Der Anteil der aus früheren Schulentlassjahrgängen stammenden Bewerber/-innen49 an allen bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern gemeldeten Bewerbern und Bewerberinnen betrug im Berichtsjahr 2011/2012 nach der Ausbildungsmarktstatistik der BA 41,4 % (vgl. Kapitel A1.2). Ob sich die Bewerber/-innen, die die Schule bereits in Vorjahren verlassen hatten und daher in der Vergangenheit oft als „Altbewerber/-innen“ bezeichnet wurden, tatsächlich schon früher einmal um eine Ausbildungsstelle beworben hatten, geht hieraus allerdings nicht hervor.50 Eine eindeutige Abgrenzung des Personenkreises der Altbewerber/-innen ist demgegenüber im Rahmen der BA/BIBB-Bewerberbefragungen möglich. Dort wird nicht nur erfasst, ob sich die Bewerber/-innen bereits in vorherigen Jahren um eine Ausbildungsstelle beworben haben, sondern auch, für welches Ausbildungsjahr sie erstmals den Beginn ihrer Ausbildung anstrebten. Darüber hinaus werden weitere Informationen insbesondere zu den schulischen Voraussetzungen, zur Ausbildungsplatzsuche und zum Verbleib der Bewerber/-innen erhoben, die für differenzierte Analysen zu den Altbewerbern und Altbewerberinnen benötigt werden, in der BA-Statistik jedoch nicht enthalten sind.
Das BIBB geht bei seinen Analysen auf Grundlage der BA/BIBB-Bewerberbefragungen von folgender Definition aus: Altbewerber/-innen sind „all diejenigen Personen, die angeben, sich bereits einmal für einen früheren Ausbildungsbeginn als den des jeweils aktuellen Ausbildungsjahres beworben zu haben“ (vgl. in Kapitel A1.3; Ulrich/Krekel 2007). Nach dieser Definition ergab sich für das Berichtsjahr 2011/2012 eine Altbewerberquote von 31 %.51 Bei den männlichen Bewerbern betrug die Altbewerberquote 28 %, bei den weiblichen Bewerberinnen lag sie mit 34 % deutlich höher.
Der Anteil junger Frauen unter den Altbewerbern und Altbewerberinnen war im Berichtsjahr 2011/2012 mit 49 % fast ebenso hoch wie der Anteil junger Männer (51 %) Tabelle A3.2.1-1. Bei den sonstigen Bewerbern und Bewerberinnen52 lag der Frauenanteil dagegen deutlich niedriger (43 %). Die Altbewerber/-innen waren naturgemäß im Durchschnitt bereits älter: So waren 88 % schon volljährig, während dies auf nur 46 % der übrigen Bewerber/-innen zutraf. Jugendliche mit Migrationshintergrund waren unter den Altbewerbern und Altbewerberinnen mit einem Anteil von 27 % etwas häufiger vertreten als unter den sonstigen Bewerbern und Bewerberinnen (23 %). Die Schulabschlüsse unterschieden sich zwischen den beiden Bewerbergruppen kaum; waren sie teilweise bei den Altbewerbern und Altbewerberinnen etwas besser. So verfügten sie deutlich häufiger über die Fachhochschulreife (12 % vs. 5 %), und sie hatten etwas seltener noch keinen Schulabschluss erreicht (1 % vs. 2 %) als die sonstigen Bewerber/-innen. Dies lässt sich damit erklären, dass die in früheren Jahren erfolglosen Bewerber/ -innen relativ häufig im Rahmen eines Bildungsgangs des Übergangsbereichs oder durch den Besuch einer Fachoberschule noch den Schulabschluss nachholten bzw. einen höheren Schulabschluss erwarben. Hinsichtlich der Schulnoten schnitten die Altbewerber/-innen fast genauso gut ab wie die sonstigen Bewerber/-innen. Die Deutschnoten waren lediglich bei den Altbewerbern und Altbewerberinnen mit (Fach-)Hochschulreife im Durchschnitt schwächer als bei den vergleichbaren sonstigen Bewerbern und Bewerberinnen (3,1 vs. 2,8). Die durchschnittlichen Mathematiknoten unterschieden sich zwischen den Altbewerbern und Altbewerberinnen sowie den sonstigen Bewerbern und Bewerberinnen ebenfalls nur wenig, sie betrugen bei maximal Hauptschulabschluss 3,3 vs. 3,2, bei mittlerem Schulabschluss 3,2 vs. 3,0, und bei Fachhochschul- bzw. Hochschulreife 3,3 vs. 3,0.
Zum Jahresende 2012 waren 35 % der Altbewerber/- innen des Berichtsjahrs 2011/2012 in einer betrieblichen Berufsausbildung verblieben, 10 % in einer außerbetrieblichen oder schulischen Ausbildung in einem BBiG/HwO-Beruf und 5 % in einer Ausbildung in einem Schulberuf bzw. in einer sonstiAusbildung in einer Beamtenlaufbahn Tabelle A3.2.1-2. Den Altbewerbern und Altbewerberinnen war der Einstieg in eine betriebliche Ausbildung damit erheblich seltener gelungen als den sonstigen Bewerbern und Bewerberinnen, von denen sich 45 % am Jahresende 2012 in einer betrieblichen Ausbildung befanden. Dagegen waren die Altbewerber/ -innen deutlich öfter in eine außerbetriebliche bzw. schulische Ausbildung in BBiG/HwO-Berufen eingemündet als die sonstigen Bewerber/-innen (6 %). In einer Ausbildung in Schulberufen bzw. einer sonstigen Berufsausbildung waren beide Bewerbergruppen in etwa gleich häufig verblieben.
Je länger die erstmalige Bewerbung um eine Ausbildungsstelle bereits zurücklag, desto seltener waren die Altbewerber/-innen in einer betrieblichen Berufsausbildung vertreten. Hatten sie sich erstmalig im Vorjahr beworben, so betrug der Anteil derjenigen, die sich zum Jahresende 2012 in betrieblicher Ausbildung befanden, 41 % und sank auf 34 %, wenn die Erstbewerbung bereits vor 2 Jahren erfolgte, bzw. auf 28 %, wenn sie noch früher stattfand. Dagegen verblieben die Altbewerber/-innen häufiger in einer außerbetrieblichen oder schulischen Ausbildung in einem BBiG/HwO-Beruf, wenn seit der ersten Bewerbung bereits mehrere Jahre vergangen waren; die entsprechenden Anteile erhöhten sich von 7 % bei einer Erstbewerbung im Vorjahr auf 14 % bei einer Bewerbung im Vorvorjahr bzw. 12 % bei noch früheren Bewerbungen.
Insgesamt gesehen war am Ende des Jahres 2012 für 52 % der Altbewerber/-innen und für 59 % der sonstigen Bewerber/-innen ein Verbleib in einer vollqualifizierenden Ausbildungsform (einschließlich Studium) zu verzeichnen. 2 % der Altbewerber/- innen und 8 % der sonstigen Bewerber/-innen besuchten weiterhin die allgemeinbildende Schule. 14 % der Altbewerber/-innen und 20 % der sonstigen Bewerber/-innen befanden sich in einem teilqualifizierenden Bildungsgang53 oder einer teilqualifizierenden Maßnahme (teilqualifizierende Berufsfachschule, Fachoberschule, schulisches Berufsvorbereitungsjahr o. Ä., berufsvorbereitende Maßnahme, Einstiegsqualifizierung, Praktikum). Der niedrigere Anteil der Altbewerber/-innen, die in diesem teilqualifizierenden Bereich verblieben waren, lässt sich damit erklären, dass viele von ihnen bereits vorher an entsprechenden Bildungsgängen oder Maßnahmen teilgenommen hatten. Eine Erwerbstätigkeit oder einen Job übten 12 % der Altbewerber/-innen, aber nur 4 % der sonstigen Bewerber/-innen aus. 14 % der Altbewerber/-innen waren arbeitslos, gegenüber 6 % der übrigen Bewerber/-innen. Der Anteil der Arbeitslosen unter den Altbewerbern und Altbewerberinnen war umso höher, je früher sie sich erstmals um eine Ausbildungsstelle beworben hatten; er stieg von 10 % bei einer Erstbewerbung im Vorjahr auf 13 % bzw. 17 % an, wenn die erste Bewerbung um eine Ausbildungsstelle bereits 2 oder noch mehr Jahre zurücklag.
Je nach Schulabschluss der Altbewerber/-innen und sonstigen Bewerber/-innen waren große Unterschiede im Verbleib zu verzeichnen Schaubild A3.2.1-1. Lag maximal ein Hauptschulabschluss vor, so hatten von den Altbewerbern und Altbewerberinnen 31 % am Jahresende 2012 den Einstieg in eine betriebliche Ausbildung geschafft, gegenüber 34 % der anderen Bewerber/-innen. Ein Verbleib in einer der nicht betrieblichen Ausbildungsformen kam dagegen bei Altbewerbern und Altbewerberinnen mit maximal Hauptschulabschluss mit 21 % öfter vor als in der Vergleichsgruppe mit 17 %. Insgesamt befanden sich somit 52 % der Altbewerber/ -innen und 51 % der sonstigen Bewerber/-innen, die maximal über einen Hauptschulabschluss verfügten, in einer vollqualifizierenden Ausbildung.
Bei einem mittleren Schulabschluss waren 35 % der Altbewerber/-innen Ende 2012 in einer betrieblichen Ausbildung verblieben, gegenüber 51 % der übrigen Bewerber/-innen. Die nicht betrieblichen Ausbildungsformen hatten für die betreffenden Altbewerber/-innen etwas größere Bedeutung als für die sonstigen Bewerber/-innen (14 % vs. 11 %). Weniger als die Hälfte (49 %) der Altbewerber/-innen mit mittlerem Schulabschluss befand sich somit in einer vollqualifizierenden Ausbildung, gegenüber 62 % der vergleichbaren sonstigen Bewerber/-innen.
Bei Vorliegen der Fachhochschul- oder Hochschulreife waren die Altbewerber/-innen ebenfalls zum Jahresende 2012 deutlich seltener in einer betrieblichen Ausbildung anzutreffen als die sonstigen Bewerber/-innen (42 % vs. 50 %). Ein Verbleib in den übrigen vollqualifizierenden Ausbildungsformen einschließlich Studium kam bei beiden Bewerbergruppen mit 19 % bzw. 18 % etwa gleich häufig vor. Damit befanden sich 61 % der Altbewerber/-innen und 68 % der sonstigen Bewerber/-innen mit höherem Schulabschluss in einer vollqualifizierenden Ausbildung.
Die bei der BA gemeldeten Ausbildungsstellenbewerber/- innen hatten in der Regel ursprünglich eine betriebliche Ausbildung angestrebt. Die ungünstigeren Chancen von Altbewerbern und Altbewerberinnen, eine solche Ausbildungsmöglichkeit tatsächlich zu finden, schlugen sich in ihrer Bewertung des aktuellen Verbleibs deutlich nieder Schaubild A3.2.1-2. So bezeichneten nur 30 % der Altbewerber/-innen diesen als wunschgemäß, aber 44 % der sonstigen Bewerber/-innen. 24 % der Altbewerber/-innen schätzten ihren derzeitigen Verbleib dagegen als Notlösung oder sogar Sackgasse ein, dies traf bei den sonstigen Bewerbern und Bewerberinnen nur auf 11 % zu.