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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2012

A1.1 Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage

Ausgangslage der Marktentwicklung 2011

Die Entwicklung der Ausbildungsplatznachfrage im Jahr 2011 wurde durch gegenläufige Impulse geprägt. Aus der demografischen Entwicklung und der sinkenden Zahl der Jugendlichen resultierten negative Effekte, während die doppelten Abiturientenjahrgänge sowie die Aussetzung der Wehrpflicht für zusätzliche Nachfrageimpulse sorgten.

So ging – insbesondere aus demografischen Gründen – die Zahl der nicht studienberechtigten Abgänger und Absolventen aus allgemeinbildenden Schulen um 19.700 (-3,5 %) zurück, und die der Abgänger und Absolventen aus (teilqualifizierenden) beruflichen Schulen nahm um 11.500 (-3,1 %) ab.7 Die Zahl der noch oder weiterhin an einer Ausbildung interessierten Jugendlichen, die aus früheren Schulentlassjahren stammten („Altbewerber“), sank ebenfalls (um 21.100 bzw. -8,2 %; Tabelle A1.1-1). Dagegen stieg infolge der doppelten Abiturientenjahrgänge in Bayern und Niedersachsen die Zahl der studienberechtigten Absolventen aus allgemeinbildenden Schulen stark an (+43.100 bzw. +15,7 %).

Befürchtungen, infolge der Aussetzung der Wehrbzw. Zivildienstpflicht und des Staus an den Hochschulen infolge doppelter Abiturientenjahrgänge könnten per Saldo deutlich mehr Jugendliche als im Vorjahr einen Ausbildungsplatz nachfragen und die Zahl der erfolglosen Bewerber wieder in die Höhe treiben, bewahrheiteten sich nicht. Bereits zu Beginn des Jahres deutete sich an, dass der zusätzliche Nachfrageimpuls, der durch die Aussetzung der Wehr- und Zivildienstpflicht ausgelöst wurde, höchstens „auf rund 15.000 bis 25.000 Personen“ zu veranschlagen war (BIBB-Datenreport 2011, Kapitel A2, Druckversion S. 77). Dabei wurde auch in Rechnung gestellt, dass der neu eingeführte Bundesfreiwilligendienst und der freiwillige Wehrdienst die nachfragesteigernden Effekte der Wehrpflichtaussetzung von vornherein begrenzen.8 Unter Berücksichtigung der in der Summe sinkenden Zahl der Schulabgänger und Altbewerber wurde deshalb allenfalls mit einer sehr leichten Steigerung des Nachfragepotenzials um 4.300 Personen gerechnet (ebd.). Tatsächlich stieg die Zahl der Jugendlichen, die letztlich als „Ausbildungsplatznachfrager“ zum Stichtag 30. September 2011 registriert wurden, gegenüber dem Vorjahr nur marginal um 0,4 % bzw. 2.300 an.

Für die Entwicklung des Ausbildungsplatzangebots spielt die Wirtschaftskonjunktur eine wichtige Rolle. Angesichts des positiven Trends in 2011 – das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt stieg nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im ersten Quartal 2011 um 5,0 %, im zweiten um 3,0 % und im dritten Quartal noch um 2,5 % gegenüber dem jeweiligen Vorjahresquartalswert9 – konnte mit einer deutlichen Steigerung des Ausbildungsplatzangebots gerechnet werden (vgl. BIBB-Datenreport 2011, Kapitel A2, Druckversion S. 79). Andererseits war in Rechnung zu stellen, dass infolge der demografischen Entwicklung der Umfang an überwiegend öffentlich finanzierten („außerbetrieblichen“) Ausbildungsplatzangeboten für marktbenachteiligte, sozial benachteiligte oder lernbeeinträchtigte Jugendliche abgebaut wurde. So gab es 2011 erstmalig kein Bund-Länder- Programm zur zusätzlichen Bereitstellung von Ausbildungsplätzen für Jugendliche aus den neuen Ländern (sog. „Ausbildungsplatzprogramm Ost“; vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2010, S. 34 f.). Dementsprechend musste davon ausgegangen werden, dass in 2011 zwar mehr „betriebliche“ Ausbildungsverträge abgeschlossen werden, aber zugleich weniger „außerbetriebliche“ Verträge. Auch diese Erwartung wurde durch die tatsächliche Entwicklung bestätigt.

Tabelle A1.1-1: Entwicklung der Zahl der Abgänger und Absolventen aus allgemeinbildenden und beruflichen Schulen sowie der registrierten Ausbildungsstellenbewerber aus früheren Schulentlassjahrgängen
Tabelle A1.1-1 (barrierefrei)


Tabelle A1.1-1

Ausbildungsmarktentwicklung 2011

Die zentralen Eckwerte der Ausbildungsmarktentwicklung 2011 sind in den Tabellen A1.1-2 bis A1.1-4 Internet aufgeführt. Sie resultieren aus der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge10, der Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit11 und aus Verknüpfungen dieser beiden Datenquellen.12 Tabelle A1.1-2 reiht die Ergebnisse des Jahres 2011 in die Entwicklung seit 2001 ein und enthält neben den Angaben für das Bundesgebiet auch spezifische Daten für West- und Ostdeutschland. In Tabelle A1.1-3 sind die Zahlen für das Jahr 2011 differenziert nach den 16 Ländern zu finden; aktualisierte Vergleichsdaten auf Länderebene für das Vorjahr 2010 sowie die Veränderungsraten zwischen 2010 und 2011 lassen sich der Tabelle A1.1-4 Internet entnehmen.13

Die Ergebnisse für 2011 eingereiht in die Entwicklung seit 2001

Wie Tabelle A1.1-2 zeigt, wurden 2011 mit bundesweit 599.800 Ausbildungsplatzangeboten (Spalte 15) bzw. 570.100 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen (Spalte 1) Ergebnisse erzielt, die im Vergleich zu früheren Resultaten seit 2001 eher im unterdurchschnittlichen Bereich lagen. So wurden etwa 2007 644.200 Angebote bzw. 625.900 neue Ausbildungsverhältnisse gezählt. Gleichwohl fielen die Ausbildungsmarktverhältnisse 2011 aus Sicht der Jugendlichen so günstig aus wie noch nie seit dem Jahr 2000. Nach der traditionellen Berechnung der Angebots-Nachfrage-Relation (ANR) entfielen 2011 auf 100 Nachfrager 103,1 Angebote (Spalte 21); 2006 waren es nur 94,6 Angebote. Auch unter Bezug auf die neue, erweiterte Berechnungsformel der Angebots-Nachfrage-Relation, für die erst seit 2007 Vergleichswerte vorliegen, konnte für 2011 mit ANR = 92,7 (Spalte 22) der bislang höchste Wert erzielt werden.

Die entscheidende Ursache für die deutliche Marktverbesserung ist die demografische Entwicklung. Während bis in die späte Mitte der 2000er-Jahre die Zahl der Schulabgänger bzw. – damit zusammenhängend – die Zahl der von den Beratungs- und Vermittlungsdiensten registrierten Ausbildungsstellenbewerber (Spalte 6) bzw. aller institutionell erfassten ausbildungsinteressierten Personen (Spalte 13) stetig zunahm, kam es seit 2007 zu starken Einbrüchen. Die doppelten Abiturientenjahrgänge in Bayern und Niedersachsen führten zwar wieder zu einem leichten Anstieg der Schulabgängerzahl, doch das Bildungsinteresse der Abiturienten richtet sich primär auf eine Hochschulausbildung und nur zu einem geringeren Teil auf eine duale Berufsausbildung. So nahm auch in 2011 die Zahl der registrierten Ausbildungsstellenbewerber (Spalte 6) bzw. der institutionell erfassten ausbildungsinteressierten Jugendlichen weiter ab (Spalte 13); lediglich bei der Zahl der offiziell erfassten Ausbildungsplatznachfrager (Spalte 18 und Spalte 19) wurde 2011 ein leichter Zuwachs verbucht, der jedoch merklich niedriger ausfiel als die Steigerung des Ausbildungsplatzangebots (Spalte 15).

Tabelle A1.1-2: Eckwerte zur Ausbildungsmarktentwicklung 2001 bis 2011 (Stichtag: 30. September)
Tabelle A1.1-2 (barrierefrei)


Tabelle A1.1-2

Tabelle A1.1-3: Eckwerte zum Ausbildungsmarkt im Jahr 2011 (Stichtag: 30. September)
Tabelle A1.1-3 (barrierefrei)


Tabelle A1.1-3



E Ausbildungsstellenbewerber, Ausbildungsplatznachfrager, Angebots-Nachfrage-Relation (ANR) und Ausbildungsinteressierte

Als Ausbildungsstellenbewerber (Spalte 6 in Tabelle A1.1-2) werden jene ausbildungsinteressierten Jugendlichen bezeichnet, welche die Beratungs- und Vermittlungsdienste der Agenturen für Arbeit, der Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) und der zugelassenen kommunalen Träger (zkT) in Anspruch nehmen und deren Eignung für die von ihnen angestrebten Ausbildungsberufe geklärt ist. Die Ausbildungsstellenbewerber bilden zusammen mit den gemeldeten Berufsausbildungsstellen die zentralen Größen der Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit.Ausbildungsplatznachfrager (Spalten 18 und 19 in Tabelle A1.1-2) werden jene ausbildungsinteressierten Jugendlichen genannt, die entweder einen neuen Ausbildungsvertrag abschlossen (und somit über die BIBB-Erhebung über neue Berufsausbildungsverträge zum 30. September erfasst werden) oder aber zum Kreis der Ausbildungsstellenbewerber (s. o.) zählten, welche auch noch am 30. September ihre Ausbildungsplatzsuche fortsetzten.

Erfolglose Ausbildungsstellenbewerber, die sich im Laufe des Berichtsjahres für eine Alternative entschlossen (z. B. erneuter Schulbesuch, Studium, Erwerbstätigkeit, berufsvorbereitende Maßnahme) und am 30. September nicht mehr oder vorerst nicht mehr nach einer Berufsausbildungsstelle suchen, werden demnach nicht zu den Ausbildungsplatznachfragern gerechnet.

Im Rahmen der traditionellen Berechnung der Ausbildungsplatznachfrage (Spalte 18 in Tabelle A1.1-2) werden auch jene am 30. September noch suchenden Ausbildungsstellenbewerber nicht zu den Ausbildungsplatznachfragern gerechnet, die über eine alternative Verbleibsmöglichkeit verfügen.

Bei der erweiterten Berechnung (Spalte 19 in Tabelle A1.1-2) sind diese Personen dagegen einbezogen. Die beiden unterschiedlichen Berechnungsweisen der Ausbildungsplatznachfrage erklären zugleich die Ergebnisunterschiede der beiden Varianten zur Berechnung der Angebots-Nachfrage- Relation.

Die Angebots-Nachfrage-Relation (ANR)(Spalten 21 und 22 in Tabelle A1.1-2) gibt wieder, wie viele Angebote rechnerisch auf 100 Nachfrager entfallen. Die Berechnungen der Ausbildungsplatznachfrage und der ANR erfolgen zum einen nach der alten und zum anderen nach der neuen, erweiterten Definition: Der Unterschied besteht dabei im Umgang mit erfolglosen, zum 30. September noch weiter suchenden Ausbildungsplatznachfragern (s. oben; vgl. http://www.bibb.de/de/wlk8237.htm).

Als Ausbildungsinteressierte (Spalte 13 in Tabelle A1.1-2) gelten alle Jugendlichen, die entweder zu den erfolgreichen Ausbildungsplatznachfragern oder aber zumindest zu den registrierten Ausbildungsstellenbewerbern zählten. Es handelt sich somit um all jene Jugendlichen, die im Laufe eines Berichtsjahres den Wunsch nach einer Ausbildung geäußert hatten und institutionell erfasst wurden, sei es über die Eintragung ihrer Ausbildungsverhältnisse bei den zuständigen Stellen oder – sofern sie erfolglos blieben – im Rahmen ihrer Registrierung bei den Agenturen für Arbeit, den Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) oder den zugelassenen kommunalen Trägern (zkT). Die Zahl der institutionell erfassten ausbildungsinteressierten Personen ergibt sich rechnerisch als Summe der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge und der registrierten Ausbildungsstellenbewerber abzüglich jener Bewerber, die in eine Berufsausbildungsstelle einmündeten.

Dass die Zahl aller institutionell erfassten ausbildungsinteressierten Personen in 2011 rückläufig war, während die Zahl der Ausbildungsplatznachfrager zumindest leicht anstieg, erscheint zunächst ein widersprüchliches Resultat zu sein, erklärt sich aber über die restriktive Berechnungsformel der Ausbildungsplatznachfrage (vgl. dazu schon Bundesminister für Bildung und Wissenschaft 1977, S. 24). Diese Formel schließt erfolglose Bewerber, welche bereits vor dem Stichtag 30. September ihre Ausbildungsplatzsuche aufgaben bzw. auf das nächste Jahr verschoben, als „Nachfrager“ grundsätzlich aus. Entspannt sich nun die Ausbildungsmarktlage, etwa weil es weniger ausbildungsinteressierte Jugendliche und mehr Ausbildungsplatzangebote gibt, nimmt der Anteil der erfolglosen Bewerber, die vor dem Stichtag aufgeben (und somit nicht als Nachfrager gezählt werden), zugunsten erfolgreicher Bewerber ab (welche wiederum als Nachfragergezählt werden). Damit steigt die Nachfrage, obwohl die Zahl der ausbildungsinteressierten Jugendlichen sinkt.

Um die Validitätsprobleme einer zu restriktiven Nachfragemessung zu umgehen, wurden in jüngerer Zeit weitere Marktindikatoren entwickelt, welche alle institutionell erfassten ausbildungsinteressierten Jugendlichen einschließen, unabhängig davon, ob und aus welchen Gründen diese Jugendlichen ihren Ausbildungswunsch wieder vor dem Stichtag 30. September aufgeben (vgl. Dionisius / Lissek / Schier 2012, Ulrich 2012). So lässt sich das Ausbildungsplatzangebot auch in Relation zum Umfang dieser Gruppe setzen; entsprechende Ergebnisse finden sich in Spalte 23 der Tabelle A1.1-2. Die Berechnung dieser vor allem auch für Forschungszwecke relevanten Größe14 belegt, dass sich die Ausbildungsmarktverhältnisse in 2011 weiter verbesserten; weder für das Bundesgebiet insgesamt noch für West- oder Ostdeutschland lässt sich für die zurückliegenden Jahre ein höherer Wert als 2011 nachweisen.

Wie die West-Ost-Differenzierungen in Tabelle A1.1-2 zeigen, haben die Veränderungen seit Mitte der 2000er-Jahre vor allem in Ostdeutschland zu einer deutlichen Verbesserung der Ausbildungsmarktlage geführt. Ausschlaggebend war auch hier vor allem die demografische Entwicklung, die innerhalb von nur 5 Jahren zu einer massiven Verknappung der Zahl der ausbildungsinteressierten Jugendlichen führte (2006: 224.100; 2011: 124.200; vgl. Spalte 13). Dementsprechend deutlich stieg die erweiterte Angebots-Nachfrage-Relation (erw. ANR) von 84,8 auf 96,0 (Spalte 22); und auch die Angebotsquote zugunsten der ausbildungsinteressierten Jugendlichen (AQI) nahm in diesem Zeitraum von nur 56,1 auf inzwischen 72,2 zu (Spalte 23). Diese positive Entwicklung kam ungeachtet des deutlichen Abbaus des Ausbildungsplatzangebots (von 125.800 auf 89.700; vgl Spalte 15) zustande; noch nie seit der Wiedervereinigung wurden in den neuen Ländern und Berlin so wenige Ausbildungsplatzangebote wie im Jahr 2011 registriert. Der Rückgang ist wiederum auf den starken Abbau der ersatzweise bereitgestellten und überwiegend öffentlich finanzierten („außerbetrieblichen“) Ausbildungsplätze zurückzuführen (Spalte 3). Allerdings ging diese Entwicklung aus den oben geschilderten Gründen nicht zulasten der Chancen der ausbildungsinteressierten Jugendlichen. Vielmehr verbesserten sich in Ostdeutschland in den vergangenen Jahren die Ausbildungschancen der Jugendlichen nicht nur in quantitativer, sondern auch in struktureller Hinsicht – im Sinne einer Verschiebung hin zur „betrieblichen“ Ausbildungsvariante. 2011 nahm in Ostdeutschland das „betriebliche“ Ausbildungsplatzangebot um 1.100 bzw. 1,5 % zu (Spalte 16).

In Westdeutschland wurde 2011 ein noch deutlich stärkerer Zuwachs des „betrieblichen“ Ausbildungsplatzangebots als im Osten gemessen (+29.700 bzw. +6,4 %; vgl. Spalte 16). Unter Einschluss der überwiegend öffentlich geförderten („außerbetrieblichen“) Ausbildungsverhältnisse umfasste das Ausbildungsplatzangebot 2011 in den alten Ländern 510.000 Plätze (Spalte 15); dies ist der dritthöchste Wert seit dem Jahr 2000. Die demografisch bedingte Verknappung der Zahl ausbildungsinteressierter Jugendlicher ist auch im Westen Deutschlands spürbar (Rückgang von 821.600 im Jahr 2007 auf 709.000 in 2011; vgl. Spalte 15); die Entwicklung verlief bislang aber noch wesentlich moderater als im Osten und wird in den kommenden Jahren bis zur Mitte dieses Jahrzehnts noch durch doppelte Abiturientenjahrgänge (unter anderem in Nordrhein- Westfalen und Baden-Württemberg) abgemildert.

Ausbildungsmarktunterschiede in den Ländern

In Tabelle A1.1-3 und Tabelle A1.1-4 Internet werden die Eckwerte zum Ausbildungsmarkt 2011 nach Ländern differenziert; in Tabelle A1.1-4 Internet sind darüber hinaus auch die (aktualisierten) Werte für das Vorjahr 2010 sowie die Veränderungsraten enthalten. Wie der Vergleich der beiden Jahre 2011 und 2010 deutlich macht, nahm das „betriebliche“, nicht (überwiegend) öffentlich finanzierte Ausbildungsplatzangebot 2011 in 13 der 16 Länder zu. Die stärksten relativen Zuwächse wurden in Bremen (+8,9 %), Baden-Württemberg (+8,8 %), Hessen (+8,3 %) und Bayern (+6,9 %) beobachtet. Nur in Berlin (-0,5 %), Brandenburg (-1,3 %) und Mecklenburg-Vorpommern (-1,6 %) wurden leichte Rückgänge registriert. Da aber gerade auch in Brandenburg (-10,9 %) und Mecklenburg- Vorpommern (-10,3 %) die Ausbildungsplatznachfrage (gemäß der erweiterten Definition) stark einbrach, wurden in diesen beiden Ländern nichtsdestotrotz deutliche Verbesserungen der Angebots-Nachfrage-Relation erzielt. Wie bereits ein Jahr zuvor war Mecklenburg-Vorpommern das Land mit der höchsten Angebots-Nachfrage- Relation; rechnerisch standen hier 105,8 Angebote jeweils 100 Nachfragern gegenüber (vgl. Spalte 22 in Tabelle A1.1-3 mit den ANR-Werten gemäß der erweiterten Nachfrageberechnung). Überdurchschnittlich hohe ANR-Werte wurden darüber hinaus in Bayern (ANR = 99,4), Thüringen (98,7) und Sachsen (97,9) erzielt (vgl. wiederum Spalte 22). Unterdurchschnittlich fiel dagegen die Angebots- Nachfrage-Relation in Niedersachsen (ANR = 86,8), Nordrhein-Westfalen (88,3), Berlin (90,4) sowie Rheinland-Pfalz (91,0) aus.

Entwicklung des Ausbildungsplatzangebots nach Berufen und Berufsbereichen

Wie Tabelle A1.1-5 zeigt, kam es innerhalb des dualen Berufsausbildungssystems in den letzten beiden Jahrzehnten zu einer starken Tertiarisierung des Ausbildungsplatzangebots. War 1994 das Verhältnis zwischen den in den Dienstleistungs- und Fertigungsberufen angebotenen Plätzen noch ausgeglichen, wurden 2011 in den Dienstleistungsberufen bereits 110.700 Ausbildungsplätze mehr offeriert als in den Fertigungsberufen. 2011 entfielen 56,3 % aller Ausbildungsplatzangebote auf Berufe des tertiären Sektors.15 In den Dienstleistungsberufen stieg das Angebot 2011 um 11.400 Plätze bzw. 3,5 %.

Gegenüber dem Vorjahr 2010 nahm das Angebot jedoch auch in den Fertigungsberufen deutlich zu (+8.900 bzw. +4,1 %). Dabei wurden insbesondere in den Metallberufen (+6.900 bzw. +8,2 %) sowie in den Elektroberufen (+2.900 bzw. +8,8 %) Zuwächse verbucht.

Allerdings profitierten nicht alle Berufsgruppen von einer positiven Angebotsentwicklung. Von Rückgängen waren u. a. die Berufe im Ernährungssektor wie Bäcker / -in (-600 bzw. -10,8 %), Fleischer / -in (-200 bzw. -6,2 %), Koch / Köchin (-1.600 bzw. -9,8 %) sowie Fachverkäufer / -in im Lebensmittelhandwerk (-600 bzw. -4,3 %) betroffen. Die stark sinkende Zahl bei den Ausbildungsangeboten zum / zur Koch / Köchin ist dabei zum großen Teil auf den Abbau außerbetrieblicher Stellen zurückzuführen. Ähnliches gilt für den Beruf Friseur / -in; auch hier ist ein bedeutender Teil des Angebotsrückgangs von insgesamt -1.200 (-8,3 %) der Reduzierung überwiegend öffentlich geförderter Lehrstellen geschuldet. In den Berufen des Hotel- und Gaststättengewerbes sank das Angebot insgesamt um rund 1.100 Plätze bzw. 4,0 %; dabei dürfte neben dem Abbau außerbetrieblicher Plätze (z. B. im zweijährigen Ausbildungsberuf Fachkraft im Gastgewerbe) eine Rolle spielen, dass es hier zu einem deutlichen Nachfragerückgang kam (-2.400 bzw. -9,5 %) und die Betriebe Probleme hatten, Auszubildende für ihre Plätze zu finden.

Tabelle A1.1-5: Entwicklung des Ausbildungsangebots von 1994 bis 2011 nach Berufsgruppen (Stichtag: 30. September)
Tabelle A1.1-5 (barrierefrei)


Tabelle A1.1-5

Entwicklung der Ausbildungsplatznachfrage nach dem Geschlecht

Die leichte Steigerung der Ausbildungsplatznachfrage 2011 von insgesamt 2.300 Personen (+0,4 %) resultierte allein aus einer höheren Nachfrage der jungen Männer (+8.300 bzw. +2,2 %). Die Ausbildungsplatznachfrage der jungen Frauen nahm dagegen um 6.000 Personen bzw. 2,2 % ab Tabelle A1.1-6.16 Der geschlechtsspezifische Unterschied dürfte insbesondere auf die Aussetzung der Wehrpflicht zurückzuführen sein. Der daraus resultierende zusätzliche Nachfrageimpuls für den Ausbildungsstellenmarkt 2011 kam ausschließlich den jungen Männern zugute. Darüber hinaus lässt sich nicht ausschließen, dass die Einführung des Bundesfreiwilligendienstes in geringem Maße zu einer Senkung der Ausbildungsplatznachfrage junger Frauen geführt hat.17

Die unterschiedlich hohe Nachfrage hatte zugleich Folgen für die Verteilung der mit den beiden Geschlechtern neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge (vgl. Kapitel A1.2). Denn in den Bewerberschlangen vor den einzelnen Ausbildungsberufen bzw. -betrieben fanden sich nun im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr junge Männer. Damit stieg selbst bei unveränderten Auswahlkriterien der Betriebe die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Ausbildungsplatz an einen männlichen Bewerber vergeben wurde. Der positive Auswahleffekt zugunsten der jungen Männer könnte hier und dort durch den bereits spürbaren Nachfragermangel in bestimmten Regionen bzw. Berufen noch verstärkt worden sein: Denn die Wehrpflichtaussetzung erhöhte zugleich die Wahrscheinlichkeit dafür, dass angebotene Ausbildungsstellen ungeachtet der durch die demografische Entwicklung ausgelösten Rekrutierungsprobleme nicht unbesetzt blieben, sondern doch noch neue – und in diesem Falle männliche – Auszubildende fanden.

Somit war der Zuwachs bei den mit männlichen Personen neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Jahr 2011 besonders hoch (+12.900 bzw. +4,0 %). Mit den jungen Frauen wurden dagegen weniger Verträge geschlossen (-2.700 bzw. -1,2 %). Damit verschob sich das geschlechtsspezifische Verhältnis bei der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge weiter zugunsten der jungen Männer, während der relative Anteil der mit den jungen Frauen geschlossenen Verträge deutlich sank. Entfielen 2002 noch 43,4 % aller Neuabschlüsse auf junge Frauen, waren es 2011 nur 40,7 %.18

Wie die Differenzierung nach Berufsfeldern zeigt, war die negativere Nachfrageentwicklung bei den jungen Frauen vor allem auf den Sektor der Dienstleistungsberufe zurückzuführen Tabelle A1.1-6. Während die jungen Männer diese Berufe wesentlich häufiger als 2010 nachfragten (+6.000 bzw. +4,5 %), sank die Zahl der weiblichen Nachfrager um 5.500 bzw. 2,4 %. In den Fertigungsberufen blieb dagegen die Nachfrage der jungen Frauen konstant (+60 bzw. +0,2 %); bei den Männer nahm sie um 2.600 (+1,2 %) zu.

Vieles spricht somit dafür, dass der in 2011 deutlich gesunkene Anteil der mit jungen Frauen neu begründeten Ausbildungsverträge eine indirekte Folge der Aussetzung der Wehrpflicht war und kein Zeichen für eine veränderte Rekrutierungspolitik der Betriebe. Dafür spricht auch, dass in jüngerer Zeit auch umgekehrte Befunde zu beobachten waren, die Vertragsentwicklung bei den jungen Frauen also wesentlich günstiger als bei den Männern verlaufen war (so in den Jahren 2008 und 2009; vgl. BIBB-Datenreport 2010, Kapitel A1.1). Allerdings darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zugangswahrscheinlichkeit ausbildungsinteressierter junger Frauen in duale Berufsausbildung selbst unter Kontrolle sonstiger Einflussgrößen (z. B. Schulabschlüsse, regionale Ausbildungsmarktverhältnisse) grundsätzlich etwas geringer ausfällt als die der jungen Männer (vgl. dazu auch Imdorf 2005, Eberhard / Ulrich 2010, S. 155). Ähnliches war auch für 2011 zu beobachten. Denn der Anteil der erfolglosen Nachfrager betrug bei den Frauen 13,0 %, bei den jungen Männern dagegen nur 11,1 % (Bundesagentur für Arbeit 2011b). Welche Rolle dabei die starke Konzentration der Berufswünsche junger Frauen auf die Dienstleistungsberufe spielt (in denen die Konkurrenz oft größer und die entsprechenden Bewerberschlangen dementsprechend länger sind) und wie sich darüber hinaus das insbesondere für junge Frauen interessante Alternativangebot in den Schulberufen (vollzeitschulische Berufsausbildung) auswirkt, ist noch nicht ausreichend erforscht.

Tabelle A1.1-6: Entwicklung der Ausbildungsplatznachfrage nach dem Geschlecht
Tabelle A1.1-6 (barrierefrei)


Tabelle A1.1-6

Erfolglose Marktteilnehmer

Trotz der 2011 insgesamt verbesserten Einmündungschancen in eine betriebliche Lehrstelle suchten bundesweit 76.700 Ausbildungsplatznachfrager noch zum Ende des Berichtsjahrs eine Ausbildungsstelle (Spalte 9 in Tabelle A1.1-3). Die Zahl fiel zwar niedriger aus als im Jahr zuvor (84.600), lag jedoch immer noch deutlich höher als die Zahl der Ausbildungsplatzangebote, die Ende September noch zu besetzen waren (29.700; vgl. Spalte 5). Die Marktlage zum Ende des Berichtsjahrs (30. September 2011) war daher für die noch ausbildungsinteressierten Jugendlichen relativ eng, wenn auch nicht mehr so schwierig wie noch ein Jahr zuvor.

In Niedersachsen suchten zum Ende des Berichtsjahres noch 16,4 % aller offiziell ermittelten Ausbildungsplatznachfrager nach einer Ausbildungsgelegenheit; in Nordrhein-Westfalen waren es 14,6 % (vgl. Spalte 20). Die geringsten Anteile noch suchender Nachfrager wurden wiederum aus Mecklenburg- Vorpommern (6,7 %), Sachsen (7,4 %), Thüringen (7,7 %) und Bayern (7,9 %) gemeldet.

Von den 76.700 Jugendlichen, die Ende September noch weitersuchten, verfügten 65.200 zumindest über eine alternative Verbleibsmöglichkeit. Sie wurden deshalb nicht zur Gruppe der „unversorgten Bewerber“ gezählt, deren Zahl sich im Jahr 2011 um 700 auf noch 11.600 Personen verringerte. Allerdings wird der größte Teil der rd. 65.200 noch Suchenden mit alternativer Verbleibsmöglichkeit im Berichtsjahr 2012 erneut bei den Beratungs- und Vermittlungsstellen vorstellig werden; der Anteil dürfte nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre bei rund 85 % liegen (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2011b, S. 16). Eine endgültige Versorgung wird somit durch die alternative Verbleibsmöglichkeit zumeist nicht erreicht; es handelt sich in den meisten Fällen um Zwischenlösungen (vgl. auch Kapitel A1.3).

Ungeachtet der noch relativ hohen Zahl erfolgloser Ausbildungsplatznachfrager hatten es die Betriebe zunehmend schwer, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Die Zahl der bis Ende September unbesetzten betrieblichen Ausbildungsplatzangebote stieg bundesweit auf 29.700 (+10.100 bzw. +51,4 %; vgl. Spalte 5 in Tabelle A1.1-3). Von den steigenden Besetzungsproblemen waren der Westen und Osten Deutschlands in etwa gleich stark betroffen, wenn auch dem Problem nicht zu besetzender Ausbildungsplätze eine besondere Schärfe in den ostdeutschen und bayrischen Arbeitsagenturbezirken zukam. In Mecklenburg-Vorpommern fanden 13,3 % des „betrieblichen“ Ausbildungsplatzangebots (außerbetriebliche Plätze nicht mit eingeschlossen) keine neuen Auszubildenden (vgl. Spalte 17); auch damit lag Mecklenburg-Vorpommern an der Spitze aller 16 Länder. In Bayern waren es 7,5 %, in Thüringen 7,1 % und in Sachsen 6,3 %. Umgekehrt fielen in diesen Regionen die Anteile der noch suchenden Ausbildungsstellenbewerber unter den Ausbildungsplatznachfragern relativ moderat aus.

Tabelle A1.1-7: Berufe mit einer relativ hohen Zahl an Ausbildungsplatznachfragern im Verhältnis zum betrieblichen Ausbildungsplatzangebot
Tabelle A1.1-7 (barrierefrei)


Tabelle A1.1-7

Marktungleichgewichte in Berufen

Neben den oben beschriebenen regionalen Ungleichgewichten (siehe dazu auch Kapitel A1.4) waren 2011 deutliche berufliche Marktungleichgewichte zu beobachten. Diese dürften in 2011 noch dadurch verstärkt worden sein, dass die zusätzlichen Nachfrageimpulse, die durch die doppelten Abiturientenjahrgänge ausgelöst wurden, nicht gleichmäßig allen Berufen, sondern vor allem abituriententypischen Berufen zugutekamen.

Nur wenig Besetzungsprobleme ihrer Ausbildungsplatzangebote hatten 2011 jene Betriebe, die Ausbildungsstellen in den Berufen Tierpfleger / -in, Gestalter / -in für visuelles Marketing, Mediengestalter / -in Bild und Ton, Fotograf / -in oder Mediengestalter / -in Digital und Print anboten Tabelle A1.1-7. Die Nachfrage aufseiten der Jugendlichen war hier sehr hoch, und dementsprechend gab es in Relation zur Zahl der Nachfrager auch nur wenige Angebote (die betrieblichen Angebots-Nachfrage-Relationen variierten lediglich zwischen 52,3 und 72,7).

Völlig anders war die Marktlage in den Berufen Restaurantfachmann / -fachfrau, Fachmann / -frau für Systemgastronomie, Klempner / -in, Fachverkäufer / -in im Lebensmittelhandwerk, Fleischer / -in und Gebäudereiniger / -in Tabelle A1.1-8. Aus Sicht der Jugendlichen war die Angebotslage in diesen Berufen sehr gut (die Angebots-Nachfrage-Relationen lagen allesamt über 110 und schwankten je nach Beruf zwischen 112,0 und 124,5). Doch für die Betriebe war es umgekehrt schwierig, ihre Angebote auch besetzen zu können. Je nach Beruf blieben zwischen 15 % und 26 % des offiziell registrierten betrieblichen Ausbildungsplatzangebots ungenutzt.

Die Liste in Tabelle A1.1-7 zeigt, dass es vor allem Dienstleistungsberufe sind, welche von den ausbildungsinteressierten Jugendlichen überdurchschnittlich häufig nachgefragt werden, oder Berufe, die auf einen hohen Anteil an gestalterischen und kreativen Arbeitsinhalten hindeuten. Wie in einer Untersuchung des BIBB belegt werden konnte (vgl. Eberhard / Scholz / Ulrich 2009), spielt dabei vor allem auch das aus Sicht der Jugendlichen besonders gute Image dieser Berufe eine Rolle. Den Jugendlichen geht es nicht nur darum, einen Beruf mit Tätigkeiten auszuüben, die ihren beruflichen Interessen entgegenkommen, sondern sie streben auch danach, einen Beruf zu erlernen, der bei anderen Personen besonders gut ankommt und der ihnen somit hilft, einen möglichst positiven Eindruck bei ihren Mitmenschen zu hinterlassen.

Um zu vermeiden, dass trotz insgesamt günstigerer Ausbildungsmarktverhältnisse für die Jugendlichen Lehrstellenbewerber dennoch in größerer Zahl bei ihrer Suche erfolglos bleiben, ist ein Abbau der Ungleichgewichte auf den Ausbildungsmärkten unerlässlich. Gewichtige Hemmnisse in regionaler Hinsicht sind z. B. ein sehr junges Alter der Bewerber (viele sind erst 16 Jahre alt) und die damit verbundenen Einschränkungen (z. B. fehlender Führerschein), aber vermutlich auch geringe familiäre Unterstützung und Möglichkeiten zur Förderung der Mobilität (vgl. auch Beicht / Eberhard 2009). In beruflicher Hinsicht spielt das von den Jugendlichen vermutete schlechte gesellschaftliche Image einzelner Berufe eine Rolle, darüber hinaus aber auch ungünstige Ausbildungsbedingungen (vgl. Beicht u. a. 2009). Nachteilhaft können sich auch einseitige geschlechtsspezifische Vorlieben aufseiten der Jugendlichen auswirken. Denn wenn Berufe ausschließlich von Mädchen oder aber von Jungen nachgefragt werden, heißt dies für die betroffenen Betriebe zugleich, dass sie von vornherein auf rund die Hälfte der potenziellen Bewerber verzichten müssen.

Tabelle A1.1-8: Berufe mit einer relativ geringen Zahl an Ausbildungsplatznachfragern im Verhältnis zum betrieblichen Ausbildungsplatzangebot
Tabelle A1.1-8 (barrierefrei)


Tabelle A1.1-8

Ergebnisse der Nachvermittlung bis Ende Dezember 2011

Angesichts der gegenüber dem Vorjahr zwar kleineren, gleichwohl weiterhin bedeutsamen Lücke zwischen der Zahl der Ende September 2011 noch suchenden Ausbildungsplatznachfrager (76.700) und der noch unbesetzten Ausbildungsplätze (29.700) waren die Nachvermittlungsbedingungen für die Agenturen für Arbeit, ARGEn und zkT relativ schwierig.

Die Zahl der Jugendlichen, für die zwischen Oktober und Dezember 2011 ein Vermittlungsauftrag (zeitweise oder dauerhaft) bestand, um in das bereits begonnene Ausbildungsjahr einzusteigen, bezifferte sich bundesweit auf 62.500 Personen; im Vorjahr waren es noch 67.400 (Bundesagentur für Arbeit 2011a). Darunter befanden sich 43.500 Jugendliche, die bereits im Berichtsjahr 2010 / 2011 als Ausbildungsstellenbewerber registriert worden waren, sowie 19.100, auf die dies nicht zutraf  Tabelle A1.1-9.

Zu den 43.500 Bewerbern aus dem Berichtsjahr 2010 / 2011 zählten

  • 6.100 bzw. 2,2 % der 275.100 Bewerber, die ursprünglich in eine Berufsausbildungsstelle eingemündet waren (Spalte 3),
  • 11.400 bzw. 99,1 % der 11.600 Bewerber, die am 30. September ohne Alternative auf Ausbildungsplatzsuche waren („unversorgte Bewerber“; Spalte 6),
  • 19.100 bzw. 29,3 % der 65.200 Bewerber, die bis Ende September aus einer bestehenden Alternative heraus noch weiter nach einer Ausbildungsstelle gesucht hatten (Spalte 5),19 sowie
  • 6.900 bzw. 3,7 % der 186.400 Bewerber, die am 30. September zunächst anderweitig verblieben und zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr auf Ausbildungsplatzsuche waren (Spalte 4).

In Tabelle A1.1-9 wird auch wiedergegeben, welche Ergebnisse die Nachvermittlung bis Dezember 2011 für die 62.500 Bewerber mit Interesse an einem nachträglichen Einstieg in das bereits begonnene Ausbildungsjahr erbracht hatte. Die Zahl der Bewerber, die bis Ende 2011 in die anvisierte Berufsausbildung einmündete, fiel demnach mit 4.900 bzw. 7,9 % relativ niedrig aus. 50.200 bzw. 80,2 % der Bewerber waren dagegen weiter auf Ausbildungsplatzsuche, darunter 22.300 ohne und 27.900 mit alternativer Verbleibsmöglichkeit.20 Die restlichen 7.400 bzw. 11,9 % Bewerber waren zu gleichen Teilen alternativ (3.700) oder unbekannt (3.700) verblieben und hatten den Vermittlungsauftrag beendet (Spalte 1).

Dabei waren die Ausbildungschancen der ostdeutschen Bewerber, von denen insgesamt 9,7 % in eine Berufsausbildungsstelle einmündeten (in eine ungeförderte Stelle: 6,8 %, in eine geförderte Stelle: 2,9 %), leicht höher als die ihrer westdeutschen Altersgenossen. Von diesen waren 7,5 % in eine Berufsausbildungsstelle eingemündet (in eine ungeförderte Stelle: 5,9 %, in eine geförderte Stelle: 1,6 %).

Die relativ geringen Einmündungsquoten im Nachvermittlungsgeschäft sind zum Teil darauf zurückzuführen, dass eine Vermittlung mehrere Wochen und Monate nach Beginn eines neuen Ausbildungsjahres grundsätzlich schwierig ist. Sie sind aber auch ein weiteres Zeichen dafür, dass das Verhältnis zwischen Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage auch im Jahr 2011 nicht ausgeglichen war – ungeachtet der verbesserten Ausbildungschancen für die Jugendlichen – und dass es auch 2011 für einen größeren Teil der Jugendlichen schwierig war, einen Platz im dualen Berufsausbildungssystem zu finden.

(Simone Flemming, Ralf-Olaf Granath, Joachim Gerd Ulrich)

Tabelle A1.1-9: Herkunft und Verbleib der Ausbildungsstellenbewerber, für die im vierten Quartal des Kalenderjahres 2011 zeitweise oder dauerhaft ein Vermittlungsauftrag für den Beginn einer Berufsausbildung bis Ende 2011 bestand
Tabelle A1.1-9 (barrierefrei)


Tabelle A1.1-9

Fußnoten

7 Es handelt sich bei diesen Zahlen gegenwärtig noch um Schätzungen.

8 2011 begannen bereits 26.900 junge Menschen den Bundesfreiwilligendienst, darunter 14.600 junge Männer und 12.200 junge Frauen. In den freiwilligen Wehrdienst mündeten 4.600 Personen ein, darunter 4.400 Männer und knapp 200 Frauen.

9 Vgl. dazu: http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/%20DE/Navigation/Statistiken/VolkswirtschaftlicheGesamtrechnungen/Inlandsprodukt/Tabellen.psml

10 Die BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30. September (vgl. Kapitel A1.1) enthält Informationen zu all jenen Marktteilnehmern, welche ihren Ausbildungswunsch erfolgreich umsetzen konnten, unabhängig davon, ob sie bei den Beratungs- und Vermittlungsdiensten der BA, den Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) oder den zugelassenen kommunalen Trägern (zkT) gemeldet waren oder nicht.

11 Die Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit (vgl. Kapitel A1.2) gibt Auskunft zu den Merkmalen und zum Markterfolg von ausbildungsinteressierten Jugendlichen und Betrieben, welche sich dazu entschlossen hatten, die Beratungs- und Vermittlungsdienste der Agenturen für Arbeit, Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) oder zugelassenen kommunalen Träger (zkT) in Anspruch zu nehmen.

12 Beide Quellen, die BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30. September und die Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit, orientieren sich am selben Stichtag (30. September) und am selben Erhebungszeitraum (die dem Stichtag vorausgegangenen 12 Monate). In verknüpfter Form enthalten sie alle relevanten Informationen zu jenen Jugendlichen und Ausbildungsplatzanbietern (Betriebe, Praxen, Verwaltungen, über- bzw. außerbetriebliche Bildungsträger), die entweder ihr Ausbildungsinteresse erfolgreich umsetzen konnten und anschließend von den Kammern und sonstigen zuständigen Stellen als neue Ausbildungsvertragspartner registriert wurden oder aber zumindest ihr ursprüngliches Ausbildungsinteresse im Kontakt mit den Agenturen für Arbeit, Arbeitsgemeinschaften (ARGEn), zugelassenen kommunalen Trägern (zkT) bekundet hatten.

13 Die Daten für 2010 werden noch einmal berichtet, da sich im Laufe des Jahres 2011 (leichtere) Datenkorrekturen ergaben und somit die im BIBB-Datenreport 2011 enthaltenen Angaben teilweise zu revidieren sind.

14 Denn die Angebotsquote zugunsten der ausbildungsinteressierten Jugendlichen (AQI) dürfte die Unterschiede in den Ausbildungsmarktverhältnissen sowohl im Zeitverlauf als auch im regionalen Vergleich mit höherer Validität abbilden als die beiden ANR-Größen, zumal sie auch weniger stark auf Verzerrungen durch Pendlerbewegungen reagiert. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass im Rahmen der AQI-Berechnung kein für die politische Einschätzung wünschenswerter Schwellenwert festgelegt werden kann, ab wann ein Ausbildungsmarkt als ausgeglichen gelten kann. Eine einfache Festlegung auf den Wert 100 würde ignorieren, dass sich ein Teil der ausbildungsinteressierten Jugendlichen auch bei günstiger Marktlage aus freiwilligen Stücken umentscheidet und letztlich eine andere Alternative (z. B. Studium, Schulberufsausbildung) wählt. Im Jahr 1992, als die Ausbildungsmarktlage für die Jugendlichen sehr entspannt war und über 100.000 Ausbildungsplätze unbesetzt blieben, lag die AQI bei 90,6. Die höchsten Regionalwerte im Jahr 2011 wurden in den Arbeitsagenturbezirken Stralsund (91,3), Passau (90,3), München (89,3) und Schwandorf (89,1) gemessen.

15 Die Einteilung der Berufe in Berufsgruppen folgt an dieser Stelle der in den 1990er-Jahren üblichen Gliederung für die Beratungs- und Vermittlungsdienste der BA, um Vergleichbarkeit herzustellen (vgl. dazu Bundesanstalt für Arbeit: Arbeitsmarkt in Zahlen. Ausbildungsvermittlung Berichtsjahr 2001/02, Tabelle 7.1). Unter den Dienstleistungsberufen sind hier zusammengefasst die Berufsgruppen 66 bis 93 nach der alten Berufsklassifikation des Statistischen Bundesamtes von 1992. Die Fertigungsberufe umfassen die Gruppen 10 bis 55. Die sonstigen Berufe außerhalb der Dienstleistungs- und Fertigungsberufe schließen die technischen Berufe (62 bis 64), die Berufe in der Land-, Tier-, Forstwirtschaft und im Gartenbau (01 bis 06), Berufe im Bergbau und in der Mineralgewinnung (07 bis 08) und nicht eindeutig zuzuordnende Berufe (98 bis 99) mit ein. Die berufliche Angebotsstruktur von 1994 bis 2005 wurde unter Zuhilfenahme der Ausbildungsmarktdaten des Statistischen Bundesamtes mit Stichtag 31. Dezember geschätzt.

16 Ein vergleichbarer geschlechtsspezifischer Unterschied machte sich bei den Ausbildungsstellenbewerbern bemerkbar, welche die Beratungs- und Vermittlungsdienste der Arbeitsagenturen, Arbeitsgemeinschaften und zugelassenen kommunalen Träger einschalteten (vgl. Kapitel A1.3). Während die Zahl der weiblichen Bewerber um 8.700 bzw. 3,5 % sank, blieb der Rückgang bei den männlichen Bewerbern mit 5.000 bzw. 1,7 % relativ begrenzt.

17 Denn während der Zivildienst ausschließlich männlichen jungen Erwachsenen (als Ersatz für den Wehrdienst) offenstand, richtet sich der Bundesfreiwilligendienst an beide Geschlechter. 2011 begannen bereits 12.200 junge Frauen und 14.600 junge Männer den Bundesfreiwilligendienst. In den freiwilligen Wehrdienst mündeten knapp 200 Frauen und 4.400 Männer ein.

18 Eine ähnliche Verschiebung zugunsten männlicher Ausbildungsanfänger konnte 2011 im Hochschulsektor beobachtet werden. Während die Zahl der männlichen Studienanfänger im Studienjahr 2011 nach den ersten vorläufigen Zahlen stark um 50.900 bzw. 22,7 % anstieg, fiel der Zuwachs bei den weiblichen Studienanfängern mit „nur“ 20.200 bzw. 9,2 % wesentlich moderater aus (vgl. Statistisches Bundesamt 2011, Tabelle 2). Der relative Anteil der weiblichen Studienanfänger sank dementsprechend deutlich von 49,5 % auf 46,6 %.

19 Die relativ niedrige Quote ist darauf zurückzuführen, dass ihre erneute Berücksichtigung im Vermittlungsjahr 2011/2012 eine aktive Rückmeldung durch die Betroffenen erforderlich machte (für die Bewerber ohne Alternative war dies nicht der Fall).

20 Von den insgesamt 27.900 noch suchenden Bewerbern, die über eine den Beratungs- und Vermittlungsdiensten bekannte alternative Verbleibsmöglichkeit verfügten, befanden sich 4.500 in einer vollqualifizierenden Ausbildung (aus der sie sich für eine neue Berufsausbildungsstelle bewarben), weitere 400 in einem Studium. 5.800 besuchten eine Schule, 1.300 absolvierten ein Praktikum, 4.200 waren erwerbstätig, gut 600 leisteten gemeinnützige oder soziale Dienste, und 10.500 befanden sich in Fördermaßnahmen (Bundesagentur für Arbeit 2011a, S. 5).

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2012 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2012).

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