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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2013

A3.1 Berufliche Wünsche und beruflicher Verbleib von Schulabgängern und Schulabgängerinnen

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) führt regelmäßig Befragungen von Schulabgängern und Schulabgängerinnen35 durch, um ihre beruflichen Orientierungen und ihr Berufswahlverhalten (Verbleib) zu erfassen . Nachfolgend werden die Ergebnisse der Befragung 2012 nach dem Geschlecht, dem Wohnort, dem Vorhandensein eines Migrationshintergrunds sowie nach unterschiedlichen Schultypen und dem höchsten Schulabschluss differenziert dargestellt und Veränderungen zu vorangegangenen Befragungen aufgezeigt. Jugendliche ohne Schulabschluss und Jugendliche, die eine Sonderschule besucht haben, sind in der Stichprobe nur in geringer Anzahl vertreten; für diese Jugendlichen werden deshalb keine Ergebnisse ausgewiesen.

Erhebung 2012 die Erreichbarkeit von Jugendlichen aus beruflichen Vollzeitschulen verschlechtert. Dadurch ist die Fallzahl in der Stichprobe kleiner, als aufgrund einer zufälligen Auswahl mittels eines telefonischen Haushaltskontakts zu erwarten wäre. Die genauen Gründe für die geringere Erreichbarkeit können aus der Erhebung selbst nicht erschlossen werden. Die Ursache liegt nicht in einer stärkeren Verweigerungshaltung oder einer stärkeren Abbruchneigung dieser Jugendlichen im laufenden Interview. Vielmehr ist anzunehmen, dass die zunehmende Verbreitung von Mobilfunktelefonen dazu führt, dass besonders diese (meist bereits schon ältere) Personengruppe schlechter über einen (elterlichen) Festnetzanschluss kontaktiert werden kann. Trotz der Gewichtung der Daten nach der Strukturvariablen „Schultyp“ fällt die Zellbesetzung im Einzelnen zum Teil sehr klein aus, sodass bei dieser Personengruppe in einigen Fällen keine statistisch gesicherten Ergebnisse dargestellt werden können. Auch bei anderen Merkmalen bzw. Merkmalskombinationen kommt es vor, dass nur wenige Fälle für Analysen zur Verfügung stehen. In den nachfolgenden Tabellen werden deshalb Fallzahlen kleiner 5 in der ungewichteten Stichprobe in Klammern gesetzt.36

E BIBB-Schulabgängerbefragungen

In den Jahren 2004, 2005, 2006, 2008, 2010 und 2012 wurden im Auftrag des BIBB von Forsa (Berlin) jeweils rund 1.500 Schulabgänger/-innen befragt. Erfasst wurden Jugendliche aus

  • allgemeinbildenden Schulen (Hauptschule, Realschule, Integrierte Gesamtschule, Gymnasium),
  • beruflichen Schulen (Fachgymnasium, Fachoberschule [FOS]) und
  • nicht vollqualifizierenden beruflichen Vollzeitschulen (Berufsvorbereitungsjahr [BVJ], Berufsgrundbildungsjahr [BGJ] und Berufsfachschule [BFS], die nicht zu einem Berufsabschluss führt).

Die Stichprobenziehung erfolgte über einen zufallsgesteuerten telefonischen Kontakt zu Haushalten und der Auswahl der Befragungspersonen. Die repräsentativen Befragungen fanden jeweils von Anfang September bis Ende November mittels computerunterstützter telefonischer Interviews statt (zur Methode siehe Friedrich 2009). Die beruflichen Pläne im Frühjahr wurden retrospektiv erfasst. Die Ergebnisse für das Jahr 2012 können unter Berücksichtigung von Strukturgewichten mit den Befragungsergebnissen aus früheren Jahren verglichen werden.37

Migrationshintergrund

Ein Migrationshintergrund von Schulabgängern und Schulabgängerinnen wird nicht direkt erfragt, sondern anhand von 3 Fragen erschlossen (vgl. Kapitel A4.9). Gefragt wird, ob die Eltern der Befragungspersonen in Deutschland geboren wurden, ob die Kindheit in Deutschland verbracht wurde und ob Deutsch als erste Sprache gelernt wurde.

Nach der hier verwendeten Definition liegt ein Migrationshintergrund vor, wenn

  • ein Elternteil oder beide Eltern nicht in Deutschland geboren wurden und/oder
  • die Kindheit und Jugend nicht in Deutschland verbracht wurde und/oder
  • Deutsch nicht als erste Sprache oder gemeinsam mit einer anderen Sprache erlernt wurde.

Der Definition folgend, haben 18 % der 2012 befragten Jugendlichen einen Migrationshintergrund.38

Berufliche Pläne nach Ende des Schuljahres 2011/2012

Die Schulabgänger/-innen wurden retrospektiv danach befragt, welche beruflichen Pläne sie im Frühjahr 2012 hatten. Es zeigt sich, dass knapp die Hälfte (47 %) der Befragten am Ende des Schuljahres 2011/2012 eine betriebliche Berufsausbildung angestrebt hat. Im Vergleich zu den früheren Befragungen ist zum zweiten Mal in Folge ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen Schaubild A3.1-1. Gegenüber dem Jahr 2010 (51 %) ging der Wunsch nach einer betrieblichen Ausbildung um 4 Prozentpunkte zurück; bezogen auf das Jahr 2006 (57 %) verringerte sich der Anteil um insgesamt 10 Prozentpunkte.

Dieser Rückgang dürfte vor allem auf die demografischen Veränderungen innerhalb der Schulabgangspopulation zurückzuführen sein (vgl. Kapitel A2.2; BIBB-Datenreport 2012, Kapitel A2.3, Tabelle A2.3-1): So sank in Deutschland der Anteil der nicht studienberechtigten Abgänger/-innen aus allgemeinbildenden Schulen, für die an erster Stelle eine betriebliche Ausbildung infrage kommt, zwischen 2006 und 2012 von 74 % auf 63 % (minus 11 Prozentpunkte). Hierbei handelt es sich um einen allgemeinen Trend zu höheren Schulabschlüssen, der in den letzten Jahren durch die Verkürzung der Schulzeit in der Oberstufe (G8) und die dadurch hervorgerufenen doppelten Abiturjahrgänge noch verstärkt wurde: Es verließen 2007 in Sachsen- Anhalt, 2008 in Mecklenburg-Vorpommern, 2009 im Saarland und 2010 in Hamburg jeweils 2 Jahrgänge die Sekundarstufe II. Im Jahr 2011 wurden in den Flächenstaaten Bayern und Niedersachsen doppelte Jahrgänge entlassen. 2012 kam es in Baden-Württemberg, Bremen, Berlin, Brandenburg und in Teilen Hessens zu einem Anstieg der Studienberechtigten aus doppelten Abiturjahrgängen.39 Berücksichtigt man den Schulabschluss in einem multivariaten logistischen Regressionsmodell, so zeigt sich, dass der Rückgang des Wunschs nach einer dualen Ausbildung durch die höheren Schulabschlüsse bedingt ist. Dem zunehmenden Anteil an Studienberechtigten entsprechend stieg der Anteil derjenigen, die ein Studium aufnehmen wollten, von 12 % (2006) auf 15 % (2010) und zuletzt auf 20 % an.

Auf einem insgesamt niedrigeren Niveau ergeben sich für das Jahr 2012 ähnliche Muster wie in den Vorjahren40: Männliche Jugendliche (53 %) haben gegenüber weiblichen Jugendlichen (39 %) ein größeres Interesse an einer dualen Ausbildung. Letztere streben häufiger eine Schulberufs- oder Beamtenausbildung (12 % vs. 7 %) oder ein Studium (21 % vs. 19 %) an. Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund (48 % vs. 46 %) sind 2012 ähnlich stark an einer dualen Berufsausbildung direkt im Anschluss an die Schulzeit interessiert Tabelle A3.1-1. Gegenüber früheren Erhebungen (2008: 57 %; 2010: 58 %) hat sich bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund der Anteil derjenigen, die sich für eine duale Ausbildung interessieren, stark verringert.41 Auch dieser Rückgang erklärt sich durch die im Vergleich zu 2010 höheren Schulabschlüsse der Jugendlichen mit Migrationshintergrund.

Ein deutlicher Rückgang zeigt sich erneut bei den Schulabgängern und Schulabgängerinnen aus den neuen Ländern: In den Jahren 2004 bis 2006 waren diese noch mit mehr als 60 % an einer betrieblichen Berufsausbildung direkt im Anschluss an die Schule interessiert. Sie zeigten damit ein stärkeres Interesse an einer solchen Ausbildung als die Jugendlichen im Westen. In den Jahren 2008 und 2010 ging der Anteil dann auf 53 % (West: 57 %) und 43 % (West 53 %) zurück. Im Jahr 2012 hat sich der Wert noch einmal auf 38 % verringert. In Westdeutschland ging der Anteil zwar ebenfalls zurück; der Anteil fällt mit 47 % jedoch um 9 Prozentpunkte höher aus als im Osten. Ursächlich für diesen Rückgang dürften wiederum demografische Veränderungen innerhalb der Schulabgangspopulationen in Ost und West sein: In den neuen Ländern ging der Anteil der nicht studienberechtigten Schulabgänger/- innen zwischen 2006 und 2012 von 70 % auf 59 % zurück. In den alten Ländern sank der Anteil der nicht Studienberechtigten im gleichen Zeitraum von 75 % auf 63 %. Der Anteil der studienberechtigten Abgänger/-innen ist dementsprechend in den neuen Ländern um 4 Prozentpunkte (41 % vs. 37 %) höher als in den alten Ländern (vgl. Kapitel A1.1, Tabelle A1.1-1).

Die differenzierte Betrachtung nach Schultypen zeigt – auf insgesamt niedrigerem Niveau – dieselben Muster wie in den Vorjahren: Aus allgemeinbildenden Schulen äußern vor allem Abgänger/-innen aus Hauptschulen (61 %) und Realschulen (49 %) den Wunsch nach einer betrieblichen Berufsausbildung im Ausbildungsjahr 2012/2013. Den stärksten Wunsch nach einer betrieblichen Ausbildung (63 %) haben wieder die Jugendlichen, die das allgemeinbildende Schulwesen bereits im Vorjahr bzw. in den Vorjahren verlassen haben und zuletzt ein Berufsgrundbildungsjahr (BGJ), ein Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) oder eine Berufsfachschule (BFS), die keinen Berufsabschluss vermittelt, besucht haben. Von den Abgängern und Abgängerinnen aus Gymnasien interessiert sich ein Viertel (25 %) für eine betriebliche Berufsausbildung, 51 % möchten studieren. Von den Abgängern und Abgängerinnen aus Fachoberschulen und Fachgymnasien haben 39 % den Wunsch nach einer dualen Ausbildung direkt im Anschluss an die Schule; mehr als ein Drittel (35 %) möchte ein Studium aufnehmen.

Hinsichtlich der erreichten Schulabschlüsse zeigt sich, dass im Frühjahr 2012 knapp drei Viertel (73 %; 2010: 77 %) der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss eine betriebliche Ausbildung angestrebt haben. Von den Jugendlichen mit mittlerem Bildungsabschluss waren es etwas mehr als die Hälfte (52 %; 2010: 58 %). Von denjenigen mit Hochschul- und Fachhochschulreife interessierte sich wie 2010 etwa ein Viertel (26 %) für eine duale Berufsausbildung.

Schaubild A3.1-1: Berufliche Pläne von Schulabgängern und Schulabgängerinnen 2004 bis 2012 jeweils im Frühjahr (in %)

Schaubild A3.1-1

Tabelle A3.1-1: Berufliche Pläne von Schulabgängern und Schulabgängerinnen im Frühjahr 2012 (in %)
Tabelle A3.1-1 (barrierefrei)


Tabelle A3.1-1

Wunsch nach einer dualen Ausbildung zu einem späteren Zeitpunkt

Ein Teil der Jugendlichen entschied sich erst zwischen Frühjahr und Herbst 2012 für eine betriebliche Berufsausbildung oder strebt eine solche erst in den kommenden Jahren an Tabelle A3.1-2. So möchten 1 % der Befragten noch im laufenden und je 7 % im nächsten Ausbildungsjahr oder zu einem späteren Zeitpunkt eine duale Ausbildung beginnen. Von allen Befragten haben demnach weitere 15 % (2010: 19 %; 2008: 16 %) den Wunsch nach einer späteren dualen Ausbildung. Der Anteil der Befragten, die im laufenden Ausbildungsjahr oder später eine duale Ausbildung absolvieren möchten, addiert sich auf insgesamt 62 %. Gegenüber dem Jahr 2010 (70 %) bedeutet dies einen Rückgang um 8 Prozentpunkte. Eine Verringerung der bis dahin recht stabilen Affinität von Jugendlichen zum System der dualen Berufsausbildung (vgl. Friedrich 2009, S. 31) war erstmals von 2008 (72 %) auf 2010 (70 %) zu beobachten. Der für 2012 ausgewiesene Anteil ist der bislang niedrigste Wert, der im Rahmen der BIBB-Schulabgängerbefragungen seit 2004 ermittelt wurde.

Im Vorjahresvergleich zeigt sich, dass die Affinität zum dualen System über alle Personen- und Merkmalsgruppen hinweg zurückgegangen ist: Junge Männer sind zu zwei Dritteln (66 %) an einer betrieblichen Berufsausbildung direkt im Anschluss an die Schulzeit oder später interessiert. Bei jungen Frauen ist es etwas mehr als die Hälfte (55 %). In Westdeutschland (61 %) ist der Anteil der an einer dualen Ausbildung Interessierten höher als in Ostdeutschland (56 %). Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund unterscheiden sich diesbezüglich nicht (je 61 %). Abgänger/-innen aus Hauptschulen (86 %) und beruflichen Vollzeitschulen (69 %) zeigen ein sehr viel stärkeres Interesse als diejenigen aus den anderen Schulformen.

Differenziert nach den erreichten Schulabschlüssen zeigt sich, dass bei den Jugendlichen mit Hauptschulabschluss der Anteil, der sich für eine duale Ausbildung interessiert, fast unverändert hoch geblieben ist (90 %; 2010: 94 %; 2008: 91 %). Für sie stellt diese Ausbildungsform weiterhin den Königsweg dar. Stark gesunken, aber immer noch leicht überdurchschnittlich ist der Anteil bei denjenigen mit einem mittleren Schulabschluss (68 %, 2010: 78 %; 2008: 80 %). Auch für ein Drittel (35 %; 2010: 43 %; 2008: 44 %) der Jugendlichen mit Hochschuloder Fachhochschulreife scheint diese Ausbildungsform weiterhin erstrebenswert zu sein, obwohl ihnen auch andere berufliche Möglichkeiten offenstehen.

Tabelle A3.1-2: Schulabgänger und Schulabgängerinnen, die im Ausbildungsjahr 2012/2013 oder zu einem späteren Zeitpunkt eine duale Ausbildung absolvieren möchten (in %)
Tabelle A3.1-2 (barrierefrei)


Tabelle A3.1-2

Realisierte Bildungswege (Verbleib) im Herbst 2012

Im Herbst 2012 haben 30 % der Schulabgänger/-innen eine betriebliche und 2 % eine außerbetriebliche Ausbildung nach Berufsbildungsgesetz/Handwerksordnung (BBiG/HwO) begonnen bzw. werden im laufenden Ausbildungsjahr noch eine solche Ausbildung beginnen. Weitere 11 % sind in eine Schulberufsoder Beamtenausbildung eingemündet und 18 % studieren. 9 % besuchen eine weitere allgemeinbildende oder berufliche Schule und 9 % ein BVJ, ein BGJ oder eine BFS, die eine Grundbildung vermittelt. 4 % sind arbeitslos bzw. ohne Beschäftigung. Weitere 4 % arbeiten bzw. jobben, 3 % absolvieren ein Praktikum, 4 % absolvieren ein soziales/ökologisches Jahr, leisten Bundesfreiwilligendienst oder freiwilligen Wehrdienst, und 6 % machen etwas anderes (unter „Sonstiges“ zusammengefasst). Im Vergleich zu vorangegangenen Befragungen ist ein Anstieg beim Anteil der Schulabgänger/-innen erkennbar, die im Herbst ein Studium aufgenommen haben. Ihr Anteil stieg von 11 % (2008) bzw. 14 % (2010) auf 18 % an. Darüber hinaus zeigen sich meist nur graduelle Veränderungen Schaubild A3.1-2.

Obwohl der Anteil der Schulabgänger/-innen zurückgegangen ist, der direkt nach der Schule eine duale Berufsausbildung aufnehmen wollte, hat sich der Anteil der Schulabgänger/-innen, der 2012 in eine duale Berufsausbildung eingemündet ist (30 %), im Vergleich zu 2008 (30 %) und 2010 (29 %) insgesamt kaum verändert. Es zeigen sich die bereits in früheren Befragungen (vgl. BIBB-Datenreport 2011 und 2009, jeweils Kapitel A3.1; Friedrich 2009) festgestellten Merkmalsstrukturen und -muster Tabelle A3.1-3: Männliche Jugendliche haben zu mehr als einem Drittel (38 % betrieblich plus 3 % außerbetrieblich), weibliche Jugendliche zu einem Viertel (23 % plus 1 %) eine duale Ausbildung begonnen. Letztere sind wiederum häufiger (15 %) in eine Schulberufs- oder Beamtenausbildung eingemündet als männliche Jugendliche (6 %), haben häufiger ein Studium begonnen (19 % vs. 17 %) oder besuchen weiter eine allgemeinbildende oder berufliche Schule (10 % vs. 8 %).

Schulabgänger/-innen aus den alten Ländern mündeten mit 31 % um 5 Prozentpunkte häufiger in eine betriebliche Berufsausbildung ein als diejenigen aus den neuen Ländern (26 %).42 Damit werden dieselben Anteilswerte wie 2008 erreicht; 2010 gab es zwischen Ost (28 %) und West (29 %) nur geringe Unterschiede. Der Anteil derjenigen, die ein Studium begonnen haben, ist in den neuen Ländern auf fast ein Viertel (22 %; 2010: 17 %; 2008: 13 %) angewachsen. In den alten Ländern ist zwar ebenfalls eine Steigerung auf 17 % (2010: 13 %; 2008: 11 %) zu erkennen; der Abstand hat sich jedoch auf 5 Prozentpunkte vergrößert. Hinsichtlich der Einmündung in eine Schulberufs- oder Beamtenausbildung (je 11 %) sind keine Unterschiede zwischen Ost und West zu erkennen. Auch bei den anderen Verbleibsformen zeigen sich nur kleinere Differenzen.

Die Betrachtung von Schulabgängern und Schulabgängerinnen mit und ohne Migrationshintergrund zeigt, dass zwischen diesen weiterhin Unterschiede hinsichtlich der Einmündung in eine duale Berufsausbildung bestehen (vgl. BIBB-Datenreport 2011 und 2009, jeweils Kapitel A3.1; Diehl/Friedrich/Hall 2009): Während insgesamt 34 % (2010: 32 %; 2008: 35 %) der Jugendlichen, die keinen Migrationshintergrund haben, eine duale Ausbildung aufnahmen, waren es bei den Jugendlichen, die einen Migrationshintergrund aufweisen, nur 28 % (2010: 24 %; 2008: 23 %). Damit hat sich gegenüber früheren Befragungen der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die in eine duale Ausbildung eingemündet sind, erhöht; es besteht jedoch auch weiterhin ein Unterschied von 6 Prozentpunkten zu Jugendlichen ohne Migrationshintergrund.

Starke Veränderungen sind demgegenüber bezüglich der Einmündung in ein Studium zu erkennen: Bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist ihr Anteil (18 %; 2010: 9 %; 2008: 10 %) stärker angewachsen als bei den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund (18 %; 2010: 15 %; 2008: 12 %) und liegt nun auf derselben Höhe wie bei diesen. Stark aufgeholt haben Jugendliche mit Migrationshintergrund auch hinsichtlich des Übergangs in eine Schulberufs- oder Beamtenausbildung (15 %; 2010: 10 %; 2008: 9 %). Der Anteil der Jugendlichen ohne Migrationshintergrund hat sich hingegen kaum verändert und liegt 2012 sogar darunter (10 %; 2010: 9 %; 2008: 11 %).

Die Betrachtung der besuchten Schultypen43 zeigt, dass Jugendliche aus Haupt- und aus Realschulen wie 2010 in etwa zu gleichen Teilen (38 % bzw. 37 %) in eine betriebliche Berufsausbildung eingemündet sind. Der Anteil der außerbetrieblichen Ausbildung liegt bei 3 % bzw. 2 %. Außerdem hat knapp jede/-r Dritte (30 %) aus einer integrierten Gesamtschule eine betriebliche Ausbildung begonnen. Von den Abgängern/Abgängerinnen aus Gymnasien mündeten 14 % in eine betriebliche Ausbildung ein, 48 % (2010: 42 %) begannen zu studieren. Bei denjenigen aus Fachoberschulen und Fachgymnasien hat jede/-r Vierte (25 %) eine betriebliche Ausbildung begonnen; wie im Jahr 2010 nahmen 27 % ein Studium auf. Bei den Abgängern und Abgängerinnen aus beruflichen Vollzeitschulen stieg der Anteil, der in eine betriebliche Ausbildung einmündete, gegenüber dem Jahr 2010 von 38 % auf 42 % an.

Die Einmündungsquoten in das Übergangssystem, also der Besuch einer BFS, die nicht zu einem Berufsabschluss führt, oder die Teilnahme an einem BVJ oder BGJ (hier: berufliche Vollzeitschule) haben sich im Zeitverlauf von 2004 bis 2012 insgesamt betrachtet kontinuierlich verringert (vgl. Kapitel A6.1). Dennoch münden erneut 25 % (2010: 28 %) der Abgänger/-innen aus Hauptschulen in dieses System ein. Von den Realschulabgängern und -abgängerinnen sind es 7 % (2010: 11 %) und von denjenigen aus Integrierten Gesamtschulen 8 % (2010: 14 %).

Nach dem höchsten erreichten Schulabschluss differenziert zeigt sich bei Jugendlichen mit Hauptschulabschluss ein Anstieg des Anteils, der in das duale System eingemündet ist. Betriebliche und außerbetriebliche Formen zusammengenommen liegt der Anteil bei 48 % (2010: 40 %; 2008: 36 %). 12 % begannen eine Schulberufs- oder Beamtenausbildung, und 14 % sind in eine berufliche Vollzeitschule eingemündet. Bei Jugendlichen mit mittlerem Abschluss stieg der Anteil, der in das duale System einmündete, ebenfalls (wieder) auf 42 % an (2010: 37 %; 2008: 42 %). 13 % nahmen eine Schulberufs- oder Beamtenausbildung auf, und knapp ein Fünftel (18 %; 2010: 20 %) besucht weiter eine allgemeinbildende oder berufliche Schule. Der Anteil der Studienberechtigten, die eine duale Ausbildung begonnen haben, blieb im Zeitverlauf etwa gleich (17 %; 2010: 16 %; 2008: 17 %). Der Anteil derjenigen, die ein Studium aufgenommen haben, ist hingegen auf 45 % und damit um 7 Prozentpunkte gegenüber 2010 (38 %; 2008: 36 %) stark angestiegen.

Schaubild A3.1-2: Realisierte Bildungs- und Berufswege von Schulabgängern und Schulabgängerinnen 2004 bis 2012 jeweils im Herbst (in %)

Schaubild A3.1-2

Tabelle A3.1-3: Realisierte Bildungs- und Berufswege von Schulabgängern und Schulabgängerinnen im Herbst 2012 (in %)
Tabelle A3.1-3 (barrierefrei)


Tabelle A3.1-3

Wunsch nach einer dualen Ausbildung und Wirklichkeit

Von den Schulabgängern und Schulabgängerinnen, die sich im Frühjahr 2012 für eine duale Ausbildung interessierten, begannen 60 % im Herbst 2012 tatsächlich eine duale Ausbildung (56 % betriebliche und 4 % außerbetriebliche Ausbildung). Damit wird der höchste Anteilswert für die Einmündung in duale Berufsausbildung seit dem Jahr 2004 erreicht. Folgende Entwicklung zeigt sich im Zeitverlauf Tabelle A3.1-4: Im Jahr 2004 lag die Einmündungsquote bei 54 %. 2005 ging sie signifikant auf 47 % zurück, da die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge stark gesunken war. 2006 führte ein starker Zuwachs bei den neuen Ausbildungsverträgen44 wieder zu einer verbesserten Einmündungsquote (52 %). Dieser Trend setzte sich in den Jahren 2008 (53 %) und 2010 (54 %) fort. Im Jahr 2012 hat sich der Anteil signifikant gegenüber 2010 um 6 Prozentpunkte erhöht.

Differenziert nach soziodemografischen und individuellen Merkmalen sowie regionalen Faktoren zeigen sich zum Teil beträchtliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Personengruppen Tabelle A3.1-5: Männliche Jugendliche (69 %) konnten 2012 erneut ihren Wunsch nach einer dualen Ausbildung sehr viel häufiger realisieren als weibliche Jugendliche (47 %). Der Abstand zwischen den Geschlechtern stieg auf 22 Prozentpunkte (2010: 13 Prozentpunkte) an. Weibliche Jugendliche, die sich für eine duale Ausbildung interessierten, mündeten dagegen sehr viel häufiger in eine Schulberufsoder Beamtenausbildung ein (16 % vs. 3 %).

In Westdeutschland konnten 56 % der Schulabgänger/- innen, die eine betriebliche Ausbildung angestrebt haben, eine solche Ausbildung aufnehmen. Weitere 3 % haben eine Ausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung begonnen. In Ostdeutschland liegt die Quote derjenigen, die in eine betriebliche Berufsausbildung eingemündet sind, bei 53 %. Der Anteil derjenigen, die in eine außerbetriebliche Ausbildung eingemündet sind, lässt sich anhand der Stichprobendaten nicht bestimmen, da die Fallzahlen für eine statistisch abgesicherte Aussage nicht ausreichen.45 Aufgrund des weiterhin größeren Anteils an öffentlich finanzierten Ausbildungsstellen in Ostdeutschland (vgl. Kapitel A1.2) kann angenommen werden, dass hinsichtlich der Einmündung in eine Form der dualen Ausbildung zwischen Ostund Westdeutschland keine größeren Unterschiede bestehen.

Für Jugendliche mit Migrationshintergrund haben sich 2012 die Chancen auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz im Vergleich zu früheren Befragungen stark erhöht. Der Anteil, der in eine betriebliche Ausbildung46 einmündete, stieg auf 45 % und damit um 10 Prozentpunkte gegenüber 2010 (35 %) an.47 Migranten/Migrantinnen haben im Vergleich zu Jugendlichen ohne Migrationshintergrund aber weiterhin signifikant schlechtere Realisierungsmöglichkeiten. Der Unterschied fällt mit 45 % zu 59 %, d. h. mit einer Differenz von 14 Prozentpunkten, jedoch nicht mehr so hoch aus wie in den vorangegangenen Befragungen (2010: 35 % vs. 58 %; 2008: 32 % vs. 54 %). Statt in eine duale Ausbildung mündeten 12 % (vs. 7 %) der Jugendlichen mit Migrationshintergrund in eine Schulberufs- oder Beamtenausbildung ein. 6 % (vs. 4 %) gehen auf eine allgemeinbildende oder berufliche Schule, und 12 % (vs. 6 %) besuchen eine berufliche Vollzeitschule. 9 % (vs. 5 %) sind arbeitslos bzw. ohne Beschäftigung.

Die Quote der Abgänger/-innen aus beruflichen Vollzeitschulen, die eine betriebliche Ausbildung begonnen haben, ist um 10 Prozentpunkte auf 53 % (2010: 43 %; 2008: 48 %) angestiegen. Der Abstand zu den Abgängern und Abgängerinnen aus allgemeinbildenden und beruflichen Schulen (57 %) verringerte sich damit auf 4 Prozentpunkte. Durch den Besuch eines BVJ, BGJ oder einer BFS (ohne Berufsabschluss) werden berufliche Grundqualifikationen und zum Teil auch höhere Schulabschlüsse vermittelt. Die Chancen der Jugendlichen auf einen Ausbildungsplatz können sich dadurch verbessern (vgl. Kapitel A3.3.2).

Die Betrachtung der höchsten Schulabschlüsse zeigt, dass sich vor allem die Chancen von Jugendlichen mit einem Hauptschulabschluss auf einen Ausbildungsplatz erhöht haben. Der Anstieg auf insgesamt 62 % (2010: 48 %; 2008: 44 %) resultiert dabei hauptsächlich aus einer Steigerung bei den betrieblichen Ausbildungsverhältnissen um 11 Prozentpunkte (56 %; 2010: 45 %; 2008: 38 %). Der Anteil derjenigen, die ins Übergangssystem einmündeten, ist im Zeitverlauf kontinuierlich zurückgegangen und liegt nun bei 10 % (2010: 19 %; 2008: 21 %; 2006: 23 %; 2005: 27 %; 2004: 27 %). Bei Jugendlichen mit mittlerem Schulabschluss ist der Anteil, der eine duale Berufsausbildung aufnahm, mit 65 % am größten. Gegenüber früheren Befragungen (2010: 58 %; 2008: 62 %) ist ebenfalls ein Anstieg zu verzeichnen. Von den Studienberechtigten, die sich im Frühjahr für eine betriebliche Ausbildung interessierten, nahm die Hälfte (2010: 56 %; 2008: 45 %) eine betriebliche Ausbildung auf. Jede/-r fünfte Studienberechtigte ist im Herbst stattdessen in ein Studium eingemündet (2010: 12 %; 2008: 20 %).

Die demografischen Entwicklungen und eine – trotz weltwirtschaftlicher Turbulenzen – noch relativ robuste Konjunktur in Deutschland führten dazu, dass der Anteil der Schulabgänger/-innen, die ihren Wunsch nach einer Ausbildung realisieren konnten, 2012 stark angestiegen ist. Dennoch haben 40 % der Abgänger/-innen, die im Frühjahr 2012 eine duale Ausbildung anstrebten, im Herbst 2012 keine solche Ausbildung begonnen. Stattdessen haben 8 % einen schulischen Ausbildungsgang an einer BFS oder eine Laufbahn im öffentlichen Dienst aufgenommen, 4 % studieren, und 4 % besuchen eine allgemeinbildende oder eine berufliche Schule. 7 % (2010: 10 %; 2008: 12 %) sind in das Übergangssystem (berufliche Vollzeitschule) eingemündet. Weitere 6 % der Jugendlichen sind arbeitslos. Von den Verbleibenden (10 % unter „Sonstiges“) 2 % arbeiten bzw. jobben, 3 % machen ein Praktikum, 2 % absolvieren ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr, freiwilligen Wehrdienst oder Bundesfreiwilligendienst, und 3 % machen etwas anderes.

Von den Schulabgängern und Schulabgängerinnen, die sich im Frühjahr 2012 für eine duale Berufsausbildung interessierten, im Herbst aber keine betriebliche Ausbildung aufnahmen, hält die Mehrzahl an ihrem ursprünglichen Berufswunsch fest. Trotz alternativen Verbleibs suchen 16 % (2010: 27 %) noch für das laufende Ausbildungsjahr eine Ausbildungsstelle, und 39 % (2010: 43 %) möchten im nächsten Ausbildungsjahr eine Ausbildung beginnen. Weitere 20 % (2010: 15 %) möchten erst zu einem späteren Zeitpunkt eine betriebliche Berufsausbildung absolvieren. Ein Viertel (25 %) der Schulabgänger/-innen, die ihren Wunsch nach einer betrieblichen Ausbildung im Herbst 2012 nicht realisieren konnten, haben ihre Absicht ganz aufgegeben. Dieser Anteil ist im Vergleich zu früheren Befragungen angestiegen (2010: 14 %; 2008: 17 %).

Für das laufende Ausbildungsjahr 2012/2013 sind insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund (21 %), Schulabgänger/-innen aus nicht vollqualifizierenden beruflichen Vollzeitschulen (20 %) und Jugendliche mit Hauptschulabschluss (20 %) noch an einer Ausbildungsstelle interessiert. Für das Ausbildungsjahr 2013/2014 zeigen männliche Jugendliche (44 %), Abgänger/-innen aus nicht vollqualifizierenden beruflichen Vollzeitschulen (58 %) und Jugendliche mit Hauptschulabschluss (55 %) ein überdurchschnittliches Interesse. Einen überdurchschnittlichen Anteil an Personen, die ihren ursprünglichen Berufswunsch aufgegeben haben, finden sich unter den Abgängern und Abgängerinnen aus Ostdeutschland (32 %), Jugendlichen ohne Migrationshintergrund (29 %), Abgänger/-innen aus allgemeinbildenden und beruflichen Schulen (36 %) und Studienberechtigten (53 %).

Tabelle A3.1-4: Einmündungsquote in duale Berufsausbildung der Schulabgänger/-innen, die sich jeweils im Frühjahr für eine betriebliche Ausbildung interessierten (in %)
Tabelle A3.1-4 (barrierefrei)


Tabelle A3.1-4

Tabelle A3.1-5: Realisierte Bildungs- und Berufswege (Herbst 2012) von Schulabgängern und Schulabgängerinnen, die sich im Frühjahr 2012 für eine betriebliche Ausbildung interessierten (in %)

Tabelle A3.1-5

Übereinstimmung von Ausbildungsberuf und Wunschberuf

Die Mehrzahl der Jugendlichen, die eine betriebliche Berufsausbildungsstelle bekommen haben, konnten ihre beruflichen Vorstellungen bei der Berufswahl umsetzen. Vier Fünftel (81 %) der Schulabgänger/ -innen mit Ausbildungsvertrag gaben an, dass der Ausbildungsberuf ihrem Wunschberuf entspreche. Für 15 % stimmt der tatsächliche Ausbildungsberuf nur teilweise mit dem Wunschberuf überein, und 4 % erlernen einen Ausbildungsberuf, der nicht dem Wunschberuf entspricht.

Im Zeitverlauf zeigt sich von 2004 bis 2006 zunächst eine kontinuierliche Verringerung des Anteils der Jugendlichen, bei denen Ausbildungsund Wunschberuf übereinstimmten Schaubild A3.1-3. Die angespannte Lage am Ausbildungsstellenmarkt hatte damals dazu geführt, dass sich viele Ausbildungsplatzbewerber/-innen in ihrer Berufswahl flexibel zeigten und Ausbildungsstellenangebote annahmen, die mit den ursprünglichen Berufswünschen oftmals nicht oder nur teilweise übereinstimmten. Die Entspannung am Ausbildungsstellenmarkt führte ab 2008 wieder dazu, dass ein größerer Anteil den angestrebten Ausbildungsberuf erlernen konnte. 2010 und 2012 hat die Wahlfreiheit für die Jugendlichen noch einmal zugenommen.

Männliche Jugendliche (82 %) konnten 2012 zu einem größeren Anteil ihren Wunschberuf realisieren als weibliche Jugendliche (78 %). Bei jeder Fünften (20 %; männlich: 13 %) stimmt der erlernte Beruf nur teilweise mit dem Wunschberuf überein. In Westdeutschland (82 %) sind die Realisierungsmöglichkeiten besser als in Ostdeutschland (69 %). Im Osten gibt fast ein Viertel (23 %; West: 15 %) an, dass der Beruf nur teilweise mit dem Wunsch übereinstimmt.

Bei den Schulabgängern und Schulabgängerinnen mit Migrationshintergrund hat der Anteil derjenigen, die eine Ausbildung im Wunschberuf absolvieren, auf 87 % zugenommen (2010: 66 %; 2008: 78 %). Die Übereinstimmung zwischen Ausbildungsberuf und Wunschberuf ist bei diesen Jugendlichen damit 2012 größer als bei den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund (80 %).

Bei den Abgängern und Abgängerinnen aus beruflichen Vollzeitschulen stimmt in höherem Maße der Ausbildungsberuf mit der gewünschten Berufswahl überein (85 %) als bei denjenigen, die eine allgemeinbildende oder berufliche Schule verlassen haben (79 %).

Die Differenzierung nach den Schulabschlüssen zeigt, dass vor allem Jugendliche mit einem mittleren Schulabschluss (85 %) eine Ausbildung in ihrem Wunschberuf erreichen konnten. Bei den Studienberechtigten liegt der Anteil bei 82 %. Von den Jugendlichen mit Hauptschulabschluss sind es nur 3 von 4 (76 %); mehr als ein Fünftel (22 %) kann den Wunschberuf nur teilweise realisieren.

Schaubild A3.1-3: Übereinstimmung von Wunschberuf und Ausbildungsberuf 2004 bis 2012 (in %)

Schaubild A3.1-3

Zusammenfassung

Das Interesse von Schulabgängern und Schulabgängerinnen an einer dualen Berufsausbildung ist weiterhin recht groß. Der Wunsch der Jugendlichen, direkt im Anschluss an die Schulzeit oder zu einem späteren Zeitpunkt eine duale Ausbildung aufzunehmen, ist aber bereits zum zweiten Mal zurückgegangen. Wie die aktuelle BIBB-Schulabgängerbefragung zeigt, waren im Frühjahr 2012 nicht einmal mehr als die Hälfte der Schulabgänger/-innen (47 %) an einer Ausbildung im dualen System interessiert. Ursächlich hierfür sind strukturelle Veränderungen in der Schulabgangspopulation. Der Trend zu höheren Schulabschlüssen führt zu einem Anstieg der Studienberechtigten, die eine geringere Affinität für eine duale Berufsausbildung haben.

Im Herbst 2012 konnten 60 % der an einer dualen Ausbildung interessierten Schulabgänger/-innen tatsächlich eine duale Ausbildung beginnen. Die Einmündungsquote hat sich damit signifikant um 6 Prozentpunkte gegenüber 2010 erhöht. Vor allem für Jugendliche mit Migrationshintergrund ist im Jahresvergleich eine deutliche Verbesserung der Ausbildungssituation festzustellen. Sie haben jedoch auch weiterhin signifikant schlechtere Realisierungschancen gegenüber Jugendlichen ohne Migrationshintergrund.

Die Wahlfreiheit bei der dualen Berufswahl hat sich 2012 noch einmal erhöht. Vier Fünftel der Jugendlichen konnten ihren Wunschberuf realisieren. Der Anteil derjenigen, die nur teilweise oder gar nicht ihren angestrebten Ausbildungsberuf erlernen konnten, ist erneut zurückgegangen.

Weiterhin nur unterdurchschnittlich ist der Anteil der Schulabgängerinnen, die sich für eine duale Ausbildung interessierten und eine solche Ausbildung auch aufgenommen haben. Sie erlernen zwar, wenn sie nicht in eine duale Ausbildung eingemündet sind, häufiger als die männlichen Jugendlichen einen Schulberuf, nehmen eine Beamtenausbildung auf oder studieren. In der Summe mündet jedoch von den Schulabgängerinnen noch immer ein geringerer Anteil in einen vollqualifizierenden Ausbildungsgang ein als von den Schulabgängern.

(Michael Friedrich)

Fußnoten

35 In den BIBB-Schulabgängerbefragungen wird begrifflich nicht wie in der amtlichen Statistik des Statistischen Bundesamtes zwischen Absolventen einerseits und Abgängern andererseits unterschieden. Die Bezeichnungen „Schulabgänger“ und „Schulabgängerinnen“ beziehen sich hier sowohl auf Personen, die die Schule mit Schulabschluss und einem Abschlusszeugnis verlassen haben, als auch auf Personen, die keinen Schulabschluss erworben haben und ein Abgangszeugnis erhielten.

36 Schulabgänger/-innen aus beruflichen Vollzeitschulen können durch das verwendete Erhebungsdesign (zufällige Auswahl von Haushalten mittels Kontakt über einen Festnetzanschluss) nicht mehr in statistisch ausreichender Zahl erfasst werden. Im Jahr 2005 wurden von dieser Personengruppe 225 Befragte erreicht und anhand von Strukturinformationen auf eine – für eine repräsentative Stichprobe notwendige – Anzahl von 314 Personen hochgewichtet. Das Verhältnis von erreichten und den zu gewichtenden Personen lag 2010 bei 102 zu 326 und 2012 bei 50 zu 311.

37 Siehe hierzu auch BIBB-Datenreport 2009 und 2011, jeweils Kapitel A3.1 sowie die Beiträge für die Berufsbildungsberichte 2005 (S. 73 ff.), 2006 (S. 85 ff.), 2007 (S. 59 ff.) und 2008 (S. 75 ff.) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

38 Die Quote der als Migranten und Migrantinnen identifizierten Personen liegt 4 Prozentpunkte unter den für 2008 und 2010 berechneten Quoten (je 22 %). Es ist zu vermuten, dass die Quote den tatsächlichen Anteil der Migranten/Migrantinnen in den betrachteten Abgangskohorten leicht unterschätzt. Ein Grund hierfür ist die schlechtere Erreichbarkeit von Jugendlichen aus beruflichen Vollzeitschulen, die deshalb in der vorliegenden Stichprobe unterrepräsentiert sind.

39 Siehe: http://www.kmk.org/bildung-schule/allgemeine-bildung/sekundarstufe-ii-gymnasiale-oberstufe.html

40 Vgl. hierzu die früheren Befragungsergebnisse im BIBB-Datenreport 2009 und 2011, jeweils Kapitel A3.1 und Bundesministerium für Bildung und Forschung 2005 (S. 73 f.), 2006 (S. 85 f.) und 2007 (S. 59 f.).

41 Der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die ein Studium aufnehmen möchten, ist im Gegenzug von 10 % (2010) auf 21 % (2012) angestiegen. Folgende Ursachen kommen hierfür in Betracht: Erstens ist der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die eine Studienberechtigung haben, 2012 (32 %) deutlich höher als 2010 (20 %) und 2008 (25 %), u. a. weil auch bei den Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine Tendenz zu höheren Schulabschlüssen besteht und doppelte Abiturjahrgänge auch Migranten/Migrantinnen umfassen. Zweitens ist in der Stichprobe 2012 der Anteil der Migranten/Migrantinnen, die aus beruflichen Vollzeitschulen kommen, geringer als in früheren Befragungen. Drittens zeigen Studienberechtigte mit Migrationshintergrund (wie auch Studienberechtigte ohne Migrationshintergrund) eine höhere Studierneigung gegenüber früheren Befragungen.

42 In der Befragung 2012 fällt die Fallzahl für die Einmündung in außerbetriebliche Ausbildung in Ostdeutschland sehr gering aus, sodass die Daten nicht interpretiert werden können. Es wird deshalb nur die Quote für die Einmündung in betriebliche Ausbildung herangezogen. Bezogen auf die Schulabgangskohorten gibt es keine andere Datenquelle, mit deren Hilfe der Anteil der außerbetrieblichen Ausbildung genauer bestimmt werden könnte. Nach den Ergebnissen der BIBB-Erhebung zum 30. September 2012 zu den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen liegt der Anteil der „überwiegend öffentlich finanzierten“ Ausbildungsverträge bundesweit bei 4,7 %. Für Westdeutschland beträgt der Anteil 3,7 %, in Ostdeutschland liegt der Anteil bei 10,6 % (vgl. Kapitel A1.2, Tabelle A1.2-4). Bezogen auf alle Jugendlichen in der Stichprobe, die im Herbst eine Ausbildung nach BBiG/HwO absolvieren, ergibt sich für Westdeutschland ein Anteil von 5 % in außerbetrieblicher Ausbildung. Dieser Wert liegt in der Nähe des aus der BIBB-Erhebung zum 30. September 2012 ermittelten Anteils. Für Ostdeutschland errechnet sich ein Anteil von 12 %; dieser Wert ist allerdings aufgrund der geringen Fallzahl nicht interpretierbar.

43 Der Anteil der außerbetrieblichen Ausbildung ist aufgrund einer zu geringen Fallzahl nicht für jeden Schultyp interpretierbar; die Aussagen beziehen sich in diesen Fällen nur auf die Einmündung in betriebliche Ausbildung.

44 Siehe hierzu: http://www.bibb.de/de/28571.htm

45 In der Befragung 2012 fällt die Fallzahl für die Einmündung in außerbetriebliche Ausbildung in Ostdeutschland sehr gering aus, sodass die Daten nicht interpretiert werden können. Es wird deshalb nur die Quote für die Einmündung in betriebliche Ausbildung herangezogen (vgl. Fußnote 42).

46r die Einmündung in außerbetriebliche Ausbildung in den Jahren 2010 und 2012 können keine verlässlichen Angaben gemacht werden, da die Fallzahlen zu gering sind.

47 Die Veränderung ist allerdings aufgrund der geringen Fallzahl statistisch nicht signifikant.

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2013 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2013).

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