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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2010

A5.11.1 Qualität dualer Berufsausbildung aus Sicht ausbildender Betriebe

Umfassende technologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen lassen die Frage, wie zukunftsorientierte Berufsausbildung gestaltet sein und was sie leisten soll, mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Damit rücken Qualitätsaspekte in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung um die zukünftige Ausgestaltung dualer Ausbildung. In besonderem Maße richtet sich der Blick dabei auf die ausbildenden Betriebe. An sie werden vielfältige Erwartungen herangetragen, das Ausbildungsgeschehen in konzeptioneller, didaktischer wie methodischer Hinsicht so auszugestalten, dass die angehenden Fachkräfte die Qualifikationen erwerben, die ihnen gesellschaftliche Teilhabe und der Wirtschaft Wettbewerbsfähigkeit und Standortsicherung ermöglichen. In diesem Zusammenhang stellt sich aber auch die Frage, welche Vorstellungen ausbildende Betriebe selbst mit qualitativ hochwertiger Ausbildung in Verbindung bringen und wie sie die von ihnen aktuell erbrachte Ausbildungsqualität im Vergleich dazu einschätzen. Diese Sichtweise liegt dem vom Bundesinstitut für Berufsbildung initiierten Projekt „Qualitätssicherung in der betrieblichen Berufsausbildung“ zugrunde.216

Konzeptionelle und methodische Grundlagen des Projektes

Die aus Sicht ausbildender Betriebe anzustrebende und erbrachte Ausbildungsqualität kann nur angemessen untersucht werden, wenn die verschiedenen Facetten des Qualitätskonstrukts adäquat einbezogen werden. Im Forschungsprojekt erfolgt dies durch ein Qualitätsmodell, das betriebliche Ausbildungsqualität entlang der grundlegenden Sequenzen des Ausbildungsverlaufes (Input, Prozess und Output) als mehrdimensionale Größe konzipiert und die einzelnen Dimensionen wiederum über Qualitätsbereiche und -merkmale weiter ausdifferenziert Schaubild A5.11.1-1. Da Ausbildung in Betrieben nicht losgelöst von den übrigen betrieblichen Abläufen und Prozessen erfolgt, wurden Strukturen und Strategien auf Betriebs- und Ausbildungsebene als zusätzliche qualitätsrelevante Elemente in das Modell aufgenommen.

Aufseiten der Input- und Prozessqualität217 um fasst das Modell insgesamt 41 Qualitätsmerkmale, die 13 Qualitätsaspekte präzisieren vgl. Tabelle A5.11.1- 1, welche ihrerseits die vier Qualitätsbereiche Rahmenbedingungen, Konzeption und Lenkung, Methodik und Didaktik sowie Kooperationsbeziehungen beschreiben. Die Outputqualität wird über insgesamt 23 Qualitätsmerkmale abgebildet, die sich auf ebenfalls vier Qualitätsbereiche – die betriebs-, die berufsleistungs-, die arbeitswelt- sowie die lebensweltbezogenen Ergebnisse – verteilen vgl. Tabelle A5.11.1-2. Die Ableitung der Modellkomponenten erfolgte unter Bezug auf vorliegende Forschungsarbeiten (vgl. Sachverständigenkommission Kosten und Finanzierung der beruflichen Bildung 1974; Münch et al. 1981; Jungkunz 1995; Ebbinghaus 2009a) sowie aktuelle bildungspolitische Entwicklungen218.

Im Rahmen einer schriftlichen Befragung wurden bei ausbildenden Betrieben zu jedem der einbezogenen Qualitätsmerkmale zwei Angaben erhoben. Zum einen sollten die Betriebe angeben, welche Ausprägung das Merkmal grundsätzlich haben sollte (Qualitätsanforderung), zum anderen sollten die Betriebe beurteilen, welche Ausprägung das Merkmal in der Ausbildungspraxis ihres Betriebes tatsächlich aufweist (Qualitätseinschätzung). Zur Beantwortung stand jeweils eine sechsstufige Skala (von 1 = „gar nicht“ bis 6 = „sehr stark“) zur Verfügung.

Schaubild A5.11.1-1: Qualitätsmodell zur Untersuchung betrieblicher Ausbildungsqualität

Schaubild A5.11.1-1

Tabelle A5.11.1-1: Durchschnittliche Anforderungen und Beurteilungen input- und prozessbezogener Qualitätsmerkmale betrieblicher Ausbildung

Tabelle A5.11.1-1

E BIBB-Studie: Qualität der Berufsausbildung aus Sicht ausbildender Betriebe

Im Rahmen des Projektes wurde eine schriftlich-postalische Befragung ausbildender Betriebe durchgeführt. Basis der Stichprobenziehung war die Betriebsdatei der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit Stand vom 30.06.2007; von den Wirtschaftsbereichen wurden nur die Wirtschaftsabteilungen C bis O gemäß der Klassifikation der BA berücksichtigt. Es wurde eine nach Betriebsgröße und Wirtschaftsbereich repräsentative Stichprobe gezogen. Nach telefonischer Kontaktaufnahme wurde rund 4.500 Betriebe ein Fragebogen zugesandt. Von den insgesamt 1.418 zurückgesandten Fragebogen konnten 1.362 für die Auswertungen verwendet werden (Netto-Stichprobe). Für detaillierte Darstellungen zur Anlage der Untersuchung vgl. Ebbinghaus 2009b.

Anforderungen und Einschätzungen zur Input- und Prozessqualität

Nachfolgend werden die Qualitätsanforderungen, die Betriebe in Bezug auf die Input- und Prozessqualität betrieblicher Ausbildung formulieren, ihren Einschätzungen, in welchem Umfang sie die von ihnen selbst definierten Anforderungen erfüllen, gegenüber gestellt. Die Darstellungen folgen dabei den vier im Qualitätsmodell differenzierten Qualitätsbereichen Rahmenbedingungen, Konzeption und Lenkung, Methodik und Didaktik sowie Kooperationsbeziehungen. Der Schwerpunkt liegt hier jeweils auf der Betrachtung der Gesamtstichprobe. Auf die Gegenüberstellung von Betrieben unterschiedlicher Größe wird nur dann eingegangen, wenn die Ergebnisse auffällig von der generellen Tendenz abweichen, dass größere Betriebe ihre Qualitätsansprüche als auch die von ihnen erbrachte Qualität auf einem etwas höheren Niveau verorten als kleinere Betriebe Tabelle A5.11.1-1. Bei allen Ergebnissen handelt es sich um Durchschnittswerte.

Angestrebte und erbrachte Qualität im Bereich Rahmenbedingungen

Für eine gute Ausbildung ist es unverzichtbar, dass die Rahmenbedingungen angemessen sind. Von den in diesem Qualitätsbereich unterschiedenen drei Aspekten legen die Betriebe den meisten Wert auf die personellen Voraussetzungen. Auffällig ist, dass der fachlichen Kompetenz der Ausbilder eine herausragende Rolle zukommt. Dem pädagogischen Vermögen hingegen kommt – gleichwohl auf hohem Niveau – die geringste Bedeutung zu. Hiermit korrespondiert, dass von den Merkmalen, die unter dem Aspekt der Strukturbedingungen für Ausbilder betrachtet wurden, ebenfalls zu dem auf die päda gogische Kompetenz des Ausbildungspersonals ausgerichteten Merkmal die niedrigsten Anforderungen formuliert werden. Zugleich werden aber genau im Hinblick auf die pädagogischen Voraussetzungen und noch mehr in Bezug auf die Möglichkeiten, diese durch entsprechende Weiterbildungen auszubauen, recht deutliche Diskrepanzen zwischen idealen und faktischen Rahmenbedingungen wahrgenommen. Darüber hinaus bleibt auch die Ausbildern zur Verfügung stehende Zeit, sich ungestört den Auszubildenden widmen zu können, erkennbar hinter den wünschenswerten Zeiträumen zurück.

Demgegenüber sehen die Betriebe ihre hohen Anforderungen an die für die Ausbildung erforderliche Sachausstattung in der Ausbildungspraxis als nahezu erfüllt an.

Die Differenzierung nach Betriebsgrößenklassen ändert an diesem Gesamtbild über Anforderungen und Beurteilungen zur Qualität der Rahmenbedingungen betrieblicher Ausbildung nichts.

Angestrebte und erbrachte Qualität im Bereich Konzeption und Lenkung

Mit der Konzeption219 wird die grundlegende Ausrichtung der Ausbildung festgelegt, deren Verlauf mit der Lenkung überwacht wird.

Der Aufgabe, den Auszubildenden eine mitgestaltende Rolle am Ausbildungsgeschehen zu geben, messen Betriebe hohe Bedeutung zu. Vor allem aus dem formulierten Anspruch, die Auszubildenden sollen aktiv Erklärungen einfordern, wird deutlich, dass die Ausbildungskonzeption nicht dem Prinzip einer alleinigen „Bringschuld“ der Betriebe folgen, sondern auch der „Holschuld“ seitens der Jugendlichen verpflichtet sein sollte. In der Ausbildungspraxis bleibt die aktive Rolle der Auszubildenden jedoch hinter den Ansprüchen zurück, insbesondere was das Feedback zum Ausbildungsverlauf betrifft. An dieser Stelle muss allerdings offenbleiben, ob die Diskrepanzen vorwiegend darauf zurückgehen, dass den Jugendlichen zu wenig Möglichkeiten für eine mitgestaltende Beteiligung eröffnet oder bestehende Möglichkeiten von den Auszubildenden zu zögerlich genutzt werden.

Die Überwachung des Lern- und Ausbildungsverlaufes sollte nach betrieblicher Ansicht vorrangig auf der Grundlage gezeigter Arbeitsergebnisse und -leistungen und weniger über formale Instrumente erfolgen. Entsprechend wird hierauf auch in der täglichen Ausbildungspraxis der Schwerpunkt gelegt, wenngleich die Intensität, mit der Arbeitsergebnisse und Lernleistungen der Jugendlichen reflektiert und diskutiert werden, aus Sicht der Betriebe noch Spielraum nach oben lässt.

Die Differenzierung nach Betriebsgrößen zeigt im Hinblick auf die Lenkung interessante Verschiebungen in den Positionen: Mit zunehmender Betriebsgröße gewinnt das formale Instrument „Ausbildungsplan“ so sehr an Bedeutung, dass es nahezu gleichrangig neben den eher informellen Instrumenten rangiert.

Angestrebte und erbrachte Qualität im Bereich Didaktik und Methodik

Während sich die Didaktik darauf bezieht, wie Lehr- Lern-Angebote gestaltet sind, geht es bei der Methodik darum, welche Lehr-Lern-Techniken angewandt werden. Insgesamt sind die Ansprüche der Betriebe an die didaktische Gestaltung der Ausbildung sehr hoch. Das gilt in gleicher Weise für das Lernen in Lernkontexten wie für das Lernen in Arbeitsprozessen. Allein die differenzierte Vorstrukturierung von Arbeitsaufgaben, die die Auszubildenden erledigen sollen, wird etwas weniger betont. Die praktische Umsetzung der Ansprüche gelingt den Betrieben nach eigenem Ermessen bezogen auf das Arbeitsprozesslernen sehr gut; nicht ganz so zufriedenstellend verhält es sich bei den reinen Lerngelegenheiten. Was die methodische Komponente der Ausbildung anbelangt, so ist bemerkenswert, dass Betriebe den „klassischen“ Verfahren sowohl grundsätzlich als auch praktisch den Vorzug gegenüber „moderneren“ Methoden geben. Dies lässt sich möglicherweise dadurch erklären, dass Projektarbeiten, Simulationsübungen und Selbstlernprogramme zwar pro zess orientiert sind, letztendlich aber außerhalb realer Arbeitsabläufe stattfinden. Demgegenüber lassen sich die „klassischen“ Methoden sehr gut in reale Arbeitsaufgaben, die aus betrieblicher Sicht einen hohen Stellenwert für das Ausbildungsgeschehen haben, einbinden.

Angestrebte und erbrachte Qualität im Bereich Kooperationsbeziehungen

Bei den bislang betrachteten Qualitätsbereichen verantworten Betriebe die Einlösung der formulierten Qualitätsansprüche weitgehend selbst. Anders sieht es bei der Kooperation mit anderen Berufsbildungsakteuren aus. Hier lassen sich Ansprüche nur einlösen, wenn beide Partner zur Zusammenarbeit bereit sind. Dies schlägt sich deutlich in den Befunden nieder. Mit Ausnahme von Abstimmungs- und Informationsprozessen zwischen den dualen Partnern Schule und Betrieb werden über den gesamten Qualitätsbereich hinweg die Ansprüche vergleichsweise niedrig angesetzt. Trotzdem weichen die realen Gegebenheiten in diesem Bereich unabhängig von der Betriebsgröße nach Ansicht der Befragten erheblich stärker von den formulierten Anforderungen ab, als dies bei den übrigen Qualitätsbereichen der Fall ist.

Anforderungen und Einschätzungen zur Outputqualität

Analog zu den Ausführungen zur Input- und Prozessqualität erfolgt auch mit Blick auf den Output betrieblicher Ausbildung eine vorrangig für die Gesamtstichprobe vorgenommene Gegenüberstellung der aus betrieblicher Sicht anzustrebenden und erbrachten Qualität. Allerdings werden die vier Bereiche von Outputqualität nicht separat, sondern im Zusammenhang betrachtet, um herausarbeiten zu können, welche Ergebnisse es aus betrieblicher Sicht vorrangig zu erzielen gilt Tabelle A5.11.1-2.

Angestrebte und erbrachte Qualität in den vier Outputbereichen betrieblicher Ausbildung

Die Betriebe haben insgesamt recht anspruchsvolle, gleichzeitig aber auch differenzierte Vorstellungen davon, was betriebliche Ausbildung leisten soll. So legen sie das meiste Gewicht auf die berufsleistungsbezogenen Ergebnisse und innerhalb dieser auf die Entwicklung einer durch berufliche Identitätsbildung getragenen Motivation, den erlernten Beruf auf lange Sicht und unter kontinuierlicher Schärfung des Qualifikationsprofils auszuüben. Geringfügig geringere Ansprüche werden zu den arbeitsweltbezogenen Ergebnissen formuliert. Hier steht im Vordergrund, den Jugendlichen zu vermitteln, welche Umgangsund Verhaltensformen in Arbeitskontexten geboten sind. Die Ansprüche an die lebensweltlichen Ergebnisse, also an eher individuell und gesellschaftlich ausgerichtete Ziele, sind ambivalent. Zwar nehmen sich die Betriebe in die Pflicht, Jugendlichen durch die Förderung ihrer kritisch-reflexiven Selbstständigkeit gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, sehen es aber eher weniger als ihre Aufgabe an, auch durch politische oder kulturelle Bildung zu ihrer gesellschaftlichen Integration beizutragen. Vergleichsweise gemäßigt fallen die Ansprüche aus, durch Ausbildung betriebsspezifischen Zielen Rechnung zu tragen. Interessanterweise kommen die Betriebe ihren Beurteilungen zufolge jedoch genau bei den betriebsbezogenen Ergebnissen ihrem angestrebten Zielniveau besonders nahe, wogegen sie bei den berufsleistungsbezogenen Ergebnissen die größten Diskrepanzen konstatieren. Dieses Phänomen tritt unabhängig von der Betriebsgröße auf.

Tabelle A5.11.1-2 Durchschnittliche Anforderungen und Beurteilungen outputbezogener Qualitätsmerkmale betrieblicher Ausbildung

Tabelle A5.11.1-2

Zusammenfassende Betrachtung von angestrebter und erbrachter Qualität

Die bisherigen Ausführungen haben zweierlei gezeigt: Zum einen variieren die Ansprüche der Betriebe bei den einzelnen Qualitätsmerkmalen, zum anderen reicht die Beurteilung der erbrachten Qualität je nach Merkmal mal mehr, mal weniger an das Anspruchsniveau heran. Um Gesamtaussagen über Stärken und Schwächen betrieblicher Ausbildungsqualität treffen zu können, ist es daher notwendig, die Detailinformationen auf Ebene der Qualitätsbereiche zu verdichten. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die einem Qualitätsbereich zugeordneten Merkmale diesen unterschiedlich gut repräsentieren. Daher werden die Einzelmerkmale bei der Verdichtung mit Gewichtungsfaktoren versehen, die statistisch ermittelt wurden.220 Die so bestimmten Indexwerte für die einzelnen Qualitätsbereiche wurden anschließend aus Gründen der Vergleichbarkeit wieder auf die Ursprungsskala (Wertebereich 1 = „gar nicht“ bis 6 = „sehr stark“) zurückgerechnet. Aus den Indizes der Qualitätsansprüche und -beurteilungen wurde sodann noch für jeden Qualitätsbereich der Erfüllungsgrad als Prozentanteil der erbrachten Qualität an der angestrebten Qualität berechnet.221

Gesamtergebnisse

Der Vergleich der Indexwerte zu den input- und prozessbezogenen Qualitätsbereichen verdeutlicht Tabelle A5.11.1-3, dass über alle Betriebsgrößen hinweg an die Rahmenbedingungen, also die Voraussetzungen dafür, dass überhaupt hochwertige Ausbildung zustande kommen kann, die höchsten und an die Kooperationsbeziehungen die niedrigsten Ansprüche gestellt werden. Bei Letzteren sind zudem auch die Erfüllungsgrade am niedrigsten, die höchsten Erfüllungsgrade finden sich jedoch nicht bei den Rahmenbedingungen, sondern im Bereich Didaktik und Methodik.

Mit Blick auf die Outputqualität stehen die berufsleistungsbezogenen Ergebnisse an erster Stelle, sowohl was die Indexwerte für die angestrebte als auch die Indexwerte für die wahrgenommene erbrachte Qualität betrifft. Gleichwohl fallen die Erfüllungsgrade für die arbeitsweltbezogenen Ergebnisse unabhängig von der Betriebsgröße am günstigsten aus. Schließlich fällt noch auf, dass – abgesehen vom Qualitätsbereich Kooperationen – Kleinst- sowie Großbetriebe etwas günstigere Erfüllungsgarde aufweisen als Klein- und Mittelbetriebe.

Tabelle A5.11.1-3: Durchschnittliche Ansprüche1, Beurteilungen1 und Erfüllungsgrade2 der Input-, Prozess- und Outputqualitätsbereiche

Tabelle A5.11.1-3

Zusammenfassung

Betriebe legen hohe Standards an ihr eigenes Tun in Ausbildungszusammenhängen an. Dieser Befund kann als Ausdruck ihres Selbstverständnisses, nicht nur Produktions- oder Dienstleistungsbetrieb, sondern auch Bildungseinrichtung zu sein, verstanden werden. Das zeigt sich besonders in der Prioritätensetzung bei den Ausbildungszielen: Die Entwicklung und Förderung von allgemeiner Berufs- und Beschäftigungsfähigkeit sind wichtiger als einzelbetriebliche Interessen.

Auch wenn sich die aktuelle Ausbildungspraxis nach Einschätzung der Betriebe im Vergleich zu den selbst gesetzten Standards bereits recht gut ausnimmt, stehen sich die Betriebe selbstkritisch gegenüber. So sind die berufsbildungspolitisch forcierte prozess orientierte Ausbildung und das Lernen in Handlungszusammenhängen weitgehend in der Ausbildungspraxis verankert. Entwicklungspotenzial sehen die Betriebe allerdings unter anderem noch bei den organisatorischen Rahmenbedingungen, unter denen Ausbilder ihre Ausbildungstätigkeit wahrnehmen, sowie bei der Koope ration mit der Berufsschule und weiteren Akteuren der beruflichen Bildung.

Abschließend ist noch hervorzuheben, dass trotz der Heterogenität ausbildender Betriebe die Ansichten, worauf es bei qualitativ hochwertiger Ausbildung ankommt, sehr homogen sind.

(Margit Ebbinghaus)

Fußnoten

216 Informationen zum Forschungsprojekt finden sich unter www.bibb.de/de/wlk29219.htm

217 Da die dem Input zugerechneten Ausbildungsvoraussetzungen erst während des konkreten Ausbildungsgeschehens (Prozess) wirksam werden, werden die beiden Dimensionen im Zusammenhang betrachtet

218 Berücksichtigung fanden insbesondere der an betrieblichen Arbeitsprozessen orientierte Zuschnitt von Ausbildungsordnungen und das damit einhergehende Lernen in Arbeitsprozessen.

219 Da die Konzeption der Ausbildung in der Regel ihren Niederschlag in der didaktischen und methodischen Ausgestaltung der Ausbildung findet, ist eine klare Abgrenzung der drei Qualitätsaspekte nur schwer möglich. Als ein besonderes konzeptionelles Element lässt sich jedoch die verantwortliche Einbindung der Auszubildenden in die Ausbildung ansehen.

220 Die Gewichtungsfaktoren wurden auf Grundlage konfirmatorischer Faktorenanalysen aus den Faktorladungen der Merkmale berechnet.

221 Für die Berechnung der Erfüllungsgrade waren einige weitere Transformationen der Indexwerte erforderlich, auf deren Darstellung hier jedoch verzichtet wird. Bei der Interpretation der Erfüllungsgrade ist grundsätzlich zu berücksichtigen, dass sie nichts über die faktische Höhe der Qualitätsansprüche und -beurteilungen aussagen und daher immer mit diesen Indexwerten im Zusammenhang betrachtet werden sollten.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2010 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2010).

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