2009 / 2010 gegenüber dem Vorjahr nochmals deutlich um rund 10.300 (-10 %) zurückgegangen. In den alten Ländern sank hingegen die Zahl der Berufsfachschüler nur geringfügig, um knapp 1.000 Schüler / -innen (-0,2 %). Der Frauenanteil lag im Bundesdurchschnitt bei 58 %. In Ostdeutschland fällt dieser Wert mit 69 % deutlich höher aus als in Westdeutschland (56 %). Nur für Bayern wurde im Westen mit 75 % ein höherer Frauenanteil ermittelt.

Von den Schülern und Schülerinnen des ersten Schuljahrgangs besaßen mehr als die Hälfte (56 %) einen mittleren Bildungsabschluss, 5,6 % eine Studien berechtigung. 36,7 % verfügten über einen Hauptschulabschluss. Keinen allgemeinen Schulabschluss hatten 1,2 % der Schüler / -innen.

Jeder neunte Jugendliche an BFS (10,9 %) hatte nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Gegenüber dem Vorjahr (10,3 %) hat sich der Ausländeranteil damit leicht erhöht.

18,2 % der Berufsfachschüler erhielten eine berufliche Grundbildung, die zugleich zum Realschulabschluss führte, 17,9 % eine Grundbildung, die den Realschulabschluss bereits voraussetzt. Der Anteil der Schüler / -innen, die eine berufliche Grundbildung erhielten, die sowohl in Hinblick auf die Eingangsvoraussetzung als auch auf den Abschluss unterhalb des Realschulabschlusses blieb, erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr deutlich (von 8,6 % auf 12,6 %).

Im Schuljahr 2009 / 2010 besuchten rund 256.100 Berufsfachschüler (51,3 %) eine BFS mit dem Ziel, einen beruflichen Abschluss zu erwerben. Der Anteil war gegenüber dem Vorjahr (51,6 %) nahezu gleich geblieben. Differenziert nach den angestrebten Abschlüssen entfielen 45,2 % (Vorjahr 44,6 %) auf einen Abschluss außerhalb und 6,0 % (Vorjahr 7,0 %) auf einen Berufsabschluss im Rahmen des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) bzw. der Handwerksordnung (HwO). Das Verhältnis zwischen berufsqualifizierenden Abschlüssen innerhalb und außerhalb BBiG / HwO hat sich somit – wie schon im vorigen Schuljahr – zugunsten von rein schulischen Berufsabschlüssen und damit ihren klassischen Ausbildungsgängen verändert.

In Ostdeutschland vermitteln BFS in der Regel einen beruflichen Abschluss. Der Anteil der Schüler / -innen, die im Schuljahr 2009 / 2010 mit dem Schulbesuch auch einen Berufsabschluss anstrebten, betrug 92 % (West 42 %). Die restlichen 8 % der Schüler / -innen befanden sich zumeist in Schulen, die eine berufliche Grundbildung vermitteln und auf den Realschulabschluss ausgerichtet sind. Wie im Westen handelt es sich dabei mehrheitlich um Ausbildungsgänge, die nach Ländergesetzen und nicht nach BBiG / HwO geregelt sind. Der Anteil der Berufsausbildung nach BBiG / HwO betrug rund 15,4 % aller vollqualifizierenden Ausbildungsgänge an BFS in Ostdeutschland, ein Rückgang um rund 5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. In Westdeutschland betrug der Anteil der Schüler / -innen in einer Berufsausbildung nach BBiG / HwO an allen vollqualifizierenden Ausbildungsgängen 9,9 %.

Insgesamt 30.200 Schüler / -innen wurden im Schuljahr 2009 / 2010 in den anerkannten Ausbildungsberufen nach BBiG / HwO ausgebildet. Vor allem handelte es sich dabei um Körperpflegeberufe (fast ausschließlich Kosmetiker / Kosmetikerin), haus- und ernährungswirtschaftliche Berufe und Büroberufe, in denen allein 38,0 % aller Schüler / -innen lernten. Eine wichtige Rolle im Ausbildungsangebot der BFS in anerkannten Ausbildungsberufen nach BBiG / HwO spielten auch Metall- und Elektroberufe mit 21,1 % aller Schüler / -innen.

Insgesamt verließen 94.205 Schüler / -innen die BFS mit einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung. Mit -1.400 (-1,5 %) ist die Zahl der Absolventen und Absolventinnen in schulisch vermittelten Erstausbildungsgängen wie bereits im Vorjahr rückläufig. Von den Absolventen und Absolventinnen erwarben 81.959 (87 %) einen Berufsabschluss außerhalb BBiG / HwO, und 12.246 (13 %) erhielten einen Abschluss in einem BBiG / HwO-Beruf.

(Klaus Schöngen)

Fußnoten

160 Das Schuljahr 2009 / 2010 begann am 1. August 2009 und endete am 31. Juli 2010.

161 Ohne BGJ, jedoch einschließlich der Berufsfachschulzweige an den freien Waldorfschulen.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2011 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2011).

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