A5.3.1 Auszubildende in der dualen Berufsausbildung
Die Bestandszahlen der Auszubildenden umfassen im Gegensatz zu der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge alle Auszubildenden zum Stichtag 31. Dezember des jeweiligen Jahres. Bei der Analyse der Ausbildungsplatzbilanz vgl. Kapitel A1.1 sind die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge (Erhebung zum 30. September) dargestellt, ebenso basieren die Analysen zu berufsstrukturellen Entwicklungen vgl. Kapitel A5.2 auf Neuabschlussdaten (Erhebung zum 31. Dezember). Um auch Informationen über das gesamte Ausmaß der Ausbildungsleistungen der Betriebe und der Berufsschulen zu geben, werden im Folgenden für einige Eckdaten die Bestandszahlen dargestellt.
E Zur Erfassung von Auszubildenden
Die Berufsbildungsstatistik des Statistischen Bundesamtes erfasst als Auszubildende Personen in einem Berufsausbildungsverhältnis (mit Ausbildungsvertrag), die einen anerkannten Ausbildungsberuf im Sinne des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) bzw. der Handwerksordnung (HwO) erlernen; erfasst sind sowohl die staatlich anerkannten Ausbildungsberufe als auch Berufe nach einer Ausbildungsregelung der zuständigen Stellen für Menschen mit Behinderungen. Bei den Auszubildendenzahlen handelt es sich um Bestandszahlen über alle Ausbildungsjahre (1., 2., 3. und 4. Ausbildungsjahr).
Die Berufsbildungsstatistik wurde mit dem Ausbildungsplatzförderungsgesetz vom 7. September 1976 als Bundesstatistik eingeführt, welche die Auszubildendenzahlen ab 1977 erfasst.103 Ausländische Auszubildende wurden erst ab 1982 gesondert erfasst. Da aufgrund der Umstellung der Berufsbildungsstatistik (durch das Berufsbildungsreformgesetz vom 23. März 2005)von einer Aggregatdaten- zu einer Individualdatenerfassung die Daten für das Jahr 2007 nicht uneingeschränkt mit denen der Vorjahre vergleichbar sind vgl. in Kapitel A5.2, werden in dem diesjährigen Datenreport keine Vorjahresvergleiche vorgenommen, sondern ausschließlich die Entwicklung im längerfristigen Zeitverlauf betrachtet.
Auszubildende nach Zuständigkeitsbereichen
Im Jahr 2007 befanden sich 1.594.167 Jugendliche in einer dualen Berufsausbildung.104 Hiervon entfielen 1.264.336 auf die alten Länder (ohne Berlin) und 329.831 auf die neuen Länder (inklusive Berlin) Übersicht A5.3.1-1. Nachdem seit Mitte der 80er- Jahre die Zahl der Auszubildenden stark zurückgegangen war, ist sie seit Mitte der 90er-Jahre bis zum Jahr 2000 bundesweit gestiegen. Im Vergleich zur Zahl der Abgänger allgemeinbildender Schulen fällt der Anstieg der Auszubildendenzahl jedoch geringer aus. Die Schulabgängerzahl steigt zudem insbesondere in den alten Ländern auch nach 2001 weiter an, wohingegen die Auszubildendenzahl bis 2005 sinkt (vgl. Schaubilder 1.3 und 1.4 in Uhly/Lohmüller/ Arenz 2008). Betrachtet man die Zahl der Auszubildenden im längerfristigen Zeitverlauf seit 1977 Schaubild A5.3.1-1, war die Entwicklung der Auszubildendenzahl in den alten Ländern (inklusive Berlin) zunächst stark durch demografische Faktoren beeinflusst. Mit der demografischen Welle Mitte der 70er-Jahre, als die geburtenstarken Jahrgänge der 60er-Jahre Berufsausbildungsplätze nachfragten, ist die Zahl der Ausbildungsplätze insgesamt stark gestiegen. Mitte der 80er-Jahre bis Anfang der 90er- Jahre geht die Auszubildendenzahl wieder stark zurück. Diese Entwicklungen verlaufen parallel zur Entwicklung der Zahl der Abgänger allgemeinbildender Schulen. Analysen von Troltsch und Walden (2007) ergaben, dass seit den 90er-Jahren die Zahl der Auszubildenden stärker durch die Wirtschaftsund Beschäftigungsentwicklung bestimmt wird, als dies früher der Fall war.
Die Entwicklungen unterscheiden sich in den Zuständigkeitsbereichen105. Die demografischen Effekte der 70er- und 80er-Jahre zeigten sich insbesondere in den beiden großen Bereichen Industrie und Handel sowie Handwerk, wobei sie im Handwerk früher einsetzten als in den Berufen von Industrie und Handel (vgl. Uhly/Lohmüller/Arenz 2008, dort Schaubild 4.2). Deutlichere Unterschiede in der Entwicklung der Auszubildendenzahlen zeigen sich seit den 90er-Jahren Übersicht A5.3.1-1. Während im Handwerk, zunächst insbesondere bedingt durch die Entwicklung in den neuen Ländern (Aufbau handwerklicher Wirtschaftsstrukturen), die Zahl der Auszubildenden angestiegen ist, ist dort seit 1998 bis 2004 ein kontinuierlicher Rückgang zu beobachten. Im Bereich Industrie und Handel war bis 1995 ein Rückgang zu verzeichnen; dies war insbesondere durch ein zurückgehendes Ausbildungsplatzangebot in den alten Ländern, beispielsweise in den Metall- und Elektroberufen, bedingt. In den Jahren 1996 bis 2001 sowie 2005 bis 2007 hat im Bereich Industrie und Handel die Zahl der Ausbildungsplätze jedoch wieder zugenommen. Der Einbruch der Auszubildendenzahlen in den Ausbildungsberufen des öffentlichen Dienstes in den ersten Jahren seit 1994 ist durch Privatisierungen im Post- und Bahnbereich und durch den Wechsel der entsprechenden Ausbildungsberufe in den Zuständigkeitsbereich von Industrie und Handel bedingt; seither ist dort die Zahl der Auszubildenden nur noch in geringerem Ausmaß zurückgegangen.106 Ein starker Rückgang der Auszubildendenzahlen ist nach relativer Konstanz in den Vorjahren seit 2003 im Zuständigkeitsbereich der freien Berufe zu beobachten; dies betrifft die Ausbildungsberufe Steuerfach-, Rechtsanwalts- sowie Notarfachangestellte/-r und Medizinischer/-r sowie Zahnmedizinische/-r Fachangestellte/-r; bis 2005 ist auch die Auszubildendenzahl im Beruf Pharmazeutisch-kaufmännische/-r Angestellte/-r erheblich zurückgegangen. In den Ausbildungsberufen der Landwirtschaft ist die Auszubildendenzahl mit Ausnahme der Jahre 2000 bis 2003 gestiegen. In der Hauswirtschaft und insbesondere im Bereich Seeschifffahrt sind insgesamt vergleichsweise wenige Auszubildende zu finden. Deren Anzahl schwankt über die Jahre.
Da die Berufsbildungsstatistik neben der schulischen Vorbildung vgl. Kapitel A5.4 als Personenmerkmale das Geschlecht sowie die Staatsangehörigkeit erfasst, können zusätzlich zur Entwicklung nach Zuständigkeitsbereichen die Auszubildendenzahlen auch nach diesen Personenmerkmalen differenziert betrachtet werden.
Übersicht A5.3.1-1 Auszubildende nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet 1992 bis 2007
1 Für Rheinland-Pfalz lagen im Ausbildungsbereich „Freie Berufe“ zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Fachserie noch nicht alle Meldungen vor. Bis Januar 2008 wurden noch 597 Auszubildende für die freien Berufe nachgemeldet.
2 Aufgrund erheblicher meldetechnischer Umstellungen in 2007 ist ein Vorjahresvergleich im Jahr 2007 nur mit Einschränkung – nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes im öffentlichen Dienst gar nicht – möglich.
Quelle: Datenbank Aus- und Weiterbildungsstatistik des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik des Statistischen Bundesamtes (StBA) (Erhebung zum 31. Dezember); Wert für 2007 aus StBA (Hrsg.) (2008): Berufliche Bildung, Fachserie 11/Reihe 3, Wiesbaden 2008
Schaubild A5.3.1-1 Zahl der Auszubildenden, alte Länder inklusive Berlin (vor 1991 nur Berlin-West)
* Die Zahl der ausländischen Auszubildenden wurde erst ab 1982 gesondert erfasst.
Quelle: Datenbank Aus- und Weiterbildungsstatistik des Bundesinstituts für Berufsbildung auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik des Statistischen Bundesamtes (StBA) (Erhebung zum 31. Dezember); Wert für 2007 aus StBA (Hrsg.) (2008): Berufliche Bildung, Fachserie 11/Reihe 3, Wiesbaden 2008
Frauen- und Ausländeranteile
Frauen machen im Jahr 2007 39,2 % aller Auszubildenden des dualen Systems aus (625.442 weibliche Auszubildende) Übersicht A5.3.1-2. Seit 1992 schwankt dieser Anteil nur geringfügig zwischen 39 % und 41 %. Deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich in der berufsspezifischen Betrachtung vgl. Kapitel A5.7.
Hinsichtlich des Frauenanteils unterscheiden sich die Zuständigkeitsbereiche deutlich. Im Bereich der Hauswirtschaft und der freien Berufe liegt er über 90 %. In den Berufen des öffentlichen Dienstes ist er im Vergleich zum Jahr 1992 (50,7 %) deutlich gestiegen und liegt seit 1998 bei 63 % bis 65 % an allen Auszubildenden. In den Berufen des Zuständigkeitsbereichs Industrie und Handel entspricht er mit 39,6 % ungefähr dem Gesamtdurchschnitt. Im Handwerk liegt der Frauenanteil dagegen unverändert deutlich unterdurchschnittlich bei 23,3 % im Jahr 2007 und hat sich somit im Vergleich zu 1992 (22,1 %) nur geringfügig verändert. Er liegt dort etwas höher als Mitte der 90er-Jahre (1995: 19,2 %), jedoch nur bedingt durch die starken Rückgänge bei den männlich dominierten Berufen im Bau- und Ausbaugewerbe. Auch in der Landwirtschaft ist der Frauenanteil an allen Auszubildenden vergleichsweise niedrig und beträgt im Jahr 2007 22,4 %, er geht dort seit 1992 (35,7 %) kontinuierlich zurück.
Der Anteil an Auszubildenden mit ausländischem Pass ist seit 1995 stark zurückgegangen Übersicht A5.3.1-3. Die Berufsbildungsstatistik erfasst lediglich die Staatsangehörigkeit107 und nicht einen Migrationshintergrund. Teilweise ist der Rückgang des Ausländeranteils durch Einbürgerungen bedingt. Der adäquate Indikator zur Einschätzung der Frage der Integration in die duale Berufsausbildung ist somit nicht der Ausländeranteil. Denn dieser muss in Relation zum Ausländeranteil in der Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter gesetzt werden. Dies erfolgt mit der Analyse der Ausbildungsbeteiligungsquote vgl. Kapitel A5.7. Der Ausländeranteil eignet sich jedoch für einen Vergleich der Zuständigkeitsbereiche. In den Ausbildungsberufen des Zuständigkeitsbereichs der freien Berufe fällt er bundesweit mit mehr als 7 % aller Auszubildenden des Bereichs deutlich überproportional aus. In den einzelnen Jahren schwankt er nur geringfügig zwischen 7 % und 9 %. In der Hauswirtschaft fällt der Ausländeranteil geringer aus, hat sich jedoch von 1992 (2,4 %) bis 2007 (3,2 %) erhöht. In allen anderen Bereichen ist er von 1992 bis 2007 zurückgegangen. Sehr gering fällt er bereits im Jahr 1992 im öffentlichen Dienst (2,6 %) und in der Landwirtschaft (1,2 %) aus, 2007 betrug er dort 1,5 % bzw. 0,7 %. Im Handwerk fällt er mit 4,9 % im Jahr 2007 leicht überproportional (im Vergleich zum Gesamtanteil von 4,3 %), in den Ausbildungsberufen von Industrie und Handel mit 3,9 % in 2007 unterproportional aus. Differenziertere Analysen zur Ausbildungssituation der ausländischen Jugendlichen bzw. der Jugendlichen mit Migrationshintergrund findet man in Kapitel A5.8.
(Alexandra Uhly)
Übersicht A5.3.1-2 Frauenanteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet 1992 bis 2007
1 Die Daten für 2007 sind aufgrund weitreichender meldetechnischer Umstellungen nicht uneingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
Quelle: Datenbank Aus- und Weiterbildungsstatistik des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik des Statistischen Bundesamtes (StBA) (Erhebung zum 31. Dezember); Berechnungen des BIBB; Wert für 2007 aus StBA (Hrsg.) (2008): Berufliche Bildung, Fachserie 11/Reihe 3, Wiesbaden 2008
Übersicht A5.3.1-3 Ausländeranteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet 1992 bis 2007
1 Die Daten für 2007 sind aufgrund weitreichender meldetechnischer Umstellungen nicht uneingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
Quelle: Datenbank Aus- und Weiterbildungsstatistik des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik des Statistischen Bundesamtes (StBA) (Erhebung zum 31. Dezember); Berechnungen des BIBB; Wert für 2007 aus StBA (Hrsg.) (2008): Berufliche Bildung, Fachserie 11/Reihe 3, Wiesbaden 2008