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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2010

C Übergang von Ausbildung in Beschäftigung

Das Wichtigste in Kürze

In Kapitel C wird der Berufseinstieg dualer Ausbildungsabsolventen / -innen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Es werden Daten bis zum Jahre 2008 betrachtet. Daher sind eventuelle Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftskrise nicht berücksichtigt, die den Berufseinstieg erschweren könnten. Vorab ein Überblick über die wichtigsten Ergebnisse dieses Kapitels:

  • Die Arbeitslosenquoten von Absolventen und Absolventinnen (außer-)betrieblicher Ausbildungen sind unmittelbar nach der Lehre im Vergleich der Jahre 2005 und 2008 leicht rückläufig. Besonders hoch ist dieser Rückgang bei Männern in den alten Ländern. Bei Frauen in den neuen Ländern ist eine gegenläufige Tendenz zu beobachten.
  • Geschlecht, Alter und Region prägen auch längerfristig die Übergangsphase von der Ausbildung in die Erwerbstätigkeit. So sind insbesondere Männer mit zunehmendem Alter und weiter zurückliegendem Ausbildungsabschluss in typischen Normalarbeitsverhältnissen beschäftigt. Frauen sind im Verlauf ihres Berufseinstieges nicht stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Männer, finden sich aber häufiger in eher unsicheren Beschäftigungsverhältnissen wieder. Der Vergleich zwischen alten und neuen Ländern zeigt, dass Erwerbspersonen aus den alten Ländern häufiger in typischen Normalarbeitsverhältnissen beschäftigt sind.
  • Als besonders bedeutsam für eine spätere vollwertige Beschäftigung kann der höchste allgemeine Schulabschluss identifiziert werden. So bringt ein höherer schulischer Abschluss in jeder Phase des Übergangs von der Ausbildung in die Erwerbstätigkeit Vorteile mit sich. Auch Ausbildungsfelder317 mit einem erhöhten Anteil an Personen mit (Fach-)Hochschulreife weisen zumeist einen erhöhten Anteil an vollwertiger Beschäftigung auf.
  • Relativ häufig von einem unsicheren Berufseinstieg betroffen sind Absolventen / -innen der Ausbildungsfelder „Land-, Tier-, Forstwirtschaft“, „Back-, Konditor-, Süßwarenherstellung“, „Köche und Köchinnen“, „Verkaufsberufe (Einzelhandel)“, „Berufe in der Körperpflege“, „Bauberufe, Holz-, Kunststoffbe- und -verarbeitung“ und „Hotel-, Gaststättenberufe, Hauswirtschaft“. In den beiden letztgenannten zeigen sich zusätzlich häufiger von Arbeitslosigkeit unterbrochene Berufsverläufe. Auch im Ausbildungsfeld „Metall-, Anlagenbau, Blechkonstruktion, Installation, Montierer / -innen“ treten diese gehäuft auf. Vor allem „Bank- und Versicherungskaufleute“ sowie Absolventen / -innen der „Kaufmännischen Büroberufe“ sind hingegen eher in Normalarbeitsverhältnissen beschäftigt.
  • Bis zum Jahre 2025 ist mit einem demografisch bedingten Rückgang der Anzahl dual Ausgebildeter zu rechnen. Damit könnte es zumindest in einigen Ausbildungsfeldern für den Arbeitgeber wichtiger werden, qualifizierte Arbeitskräfte zu werben und an das Unternehmen zu binden. Die dual Ausgebildeten könnten davon profitieren, indem sie weniger häufig in Beschäftigungsverhältnissen angestellt werden, die ihnen keine dauerhafte Existenzsicherung ermöglichen.

Einleitung

Berufliche Ausbildung leistet einen wesentlichen Beitrag zur Integration ins Erwerbsleben und zur Sicherung der Zukunftschancen junger Menschen. Ein erfolgreicher Einstieg in die Arbeitswelt ist eine grundlegende Voraussetzung zur Realisierung individueller Berufs- und Arbeitschancen. Diese „zweite Schwelle“ markiert die Schnittstelle zwischen Berufsausbildung und Arbeitsmarkt, an der entscheidende Weichen für den späteren Berufsverlauf gestellt werden. Die Phase des Übergangs vom Ausbildungsin das Beschäftigungssystem verläuft jedoch nicht für alle Ausbildungsabsolventinnen und -absolventen reibungslos. Vielmehr kann sie von Brüchen und Unwägbarkeiten begleitet sein.

Die folgenden Abschnitte analysieren auf unterschiedlichen Datengrundlagen die berufliche Übergangsphase junger Menschen mit dualer Ausbildung aus Sicht der Ausbildungsabsolventinnen und -absolventen. Im Gegensatz dazu steht bei der Analyse mit dem IAB-Betriebspanel vgl. Kapitel A5.10.3 die Sicht der Betriebe im Mittelpunkt. Es soll neben der Frage, ob die jungen Fachkräfte einer Beschäftigung bzw. Erwerbstätigkeit nachgehen oder nicht, auch der Grad beruflicher Integration analysiert werden. Dabei wird auf das Konzept der drei typischen Zonen von „Integrationspotenzialen der Erwerbsarbeit318 von Robert Castel (2000) zurückgegriffen.

Im Kapitel C1 wird anhand der Daten der amtlichen Statistik dargestellt, wie groß der Anteil der erfassten Ausbildungsabsolventinnen und -absolventen ist, die sich unmittelbar nach der Ausbildung arbeitslos melden. Das Kapitel C2 widmet sich mithilfe des Mikrozensus (1999 bis 2007) dem Verbleib und dem beruflichen Erfolg von Absolventen / -innen dualer Ausbildungen bis zu 10 Jahre nach dem Abschluss. Im Mittelpunkt steht der berufliche Erfolg, zu dessen Beurteilung neben der Analyse von Erwerbslosigkeit die Prekarität der jeweiligen Beschäftigungsverhältnisse als Maß dient. Dabei wird für die Erhebungsjahre 2005 bis 2007 der Einfluss des Alters, des Geschlechts, der Schulbildung und des Ausbildungsberufs auf den beruflichen Erfolg der Absolventen / -innen in den ersten Jahren nach dem Abschluss dargestellt. Um die individuellen Berufsverläufe in den ersten 3 Jahren nach Ausbildungsabschluss detailliert zu untersuchen, wird in Kapitel C3 der Berufseinstieg auf Basis der IAB-Beschäftigtenstichprobe untersucht. Die Berufsverläufe werden danach differenziert, ob sie berufliche Integration ermöglichen, der Zone der Prekarität oder Entkopplung zuzuordnen sind. Als mögliche Einflussfaktoren werden das Ausbildungsfeld des Ausbildungsberufs, das Geschlecht, die Schulbildung und die Region analysiert. Ein Ausblick auf mögliche Entwicklungen prekärer Beschäftigungsverhältnisse dualer Ausbildungsabsolventen / -absolventinnen findet in Kapitel C4 statt. Die Analysen basieren auf einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit und auf Berechnungen mit dem BIBB DEMOS-Modell.

E Drei typische Zonen von „Integrationspotenzialen der Erwerbsarbeit“

Castel (2000) unterscheidet drei typische Zonen von „Integrationspotenzialen der Erwerbsarbeit“:

  • die „Zone der Integration“, die sich aus typischen Normalarbeitsverhältnissen zusammensetzt,
  • die „Zone der Prekarität“, die unterschiedliche Beschäftigungsverhältnisse umfasst, deren Gemeinsamkeit es ist, dass sie nicht dauerhaft die Existenz sichern,
  • die „Zone der Entkopplung“ (Gruppen, die mehr oder minder dauerhaft von regulärer Erwerbstätigkeit ausgeschlossen sind).

Die Zonenübergänge sind fließend. Während die „Zone der Integration“ eine langfristige Lebensplanung ermöglicht, beschränkt sich diese in den entkoppelten Gruppen häufig nur auf Tage. Als Kriterien für die Zuordnung zu den drei Zonen werden in erster Linie Einkommen und Beschäftigungssicherheit genannt.

Nach Kraemer / Speidel (2004) sind mit den sozialen Vorstellungen von einem „Normalarbeitsverhältnis“ ungeachtet des zahlenmäßigen Rückgangs solcher Arbeitsverhältnisse seit den 80er-Jahren folgende soziale, rechtliche und betriebliche Standards verbunden:

  • ein unbefristeter Arbeitsvertrag, der berufliche Planungssicherheit ermöglicht;
  • ein an Vollzeitbeschäftigung orientiertes Arbeitszeitmodell;
  • eine stabile Entlohnung, vor allem nach Arbeitszeit und beruflichem Status;
  • ein bestimmtes Niveau sozialer und arbeitsrechtlicher Absicherung.

Werden diese Standards unterschritten, handelt es sich um prekäre Beschäftigung. Sehr lange Arbeitslosigkeitsphasen deuten dagegen eher auf Entkopplung hin.

In den Analysen der Kapitel C2 und C3 wird Prekarität unterschiedlich operationalisiert. Dies ist neben den unterschiedlichen Angaben in den jeweiligen Datenquellen darauf zurückzuführen, dass eine aussagekräftige Analyse des Berufsverlaufes einer einzelnen Person mit dem Mikrozensus (Datengrundlage für die Analysen in Kapitel C2), im Gegensatz zur IAB-Beschäftigtenstichprobe (Kapitel C3), nicht möglich ist. Ohne eine Analyse individueller Berufsverläufe ist auch Entkopplung nicht zu identifizieren, da es sich, analysiert man Arbeitslosigkeit als Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt, ebenso um kurzfristige Sucharbeitslosigkeit handeln könnte.

Fußnoten

317 Unter Ausbildungsfeld werden mehrere Berufe zusammengefasst, die sich in ihren Tätigkeiten ähneln. Tiemann u. a. (2008) ordnen dabei alle Berufe in 54 unterschiedliche Berufsfelder ein. Um Verwechslungen zwischen Ausbildungs- und Erwerbsberuf zu vermeiden, wird hier der Begriff des Ausbildungsfeldes verwendet, obwohl die Zuordnung der Berufe zu homogenen Ausbildungsfeldern exakt der Zuordnung der Berufe zu den Berufsfeldern entspricht.

318 Castel verwendet den Begriff „Integrationspotenzial der Erwerbsarbeit“, da es von den persönlichen Lebensumständen, z. B. auch von der familiären Situation, abhängt, ob sich dieses Potenzial einer Beschäftigung entfaltet. Analog dazu ist der Begriff „Beschäftigung mit prekärem Potenzial“ exakter als „Prekarität“ (vgl. Mayer-Ahuja 2003). Aus sprachlichen Gründen wird hier aber der einfachere Begriff „Prekarität“ benutzt.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2010 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2010).

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