A4.2.1 Entwicklungen nach Zuständigkeitsbereichen in der Berufsbildungsstatistik (Erhebung zum 31. Dezember)
Die Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Erhebung zum 31. Dezember) erfasst Auszubildenden-, Vertrags- und Prüfungsdaten im dualen System. Im Folgenden werden daraus die Bestandszahlen der Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereich betrachtet. Sie geben Aufschluss über den Umfang der gesamten Ausbildungsleistung von Betrieben und Berufsschulen. Analysen zu berufsstrukturellen Entwicklungen (vgl. Kapitel A4.4) und zur Vorbildung der Auszubildenden (vgl. Kapitel A4.6.1 und A4.6.2) erfolgen auf Basis der Neuabschlussdaten.
E Die Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder
Die Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder (kurz: Berufsbildungsstatistik) ist eine Totalerhebung von Auszubildenden-, Vertrags- und Prüfungsdaten zu staatlich anerkannten Ausbildungsberufen (§ 4 Absatz 1 Berufsbildungsgesetz [BBiG] bzw. § 25 Absatz 1 Handwerksordnung [HwO]) sowie dualen Ausbildungsberufen in Erprobung nach § 6 BBiG bzw. § 27 HwO. Auch Ausbildungsregelungen für Menschen mit Behinderung nach § 66 BBiG bzw. § 42m HwO sind hierin enthalten.77 Vollzeitschulische Berufsausbildungen und sonstige Berufsausbildungen, die nicht nach BBiG bzw. HwO geregelt sind, werden nicht erfasst.
Mit Artikel 2a des Berufsbildungsreformgesetzes (BerBiRefG) vom 23. März 2005 (Bundesgesetzblatt 2005, S. 931)78, der zum 1. April 2007 in Kraft trat, wurden weitreichende Änderungen der Berufsbildungsstatistik eingeleitet. Die Erhebung der statistischen Ämter ist in § 88 BBiG geregelt. Die frühere Aggregatdatenerhebung wurde in 2007 auf eine Individualdatenerfassung umgestellt und erhielt einen ausgeweiteten Merkmalskatalog.
Diese Umstellung zog bedeutende Analysevorteile nach sich. Bis 2006 waren die Daten der Berufsbildungsstatistik als Tabellendaten erfasst worden. Je Ausbildungsberuf wurde so etwa eine Tabelle mit der Zahl der Auszubildenden (Bestandszahlen) nach Ausbildungsjahren und weiter die Zahl der ausländischen Auszubildenden je Ausbildungsberuf erhoben. Auch die Zahl der Neuabschlüsse insgesamt sowie nach den einzelnen Kategorien der schulischen Vorbildung wurde auf diese Weise erfasst. Die Aggregatdatenerfassung bedeutete eine erhebliche Einschränkung der Analysemöglichkeiten, da sie sich ausschließlich auf die Merkmalskombinationen, die die jeweilige Erfassungstabelle enthält, begrenzt. Mit der Individualdatenerfassung wird für jedes Ausbildungsverhältnis, das in das von den zuständigen Stellen geführte Verzeichnis eingetragen ist, ein Datensatz mit allen in § 88 BBiG festgelegten Merkmalen erhoben. Die Individualdaten ermöglichen bei der Auswertung der Daten eine freie Kombination der erfassten Merkmale.
Grundsätzlich ist aufgrund der erhebungstechnischen Umstellung der Vergleich der Daten ab 2007 mit denen der Vorjahre nicht uneingeschränkt möglich.
Die Daten der Berufsbildungsstatistik werden mit der Fachserie 11, Reihe 3 des Statistischen Bundesamtes (Destatis) veröffentlicht und können im Publikationsservice von Destatis kostenfrei heruntergeladen werden. Außerdem stellt das BIBB Auszubildendendaten der Berufsbildungsstatistik auch im Onlinedatensystem Auszubildende (DAZUBI) bereit, das eine Ergänzung zum Datenreport darstellt. Dort können Daten, Berechnungen und ergänzende Berufsmerkmale für alle einzelnen Ausbildungsberufe und alle Länder abgerufen werden. Zu den Daten stehen umfangreiche Erläuterungen bereit.
Aus Datenschutzgründen veröffentlicht das BIBB alle Daten der Berufsbildungsstatistik nur noch als gerundete Werte (Vielfaches von 3; der Datenfehler beträgt dadurch je ausgewiesener Zahl maximal 1; detaillierte Erläuterungen).
Gesamtbestand 2011 und langfristige Entwicklung
Am 31. Dezember 2011 waren bundesweit 1.460.658 Personen als Auszubildende in einer dualen Berufsausbildung nach BBiG bzw. HwO gemeldet. Der Großteil unter ihnen wurde im westlichen Bundesgebiet (84,5 %; 1.233.819) ausgebildet, 15,5 % entfielen auf das östliche Bundesgebiet (226.839) Tabelle A4.2.1-1. Die Bestandszahlen weisen seit dem Berichtsjahr 2000 (1.702.017) überwiegend eine sinkende Tendenz auf. In 2011 betrug der Rückgang gegenüber dem Vorjahr 47.670 Auszubildende (-3,2 %). Im Westen ist er mit einer Veränderungsrate von -1,5 % (Vorjahr: -2,4 %) schwächer ausgeprägt als im Osten, dort erreichte er in 2011 -11,3 % (Vorjahr: -11,1 %).
E Erfassung von Auszubildenden
Bei der Zählung der Auszubildenden erfolgt im Rahmen der Berufsbildungsstatistik eine stichtagsbezogene Abgrenzung. Bei den Neuabschlüssen und Prüfungsdaten ist sie hingegen zeitraumbezogen. Zum Auszubildendenbestand zählen alle Personen, die jeweils zum 31. Dezember in einem Ausbildungsverhältnis mit einem Ausbildungsvertrag nach BBiG bzw. HwO stehen.79
Die Berufsbildungsstatistik wurde mit dem Ausbildungsplatzförderungsgesetz vom 7. September 1976 als Bundesstatistik eingeführt, die die Auszubildendenzahl differenziert nach Geschlecht ab 1977 erfasst.80 Ausländische Auszubildende wurden erst ab 1982 gesondert erfasst.
In der langfristigen Entwicklung der Auszubildendenzahlen in den alten Ländern (inkl. Berlin) seit 1977 zeichnen sich wechselhafte Phasen ab Schaubild A4.2.1-1. Zunächst prägte v. a. die demografische Entwicklung die Zahl der Auszubildenden im dualen System. Die Entwicklung der Auszubildenden und die der Abgänger allgemeinbildender Schulen verliefen parallel. Mitte der 1970er-Jahre drängten die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre auf den Markt und fragten Berufsausbildungsplätze nach. Entsprechend stieg die Zahl der Ausbildungsplätze deutlich an. Mitte der 1980er-Jahre bis Anfang der 1990er-Jahre ging sie dann wieder stark zurück. Zunehmend löste sich die Entwicklung im dualen System von der demografischen Lage und wurde von wirtschaftlichen Effekten überlagert. Ab Mitte der 1990er-Jahre bis zum Jahr 2000 stieg die Zahl der Auszubildenden erneut. Doch sie erhöhte sich nicht in dem Maße wie die Zahl der Abgänger aus allgemeinbildenden Schulen. Während die Zahl der Schulabgänger vor allem in den alten Ländern nach 2001 weiter anstieg, sank die Zahl der Auszubildenden (vgl. Schaubilder 1.1 bis 1.5 in Uhly u. a. 2010). Nach Analysen von Troltsch und Walden (2007) scheint die Zahl der Auszubildenden seit den 1990er- Jahren verstärkt angebotsinduziert, also merklich durch Aufschwünge oder Krisen im Wirtschafts- und Beschäftigungssystem bestimmt.
In den letzten Jahren gewinnt allerdings der demografische Wandel zunehmend an Dynamik. Demzufolge ist der Rückgang des Auszubildendenbestands, der verstärkt seit dem Berichtsjahr 2009 feststellbar ist, neben der Wirtschafts- und Finanzkrise auch auf den starken demografischen Einbruch in der jugendlichen Wohnbevölkerung zurückzuführen. Dies gilt insbesondere für Ostdeutschland, wo die Bestandszahlen seit Ende der 1990er-Jahre sinken Tabelle A4.2.1-1. Zur Analyse der Entwicklungen am Ausbildungsstellenmarkt für das Berichtsjahr 2011 siehe Ulrich u. a. 2011; zur Ausbildungsmarktbilanz 2012vgl. Kapitel A1.
Tabelle A4.2.1-1: Auszubildende am 31.12. nach Zuständigkeitsbereichen1, Bundesgebiet sowie West- und Ostdeutschland 1992 bis 2011 (Teil 1)
Tabelle A4.2.1-1 (barrierefrei)
Tabelle A4.2.1-1: Auszubildende am 31.12. nach Zuständigkeitsbereichen1, Bundesgebiet sowie West- und Ostdeutschland 1992 bis 2011 (Teil 2)
Schaubild A4.2.1-1: Zahl der Auszubildenden am 31.12., alte Länder inklusive Berlin (vor 1991 nur Berlin-West), 1977 bis 2011
Bestandsentwicklung in den Zuständigkeitsbereichen
Maßgeblich für die Zuordnung der Auszubildenden zu den Zuständigkeitsbereichen ist i. d. R. nicht der Ausbildungsbetrieb, sondern die zuständige Stelle für den Ausbildungsberuf (vgl. in Kapitel A1.2). So sind z. B. alle Auszubildenden, die im öffentlichen Dienst oder in den freien Berufen für Berufe der gewerblichen Wirtschaft ausgebildet werden, in der Berufsbildungsstatistik den Bereichen Industrie und Handel sowie Handwerk (je nach zuständiger Stelle) zugeordnet.
Die Bestände in den einzelnen Zuständigkeitsbereichen entwickeln sich unterschiedlich. In Industrie und Handel waren am 31. Dezember 2011 850.689 Auszubildende gemeldet Tabelle A4.2.1-1. Die Bestandszahl ging gegenüber dem Vorjahr um 22.713 (-2,6 %) Personen zurück, doch er ist weiterhin der mit Abstand größte Zuständigkeitsbereich. 1995 lag die Zahl der Auszubildenden in Industrie und Handel bei einem Tiefstwert von 702.867 Auszubildenden. Rückläufige Entwicklungen vor allem in Westdeutschland spielten hier eine Rolle, etwa in den Metall- und Elektroberufen. Seitdem war die Zahl der Auszubildenden mit kurzer Unterbrechung zwischen 2001 bis 2004 stetig angestiegen. In 2008 wurde mit 934.221 Auszubildenden ein Höchstwert gemeldet. Die Berichtsjahre 2009 bis 2011 weisen wieder sinkende Zahlen an Auszubildenden auf. Fast 80 % der zuletzt gesunkenen Zahlen sind durch den Rückgang in Ostdeutschland bedingt.
Im Handwerk umfasste der Auszubildendenbestand am 31. Dezember 2011 414.207 Personen. In diesem Bereich sinken die Zahlen etwas stärker als in Industrie und Handel. Gegenüber dem Vorjahr betrug der Rückgang 20.700 Personen (-4,8 %) Tabelle A4.2.1-1. Anfang der 1990er-Jahre stieg die Zahl der Auszubildenden zunächst insbesondere durch den Aufbau handwerklicher Wirtschaftsstrukturen in Ostdeutschland. 1998 begann die Zahl der Auszubildenden allerdings bis heute kontinuierlich zu sinken. Auch hier üben zunehmend demografische Faktoren Einfluss. Nach einem eher gemäßigten Rückgang in den Jahren 2005 bis 2008 verstärkt sich der Abwärtstrend seit 2009. In Ostdeutschland erreicht die negative Entwicklung inzwischen eine Rate von -12,8 % (-8.481) gegenüber dem Vorjahr. In Westdeutschland fällt dieser Wert mit -3,3 % (-12.219) bislang noch gemäßigt aus.
In den dualen Ausbildungsberufen des Zuständigkeitsbereichs öffentlicher Dienst bestanden am 31. Dezember 2011 37.998 Ausbildungsverhältnisse. Von allen Zuständigkeitsbereichen wies er die geringste Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr auf. Zum ersten Mal seit 2004 gab es hierbei einen leichten Zuwachs von 411 Personen bzw. 1,1 %. Dieser ist vor allem durch die Zahl der Auszubildenden in Westdeutschland begründet, die um 2,4 % zunahm, während sich in Ostdeutschland mit -3,4 % der sinkende Trend aus dem Vorjahr fortsetzt. Insgesamt ging der Auszubildendenbestand in den Ausbildungsberufen des öffentlichen Dienstes seit Anfang der 1990er-Jahre aber fast stetig zurück. 1992 umfasste er noch 71.355 Auszubildende, in 2011 sind es demgegenüber nur noch etwas mehr als die Hälfte. Der Einbruch der Zahlen nach 1994 ging v. a. auf Privatisierungen im Post- und Bahnbereich und den Wechsel der entsprechenden Ausbildungsberufe in den Zuständigkeitsbereich von Industrie und Handel zurück. Bis 2006 schwächte sich die sinkende Tendenz in den Berufen des öffentlichen Dienstes ab. Der seit 2007 zuletzt wieder stärkere Rückgang kann teilweise durch die Umstellungen in der Berufsbildungsstatistik bedingt sein.81 Zumindest in Teilen geht dieser Rückgang aber auch auf ein verändertes Ausbildungsverhalten im öffentlichen Dienst zurück (vgl. BIBB-Datenreport 2009, Kapitel A5.3.1). Schließlich ist auch hier von demografischen Effekten auszugehen.
Seit 2007 erfasst die Berufsbildungsstatistik auch das Betriebsmerkmal „Zugehörigkeit zum öffentlichen Dienst“. Demnach können im Jahre 2011 zu den 37.998 Auszubildenden des öffentlichen Dienstes mindestens 17.145 Auszubildende hinzugerechnet werden, die in Betrieben des öffentlichen Dienstes in Berufen der anderen Zuständigkeitsbereiche ausgebildet werden. Zu 39,9 % gehören sie dem Bereich Industrie und Handel, zu 28,2 % dem Handwerk und zu 21,5 % der Landwirtschaft an. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass die „Zugehörigkeit der Ausbildungsstätte zum öffentlichen Dienst“ im Rahmen der Berufsbildungsstatistik noch untererfasst ist. Ein Vergleich mit den Daten der Personalstandsstatistik der statistischen Ämter (vgl. Kapitel A4.2.2) deutet auf eine Untererfassung von ca. 18 %.82
Am 31. Dezember 2011 befanden sich in den freien Berufen 111.861 Personen in einer dualen Berufsausbildung. Gegenüber dem Vorjahr waren es rund 1.821 Auszubildende (-1,6 %) weniger. In Ostdeutschland ist der Rückgang stärker (-3,7 %) als in Westdeutschland (-1,3 %). Mit 160.593 Auszubildenden war in 1996 die höchste Zahl an Auszubildenden erreicht worden. Der anschließend einsetzende Rückgang kann mit kleineren Unterbrechungen bis heute nachverfolgt werden.
In den Berufen der Landwirtschaft waren 36.624 Auszubildende gemeldet. Gegenüber dem Vorjahr waren dies 5,3 % (2.043 Verträge) weniger. Längerfristig hatte der Bestand an Auszubildenden in diesem Zuständigkeitsbereich allerdings zugenommen. Er stieg von 32.604 zu Beginn der 1990er- Jahre zunächst auf 40.386 in 1999 und erreichte in 2007 den bisherigen Höchstwert mit 42.894. Seit 2008 sinken die Zahlen nun. Während dies in 2009 nur Ostdeutschland betraf, sind sinkende Bestände seit 2010 in beiden Landesteilen zu verzeichnen. In Ostdeutschland betrug die Veränderung gegenüber dem Vorjahr 14,9 %, im Westen -2,2 %.
Im Zuständigkeitsbereich der Hauswirtschaft mit dem staatlich anerkannten Ausbildungsberuf Hauswirtschafter/- in sowie den beiden Berufen für Menschen mit Behinderung Hauswirtschaftshelfer/-in und Hauswirtschaftstechnische/-r Betriebshelfer/-in sind bundesweit vergleichsweise wenige Auszubildende zu finden. Die Zahl beträgt am 31. Dezember 2011 9.276. Sie ist bereits seit Ende der 1990er-Jahre mit kurzer Unterbrechung in 2002 und 2003 rückläufig.83 Nun sinkt die Bestandszahl zum ersten Mal auf weniger als 10.000 Auszubildende.
Unter den Zuständigkeitsbereich Seeschifffahrt fällt der Ausbildungsberuf Schiffsmechaniker. Der Bereich ist entsprechend klein. Insbesondere ab dem Jahre 2004 war er zuletzt allerdings deutlich angewachsen und erreichte 963 Auszubildende. Seit 2008 wird er nicht mehr für die Berufsbildungsstatistik gemeldet.84
Frauen in den dualen Ausbildungsberufen
574.671 Frauen waren am 31. Dezember 2011 Auszubildende im dualen System, dies entspricht einem Anteil von 39,3 % an allen Auszubildenden Tabelle A4.2.1-2. Gegenüber dem Vorjahr (39,8 %) blieb dieser Anteil nahezu unverändert. Er schwankt seit 1992 ohnehin nur geringfügig zwischen 39 % und 41 %. In Westdeutschland betrug er 39,5 %, in Ostdeutschland 38,6 %. Insgesamt sind Frauen im dualen System gegenüber ihrem Anteil in der Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter (48,8 %) unterrepräsentiert (vgl. Kapitel A4.5). Sie sind häufiger in vollzeitschulischen Berufsausbildungsgängen zu finden (vgl. Kapitel A5). Auch innerhalb des dualen Systems zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen. So variiert der Frauenanteil etwa in den verschiedenen Zuständigkeitsbereichen deutlich. Am höchsten liegt er im Bereich der freien Berufe (94,4 %) und in der Hauswirtschaft (92,4 %). In den Berufen des öffentlichen Dienstes ist er gegenüber Anfang der 1990er- Jahre (1992: 50,7 %) deutlich gestiegen und liegt seit 1998 bei mindestens 63 %. In 2011 erreichte er 65,1 %. In den Berufen von Industrie und Handel sind Frauen zu 39,0 % vertreten. Der Wert liegt seit Jahren gleichbleibend zwischen 39 % und 43 %. Im Handwerk sind Frauen mit nur 23,2 % deutlich seltener unter den Auszubildenden zu finden. Ihre Anteile sind gegenüber dem Anfang der 1990er- Jahre nur unwesentlich gestiegen (1992: 22,1 %). Dass sich die Zahlen ab 1995 erhöhten, geht auf die starken Rückgänge der männlich dominierten Berufe im Bau- und Ausbaugewerbe zurück. Deutlich unterproportional ist der Frauenanteil zudem auch in der Landwirtschaft mit 22,2 %. Seit 1992 (35,7 %) ist er hier fast stetig zurückgegangen.
Insgesamt existiert unter den Ausbildungsberufen des dualen Systems eine deutliche Geschlechtersegregation. Die berufsstrukturellen Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind seit Mitte der 1980er-Jahre nahezu unverändert (vgl. Uhly 2007). Ein Großteil der Ausbildungsberufe ist jeweils überwiegend mit Frauen oder mit Männern besetzt, entsprechend variieren die Frauenanteile deutlich. Diese strukturelle Beständigkeit lässt sich anhand von Daten für Westdeutschland darlegen85 Tabelle A4.2.1-3. Unterteilt man die dualen Ausbildungsberufe auf Basis des jeweiligen Frauenanteils am Auszubildendenbestand im Jahr 1977 bzw. des ersten Jahres des Auftretens eines Berufs (oder seines Vorgängerberufes), zeigt sich, dass die Mehrheit der Frauen weiterhin eine Ausbildung in einem überwiegend weiblich besetzten oder weiblich dominierten Beruf absolviert, d. h. in einem Beruf mit mindestens 60 % bzw. 80 % Frauenanteil. In 2011 waren in Westdeutschland 38,2 % aller weiblichen Auszubildenden des dualen Systems in weiblich dominierten Berufen. Gegenüber 1980 (44,7 %) ist der Anteil um 6,5 Prozentpunkte gesunken. Weitere 18,1 % der Frauen befinden sich 2011 in einer Ausbildung in einem überwiegend weiblich besetzten Beruf, d. h. mit einem Frauenanteil von 60– 80 %. Im Vergleich zu 1980 (23,4 %) ist der Wert etwas stärker abgesunken. Umgekehrt befinden sich in 2011 in den männlich dominierten und überwiegend männlich besetzten Ausbildungsberufen (Frauenanteil 0–20 % bzw. 20–40 %) zwar mit 10,5 % und 8,7 % anteilig fast doppelt so viele Frauen wie noch 1980.
Insgesamt erscheinen die Anteile jedoch weiterhin gering. Die gemischt besetzten Berufe integrieren in 2011 rund ein Viertel der weiblichen Auszubildenden im dualen System (24,5 %). Ihr Anteil stieg gegenüber 1980 (21,0 %) um 16,7 %.
Etwas anders stellt sich die Situation in Ostdeutschland dar Tabelle A4.2.1-3. Die Zuordnung des Berufs erfolgt auch für Ostdeutschland auf Basis der Daten 1977 in den alten Ländern oder dem ersten Jahr des Erscheinens eines neuen Berufs. Es wird nicht analysiert, ob in Ostdeutschland eine geschlechtsspezifische Segregation vorliegt und wie stark diese ausfällt, sondern ob sie der in Westdeutschland vorliegenden (bzw. damals vorliegenden) entspricht.
So befand sich in Ostdeutschland in 2011 mit 17,7 % fast jede fünfte Frau in einem männlich dominierten Beruf. Dieser vergleichsweise höhere Wert war auch 1995 bereits zu beobachten. Der Anteil der Frauen, der in einem überwiegend männlich besetzten Beruf ausgebildet wird, ist allerdings mit 6,4 % niedriger als in Westdeutschland. Das Gewicht der gemischt besetzten Berufe scheint tendenziell abzunehmen, sie werden in 2011 von 22,0 % der ostdeutschen Auszubildenden besetzt (1995: 24,7 %). Der Anteil der Frauen, die in Ostdeutschland in einem überwiegend weiblich besetzten Beruf ausgebildet wird, lag 2011 mit 19,8 % etwas höher als in Westdeutschland (18,1 %). Mit 34,1 % sind es wiederum etwas weniger Frauen, die in Ostdeutschland in einem weiblich dominierten Beruf ausgebildet wurden (Westen: 38,2 %).
Tabelle A4.2.1-2: Frauenanteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen1, Bundesgebiet 1992 bis 2011 (in %)
Tabelle A4.2.1-2 (barrierefrei)
Tabelle A4.2.1-3: Weibliche Auszubildende (Bestände) in männlich und weiblich besetzten Ausbildungsberufen, Westdeutschland 1980, 1995 und 2011, Ostdeutschland 1995 und 2011
Tabelle A4.2.1-3 (barrierefrei)
Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit in den dualen Ausbildungsberufen
In der Berufsbildungsstatistik wird die Staatsangehörigkeit86 der Auszubildenden erfasst, ein möglicher Migrationshintergrund kann jedoch nicht ausgewiesen werden (zu differenzierteren Analysen zur Ausbildungssituation der ausländischen Jugendlichen bzw. der Jugendlichen mit Migrationshintergrund siehe Kapitel A4.9). Der Anteil der Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit unter den Auszubildenden ist seit Anfang der 1990er-Jahre stark zurückgegangen Tabelle A4.2.1-4. Um das Ausmaß der Integration in die duale Berufsausbildung abzuschätzen, muss allerdings Bezug zum Ausländeranteil in der Wohnbevölkerung genommen werden. Der Ausländeranteil unter den Auszubildenden ist hierzu nicht der geeignete Indikator. Beispielsweise sank der Ausländeranteil unter den Auszubildenden des dualen Systems seit Mitte der 1990er-Jahre stark; dies war jedoch teilweise durch verstärkte Einbürgerungen bedingt. In der Wohnbevölkerung ging der Ausländeranteil ebenfalls zurück. Ob die Entwicklung im dualen System jener der Wohnbevölkerung entspricht oder auf andere Faktoren zurückzuführen ist, kann auf Basis der Ausbildungsbeteiligungsquote bzw. Ausbildungsanfängerquote betrachtet werden (vgl. Kapitel A4.5).
Der Ausländeranteil eignet sich jedoch für einen Vergleich der Zuständigkeitsbereiche oder die Analyse berufsspezifischer Besonderheiten.
Der 2011 gestiegene Ausländeranteil unter den Auszubildenden ist in allen Zuständigkeitsbereichen zu beobachten. Allerdings bleibt er fast überall unterhalb des Ausländeranteils in der entsprechenden Wohnbevölkerung. Am stärksten sind ausländische Personen mit 9,4 % im Bereich der freien Berufe vertreten. Hier lag der Anteil schon immer höher und schwankte seit Anfang der 1990er-Jahre nur geringfügig zwischen 7 % und 9 %. Seit 2004 ist ein Anstieg zu verzeichnen. Der aktuelle Anteil ersetzt den bisherigen Höchstwert aus dem Vorjahr. Einzelne Berufe dieses Zuständigkeitsbereichs wie die Berufe Pharmazeutisch- kaufmännische/-r Angestellte/-r (19,1 %) oder Zahnmedizinische/-r Fachangestellte/-r (13,6 %) sind sogar überproportional mit ausländischen Auszubildenden besetzt. In beiden Berufen findet man fast ausschließlich weibliche Auszubildende (96,3 %bzw. 99,3 %), sowohl unter Auszubildenden mit deutscher als auch ausländischer Staatsangehörigkeit. Auch im Handwerk und im Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel ist der Ausländeranteil im Jahr 2011 wieder gestiegen. Im Handwerk beträgt der Anteil 6,1 %. In Industrie und Handel liegt der Wert bei 4,7 %. Die Steigerung gegenüber dem Vorjahr ist in beiden Bereichen gering.
In der Hauswirtschaft entspricht der Ausländeranteil mit 5,3 % dem Durchschnitt im dualen System insgesamt, er hat sich seit 1992 (2,4 %) deutlich erhöht. Mit Abstand am niedrigsten liegt der Anteil von Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in den Berufen des öffentlichen Dienstes und der Landwirtschaft. In 2011 lag er dort nur bei 1,7 % bzw. 0,8 % und hat sich im Vorjahresvergleich kaum verändert. Mitte der 1990er-Jahre hatten die Anteile in den Ausbildungsberufen im öffentlichen Dienst leicht höher gelegen (1994: 3,1 %). Seither sind sie kontinuierlich gesunken.
Generell sind Ausbildungsberufe im dualen System87, die zu 10 % oder mehr von Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit besetzt sind, nur in geringem Maße zu finden. Von den Berufen mit mindestens 100 Auszubildenden gehören hierzu (sortiert nach der Anzahl der Auszubildenden insgesamt): Verkäufer/-in (10,7 %), Friseur/-in (16,0 %), Zahnmedizinische/-r Fachangestellte/-r (13,6 %), Fahrzeuglackierer/-in (10,2 %), Maschinen- und Anlagenführer/-in (11,0 %), Fachmann/Fachfrau für Systemgastronomie (10,8 %), Fachkraft im Gastgewerbe (13,3 %), Pharmazeutisch-kaufmännische/-r Angestellte/-r (19,1 %), Fertigungsmechaniker/-in (10,4 %), Teilezurichter/-in (10,4 %), Fliesen-, Plattenund Mosaikleger/-in (10,6 %), Stuckateur/-in (14,6 %), Servicekraft für Schutz und Sicherheit (10,3 %), Tankwart/-in (10,1 %), Änderungsschneider/-in (18,0 %), Industrie-Isolierer/-in (12,1 %), Servicefahrer/- in (11,5 %), Chirurgiemechaniker/-in (10,4 %) und Estrichleger/-in (11,4 %).
(Naomi Gericke, Nicole Lissek)
Tabelle A4.2.1-4: Ausländeranteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen1, Bundesgebiet 1992 bis 2011 (in %)