A5.2.1 Entwicklungen nach Zuständigkeitsbereichen
Mit der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder werden nicht nur die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge erhoben, sondern unter anderem auch alle zum Stichtag 31. Dezember des jeweiligen Kalenderjahres in einer dualen Berufsausbildung befindlichen Auszubildenden. Bei der Analyse der Ausbildungsplatzbilanz vgl. Kapitel A1 sind die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge (Erhebung zum 30. September) dargestellt, ebenso basieren die Analysen zu berufsstrukturellen Entwicklungen vgl. Kapitel A5.4 sowie zur Vorbildung vgl. Kapitel A5.5.1 auf Neuabschlussdaten (Erhebung zum 31. Dezember). Um auch Informationen über das gesamte Ausmaß der Ausbildungsleistungen der Betriebe und der Berufsschulen zu geben, werden im Folgenden für einige Eckdaten die Bestandszahlen dargestellt.
E Die Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder
Die Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder (kurz Berufsbildungsstatistik) ist eine Totalerhebung von Auszubildenden-, Vertrags- und Prüfungsdaten zu staatlich anerkannten Ausbildungsberufen und zu Ausbildungsregelungen für Menschen mit Behinderung nach Berufsbildungsgesetz (BBiG) bzw. Handwerksordnung (HwO95). Nicht enthalten sind vollzeitschulische Berufsausbildungen sowie sonstige Berufsausbildung, die nicht nach BBiG bzw. HwO geregelt sind.
Mit Artikel 2a des Berufsbildungsreformgesetzes (BerBiRefG) vom 23. März 200596, der zum 1. April 2007 in Kraft getreten ist, sind weitreichende Änderungen der Berufsbildungsstatistik eingeleitet worden. Die Erhebung der statistischen Ämter ist in § 88 BBiG geregelt. Die bis 2006 erfolgte Aggregatdatenerhebung wurde auf eine Individualdatenerfassung umgestellt, zudem wurde der Merkmalskatalog erweitert.
Bis 2006 wurden die Daten der Berufsbildungsstatistik als Tabellendaten erfasst. Beispielsweise wurde je Ausbildungsberuf eine Tabelle mit der Zahl der Auszubildenden (Bestandszahlen) nach Ausbildungsjahren und zudem die Zahl der ausländischen Auszubildenden je Ausbildungsberuf erhoben, außerdem die Zahl der Neuabschlüsse insgesamt sowie nach den einzelnen Kategorien der schulischen Vorbildung. Die Aggregatdatenerfassung bedeutete eine erhebliche Einschränkung der Analysemöglichkeiten, da sie sich ausschließlich auf die Merkmalskombinationen, die die Erfassungstabellen enthalten, begrenzt. Mit der Individualdatenerfassung wird für jedes Ausbildungsverhältnis, welches in das von den zuständigen Stellen geführte Verzeichnis eingetragen ist, ein Datensatz mit allen in § 88 BBiG festgelegten Merkmalen erhoben. Die Individualdaten ermöglichen bei der Auswertung eine freie Kombination der erfassten Merkmale.
Bei einer solch umfangreichen Statistikumstellung bestehen in der Praxis der Datenmeldung und -erfassung in den ersten Jahren noch Umsetzungsprobleme (vgl. Schmidt 2008 und Statistisches Bundesamt 2009), sodass die grundsätzlich erweiterten Analysemöglichkeiten (siehe Uhly 2006a; Schaubild 10 in Uhly / Lohmüller / Arenz 2008; Bundesministerium für Bildung und Forschung 2008, S. 112 ff.) noch nicht voll abgeschöpft werden können. Zudem können die neuen Merkmale zunächst nur für die Neuabschlüsse ausgewertet werden vgl. Kapitel A5.3 und A5.5, da für Auszubildende, die bereits vor April 2007 in die Verzeichnisse der zuständigen Stellen eingetragen waren, neue Merkmale nicht rückwirkend erfasst werden.
Grundsätzlich ist aufgrund der erhebungstechnischen Umstellung der Vergleich der Daten ab 2007 mit den Vorjahren nicht uneingeschränkt möglich.
Die Daten der Berufsbildungsstatistik werden mit der Fachserie 11, Reihe 3 des Statistischen Bundesamtes (StBA) veröffentlicht und können im Publikationsservice des StBA kostenfrei heruntergeladen werden (www.destatis.de). Außerdem stellt das BIBB Daten der Berufsbildungsstatistik auch in dem Onlinedatensystem Aus- und Weiterbildungsstatistik bereit, das eine Ergänzung zum Datenreport darstellt; dort können die Daten, Berechnungen und ergänzende Berufsmerkmale für alle einzelnen Ausbildungsberufe und alle Länder abgerufen werden, zudem sind dort umfangreiche Erläuterungen zu den Daten zu finden: siehe www.bibb.de/ausweitstat.
Aus Datenschutzgründen veröffentlicht das BIBB alle Daten der Berufsbildungsstatistik nur noch als gerundete Werte (Vielfaches von 3; der Datenfehler beträgt dadurch je ausgewiesener Zahl maximal 1; detaillierte Erläuterungen siehe unter www.bibb.de/ausweitstat).
Auszubildende nach Zuständigkeitsbereichen
Im Jahr 2008 standen 1.613.343 Jugendliche in einer dualen Berufsausbildung. Von diesen Auszubildenden entfielen 1.298.139 auf Westdeutschland und 315.204 auf Ostdeutschland (inklusive Berlin) Tabelle A5.2.1-1. Somit ist im Vergleich zum Vorjahr im Bundesgebiet ein leichter Anstieg (+1,2 %) festzustellen. Die Entwicklungen unterscheiden sich jedoch deutlich in West- und Ostdeutschland; während in Westdeutschland ein Anstieg von 2,6 % zu beobachten ist, ergibt sich in Ostdeutschland ein Rückgang um 4,4 %.
Betrachtet man die Zahl der Auszubildenden im längerfristigen Zeitverlauf seit 1977 Schaubild A5.2.1-1, war die Entwicklung in den alten Ländern (inklusive Berlin) zunächst stark durch demografische Faktoren beeinflusst. Mit der demografischen Welle Mitte der 1970er-Jahre, als die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre Berufsausbildungsplätze nachfragten, ist die Zahl der Ausbildungsplätze insgesamt stark gestiegen. Mitte der 1980er-Jahre bis Mitte der 1990er-Jahre geht die Auszubildendenzahl wieder stark zurück.
Diese Entwicklungen verlaufen parallel zur Entwicklung der Zahl der Abgänger allgemeinbildender Schulen. Seit Mitte der 90er-Jahre bis zum Jahr 2000 ist die Zahl der Auszubildenden erneut bundesweit gestiegen. Im Vergleich zur Zahl der Abgänger allgemeinbildender Schulen fällt der Anstieg der Auszubildendenzahl jedoch geringer aus. Die Schulabgängerzahl steigt zudem insbesondere in den alten Ländern auch nach 2001 weiter an, wohingegen die der Auszubildenden bis 2005 sinkt (vgl. Schaubilder 1.3 und 1.4 in Uhly / Lohmüller / Arenz 2008). Analysen von Troltsch und Walden (2007) weisen darauf hin, dass seit den 90er-Jahren die Zahl der Auszubildenden stärker durch die Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung bestimmt wird, als dies früher der Fall war.
Die Entwicklungen unterscheiden sich in den Zuständigkeitsbereichen . Demografische Effekte der 70er- und 80er-Jahre zeigten sich insbesondere in den beiden großen Bereichen Industrie und Handel sowie Handwerk, wobei sie im Handwerk früher einsetzten als in den Berufen von Industrie und Handel (vgl. Schaubild 4.2 in Uhly / Lohmüller / Arenz 2008).
Deutlichere Unterschiede in der Entwicklung der Auszubildendenzahlen zeigen sich seit den 90er- Jahren Tabelle A5.2.1-1. Während im Handwerk zunächst insbesondere bedingt durch die Entwicklung in Ostdeutschland (Aufbau handwerklicher Wirtschaftsstrukturen) die Zahl der Auszubildenden anstieg, ist dort seit 1998 ein kontinuierlicher Rückgang zu beobachten, der bis 2008 anhält, allerdings in den letzten 3 Jahren deutlich geringer ausfällt. In 2008 sind hier im Vergleich zum Vorjahr jedoch bei einzelnen Ausbildungsberufen des Handwerks noch größere Rückgänge der Auszubildendenzahl zu beobachten, insbesondere in den Berufen101 Kraftfahrzeugmechatroniker / -in (-3.289 Auszubildende bzw. -4,8 %), Bäcker / -in (-1.129 bzw. -7,4 %) und Zahntechniker / -in (-696 bzw. -10,4 %) sowie Fleischer / -in (-486 bzw. -6,8 %), Maurer / -in (-592 bzw. -5,6 %), die bereits im Vorjahr rückläufig waren, sowie bei den Gebäudereinigern (-623 bzw. -13,0 %).102 Größere Zuwächse der Anzahl an Auszubildenden weisen im Handwerk in 2008 folgende Berufe auf: Metallbauer / -in (+1.415 bzw. +5,2), Elektroniker / -in (+1.064 bzw. +3,1 %) und Feinwerkmechaniker / -in (+717 bzw. +6,3 %).
Im Bereich Industrie und Handel war bis 1995 ein Rückgang zu verzeichnen; dies war insbesondere durch ein zurückgehendes Ausbildungsplatzangebot in den alten Ländern, beispielsweise in den Metallund Elektroberufen, bedingt. In den Jahren 1996 bis 2001 sowie 2005 bis 2008 hat im Bereich Industrie und Handel insgesamt jedoch wieder eine Zunahme an Ausbildungsplätzen stattgefunden. In 2008 zeigen sich besonders hohe Zuwächse bei den IHBerufen Zerspanungsmechaniker/-in (+2.577 bzw. +13,0 %), Fachkraft für Lagerlogistik (+2.314 bzw. +11,5 %), Verkäufer / -in (+2.238 bzw. +5,1 %), bei den Indus triekaufleuten (+1.626 bzw. +3,1 %), im Beruf Mechatroniker / -in (+1.345 bzw. +5,5 %) sowie Fachinformatiker / -in (+1.938 bzw. +8,9 %). Auch in dem in 2006 neu geschaffenen Ausbildungsberuf Kauf mann / -frau für Dialogmarketing liegen erneut hohe Zuwächse vor (+1.130 bzw. +53,4 %)103; allerdings ist hierbei zu beachten, dass die Bestandszahlen bei neu geschaffenen Ausbildungsberufen in den ersten Jahren allein deshalb stärker wachsen, weil sich die Kumulation von Ausbildungsjahren hier erst sukzessive über die ersten Jahre ergibt.104 Dagegen sind in 2008 in diesem Bereich im Vergleich zum Vorjahr größere Rückgänge in den Berufen Koch / Köchin (-2.607 Auszubildende bzw. -6 %), bei den Restaurantfachleuten (-944 bzw. -5,7 %) und Florist / -in (-638 bzw. -9,6 %) zu verzeichnen.
Der Einbruch der Auszubildendenzahlen in den Ausbildungsberufen des öffentlichen Dienstes in den ersten Jahren seit 1994 ist durch Privatisierungen im Post- und Bahnbereich sowie durch den Wechsel der entsprechenden Ausbildungsberufe in den Zuständigkeitsbereich von Industrie und Handel bedingt. Bis 2006 ist die Zahl der Auszubildenden in den Berufen des öffentlichen Dienstes nur noch in geringerem Ausmaß zurückgegangen, seit 2007 ist allerdings erneut ein stärkerer Rückgang zu verzeichnen, der teilweise durch die Umstellungen in der Berufsbildungsstatistik bedingt sein kann.105 Zumindest in Teilen geht dieser Rückgang aber auch auf ein verändertes Ausbildungsverhalten im öffentlichen Dienst zurück. Ein starker Rückgang der Auszubildendenzahl in 2007 (im Vergleich zum Vorjahr), der in 2008 nochmals bestätigt wird, liegt im Beruf Fachangestellte/-r für Arbeitsförderung vor (2007: -19 % bzw. -845 Auszubildende; 2008: -29 % bzw. -1.045 Auszubildende).106 Ebenso sank die Zahl der Auszubildenden im ÖD-Beruf Fachangestellte für Bürokommunikation in 2008 um 188 Auszubildende bzw. 5,5 %, nachdem sie in 2007 im Vergleich zum Vorjahr bereits um 756 Auszubildende bzw. knapp 18 % zurückging. Im Ausbildungsberuf Verwaltungsfachangestellte / -r ist die Zahl der Auszubildenden in 2007 um 1.212 Auszubildende bzw. 7,6 % gesunken, allerdings ist sie in 2008 wieder um gut 4 % (654 Aus zubildende) gestiegen.
Nach relativer Konstanz in den Vorjahren war von 2003 bis 2007 im Zuständigkeitsbereich der freien Berufe ein starker Rückgang der Auszubildendenzahlen zu beobachten. Dies betraf insbesondere die Ausbildungsberufe Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte / -r (-418 Auszubildende bzw. -7,1 %), wo in 2007 der Rückgang noch stärker war (-718 bzw. -10,8 %). Ebenso stark rückläufig war in 2007 die Auszubildendenzahl im Beruf Rechtsanwaltsfachangestellte / -r (-1.347 bzw. -9,3 %); in 2008 war dort dann nur noch ein Rückgang von -1,5 % zu verzeichnen. Auch die Zahl der Auszubildenden im Beruf Pharmazeutisch-kaufmännische / -r Angestellte / -r ging erneut zurück (-381 bzw. -6,3 %); in diesem Beruf sind bereits seit 2003 (Ausnahme 2006) starke Rückgänge zu verzeichnen. In den Berufen Zahnmedizinische / -r Fachangestellte / -r (-4.199 bzw. -12,7 %) und Medizinische / -r Fachangestellte / -r (-1.824 bzw. -4,4 %) waren in 2007 stark rückläufige Auszubildendenzahlen zu beobachten, in 2008 wurden hier jedoch wieder Zuwächse gemeldet (+1.249 bzw. +4,3 % und +728 Auszubildende bzw. +1,9 %). Auch im Ausbildungsberuf Steuerfachangestellte / -r war nach den Rückgängen in 2007 (-787 bzw. -4,7 %) in 2008 wieder eine gestiegene Anzahl an Auszubildenden (622 bzw. 3,9 %) zu verzeichnen. Insgesamt ist im Jahr 2008 die Auszubildendenzahl in den freien Berufen im Vergleich zum Vorjahr nur in Westdeutschland wieder leicht gestiegen (2,2 %; Ostdeutschland -2,9 %).
In den Ausbildungsberufen der Landwirtschaft ist die Zahl der Auszubildenden mit Ausnahme der Jahre 1993 und 1994 sowie 2000 bis 2002 gestiegen, im Jahr 2008 ist sie bedingt durch den deutlichen Rückgang in Ostdeutschland (-8,8 %), wo insbesondere die Auszubildendenzahl in den Berufen Gärtner / -in (-478 bzw. -11,3 %) und Landwirt / -in (-381 bzw. -11,3 %) zurückging, bundesweit erstmals wieder leicht gesunken.
In der Hauswirtschaft, mit einem staatlich anerkannten Ausbildungsberuf (Hauswirtschafter / -in) sowie zwei Berufen für Menschen mit Behinderung (Hauswirtschaftshelfer / -in und Hauswirtschaftstechnische/-r Betriebshelfer / -in), sind insgesamt vergleichsweise wenige Auszubildende zu finden. Deren Anzahl schwankt über die Jahre, insbesondere in den neuen Ländern geht sie seit 2005 zurück.107
Der Bereich Seeschifffahrt – hierunter fällt der Ausbildungsberuf Schiffsmechaniker – fällt sehr klein aus, ist jedoch seit 2004 deutlich gewachsen; seit 2008 wird er nicht mehr für die Berufsbildungsstatistik gemeld
et.
108 Da die Berufsbildungsstatistik neben der schulischen Vorbildung
vgl. hierzu Kapitel A5.5 als Personenmerkmale das Geschlecht sowie die Staatsangehörigkeit erfasst, können zusätzlich zur Entwicklung nach Zuständigkeitsbereichen die Auszubildendenzahlen auch nach diesen Personenmerkmalen differenziert betrachtet werden.
E Erfassung von Auszubildenden
Die Berufsbildungsstatistik erfasst als Auszubildende Personen in einem Berufsausbildungsverhältnis (mit Ausbildungsvertrag), die einen anerkannten Ausbildungsberuf im Sinne des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) bzw. der Handwerksordnung (HwO) erlernen97; erfasst sind sowohl die staatlich anerkannten Ausbildungsberufe als auch Berufe nach einer Ausbildungsregelung der zuständigen Stellen für Menschen mit Behinderung. Bei den Auszubildendenzahlen handelt es sich um Bestandszahlen über alle Ausbildungsjahre (1., 2., 3. und 4. Ausbildungsjahr). Hierbei erfolgt im Gegensatz zu den Neuabschlüssen und den Prüfungsdaten keine zeitraumbezogene, sondern eine stichtagsbezogene Abgrenzung; als Auszubildende zählen alle Personen mit einem Ausbildungsvertrag nach BBiG bzw. HwO zum 31.12.98 Die Berufsbildungsstatistik wurde mit dem Ausbildungsplatzförderungsgesetz vom 07.09.1976 als Bundesstatistik eingeführt, welche die Auszubildendenzahlen ab 1977 erfasst.99 Ausländische Auszubildende wurden erst ab 1982 gesondert erfasst.
Tabelle A5.2.1-1: Auszubildende nach Zuständigkeitsbereichen1, Bundesgebiet sowie West- und Ostdeutschland 1992 bis 2008
Frauen- und Ausländeranteile
Frauen machen im Jahr 2008 39,6 % aller Auszubildenden des dualen Systems aus (638.715 weibliche Auszubildende) Tabelle A5.2.1-2. Seit 1992 schwankt dieser Anteil insgesamt nur geringfügig zwischen 39 % und 41 %. Deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich in der berufsspezifischen Betrachtung vgl. Kapitel A5.8.
Hinsichtlich des Frauenanteils unterscheiden sich die Zuständigkeitsbereiche deutlich. Im Bereich der Hauswirtschaft und der freien Berufe liegt er über 90 %. In den Berufen des öffentlichen Dienstes ist er im Vergleich zum Jahr 1992 (50,7 %) deutlich gestiegen und liegt seit 1998 bei 63 % bis 65 % an allen Auszubildenden. In den Berufen des Zuständigkeitsbereichs Industrie und Handel entspricht er mit 39,8 % ungefähr dem Gesamtdurchschnitt. Im Handwerk liegt der Frauenanteil dagegen unverändert deutlich unterdurchschnittlich bei 23,7 % im Jahr 2008 und ist somit im Vergleich zu 1992 (22,1 %) nur gering fügig verändert. Er liegt dort etwas höher als Mitte der 90er-Jahre (1995: 19,2 %), jedoch nur bedingt durch die starken Rückgänge bei den männlich dominierten Berufen im Bau- und Ausbaugewerbe. Auch in der Landwirtschaft ist der Frauenanteil an allen Auszubildenden vergleichsweise niedrig und beträgt im Jahr 2008 23 %, er geht dort seit 1992 (35,7 %) kontinuierlich zurück.
Der Anteil an Auszubildenden mit ausländischem Pass ist seit 1995 (7,7 %) stark zurückgegangen. Er beträgt im Jahr 2008 4,5 % Tabelle A5.2.1-3; insgesamt befinden sich 73.098 ausländische Auszubildende am 31. 12. 2008 in einem Ausbildungsverhältnis des dualen Systems. Die Berufsbildungsstatistik erfasst lediglich die Staatsangehörigkeit und nicht einen Migrationshintergrund. Teilweise ist der Rückgang des Ausländeranteils durch Einbürgerungen bedingt. Der adäquate Indikator zur Einschätzung der Frage der Integration in die duale Berufsausbildung ist somit nicht der Ausländeranteil. Denn dieser muss in Relation zum Ausländeranteil in der Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter gesetzt werden. Dies erfolgt mit der Analyse der Ausbildungsbeteiligungsquote in Kapitel A5.8. Der Ausländeranteil eignet sich jedoch für einen Vergleich der Zuständigkeitsbereiche. In den Ausbildungsberufen des Zuständigkeitsbereichs der freien Berufe fällt er bundesweit mit 8,1 % aller Auszubildenden des Bereichs deutlich überpropor tional aus. In den einzelnen Jahren schwankt er nur geringfügig zwischen 7 % und 9 %. Hier sind insbesondere die Ausbildungsberufe Pharmazeutisch-kaufmännische / -r Angestellte / -r, Medizinische / -r sowie Zahnmedizinische / -r Fachangestellte / -r stark mit ausländischen Jugendlichen besetzt; in allen 3 Berufen findet man ca. 99 % weibliche Auszubildende, sowohl unter denen mit deutschen als auch denen mit ausländischem Pass. In der Hauswirtschaft fällt der Ausländeranteil geringer aus, er hat sich jedoch von 1992 (2,4 %) bis 2008 (3,6 %) erhöht. In allen anderen Bereichen ist er längerfristig zurückgegangen. Sehr gering fällt er bereits im Jahr 1992 im öffentlichen Dienst (2,6 %) und in der Landwirtschaft (1,2 %) aus, 2008 betrug er dort 1,5 % bzw. 0,7 %. Im Handwerk und im Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel ist er im Jahr 2008 wieder leicht gestiegen; im Handwerk fällt er mit 5,2 % leicht überproportional aus (im Vergleich zum Gesamtanteil von 4,5 %), in Industrie und Handel leicht unterproportional. Differenziertere Analysen zur Ausbildungssituation der ausländischen Jugendlichen bzw. der Jugendlichen mit Migrationshintergrund findet man in Kapitel A5.9.
(Alexandra Uhly)
E Zuordnung der Auszubildendenzahlen zu Zuständigkeitsbereichen
Maßgeblich für die Zuordnung der Auszubildenden zu den Zuständigkeitsbereichen ist i. d. R. die Art des Ausbildungsberufs und nicht der Ausbildungsbetrieb. So sind z. B. alle Auszubildenden, die im öffentlichen Dienst in Berufen der gewerblichen Wirtschaft ausgebildet werden, in der Berufsbildungsstatistik den Bereichen IH und Hw (je nach zuständiger Stelle) zugeordnet. Ausnahmen bestehen für Auszubildende, die in einem Handwerksbetrieb in einem Beruf des Bereichs IH ausgebildet werden (Industrieberuf im Handwerk); bei der Aggregierung der Auszubildenden für die Bereiche sind sie dem Handwerk zugeordnet. Gleiches gilt für Handwerksberufe, die in IH-Betrieben ausgebildet werden (Handwerksberuf in der Industrie). In der Aggregierung sind diese Auszubildenden dem Bereich IH zugerechnet.
Die Rede ist deshalb von „Zuständigkeitsbereichen“ und nicht von Ausbildungsbereichen, weil die tatsächliche Ausbildungsleistung in einzelnen Bereichen nicht mit den Zählergebnissen nach Zuständigkeiten übereinstimmen muss. So sind z. B. in einigen Ländern die Industrie- und Handelskammern auch die zuständige Stelle für den Ausbildungsbereich Hauswirtschaft, und eine klare Aufteilung nach Ausbildungsbereichen ist nicht immer möglich. Zudem fallen Ausbildungsverträge, die der öffentliche Dienst oder die freien Berufe in den Ausbildungsberufen von Industrie, Handel oder Handwerk abschließen, nicht in ihren eigenen Zuständigkeitsbereich, sondern werden Industrie und Handel oder Handwerk zugerechnet. Seit 2007 erfasst die Berufsbildungsstatistik auch das Betriebsmerkmal „Zuständigkeit zum öffentlichen Dienst“; im Jahr 2008 kommen zu den 38.043 Auszubildenden in Berufen des öffentlichen Dienstes mindestens100 weitere 18.882 Auszubildende, die in Betrieben des öffentlichen Dienstes in Berufen der anderen Zuständigkeitsbereiche ausgebildet werden.
Schaubild A5.2.1-1: Zahl der Auszubildenden, alte Länder inklusive Berlin (vor 1991 nur Berlin-West), 1977–2008
Tabelle A5.2.1-2: Frauenanteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen1, Bundesgebiet 1992 bis 2008 (in %)
Tabelle A5.2.1-3: Ausländeranteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen1, Bundesgebiet 1992 bis 2008 (in %)