494.000 Betriebe beteiligten sich im Berichtsjahr 2008 an der beruflichen Ausbildung Jugendlicher. Damit stieg im Vergleich zum Vorjahr die Zahl ausbildender Betriebe in Deutschland um 0,3 % bzw. 1.500 Betriebe. Da gleichzeitig die Gesamtzahl der Betriebe um knapp 0,7 % bzw. 15.000 zunahm, ist der relative Anteil der Ausbildungsbetriebe mit 24,0 % nur unwesentlich um 0,1 Prozentpunkte gesunken und seit 1999 auf diesem Niveau verblieben Tabellen A5.10.1-1 bis A5.10.1-3 Internet. Auch in den alten Ländern hat sich trotz überdurchschnittlicher Zuwächse um 3.000 Ausbildungsbetriebe der prozentuale Anteil der Ausbildungsbetriebe in Höhe von 25,5 % nicht weiter erhöht Tabellen A5.10.1-4 bis A5.10.1-6 Internet. Die rückläufige Entwicklung in den neuen Ländern und in Berlin hielt allerdings weiterhin an. Mit 1.600 Ausbildungsbetrieben weniger und insgesamt 3.000 Betrieben mehr sank die Ausbildungsbeteiligung der ostdeutschen Betriebe im Berichtsjahr auf 18,3 % und fiel damit auf den niedrigsten Stand seit 1999 Tabellen A5.10.1-7 bis A5.10.1-9 Internet. Diese Ausbildungsbetriebsquoten werden häufig zum Anlass genommen, auf die gemessen an der Nachfrage ausbildungswilliger Jugendlicher zu niedrige Beteiligung der Wirtschaft an der Ausbildung hinzuweisen. Eine auf Auswertungen der amtlichen Statistik beruhende Berechnung des prozentualen Anteils ausbildender Betriebe an allen registrierten Betrieben vernachlässigt aber den Aspekt, dass nicht alle Betriebe zur Ausbildung Jugendlicher berechtigt sind. Überträgt man dieses in der amtlichen Statistik nicht ausgewiesene, aber im Betriebspanel des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung erhobene Merkmal vgl. Kapitel A5.10.2 auf den Gesamtbestand an registrierten Betrieben, dann zeigt sich im Zeitverlauf eine höhere Beteiligung der Wirtschaft an der Ausbildung Jugendlicher und junger Erwachsener Schaubild A5.10.1-1.201
Während sich in den alten Ländern parallel zum Anteil ausbildungsberechtigter Betriebe die Ausbildungsbetriebsquote ausbildungsberechtigter Betriebe seit 1999 zwischen 43 % und 40 % eingependelt hat, ergab sich für die neuen Länder ein kontinuierlicher Rückgang von knapp 46 % auf mittlerweile unter 35 %, obwohl die Zahl ausbildungsberechtigter Betriebe seit 2003 relativ konstant über 50 % lag.
2008 war der Bestand an besetzten Ausbildungsstellen im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 1,8 % bzw. 32.000 gestiegen, erreichte mit 1,814 Mio. Auszubildenden den höchsten Stand seit 1999. Durch die Zunahme sozialversicherungspflichtig Beschäftigter um insgesamt 1,5 % bzw. 408.000 Personen blieb die Ausbildungsquote mit 6,6 % in etwa auf dem Vorjahresniveau Tabellen A5.10.1-10 bis A5.10.1-12 Internet. Allerdings ist in den neuen Ländern und Berlin trotz eines positiven Trends in der Beschäftigung die Anzahl der Auszubildenden gegenüber 2007 mit 3,3 % um 12.000 und gegenüber 1999 um 70.000 Jugendliche auf insgesamt 342.000 weiter zurückgegangen Tabellen A5.10.1-16 bis A5.10.1-18 Internet. Demgegenüber übertraf in den alten Ländern der Zuwachs bei den Auszubildenden um 44.000 bzw. 3,1 % auf insgesamt 1,47 Mio. die Zunahme in der Beschäftigung Tabellen A5.10.1-13 bis A5.10.1-15 Internet. Damit stieg die Ausbildungsquote im Westen von 6,1 % auf 6,6 %.
Veränderung nach Betriebsgröße
Insbesondere bei den kleineren und größeren mittelständischen Betrieben nahm die Zahl der Ausbildungsbetriebe zwischen 2007 und 2008 im Durchschnitt um 1,8 % bzw. 2,8 % zu Tabellen A5.10.1-1 bis A5.10.1-9 Internet. Damit konnten vor allem mittelständische Ausbildungsbetriebe mit Beschäftigtenzahlen zwischen 50 und 249 seit 1999 ihren Bestand um 8,9 % steigern. Diese positive Entwicklung fiel in den alten Ländern noch deutlicher aus. Hier konnten – auch im Vergleich zu 1999 – Zuwachsraten in der Ausbildungsbeteiligung um bis zu 10,5 % erreicht werden. Im Gegensatz dazu waren in den neuen Ländern – mit Ausnahme der Großbetriebe – generell Rückgänge zu verzeichnen. Gegenüber 2007 beeinflussten mit -4,4 % vor allem die Bestandsrückgänge unter den ausbildenden Kleinstbetrieben mit weniger als 10 Beschäftigten die Gesamtbilanz negativ, obwohl sich wie in den anderen Betriebsgrößenklassen positive Entwicklungen in den Betriebsbeständen abgezeichnet haben. Damit beteiligten sich im Durchschnitt schon vor der demografischen Wende Jahr für Jahr immer weniger ostdeutsche Betriebe, in der Hauptsache Kleinstbetriebe und kleinere mittelständische Betriebe, an der Ausbildung Jugendlicher (Troltsch / Walden / Zopf 2009).
Ein Blick auf die Entwicklungen in den Beschäftigten- und Auszubildendenzahlen nach Betriebsgrößenklassen Tabellen A5.10.1-10 bis A5.10.1-18 Internet zeigt, dass nur dort Zuwächse in der Zahl der Auszubildenden erreicht werden konnten, wo auch signifikante Beschäftigungsgewinne zu verzeichnen waren. Hierzu zählten vor allem kleine und große mittelständische Betriebe, die insgesamt 60 % der gesamten Beschäftigungszuwächse verbuchen und somit im Vergleich zum Vorjahr 29.000 Ausbildungsplätze mehr anbieten konnten. Gegenüber 1999 konnten in den alten Ländern die zwischenzeitlichen Verluste in den Ausbildungs- und Arbeitsplatzangeboten in fast allen Betriebsgrößenklassen wieder vollständig kompensiert werden. Eine Ausnahme bildeten lediglich die Kleinstbetriebe. Von diesem Ausgleich sind Betriebe in den neuen Ländern noch weit entfernt. Sowohl bei den Ausbildungsangeboten als auch teilweise bei den Arbeitsplatzangeboten kam es im Vorjahresvergleich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zu einer nochmaligen Verschlechterung auf dem Ausbildungsstellen- und Arbeitsmarkt.
Veränderung nach Wirtschaftszweigen
Auch im Berichtsjahr ging im verarbeitenden Gewerbe trotz der seit Jahren konstanten Betriebsbestände mit -0,6 % weniger Ausbildungsbetrieben die Beteiligung an der beruflichen Ausbildung Jugendlicher weiter zurück Tabellen A5.10.1-19 bis A5.10.1-27 Internet. Seit 1999 ist in diesem Sektor mit knapp 18 % jeder fünfte Ausbildungsbetrieb aus der betrieblichen Bildung Jugendlicher ausgestiegen. Hatten im Berichtsjahr 1999 noch fast 190.000 Betriebe im produzierenden bzw. verarbeitenden Gewerbe Auszubildende unter ihren Beschäftigten, so bildeten 2008 nur noch 162.000 Betriebe aus. Hauptgrund für diesen negativen Trend war vor allem die Entwicklung im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe. Allein hier standen im Untersuchungszeitraum 24.000 Ausbildungsbetriebe weniger zur Verfügung. Positiv hervorzuheben – auch in der mittelfristigen Betrachtung – sind dagegen die Entwicklungen im Fahrzeugund Maschinenbau, im Bereich Energie-, Wasser-, Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft sowie in der Metallerzeugung und -verarbeitung.
Die insgesamt relativ ausgeglichene Bilanz im Berichtsjahr konnte vor allem durch einen Zuwachs im Dienstleistungssektor erreicht werden. Mit 0,8 % bildeten im Vergleich zu 2007 2.500 und im Vergleich zu 1999 23.000 mehr Dienstleistungsbetriebe aus. Zwar lag die Ausbildungsbeteiligungsquote der Betriebe im Jahr 2008 mit 21,3 % weiterhin deutlich unter den 34,4 % im verarbeitenden Gewerbe, seit 1999 ist mit 7,3 % allerdings ein kontinuierlicher Anstieg in der Zahl der Ausbildungsbetriebe zu verzeichnen. An dieser positiven Entwicklung waren vor allem die Grundstücks- und Wohnungswirtschaft, der Bereich Soft-, Hardwareberatung und -entwicklung, Architektur-, Ingenieurbüros sowie die Bereiche Werbung, Forschung und Entwicklung beteiligt. Dies sind gemessen an der Ausbildungsbetriebsquote allerdings Wirtschaftsbereiche, die im Vergleich zu den klassischen Ausbildungsbereichen wie Handel und Kfz-Gewerbe weiterhin einen hohen Nachholbedarf aufweisen.
Diese bundesweiten Trends spiegelten sich auch in den regionalen Entwicklungen im Westen Deutschlands wider, wobei negative Trends weniger stark und positive Entwicklungen zum Teil höher ausfielen. Für die neuen Länder und Berlin bleibt dagegen festzuhalten, dass sich im Vorjahresvergleich 3,1 % und seit 1999 über 40 % der Betriebe aus dem verarbeitenden Gewerbe weniger an der Ausbildung Jugendlicher beteiligen Tabelle A5.10.1-9 Internet. Auch in der Dienstleistungswirtschaft und im öffentlichen Sektor liegen sowohl im Vorjahresvergleich als auch im Vergleich zu 1999 zum Teil deutliche Rückgänge vor.
Gegenüber 2007 stieg im sekundären Wirtschaftssektor die Zahl der Jugendlichen in Ausbildung mit 3,1 % bzw. 17.000 Auszubildenden parallel zur Beschäftigungsentwicklung deutlich an Tabellen A5.10.1-28 bis A5.10.1-36 Internet. Damit konnten die seit 1999 entstandenen Verluste von insgesamt 42.000 Ausbildungsplätzen, die vor allem im Bauwesen sowie im Textil-, Bekleidungs- und Holzgewerbe entstanden waren, noch nicht vollständig ausgeglichen werden. Auch die in diesem Zeitraum entstandenen Angebotszuwächse im Maschinen- und Fahrzeugbau erbrachten keinen Ausgleich. Nach Jahren der Stagnation in der Beschäftigungsentwicklung war im Dienstleistungssektor im Vorjahresvergleich eine weitere Zunahme im Bestand an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten festzustellen. Mit insgesamt 325.000 Beschäftigten mehr konnte infolge dieses Fachkräftebedarfs das Ausbildungsangebot für Jugendliche um 16.000 Ausbildungsstellen aufgestockt werden. Damit hat sich der kontinuierliche Trend zur Tertiarisierung in der Beschäftigung auch auf die betrieblichen Ausbildungsangebote ausgewirkt. Wurden 1999 noch 57,2 % aller Jugendlichen im Dienstleistungssektor ausgebildet, so stieg dieser Anteil bis 2008 auf 66,6 % an. Parallel ging der Anteil von Beschäftigten in Ausbildung im verarbeitenden Gewerbe von 35 % auf 31,4 % zurück.
In den alten Ländern zeigten sich keine besonderen Unterschiede zum Bundestrend. Hier führten die Beschäftigungszuwächse zu entsprechenden Angebotssteigerungen in der betrieblichen Ausbildung. Eher gegenläufig wirkte sich der Beschäftigtenzuwachs auf das betriebliche Ausbildungsstellenangebot in den neuen Ländern aus. Während im sekundären Sektor 1,2 % und im tertiären Sektor 1,4 % mit insgesamt 67.000 Beschäftigten mehr zu verzeichnen waren, ging die Zahl der Auszubildenden in der Dienstleistungswirtschaft um -4,5 % zurück.
Veränderung nach Berufsfeldern
Eng verbunden mit dem sektoralen ist ein berufsstruktureller Wandel. Selbst in einem so kurzen Zeitraum von 9 Jahren erhöhte sich seit 1999 der Bestand dienstleistungsorientierter Tätigkeiten um knapp 4,4 %, während produktionsorientierte Beschäftigungsfelder über 16 % ihres Bestands einbüßten. In keinem Einzelbereich konnte unter den produktionsorientierten Berufsfeldern das Beschäftigungsniveau von 1999 wieder erreicht werden, auch wenn der Negativtrend seit 2005 beendet zu sein scheint. Mit einem Verlust von knapp 1,27 Mio. bzw. 16 % aller Arbeitsplätze mit entsprechenden Tätigkeitsanforderungen erreichte der Rückgang in der Ausbildung mit 12,7 % bzw. 92.000 Ausbildungsplätzen ein ähnliches Ausmaß wie in der Beschäftigung Tabellen A5.10.1-37 bis A5.10.1-45 Internet. Besonders betroffen von diesen Rückgängen waren Ausbildungsberufe, die den Bauhaupt-, Baunebenund Holzberufsfeldern zuzuordnen sind und auf die etwa zwei Drittel aller Rückgänge des produktionsorientierten Berufssektors zurückzuführen waren. Ähnlich negativ betroffen waren installations- und metallbautechnische Berufe sowie Elektroberufe. Im Vorjahresvergleich ist, abgesehen von den Ernährungs- und den Textil-, Leder- und Bekleidungsberufen, eine allmähliche Stabilisierung der Bestandszahlen zu erkennen.
Dienstleistungsorientierte Berufsfelder zeigten sowohl in der Ausbildung als auch in der Beschäftigung in den letzten Jahren einen leichten Aufwärtstrend und lagen 2008 in der Ausbildung mit 4,6 % über dem Ausgangsniveau von 1999. Dadurch konnte dennoch kein Ausgleich für die massiven Verluste unter den produktionsorientierten Berufen geschaffen werden. Im Vorjahresvergleich waren zufriedenstellende Zuwächse in der Ausbildung insbesondere bei den Waren- und Dienstleistungskaufleuten, den Verwaltungs- und Büroberufen sowie den Verkehrsund Lagerberufen festzustellen.
Auffallend im Regionalvergleich ist der seit 1999 parallel verlaufende Rückgang der ostdeutschen Bestände an Auszubildenden sowohl in den produktions- als auch in den dienstleistungsorientierten Berufsfeldern, der sich auch im Vorjahresvergleich fortgesetzt hat. Dies ist besonders insofern ungünstig, als gerade die ausbildungsintensiven Bereiche besonders betroffen waren. Im Westen Deutschlands waren demgegenüber in den ausbildungsstarken Dienstleistungsberufsfeldern absolute Zuwächse zu verzeichnen. Hierzu zählen auch die Verkehrs- und Lagerberufe. Wegen steigender Beschäftigtenzahlen bei den naturwissenschaftlich- technischen Berufen konnte im Vorjahresvergleich auch das entsprechende betriebliche Ausbildungsangebot gesteigert werden.
(Klaus Troltsch)