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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2010

C4 Mögliche Entwicklungen prekärer Beschäftigungsverhältnisse dualer Ausbildungsabsolventen

Geht man davon aus, dass eine prekäre Beschäftigung seitens der Arbeitgeber eher durchzusetzen ist, wenn das Angebot an ausgebildeten Arbeitskräften groß ist, so ist der Anteil der prekär Beschäftigten im Wesentlichen abhängig von der Konkurrenzsituation auf dem Bewerbermarkt. Um das Interesse an bestimmten Berufen und deren Stellenwert in der Wirtschaft abschätzen zu können, kann die durchschnittliche Vakanzzeit offener Stellen herangezogen werden. So kann davon ausgegangen werden, dass eine für längere Zeit unbesetzte Stelle darauf hindeutet, dass es für einen Arbeitgeber schwer ist, diese den Stellenanforderungen entsprechend adäquat zu besetzen. Umgekehrt kann davon ausgegangen werden, dass eine kurze Vakanzzeit die Folge einer erhöhten Konkurrenzsituation der Bewerber ist.

Betrachtet man die Situation der durchschnittlichen Vakanzzeit der offenen Stellen von 2000 bis 2007341 Tabelle C4-1 in den 16 Berufsfeldern nach der Berufsfelddefinition von Tiemann u. a. (2008), so lässt sich erkennen, dass die durchschnittlichen Vakanzzeiten für alle 16 Berufsfelder seit dem Jahre 2000 relativ ähnlich verlaufen. So ist in den Jahren 2000 bis 2002 in allen Berufsfeldern ein Anstieg in der Vakanzzeit der offenen Stellen zu verzeichnen. Danach verkürzt sich diese aber wieder und erreicht in den Jahren 2004 bzw. 2005 den jeweiligen Tiefpunkt. Seit dem Jahre 2005 verlängert sich allerdings die durchschnittliche Vakanzzeit wieder in allen Berufsfeldern. Offene Stellen bleiben demnach eine längere Zeit unbesetzt. Dass die Vakanzzeit offener Stellen auch mit den Marktverhältnissen der Stellensuchenden zusammenhängt, zeigt sich auch bei Betrachtung von Tabelle C2.1-1. So zeigt sich dort, dass in den Jahren 2004 und 2005 die Erwerbslosigkeit insgesamt unter den dualen Ausbildungsabsolventen am höchsten war.

Betrachtet man die durchschnittlichen Vakanzzeiten nach Berufsfeldern, so fällt auf, dass längere Vakanzzeiten vor allem in dem als integriert geltenden Berufsfeld „Bank- und Versicherungsfachleute“ auftreten. Im Zeitverlauf eher kürzere Vakanzzeiten ergeben sich hingegen in den Berufsfeldern „Land-, Tier-, Forstwirtschaft, Gartenbau“ und von 2000 bis 2002 auch bei den „Bauberufen, Holz-, Kunststoffbe- und -verarbeitung“. Beide Berufsfelder wurden in den Kapiteln C2.3 und C3 als prekäre Beschäftigungsfelder identifiziert.

Ein Vergleich der Prekarität der Berufsfelder mit den durchschnittlichen Vakanzzeiten in diesen Berufsfeldern lässt vermuten, dass die Prekarität mit den Marktverhältnissen der Stellensuchenden zusammenhängen könnte. Geht man von einem solchen Zusammenhang aus, so kann man anhand der zukünftigen Entwicklung bei den Absolventen / Absolventinnen betrieblicher Ausbildungen abschätzen, inwieweit in Zukunft ein Risiko für prekäre Beschäftigung dual ausgebildeter Personen vorhanden ist. Schaubild C4-1 zeigt die Altersstruktur nach Geschlecht von Personen mit dualer Ausbildung, Vorbereitungsdienst für den mittleren Dienst in der öffentlichen Verwaltung und berufsqualifizierendem Abschluss an Berufsfachschulen sowie Absolventen / -innen einjähriger Schulen des Gesundheitswesens im Jahre 2005, wie sie im Mikrozensus 2005 vorzufinden sind. Es handelt sich dabei um die Stufen 3B und 4 der „International Standard Classification of Education (ISCED)“ (vgl. Schroedter/ Lecher/Lüttinger 2006, S. 19).

In Schaubild C4-2 ist die Altersstruktur dieser Absolventen / Absolventinnen im Jahre 2025 dargestellt.342 Dabei wird erkennbar, dass neben einem allgemeinen Rückgang ausgebildeter Personen der ISCED-Stufen 3B und 4 sich vor allem die Altersstruktur dieser Personengruppe verändert. So stellt im Jahre 2005 die Alterskohorte der 40- bis 44-Jährigen den größten Anteil unter diesen Ausgebildeten dar. Im Jahre 2025 sind dies jedoch die 55- bis 59-Jährigen. Gleichzeitig verringert sich bis zum Jahre 2025 der Zuwachs aus den jüngeren Alterskohorten. Es werden in 15 Jahren also wesentlich weniger junge Absolventen dualer Ausbildungsrichtungen auf dem Bewerbermarkt miteinander konkurrieren. Sofern ein Zusammenhang zwischen der Arbeitsmarktsituation und der Prekarität der Beschäftigung besteht, ist es also durchaus möglich, dass prekäre Beschäftigungsverläufe in Zukunft rückläufig sind, da Arbeitgeber, bedingt durch den demografischen Wandel, Anreize setzen müssen, um neue Absolventen / -innen zu werben und langfristig an ihr Unternehmen zu binden. Eine gegenläufige Tendenz könnte sich allerdings in naher Zukunft ergeben, da sich etwaige Einflüsse der aktuellen Wirtschaftskrise in den Daten noch nicht widerspiegeln und im Moment noch ein Überangebot an dual Ausgebildeten besteht. Aber auch auf lange Sicht wäre es denkbar, dass ein Rückgang prekärer Beschäftigungsverhältnisse nur auf einige bestimmte Berufsfelder zutrifft, während prekäre Beschäftigungsverhältnisse in anderen Berufsfeldern in gleichem Maße bestehen bleiben oder sich sogar ausweiten.

(Ralf Dorau, Tobias Maier, Manuel Schandock)

Schaubild C4-1: Altersstruktur nach Geschlecht von Personen mit ISCED 3B und 4* im Jahre 2005

Schaubild C4-1

Schaubild C4-2: Altersstruktur nach Geschlecht von Personen mit ISCED 3B und 4* im Jahre 2025

Schaubild C4-2

Tabelle C4-1: Durchschnittliche Vakanzzeit der gemeldeten Stellen nach Berufsfeldern von 2000 bis 2007 in Tagen

Tabelle C4-1

Fußnoten

341 Die Vakanzzeiten wurden als ungewichteter Durchschnitt über die Dreisteller der Klassifikation der Berufe 1988 berechnet. Dadurch werden alle Berufe innerhalb eines Berufsfeldes, ungeachtet der jeweiligen Anzahl der ausgeschriebenen Stellen innerhalb der Berufsklassifikationen, als gleichwertig behandelt. Eine genauere Gewichtung der Vakanzzeiten anhand der Anzahl der tatsächlich ausgeschriebenen Stellen innerhalb eines Berufsfeldes war an dieser Stelle leider nicht möglich, da es sich um aggregierte Daten handelt.

342 Die Altersstruktur wurde mittels des BIBB-DEMOS-Modells fortgeschrieben. Eine genaue Beschreibung dieses Modells befindet sich in Drosdowski /Walter (2010).

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2010 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2010).

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