Sie befinden sich hier:

 

DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2013

A2.2 Vorausschätzung für 2013

Entwicklung des Nachfragepotenzials

Für die Entwicklung des Nachfragepotenzials sind mehrere Eckpunkte von Bedeutung. Zum einen wird erstmals seit 2001 wieder die Zahl der nicht studienberechtigten Abgänger/-innen und Absolventen/-innen allgemeinbildender Schulen zunehmen Tabelle A2.2-1. Diese Personen bilden die Hauptklientel der dualen Berufsausbildung. Erwartet werden für 2013 rd. 551.800 Schulabgänger und -absolventen, rd. 17.200 bzw. 3,2 % mehr als 2012. Mit einem Zuwachs ist dabei sowohl in West- (+13.900 bzw. +3,0 %) als auch in Ostdeutschland (+3.300 bzw. +4,7 %) zu rechnen.34

Darüber hinaus werden die allgemeinbildenden Schulen 2013 mehr studienberechtigte Absolventen und Absolventinnen entlassen. Gerechnet wird mit einem bundesweiten Zuwachs um 18.500 bzw. 5,8 %. Die positive Entwicklung ist auf die doppelten Abiturientenjahrgänge zurückzuführen, die in Nordrhein-Westfalen und auch in Hessen ihre Schul- zeit beenden werden. Dementsprechend fällt der Zuwachs bei den studienberechtigten Absolventen und Absolventinnen in Westdeutschland recht kräftig aus (+29.700 bzw. +11,0 %). Im Osten sinkt dagegen die Zahl der studienberechtigten Abgänger und Absolventen deutlich um 11.200 bzw. 23,5 %. Der starke Rückgang hängt mit der Sonderentwicklung im Jahr 2012 zusammen, als doppelte Abiturientenjahrgänge in Berlin und Brandenburg ihre Schulzeit beendeten. Die Zahlen kehren nun wieder auf das Normalniveau zurück.

In bundesweiter Hinsicht wird das Nachfragepotenzial nach einer dualen Berufsausbildung somit positiv durch die Abgänger- und Absolventenzahlen aus den allgemeinbildenden Schulen beeinflusst, auch wenn Abiturienten nur in begrenztem Ausmaß für eine nicht akademische Berufsausbildung gewonnen werden können (vgl. Kapitel A4.6). Da sich 2013 der Rückgang der Schulabgänger- und absolventenzahlen aus den teilqualifizierenden beruflichen Schulen in Grenzen hält (insgesamt um -10.600 Tabelle A2.2-1), können die Betriebe, Praxen und Verwaltungen 2013 ausnahmsweise noch einmal mit einem leicht höheren Nachfragepotenzial nach dualer Berufsausbildung rechnen als ein Jahr zuvor.

Tabelle A2.2-1: Vorausgeschätzte Entwicklung der Zahl der Schulabgänger/-innen und Schulabsolventen/-absolventinnen bis zum Jahr 2025 (Teil 1)
Tabelle A2.2-1 (barrierefrei)


Tabelle A2.2-1 Teil 1

Tabelle A2.2-1: Vorausgeschätzte Entwicklung der Zahl der Schulabgänger/-innen und Schulabsolventen/-absolventinnen bis zum Jahr 2025 (Teil 2)

Tabelle A2.2-1 Teil 2

Entwicklung des Angebotspotenzials

Die positive Entwicklung des Nachfragepotenzials eröffnet den Unternehmen die Chance, ihr Ausbildungsplatzangebot entsprechend anzupassen, um ihrem Fachkräftebedarf ungeachtet des langfristigen negativen demografischen Trends gerecht zu werden. Dabei ist es von Vorteil, dass – nach dem konjunkturellen Rückgang in der zweiten Jahreshälfte des Jahres 2012 – wieder mit einem Anstieg der Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsprodukts zu rechnen ist. Allerdings geht die Jahresprojektion der Bundesregierung für 2013 lediglich von einer Wachstumsrate des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts von 0,4 % aus (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 2013). Das Bundesministerium für Finanzen (2013) schätzte die Entwicklung im November 2012 etwas positiver ein und gibt eine Wachstumsrate von 0,8 % aus. In PROSIMA wurde die Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsprodukts für das Jahr 2013 auf 0,6 % gesetzt.

Sollte es zu einer entsprechenden Veränderung kommen, würde Deutschland zwar in Relation zu vielen anderen europäischen Ländern positiv abschneiden. Im Vergleich zu früheren Jahren in Deutschland hätte die Wachstumsdynamik jedoch an Schwung verloren; die Zuwachsrate wäre zum vierten Mal in Folge rückläufig (2010: +4,2 %, 2011: +3,0 %, 2012: +0,7 %, 2013: +0,6 %). Dies hat Konsequenzen für die Schätzung des Angebotspotenzials an Ausbildungsplätzen. Damit wird eine latente Größe innerhalb PROSIMA bezeichnet, die das Gesamtpotenzial an Ausbildungsplätzen beinhaltet, die die Betriebe, Praxen und Verwaltungen neu einzurichten oder wieder zu besetzen gedenken .

E Angebotspotenzial und Nachfragepotenzial

Zum Nachfragepotenzial werden alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen gerechnet, die sich zwischen dem 1. Oktober des Vorjahres und dem 30. September für eine duale Berufsausbildung interessierten. Im Unterschied zur Ausbildungsplatznachfrage zählen hierzu auch jene Personen, die ihr Ausbildungsinteresse noch vor dem 30. September wieder aufgeben oder auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.

Das Angebotspotenzial entspricht der latenten Gesamtzahl der dualen Ausbildungsplätze, welche die Betriebe, Praxen und Verwaltungen zu Beginn der Planungsperiode als mögliches Ausbildungsangebot in Betracht ziehen, neu einzurichten oder wieder zu besetzen gedenken – unabhängig davon, ob sie die Arbeitsverwaltung über ihre Absichten und Stellen informieren, wie intensiv sie suchen und wie erfolgreich sie bei der Akquisition von Auszubildenden sind.

Nach den Berechnungen von PROSIMA reicht 2013 ein erwarteter Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von 0,6 % nicht aus, um die Entwicklung des Angebotspotenzials positiv zu beeinflussen. Es ist vielmehr mit einem erneuten Rückgang zu rechnen, zumal sich die in den letzten Jahren deutlich gestiegene Zahl unbesetzter Plätze nach PROSIMA bereits negativ auf das Angebotsverhalten der Betriebe, Praxen und Verwaltungen auswirkt (Lösch/Maier 2013).

Entwicklung von Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage

Angesichts des rückläufigen Angebotspotenzials wird sich nach PROSIMA das faktische Ausbildungsplatzangebot gegenüber dem Jahr 2012 um rund 21.900 Plätze auf rund 562.500 Plätze verringern. Berücksichtigt man die Standardabweichung der Punktschätzung (11.600 Plätze), so liegt das Vertrauensintervall der Schätzung bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % zwischen 539.800 und 585.200 Ausbildungsplatzangeboten. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge wird den Berechnungen zufolge in einem Bereich zwischen 525.700 bis 560.900 liegen; die Punktschätzung beträgt 543.300. Demnach ist auch bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen für 2013 eher mit einem Rückgang als mit einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr (551.300) zu rechnen.

Da das Nachfragepotenzial nach Ausbildungsplätzen wie beschrieben steigen wird, das Angebot an Ausbildungsplätzen aller Voraussicht nach aber sinkt, wird sich die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze von 33.200 (2012) auf 19.200 (2013) reduzieren. Dagegen steigt die Zahl der erfolglosen Ausbildungsplatznachfrager/-innen auf rund 86.200 (76.000 im Jahre 2012). Die Angebots-Nachfrage- Relation (erweiterte Definition) verschlechtert sich dadurch aus Sicht der Jugendlichen, sodass auf 100 Nachfrager/-innen noch rund 89,4 Ausbildungsstellen kommen werden Tabelle A2.2-2.

Die Vorausschätzung, die PROSIMA für 2013 liefert, verweist demnach auf die Gefahr einer negativen Entwicklung. Aus PROSIMA lassen sich jedoch auch Ansatzpunkte ableiten, die zu einer günstigeren Ausbildungsmarktentwicklung im Jahr 2013 führen könnten.

So spielen bei der Angebotsprognose die früheren Erfahrungen der Betriebe bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen eine Rolle. In den letzten Jahren nahmen die negativen Erfahrungen in Form zunehmender Besetzungsprobleme zu. In einigen Berufen – z. B. Restaurantfachmann/-frau, Bäcker/ -in, Fleischer/-in, Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk, Klempner/-in – blieben 2012 mehr als 20 % des betrieblichen Angebots ungenutzt. Dies hat Folgen für die zukünftigen Ausbildungsentscheidungen, denn bei den betroffenen Betrieben schwächt sich die Erwartung ab, es lohne sich, Ausbildungsplätze anzubieten. Deshalb geht im Rahmen des PROSIMA-Modells von einer in der jüngeren Vergangenheit gestiegenen Zahl an unbesetzten Plätzen ein negativer Effekt auf das Angebotspotenzial aus. Dieser negative Effekt lässt sich jedoch umso eher verhindern, je besser es gelingt, die subjektiven Erfolgsaussichten der Ausbildungsplatzanbieter zu stärken. Dies kann z. B. durch Öffentlichkeitsarbeit erreicht werden – gerade auch unter Verweis auf die im Jahr 2013 ausnahmsweise noch einmal steigende Zahl an Schulabgängern und -absolventen.

Darüber hinaus kann die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe, Praxen und Verwaltungen (und damit auch das Angebotspotenzial) wachsen, wenn aus deren Sicht der Stellenwert einer Fachkräftesicherung mittels dualer Berufsausbildung zunimmt. Prospektive, in die Zukunft gerichtete Sichtweisen – resultierend aus dem zunehmenden Bewusstsein der künftigen demografischen Probleme – können die subjektive Wertigkeit der dualen Berufsausbildung stärken und damit auch die Bereitschaft der Betriebe, Ausbildungsplätze selbst bei nur begrenzten Erfolgsaussichten anzubieten. Solche prospektiven Effekte lassen sich im Rahmen von PROSIMA, das auf den bisher gültigen Logiken aufbaut, allerdings nicht modellieren. Somit verdeutlichen die Schätzergebnisse von PROSIMA vor allem, was im Jahre 2013 zu erwarten ist, wenn die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe, Praxen und Verwaltungen dem Trend der letzten Jahre folgt.

Unsicherheiten in den Schätzungen von PROSIMA ergeben sich auch durch die innerjährliche Dynamik, die sich hinter der jährlichen Veränderung des Bruttoinlandsprodukts verbirgt. Es ist für die Entwicklung des Angebotspotenzials nicht unerheblich, in welchen Monaten bzw. Quartalen die wirtschaftliche Entwicklung positiver und in welchen weniger positiv verläuft. Hinter einer jährlichen Veränderungsrate des Bruttoinlandsprodukts von +0,6 % können sich sehr heterogene innerjährliche Verläufe verbergen. So fiel 2012 die Entwicklung im ersten Teil des Jahres deutlich positiver als in späteren Monaten aus; in 2013 könnte es umgekehrt sein. PROSIMA baut jedoch auf Ganzjahreszahlen auf und kann diese Dynamik nur begrenzt berücksichtigen. Sollten sich die Geschäftserwartungen der Unternehmen zunehmend aufhellen, könnte deshalb auch das Ausbildungsplatzangebot 2013 höher ausfallen, als von PROSIMA nach Maßgabe des berücksichtigten Bedingungsgefüges vorausgeschätzt wurde.

(Tobias Maier, Joachim Gerd Ulrich)

Tabelle A2.2-2: Einschätzung der Ausbildungsmarktentwicklung zum 30. September 2012 (Angaben in Tausend)

Tabelle A2.2-2

Fußnoten

34 Bei dieser positiven Veränderung 2013 handelt es sich um eine Ausnahme des bereits seit Jahren anhaltenden Trends rückläufiger Zahlen. Ab 2014 und in allen weiteren Folgejahren werden die Abgänger- und Absolventenzahlen wiederum stetig sinken. Allerdings wird dieser negative Trend in Zukunft allein durch die Entwicklung in Westdeutschland verursacht. In Ostdeutschland steigen die Abgänger- und Absolventenzahlen bis 2015 leicht an und verharren anschließend bis 2025 auf diesem Niveau.

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2013 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2013).

Diese Information weitergeben

Diese Informationen weitergeben bei: Facebook Diese Informationen weitergeben bei: Twitter Diese Informationen weitergeben bei: MeinVZ

Social Bookmarks

Lesezeichen setzen bei: Google Lesezeichen setzen bei: Yahoo Lesezeichen setzen bei: Mr. Wong Lesezeichen setzen bei: Del.icio.us Lesezeichen setzen bei: Linkarena Lesezeichen setzen bei: Folkd Lesezeichen setzen bei: Yigg

Tools: