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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2012

A2.3 Ausblick auf die weitere Entwicklung bis 2025

Für die kommenden Jahre dürfte sich der Trend zugunsten einer deutlich günstigeren Marktposition der Jugendlichen fortsetzen. Denn alle 3 Personenkreise, aus denen sich das Nachfragepotenzial nach dualer Berufsausbildung im Wesentlichen rekrutiert (aktuelle Abgänger / -innen, Absolventen und Absolventinnen aus allgemeinbildenden bzw. aus beruflichen Schulen sowie Altbewerber / -innen als ausbildungsinteressierte Personen aus früheren Schulentlassjahren), werden weiter schrumpfen Tabelle A2.3-1.

Abgänger / -innen und Absolventen / Absolventinnen aus allgemeinbildenden Schulen

So wird, wie Spalte 1 der Tabelle A2.3-1 zu entnehmen ist, die Zahl der nicht studienberechtigten Abgänger / -innen und Absolventen / Absolventinnen aus den allgemeinbildenden Schulen von 549.100 im Jahr 2011 auf 447.100 im Jahr 2025 absinken (-102.000 bzw. 18,6 %). Gegenüber 2005, als noch 703.400 Abgänger / -innen und Absolventen / Absolventinnen gezählt worden waren, wird der Rückgang sogar 256.300 Personen bzw. 36,4 % umfassen. Zwar bleibt die Zahl der nicht studienberechtigten Abgänger / -innen und Absolventen / Absolventinnen bis 2014 im Vergleich zu 2011 noch relativ stabil (in 2013 steigt sie sogar noch einmal an), doch kommt es ab 2015 von Jahr zu Jahr zu kontinuierlichen Rückgängen.

Bei den studienberechtigten Abgängern / Abgängerinnen und Absolventen / Absolventinnen aus den allgemeinbildenden Schulen (Spalte 2) zeichnet sich eine tendenziell abweichende Entwicklungslinie ab. Denn die doppelten Abiturientenjahrgänge der Jahre 2011 und 2013 führ(t)en zunächst zu einem deutlichen Anstieg auf weit über 300.000 Personen. Ab 2014 sinken die Zahlen aber wieder auf unter 300.000, bleiben allerdings bis zum Ende dieses Jahrzehntes auf einem höheren Niveau als im Jahr 2010. Erst ab 2020 macht sich die demografische Entwicklung auch in einer chronisch sinkenden Zahl der Abiturienten / Abiturientinnen bemerkbar.

Abgänger / -innen und Absolventen / Absolventinnen aus teilqualifizierenden beruflichen Schulen

Die Abgänger / -innen und Absolventen / Absolventinnen aus teilqualifizierenden beruflichen Schulen rekrutieren sich nahezu ausschließlich aus Jugendlichen, die ein oder mehrere Jahre zuvor das allgemeinbildende Schulsystem ohne Studienberechtigung verlassen hatten. Abiturienten und Abiturientinnen sind in diesem Bildungssegment fast nicht zu finden. Deshalb verläuft der Trend ähnlich wie bei den nicht studienberechtigten Abgängern / Abgängerinnen und Absolventen / Absolventinnen aus den allgemeinbildenden Schulen. Die Zahl der Abgänger / -innen und Absolventen / Absolventinnen aus dem schulischen Berufsvorbereitungsjahr, Berufsgrundbildungsjahr und aus den teilqualifizierenden Berufsfachschulen wird von 257.000 im Jahr 2011 auf nur noch 197.300 im Jahr 2025 sinken. Die Differenz im Vergleich beider Jahre umfasst ein Minus von 59.700 Personen bzw. 23,2 % (Tabelle A2.3-1, Spalte 3).44 Die Zahl der Abgänger / -innen und Absolventen / Absolventinnen aus den Fachoberschulen und beruflichen Fachgymnasien schrumpft im selben Zeitraum um 18.800 bzw. 15,6 % (Spalte 4). Der Rückgang setzt dabei aber im Wesentlichen erst ab 2017 ein.

Altbewerber / -innen

Als „Altbewerber“ werden traditionellerweise ausbildungsinteressierte Jugendliche und junge Erwachsene bezeichnet, welche das allgemeinbildende oder berufliche Schulsystem bereits vor einem Jahr oder noch früher verlassen haben und sich von den Beratungs- und Vermittlungsdiensten als Ausbildungsstellenbewerber / -innen registrieren lassen (vgl. Kapitel A1.2).

Wie Zeitreihenanalysen für den Zeitraum 1997 bis 2011 zeigen, ist die Zahl der Altbewerber / -innen nicht nur abhängig von Umfang der Schulabgänger / -innen und Schulabsolventen / -absolventinnen, die in früheren Jahren die Schulzeit beendeten, sondern auch von der Höhe des Ausbildungsplatzangebots, das im Vorjahr oder noch früher die Ausbildungschancen der Jugendlichen mitbestimmte. Je höher das Angebot ausfiel, desto niedriger ist die Zahl der aktuellen Altbewerber / -innen.45

Die hier geschilderten Zusammenhänge lassen sich somit auch für eine Vorausschätzung künftiger Altbewerberzahlen nutzen. Zur künftigen Zahl der Schulabgänger / -innen – eine der beiden Determinanten der Altbewerberentwicklung – liegen die oben bereits genutzten Prognosen vor (Tabelle A2.3-1, Spalten 1 bis 4). Die Entwicklung des Ausbildungsplatzangebots – die zweite Determinante der Altbewerberentwicklung – lässt sich über längere Zeiträume allerdings kaum verlässlich vorausschätzen. Deshalb wird an dieser Stelle mit 2 alternativen Szenarien gearbeitet (Spalten 5 und 6). Im 1. Szenario (Spalte 5) wird davon ausgegangen, dass das Ausbildungsplatzangebot in den Jahren 2012 bis 2025 kontinuierlich um jährlich 10.000 Plätze sinkt und sich das Angebot somit an die demografische Entwicklung anpasst. Das 2. Szenario (Spalte 6) ist optimistischer und fixiert die Höhe des Ausbildungsplatzangebots bis zum Jahr 2025 auf jährlich 600.000 (und damit auf das Ist-Ergebnis von 2011).

Wie nun die Ergebnisse zeigen, wird die Zahl der Altbewerber / -innen unter Zugrundelegung des 1. Szenarios (kontinuierlicher Ausbildungsplatzangebotsrückgang) von 234.700 im Jahr 2011 auf 179.700 im Jahr 2025 sinken (-55.100 bzw. -23,5 %). Noch deutlicher ist der Rückgang bei Verwendung des 2. Szenarios (Ausbildungsplatzangebot stets so hoch wie im Jahr 2011). In diesem Fall gäbe es 2025 nur noch 95.300 Altbewerber / -innen (-139.500 bzw. -59,4 %). Der Ergebnisvergleich der beiden Szenarien verdeutlicht den Einfluss des Ausbildungsplatzangebots auf die Entwicklung der Altbewerberzahl. Zugleich zeigt sich aber auch, dass die demografischen Veränderungen auf jeden Fall einen beträchtlichen Rückgang der Altbewerberzahlen erwarten lassen – selbst bei einer relativ ungünstigen Entwicklung des Ausbildungsplatzangebots.46

(Tobias Maier, Joachim Gerd Ulrich)

Tabelle A2.3-1: Entwicklung der Zahl der Schulabgänger / -innen und Schulabsolventen / -absolventinnen sowie der Altbewerber / -innen 2005 bis 2025
Tabelle A2.3-1 (barrerefrei)


Tabelle A2.3-1

Fußnoten

44 Diese Vorausschätzungen basieren im Wesentlichen auf dem demografischen Trend. Es ist zu erwarten, dass die Zahl der Absolvierenden und Abgänger / -innen aus dem schulischen Berufsvorbereitungsjahr, Berufsgrundbildungsjahr und den teilqualifizierenden Berufsfachschulen bei einer relativ günstigen Entwicklung des Ausbildungsplatzangebots noch deutlich stärker sinken könnte.

45 Für die Jahre 1997 bis 2011 lässt sich die jeweilige Zahl der Altbewerber / -innen recht effizient „vorhersagen“ über die frühere Zahl der nicht studienberechtigten Schulabgänger / -innen und Absolventen / Absolventinnen sowie über das frühere Ausbildungsplatzangebot (jeweils des Vor- und Vorvorjahres). Die multiple Korrelation allein dieser beiden Größen mit der Altbewerberzahl beträgt R = 0,957. Mit ß = ,861 fällt der absolute Betrag des standardisierten Regressionskoeffizienten der Schulabgängervariable dabei merklich größer aus als der Koeffizient des Ausbildungsplatzangebots (ß = -,425). Dies zeigt, dass der quantitative Umfang der Gruppe der „Altbewerber“ nicht nur von den Ausbildungschancen der Jugendlichen abhängig ist, sondern auch anderen institutionellen Logiken folgt (z. B. entstehen „Altbewerber“ allein dadurch, dass Jugendliche vor dem Beginn ihrer Ausbildung einen Bundesfreiwilligendienst absolvieren). – Vgl. zum Schätzansatz auch Kapitel C3, in dem mit einem ähnlich sparsamen Modell die Zahl künftiger Ausbildungsanfänger / -innen im „Übergangsbereich“ vorausgeschätzt wird.

46 Eine tendenzielle Unsicherheit ergibt sich für die Prognose infolge der schwer einzuschätzenden Zahl künftiger Studienabbrecher / -innen, die infolge der starken Zunahme der Studienanfänger / -innen erheblich wachsen könnte. 2011 verfügten allerdings nur 6,6 % der Altbewerber / -innen über eine allgemeine Hochschulreife (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2011); die Gruppe bildete somit bislang eine eher vernachlässigbare Größe.

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2012 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2012).

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