Dual ausgebildete Fachkräfte sichern die Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit in der IuK-Wirtschaft wie der Betriebe in Deutschland insgesamt. Diese Branche kann als Indikator für die maßgeblichen Trends in der Berufsbildung gelten. Seit der Einführung der neuen IT-Berufe im Jahr 1997 haben ca. 160.000 Auszubildende ihre Prüfung erfolgreich abgelegt (Deutscher Bundestag 2012, S. 55).
Die IT-Branche selbst ist ein Wirtschaftszweig, der sehr deutlich die Notwendigkeit des ständigen Lernens demonstriert. IT-Fachwissen hat außerordentlich kurze Halbwertszeiten. Dies führt zu raschen und kontinuierlichen Veränderungen der fachlichen Anforderungen an die Beschäftigten. Ständiges Lernen ist (nicht nur) in dieser Branche ein entscheidender Faktor zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit. 1997 wurden parallel zu den dynamischen Entwicklungsprozessen in dieser Branche die vom BIBB gemeinsam mit Sachverständigen aus der Praxis entwickelten „neuen“ IT-Berufe für die duale Berufsausbildung etabliert. In den anerkannten IT-Berufen Fachinformatiker/-in, Informations- und Telekommunikations- Elektroniker/-in, Informations- und Telekommunikationssystem-Kaufmann/-Kauffrau, Informatikkaufmann/-Kauffrau findet Ausbildung statt, die Vorbildcharakter für die Berufsbildung insgesamt hat (auch im Handwerk werden seit 1999 Informationselektroniker/-innen ausgebildet).
Das damit verbundene Ausbildungskonzept führte zugleich moderne Strukturelemente in die duale Ausbildung ein. Kunden- und Geschäftsprozessorientierung, Verknüpfung von fachlichen und betriebswirtschaftlichen Qualifikationen, gemeinsame Kernqualifikationen für die gesamte Berufsfamilie, gestaltungsoffene Inhalte und anwendungsorientierte Prüfungen sind inzwischen Standards für eine Berufsausbildung, die den Anforderungen der Dienstleistungs-, Wissens- und Informationsgesellschaft entspricht.
Die Arbeitsgruppe „Bildung und Forschung“ der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ des Deutschen Bundestages (Enquete-Kommission 2012, S. 55) führt weiter aus:
„Die im internationalen Vergleich in Deutschland niedrige Arbeitslosenquote bei Jugendlichen ist auch auf diese kontinuierlichen Anpassungsleistungen des dualen Berufsbildungssystems zurückzuführen. Ausbildungskonzepte und Lernmedien konnten flexibel den sich ändernden betrieblichen Anforderungen angepasst werden. Die unter anderem in den IT-Berufen angewandten Prinzipien der Kunden- und Geschäftsprozessorientierung, Verknüpfung von fachlichen und betriebswirtschaftlichen Qualifikationen, gemeinsame Kernqualifikationen für ganze Berufsfamilien, gestaltungsoffene Inhalte und anwendungsorientierte Prüfungen dokumentieren dies umfassend.“
Im Jahr 2002 folgte ein Modell für ein innovatives IT-Weiterbildungssystem, das einen grundlegenden Reformansatz für die berufliche Weiterbildung in Deutschland darstellte.
Parallel dazu kam es zur Entwicklung eines methodisch- didaktischen Ansatzes arbeitsprozessorientierten Lernens („APO-IT“) zur Unterstützung der Weiterbildung angesichts der schnellen technologischen Weiterentwicklungen in der IT-Branche. Gemeinsam mit den beteiligten Akteuren ist es gelungen, diesen Strukturwandel in der Berufsbildung zu initiieren. Evaluationen des IT-Weiterbildungssystems (Schenk u. a. 2012) und von APO-IT (Geißler 2010) zeigen, dass es gelungen ist, einen modellhaften und flexiblen Standard zur beruflichen Weiterbildung branchenbezogen zu etablieren. Die mit ihnen verbundenen Zielsetzungen konnten noch nicht in vollem Umfang erreicht werden und verweisen auf die entscheidende Rolle der Bildungspolitik zur Initiierung von Innovationsprozessen. Dies erfordert kontinuierliche Anstrengungen, um eine weitere Durchdringung der (mittelständisch geprägten) IT- Branche und anderer Wirtschaftsbereiche mit diesen Angeboten zu erreichen.