A1.3 Ausbildungsvermittlung (die Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit)
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat den gesetzlichen Auftrag, Berufsberatung durchzuführen, Ausbildungsstellen zu vermitteln sowie Berufsausbildung zu fördern. Im Rahmen der Ausbildungsvermittlung berät die BA sowohl Betriebe, die Ausbildungsstellen anbieten, als auch Jugendliche, die eine duale Berufsausbildung anstreben, wobei die Inanspruchnahme dieser Dienste durch Arbeitgeber und Jugendliche freiwillig ist. Über diesen Vermittlungs- und Beratungsdienst führt die BA die Ausbildungsmarktstatistik, die monatlich28 nach dem Bestand an Ausbildungsstellen und Bewerbern bzw. Bewerberinnen sowie deren Verbleib ausgewertet wird. Der Vermittlungs- bzw. Erhebungszeitraum beginnt am 1. Oktober eines Jahres und endet am 30. September des Folgejahres. Die Ausbildungsmarktstatistik der BA wird neben der BIBB-Erhebung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zum 30. September (vgl. Kapitel A1.2) zur Angebots- und Nachfrageberechnung, also zur Ausbildungsmarktbilanz, herangezogen.29
Seit Januar 2005 sind auch die Träger der Grundsicherung (Jobcenter und zugelassene kommunale Träger) für die Ausbildungsvermittlung zuständig. Jugendliche, die im Sinne des SGB II hilfsbedürftig sind, werden von ihnen betreut. Wie die BA, so führen auch die Träger der Grundsicherung eine Statistik über das Vermittlungsgeschehen, wobei die zugelassenen kommunalen Träger (zkT) ein anderes Verfahren verwenden als die BA und die Jobcenter. Aufgrund dieser unterschiedlichen Erhebungsverfahren konnten die Daten der zkT in den Jahren von 2005 bis 2008 nicht mit den Daten der BA und der Jobcenter verknüpft werden. Die Veröffentlichungen für diesen Zeitraum beinhalten somit keine Angaben der zkT. Seit 2009 können die BA-Daten zu den gemeldeten Bewerbern und Bewerberinnen um die der zkT ergänzt werden, sodass nun wieder Angaben über die Gesamtgruppe aller gemeldeten Bewerber / -innen vorliegen. Statistische Angaben zu den gemeldeten Ausbildungsstellen beinhalten allerdings weiterhin nur die Daten der BA sowie der Jobcenter, da nach Einschätzung der BA nur wenige Ausbildungsstellen bei den zkT gemeldet sind, die nicht gleichzeitig bei der BA oder den Jobcentern gemeldet sind (Bundesagentur für Arbeit 2011). Die Statistiken zu den gemeldeten Bewerbern und Bewerberinnen von 2005 bis 2008 sind daher nur eingeschränkt mit den Daten ab 2009 vergleichbar.
Durch die Datenzusammenführung ergeben sich zum Teil Doppelzählungen, die jedoch relativ gering ausfallen (2011: 2.788 Doppelzählungen). Solche Doppelerfassungen entstehen beispielsweise, wenn ein bei den Arbeitsagenturen gemeldeter Bewerber bzw. eine Bewerberin infolge des Eintretens von Hilfsbedürftigkeit im Sinne von SGB II im weiteren Verlauf der Ausbildungsstellensuche von den zkT unterstützt wird.
Gemeldete Ausbildungsstellen
Mit 519.555 Ausbildungsstellen wurden im Berichtsjahr 2010 / 2011 erstmals seit 2007 / 2008 (511.582) wieder mehr als eine halbe Million Stellen bei der BA zur Vermittlung angeboten. Damit wurden 36.036 (+7,5 %) Berufsausbildungsstellen mehr als im Berichtsjahr 2009 / 2010, und 44.164 (+9,3 %) Stellen mehr als 2008 / 2009 gemeldet Tabelle A1.3-1. Der Großteil der gemeldeten Stellen stammte wie auch in den Jahren zuvor aus dem Bereich der Industrie- und Handelskammern (296.561 bzw. 57,1 %) und Handwerkskammern (115.997 bzw. 22,3 %).
Am höchsten fielen die Zuwächse im Vergleich zum vorherigen Berichtsjahr in Industrie und Handel (+31.127 bzw. +11,7 %) und im Handwerk (+11.663 bzw. +11,2 %) aus. Bei den freien Berufen war dagegen nur eine leichte Zunahme von 1,3 % (+400) zu verzeichnen. In der Landwirtschaft konnte nach einem Rückgang von 2008 / 2009 auf 2009 / 2010 (-443 bzw. -6,4 %) im Berichtsjahr 2010 / 2011 eine leichte Zunahme bei den gemeldeten Stellen beobachtet werden (+195 bzw. +3,0 %). Wie bereits im Vorjahr, so wurden auch für 2010 / 2011 Rückgänge im öffentlichen Dienst (-589 bzw. -4,4 %), bei den sonstigen Stellen (-2.052 bzw. -6,0 %) und den Stellen ohne Angabe (-4.708 bzw. -17,0 %) verbucht.
Tabelle A1.3-1: Gemeldete Berufsausbildungsstellen1 in den Berichtsjahren 2010 / 2011, 2009 / 2010 und 2008 / 2009
Tabelle A1.3-1 (barrierefrei)
Gemeldete Ausbildungsstellenbewerber/-innen
Im Berichtsjahr 2010 / 2011 wurden 538.245 Jugendliche als Ausbildungsstellenbewerber / -innen registriert. Dies waren 13.699 (-2,5 %) weniger als im Berichtsjahr 2009 / 2010. Nachdem in den neuen Ländern im letzten Jahr ein recht starker Rückgang der Bewerberzahl zu verzeichnen gewesen war (-14.186 bzw. -13,0 %), fiel der Rückgang 2010 / 2011 geringer aus (-4.714 bzw. -5,0 %). Er war damit aber prozentual immer noch mehr als doppelt so hoch wie in den alten Ländern (-8.985 bzw. -2,0 %).
E Bewerber / -innen für Ausbildungsstellen bei der Bundesagentur für Arbeit
Bei der Bundesagentur für Arbeit werden nur diejenigen Ratsuchenden als Ausbildungsstellenbewerber / -innen geführt, die ausbildungsreif30 sind (Müller-Kohlenberg / Schober / Hilke 2005, S. 22).
Was die schulische Vorbildung betraf, so verfügten im Berichtsjahr 2010 / 2011 fast alle gemeldeten Bewerber / -innen über einen Schulabschluss (98,3 %): 30,0 % hatten einen Hauptschul- und 42,4 % einen Realschulabschluss. 12,0 % hatten die Fachhochschul- und 9,8 % die allgemeine Hochschulreife erworben. Die Zahl der Ausbildungsstellenbewerber / -innen mit allgemeiner Hochschulreife war in den neuen Ländern mit 14,1 % höher als in den alten Ländern (8,9 %). Für 22.248 bzw. 4,1 % der Bewerber / -innen lag keine Angabe zum Schulabschluss vor Tabelle A1.3-2.
Rund die Hälfte der gemeldeten Bewerber / -innen (50,7 %) hatte als letzte Schulform eine allgemeinbildende Schule besucht, weitere 43,4 % eine berufsbildende Schule, und 2,7 % besuchten eine Hochschule oder Akademie. In den neuen Ländern lag der Anteil der Bewerber / -innen, die zuletzt eine berufsbildende Schule besuchten, mit 21,9 % wesentlich niedriger als in den alten Ländern (47,7 %). Stattdessen hatten Bewerber / -innen aus den neuen Ländern häufiger eine allgemeinbildende Schule als letzte Schulform besucht (69,6 %). Zurückzuführen sein dürfte dies auf die regional unterschiedlichen Angebotsstrukturen. So ist das Übergangssystem in den neuen Ländern relativ gering ausgebaut, während es in den alten Ländern ein hohes Gewicht hat (Eberhard / Ulrich 2010).
Der Anteil der Bewerber / -innen mit ausländischer Staatsangehörigkeit fiel in den neuen Ländern (4,4 %) geringer aus als in den alten (12,6 %) und lag im Bundesgebiet bei 11,2 %.
Tabelle A1.3-2: Geschlecht, Schulabschluss, besuchte Schule, Staatsangehörigkeit und Alter der bei der BA (inkl. zkT) gemeldeten Bewerber / -innen der Berichtsjahre 2010 / 2011 und 2009 / 2010
Tabelle A1.3-2 (barrierefrei)
Verbleib der gemeldeten Ausbildungsstellenbewerber/-innen
Bis zum Abschluss des Berichtsjahres am 30. September 2011 mündeten 51,1 % (275.147) der Bewerber / -innen und damit 2,6 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr (267.641 bzw. 48,5 %) in eine Berufsausbildungsstelle ein. 46,7 % (251.548) der Ausbildungsstellenbewerber / -innen begannen im Berichtsjahr 2010 / 2011 eine Alternative zu einer Berufsausbildung (z. B. Schule, Praktikum, berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen) oder verzichteten ohne nähere Angabe eines Verbleibs auf eine weitere Unterstützung der Vermittlungsdienste der BA. Die übrigen 11.550 (2,1 %) Bewerber / -innen waren bis zum Ende des Berichtsjahres offiziell noch unversorgt Tabelle A1.3-3.
Für die Jugendlichen, die in eine Berufsausbildung einmündeten (275.147), konnte der Vermittlungsauftrag abgeschlossen werden. Auch für den größten Teil der alternativ verbliebenen Bewerber / -innen (100.390) sowie für die unbekannt verbliebenen Bewerber / -innen (85.968) fanden zum Abschluss des Berichtsjahres keine weiteren Vermittlungsbemühungen mehr statt. Die restlichen 65.190 Jugendlichen, die in eine Alternative eingemündet waren, wünschten weiterhin eine Ausbildungsstellenvermittlung durch die BA. Somit liefen nicht nur für die offiziell unversorgten Bewerber / -innen (11.550) die Vermittlungsbemühungen weiter, sondern auch für einen Teil (65.190) der alternativ verbliebenen Bewerber / -innen, sodass nach Abschluss des Geschäftsjahres am 30. September 2011 insgesamt noch 76.740 (14,3 %) Bewerber / -innen auf Ausbildungsstellensuche waren.
Alternativ verbliebene Bewerber / -innen
165.580 (bzw. 30,8 %) der gemeldeten Bewerber / -innen hatten eine Alternative zu einer Berufsausbildung begonnen. Mehr als die Hälfte (100.390 bzw. 60,6 %) wünschten keine weitere Vermittlung mehr; dagegen liefen für 65.190 (39,4 %) der Alternativverbleiber / -innen auch nach Abschluss des Berichtsjahres am 30. September 2011 die Vermittlungsbemühungen weiter.
- Bewerber / -innen ohne weiteren Vermittlungswunsch
Von den 100.390 Bewerbern und Bewerberinnen, die eine Alternative zu einer Ausbildung begannen und keine weitere Vermittlung wünschten, mündeten mehr als die Hälfte (58,7 % bzw. 58.919) in Schule, Studium, ein berufsvorbereitendes Jahr, Berufsgrundbildungsjahr oder Praktikum ein. Der größte Teil (45,7 % bzw. 45.834) nahm eine Schulbildung auf. 922 (0,9 %) fingen mit einem berufsvorbereitenden Jahr an, weitere 2.222 (2,2 %) Jugendliche mit einem Berufsgrundbildungsjahr. 7.397 (7,4 %) begannen ein Studium und 2.544 (2,5 %) ein Praktikum. Daneben war die Einmündung in Erwerbsarbeit die zweithäufigste Verbleibsform: 19.701 (19,6 %) der Jugendlichen entschlossen sich hierzu. 8.489 (8,5 %) verblieben in ihrer bisherigen Berufsausbildung, obwohl sie eigentlich den Wechsel in eine andere Ausbildung angestrebt hatten. 1.590 (1,6 %) Jugendliche traten ihren Wehr- bzw. Zivildienst an. Dies sind 1,2 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr und könnte als Folge der Wehrpflichtaussetzung gedeutet werden. 3.986 (4,0 %) absolvierten ein freiwilliges soziales bzw. ökologisches Jahr. Insgesamt 7.705 (7,7 %) Jugendliche mündeten in Fördermaßnahmen ein: 3.681 (3,7 %) in berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, 1.140 (1,1 %) in eine Einstiegsqualifizierung und 2.591 (2,6 %) in sonstige Förderarten. Förderungen im Rehabilitationsbereich erhielten 260 Jugendliche im Rahmen von berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen und weitere 33 im Rahmen sonstiger Rehaförderung (insgesamt 0,3 %).
- Vergleich der alternativ verbliebenen Bewerber / -innen mit und ohne weiterem Vermittlungswunsch
Neben den 100.390 alternativ verbliebenen Jugendlichen, deren Vermittlungsauftrag abgeschlossen war, suchten 65.190 Bewerber / -innen mit einer Alternative zum Ende des Berichtsjahres weiterhin nach einer Ausbildungsstelle. Vergleicht man die beiden alternativ verbliebenen Gruppen nach ihrem Vermittlungsstatus (keine weitere Vermittlung mehr erwünscht vs. weitere Vermittlung erwünscht), wird deutlich, dass sich die Anteile in den einzelnen Verbleibsformen in Abhängigkeit von der Gruppenzugehörigkeit unterscheiden.
Tabelle A1.3-3 zeigt, dass insbesondere die Einmündung in Fördermaßnahmen mit einem häufigeren Wunsch nach weiterer Vermittlung in Zusammenhang steht: Fast ein Drittel (29,1 % bzw. 18.962) der alternativ verbliebenen Bewerber / -innen mit weiterem Vermittlungswunsch waren in Fördermaßnahmen eingemündet, davon die meisten in berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (13.932 bzw. 21,4 %). Demgegenüber befanden sich nur 7,7 % (7.705) der alternativ verbliebenen Jugendlichen ohne weiteren Vermittlungswunsch in einer Fördermaßnahme (berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme, berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme im Rehabereich, Einstiegsqualifizierung, sonstige Förderung, sonstige Förderung im Rehabereich).
Ein ebenfalls großer Abstand zwischen den beiden Gruppen lässt sich hinsichtlich des Verbleibs in der Schule feststellen. Während der Anteil der alternativ verbliebenen Bewerber / -innen mit weiterem Vermittlungswunsch, die nun eine Schule besuchten, bei 30,3 % (19.770) lag, fiel der Schüleranteil bei den alternativ verbliebenen Bewerber / -innen ohne weiteren Vermittlungswunsch mit 45,7 % (bzw. 45.834) wesentlich höher aus. Darüber hinaus war auch der Anteil der Studienanfänger / -innen unter den alternativ verbliebenen Bewerbern / Bewerberinnen mit weiterem Vermittlungswunsch deutlich geringer (1,2 % bzw. 797 vs. 7,4 % bzw. 7.397). Und auch der Anteil der Erwerbstätigen lag bei den Bewerbern und Bewerberinnen mit weiterem Vermittlungswunsch (8.911 bzw. 13,7 %) unter dem der Jugendlichen ohne weiteren Vermittlungswunsch (19.701 bzw. 19,6 %). Des Weiteren zeigten sich Unterschiede hinsichtlich der Einmündung in ein Praktikum. Jugendliche mit weiterem Vermittlungswunsch verblieben mit 8,0 % (vs. 2,5 %) öfter im Praktikum und häufiger in einer Einstiegsqualifizierung (5,2 % vs. 1,1 %) als Jugendliche ohne weiteren Vermittlungswunsch. Die Anteile der alternativ Verbliebenen mit weiterem Vermittlungswunsch, die ein berufsvorbereitendes Jahr (1,0 % vs. 0,9 %), ein Berufsgrundbildungsjahr (je 2,2 %), gemeinnützige bzw. soziale Dienste (4,6 % vs. 4,0 %) oder den Wehr- bzw. Zivildienst (0,7 % vs. 1,6 %) begannen oder in ihrer bisherigen Berufsausbildungsstelle verblieben (9,2 % vs. 8,5 %), lagen dagegen ähnlich hoch wie in der Gruppe der alternativ Verbliebenen ohne weiteren Vermittlungswunsch.
Tabelle A1.3-3: Verbleib der bei der BA und den zugelassenen kommunalen Trägern gemeldeten Bewerber / -innen zum 30.09.2011
Tabelle A1.3.3 (barrierefrei)
Ausbildungsstellenbewerber / -innen, die die Schule vor dem Berichtsjahr 2010 / 2011 verlassen haben
Von den insgesamt 538.245 im Berichtsjahr 2010 / 2011 bei den Agenturen für Arbeit, den Jobcentern und den zkT gemeldeten Bewerbern und Bewerberinnen um eine Berufsausbildungsstelle waren 234.747 bzw. 43,6 % bereits vor dem Berichtszeitraum (Oktober 2010 bis September 2011) von der allgemeinbildenden oder beruflichen Schule abgegangen. Von ihnen hatten 43,4 % die Schule im Vorjahr verlassen und 56,6 % noch früher Tabelle A1.3-4. Verglichen mit dem vorherigen Berichtsjahr 2009 / 2010 nahm die Zahl der Bewerber / -innen mit Schulabgang in früheren Jahren (Vorjahr: 255.799) merklich ab, und zwar um 21.052 bzw. 8,2 %. Auch ihr relativer Anteil an allen Bewerbern und Bewerberinnen (Vorjahr: 46,3 %) ging im aktuellen Berichtsjahr 2010 / 2011 um 2,7 Prozentpunkte zurück.
In den neuen Ländern fiel im Berichtsjahr 2010 / 2011 der relative Anteil der Bewerber / -innen mit früherem Schulabgang mit 52,9 % deutlich höher aus als in den alten Ländern mit 41,7 %. Auch hatten die Bewerber / -innen in den neuen Ländern die Schule öfter bereits im Vorvorjahr oder früher, also vor mehr als einem Jahr, beendet: Ihr Anteil an allen Bewerbern und Bewerberinnen aus früheren Schulentlassjahren betrug 65,1 %, gegenüber 54,5 % in den alten Ländern. Diese höheren Prozentanteile sind vor allem auf folgenden rechnerischen Effekt zurückzuführen: In den neuen Ländern sank aufgrund der demografischen Entwicklung die Zahl der Schulabgänger / -innen in den letzten Jahren kontinuierlich, wodurch nicht nur die Bewerberzahl aus dem aktuellen Schulentlassjahr jeweils abnahm, sondern sich gleichzeitig auch die Gesamtzahl der Bewerber / -innen – also die Basis der Prozentuierung – immer weiter reduzierte. Der relative Anteil der Bewerber / -innen mit Schulabgang in den Vorjahren blieb deshalb hoch, obwohl deren absolute Zahl in den neuen Ländern ebenfalls merklich zurückging.
Tabelle A1.3-4: Entwicklung der Zahl der bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern (mit zkT) gemeldeten Ausbildungsstellenbewerber / -innen, welche die Schule bereits vor dem Berichtsjahr verließen
Tabelle A1.3-4 (barrierefrei)
E Bewerber / -innen um Berufsausbildungsstellen, die die Schule vor dem Berichtsjahr verlassen haben
In der Ausbildungsmarktstatistik der BA werden die Bewerber / -innen um Berufsausbildungsstellen nach dem Schulabgangsjahr differenziert. Es werden folgende Gruppen unterschieden:
- Bewerber / -innen mit Schulabgang im Berichtsjahr,
- Bewerber / -innen mit Schulabgang im Vorjahr,
- Bewerber / -innen mit Schulabgang in früheren Jahren.
Das Schulabgangsjahr bezieht sich dabei nicht nur auf die allgemeinbildende Schule, sondern es werden auch im Anschluss an die allgemeinbildende Schule besuchte berufliche Schulen berücksichtigt. Für das Schulabgangsjahr zählt also die zuletzt beendete allgemeinbildende oder berufliche Schule.
Bei den Bewerbern und Bewerberinnen mit Schulabgang vor dem Berichtsjahr handelt es sich somit um Personen, die im Laufe des aktuellen Berichtszeitraums keine Schule mehr besuchten, sondern an einer berufsvorbereitenden Maßnahme der BA teilnahmen, eine Einstiegsqualifizierung oder ein sonstiges Betriebspraktikum absolvierten, Wehr- bzw. Zivildienst oder ein freiwilliges soziales bzw. ökologisches Jahr leisteten, eine erneute Ausbildung anstrebten (z. B. nach einem Ausbildungsabbruch), einer Erwerbstätigkeit nachgingen, auf Arbeits- bzw. Ausbildungssuche waren oder aus privaten Gründen zu Hause blieben. Sie sind in der Vergangenheit häufig als „Altbewerber / -innen“ bezeichnet worden, obwohl unbekannt ist, ob sie sich in Vorjahren tatsächlich einmal um eine Ausbildungsstelle beworben haben oder nicht. In dieser Bewerbergruppe dürfte sich daher ein mehr oder weniger großer Anteil von Jugendlichen befinden, der vor dem aktuellen Berichtsjahr noch keine Berufsausbildung anstrebte und sich daher zuvor noch nicht beworben hatte. Umgekehrt werden nach dieser Definition aber auch Jugendliche, die nach erfolglosen Bewerbungen um eine Berufsausbildungsstelle teilqualifizierende schulische Bildungsgänge absolvierten, als aktuelle Schulabgänger / -innen eingestuft und nicht als Altbewerber / -innen.
Aus diesem Grund liefert die BA-Statistik nun auch Ergebnisse über die Bewerber / -innen für Berufsausbildungsstellen, die nicht nur im aktuellen Berichtsjahr, sondern bereits auch in einem früheren Berichtsjahr mit Unterstützung einer Arbeitsagentur, eines Jobcenters oder eines zugelassenen kommunalen Trägers (zkT) eine Ausbildungsstelle gesucht haben (vgl. Gehricke / Kahler / Kohlmann 2010). Berücksichtigt werden dabei jeweils die 5 vorangegangenen Berichtsjahre. Zusätzlich wird ausgewiesen, wann die früheren Bewerber / -innen vor dem aktuellen Berichtsjahr zuletzt als Bewerber / -in registriert waren. Daraus geht also nicht hervor, wann die Jugendlichen erstmals und wie lange sie insgesamt schon als Bewerber / -innen gemeldet waren. Vollständige Informationen liegen zudem bisher nur für die Bewerber / -innen vor, die bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldet waren. Die bei den zkT gemeldeten Bewerber / -innen können von der BA erst ab dem Berichtsjahr 2008 / 2009 mit einbezogen werden. Für das aktuelle Berichtsjahr 2010 / 2011 sind daher nur die früheren Bewerber / -innen aus den beiden vorherigen Berichtsjahren nachweisbar, nicht jedoch diejenigen aus weiter zurückliegenden Berichtsjahren. Vollständige Informationen, d. h. bezogen auf 5 vorangegangene Berichtsjahre, werden für alle Bewerber / -innen, d. h. einschließlich derjenigen bei den zkT gemeldeten, erst ab dem Berichtsjahr 2013 / 2014 verfügbar sein.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung definiert die Personengruppe der Altbewerber / -innen auf eine andere Weise: So werden im Rahmen von Stichprobenerhebungen, wie der regelmäßig durchgeführten BA / BIBB-Bewerberbefragung, als Altbewerber / -innen diejenigen Personen angesehen, die sich tatsächlich bereits einmal für einen früheren Ausbildungsbeginn als im jeweils aktuellen Ausbildungsjahr beworben haben (vgl. Kapitel A3 und BIBB-Datenreport 2011, Kapitel A3.2). Erfasst wird dabei das Jahr, für welches sich der Jugendliche erstmals um eine Ausbildungsstelle bemühte. Dabei spielt weder das Schulabgangsjahr eine Rolle noch die Frage, ob der Jugendliche bei einer Arbeitsagentur, einem Jobcenter oder einem zkT als Bewerber / -in um eine Ausbildungsstelle gemeldet war. Diese Definition hat den Vorteil, dass sie über die Gesamtdauer der bisherigen Such- und Bewerbungsprozesse der Jugendlichen Aufschluss gibt.
Im Hinblick auf die Struktur der Bewerber / -innen war für das Berichtsjahr 2010 / 2011 Folgendes festzustellen: Die Verteilung nach Geschlecht unterschied sich insgesamt nicht nennenswert zwischen den Bewerbern und Bewerberinnen mit Schulabgang in den Vorjahren (Männer: 55,4 %, Frauen: 44,6 %) und denjenigen mit Schulabgang im aktuellen Jahr (Männer: 54,8 %, Frauen: 45,2 %) Tabelle A1.3-5. In beiden Bewerbergruppen waren junge Männer demnach deutlich häufiger vertreten als junge Frauen. Dies traf auch bei einer Differenzierung nach alten und neuen Ländern zu Tabelle A1.3-6, Tabelle A1.3-7.
Insgesamt verfügten die Bewerber / -innen aus früheren Schulentlassjahren wesentlich seltener über einen mittleren Schulabschluss (36,4 %) oder die (Fach-)Hochschulreife (14,6 %) als diejenigen, die im Berichtsjahr die Schule beendet hatten (47,3 % bzw. 27,6 %). Dagegen kam bei ihnen ein Hauptschulabschluss mit einem Anteil von 37,4 % wesentlich häufiger vor als bei Bewerbern und Bewerberinnen mit aktuellem Schulabgang (24,2 %). Besonders oft hatten Bewerber / -innen, die die Schule bereits vor mehr als einem Jahr beendet hatten, einen Hauptschulabschluss (41,7 %). Dabei ist noch zu berücksichtigen, dass für immerhin 9,0 % der Bewerber / -innen aus früheren Schulabgangsjahren keine Angaben zum Schulabschluss vorlagen, während für diejenigen, die die Schule im aktuellen Berichtsjahr verließen, nahezu vollständige Informationen vorhanden waren. In den neuen Ländern hatten die Bewerber / -innen generell etwas seltener einen Hauptschulabschluss als in den alten Ländern. Bei Bewerbern und Bewerberinnen aus früheren Schulentlassjahren war jedoch auch in den neuen Ländern ein Hauptschulabschluss wesentlich stärker verbreitet als bei denjenigen mit aktuellem Schulabgang (34,0 % vs. 20,2 %).
Auch hinsichtlich des Verbleibs gab es erhebliche Unterschiede: So konnten 50,9 % der Bewerber / -innen, die im Berichtsjahr von der Schule abgegangen waren, in eine ungeförderte Berufsausbildung vermittelt werden, während dies bei einem früheren Verlassen der Schule nur auf 40,5 % zutraf. Von denjenigen, die bereits vor mehr als einem Jahr die Schule beendet hatten, waren es sogar nur 32,1 %. Allerdings gab es eine starke Kompensation durch die geförderte Berufsausbildung: 14,3 % der Bewerber / -innen mit Schulabgang in vorangegangenen Jahren mündeten in ein solches Ausbildungsverhältnis ein. Somit war der Anteil der Bewerber / -innen, die insgesamt in eine (geförderte oder ungeförderte) Berufsausbildung vermittelt wurden, bei einem länger zurückliegenden Schulabgang mit 54,8 % sogar etwas höher als bei einem Schulabgang im aktuellen Berichtsjahr (53,2 %). Besonders häufig konnten Bewerber / -innen, die im Vorjahr die Schule beendet hatten, eine Berufsausbildung aufnehmen (63,5 %), während der entsprechende Anteil bei einem noch früheren Schulabgang weit geringer war (48,2 %).
Zwischen alten und neuen Ländern waren im Hinblick auf den Verbleib der Bewerber / -innen relativ starke Abweichungen zu verzeichnen: In den alten Ländern konnten Bewerber / -innen, die vor dem Berichtsjahr von der Schule abgingen, mit 54,8 % etwas häufiger in eine (geförderte oder ungeförderte) Berufsausbildung vermittelt werden als Bewerber / -innen, die aktuell die Schule verlassen hatten (51,5 %). In den neuen Ländern, in denen die Vermittlungsquote in Ausbildung insgesamt höher lag, war dies umgekehrt: Hier nahmen von den Bewerbern und Bewerberinnen aus früheren Schulentlassjahren, trotz eines relativ hohen Anteils an geförderter Ausbildung (17,1 %), nur 55,1 % eine Berufsausbildung auf, während es bei denjenigen, die die Schule im aktuellen Jahr beendet hatten, 63,4 % waren.
Insgesamt war bei den Bewerbern und Bewerberinnen, die bereits vor dem Berichtsjahr die Schule verlassen hatten, der Verbleib wesentlich häufiger unbekannt als bei denjenigen mit aktuellem Schulabgang (27,0 % vs. 11,0 %). Wenn die Schule im Vorjahr verlassen worden war, betrug der Anteil der offiziell unbekannt verbliebenen Bewerber / -innen 20,5 %; lag der Schulabgang sogar schon länger zurück, fiel der Anteil mit 31,9 % besonders hoch aus. Dies deutet darauf hin, dass die Neigung, sich nicht mehr bei der Arbeitsverwaltung zurückzumelden, mit der Dauer der Ausbildungsplatzsuche deutlich anstieg.
An dieser Stelle soll auch kurz auf die Ergebnisse eingegangen werden, die die BA-Statistik inzwischen zusätzlich über die Bewerber / -innen ausweist, die nicht erstmals im aktuellen Berichtsjahr, sondern bereits in einem früheren Berichtsjahr mit Unterstützung einer Arbeitsagentur, einem Jobcenter oder einem zkT eine Ausbildung gesucht haben.
Für alle Bewerber / -innen, d. h. einschließlich der bei einem zkT gemeldeten, lagen für das Berichtsjahr 2010 / 2011 hierzu allerdings erst unvollständige Informationen vor: Nachweisbar waren lediglich die Bewerber / -innen, die schon in einem der 2 vorherigen Jahre gemeldet waren, nicht jedoch diejenigen aus weiter zurückliegenden Jahren.31 Von den insgesamt 538.245 Bewerbern und Bewerberinnen waren demnach 165.596 bereits in einem der beiden Vorjahre als Bewerber / -in um eine Ausbildungsstelle registriert – dies entspricht einem Anteil von 30,8 %. In den alten Ländern war der betreffende Anteil mit 31,1 % etwas höher als in den neuen Ländern mit 29,1 %.
Tabelle A1.3-5: Geschlecht, Schulabschluss und Verbleib der im Berichtsjahr 2010 / 2011 gemeldeten Ausbildungsstellenbewerber / -innen nach Schulabgangsjahr – Bundesgebiet
Tabelle A1.3-5 (barrierefrei)
Tabelle A1.3-6: Geschlecht, Schulabschluss und Verbleib der im Berichtsjahr 2010 / 2011 gemeldeten Ausbildungsstellenbewerber / -innen nach Schulabgangsjahr – alte Länder
Tabelle A1.3.6 (barrierefrei)
Tabelle A1.3-7: Geschlecht, Schulabschluss und Verbleib der im Berichtsjahr 2010 / 2011 gemeldeten Ausbildungsstellenbewerber / -innen nach Schulabgangsjahr – neue Länder (einschließlich Berlin)
Tabelle A1.3.7 (barrierefrei)
Unbesetzte Berufsausbildungsstellen und unvermittelte Bewerber / -innen zum 30. September
Die unbesetzten Berufsausbildungsstellen in Betrieben stellen auf der Angebotsseite und die zum 30. September noch Ausbildungsstellen suchenden Bewerber / -innen auf der Nachfrageseite die bei der Vermittlung nicht zum Zuge gekommenen „Restgrößen“ in der Bilanz des Ausbildungsstellenmarkts dar. Damit gehen beide Größen in die Berechnung des Gesamtangebots sowie der Gesamtnachfrage ein (vgl. Kapitel A1.1).
E Zum 30. September noch unbesetzte Berufsausbildungsstellen
Die Bundesagentur für Arbeit definiert unbesetzte Berufsausbildungsstellen als alle gemeldeten Berufsausbildungsstellen, die bis zum Stichtag am 30. September nicht besetzt und nicht zurückgezogen wurden. Das heißt, unbesetzte Ausbildungsstellen sind betriebliche Berufsausbildungsstellen32, die im Laufe des Berichtsjahres gemeldet wurden und am 30. September immer noch zur Vermittlung zur Verfügung stehen.
Zum 30. September noch unvermittelte Bewerber / -innen
Nach § 86 Absatz 2b BBiG ist die Zahl der bei der BA gemeldeten und am 30. September noch Ausbildungsplätze suchenden Bewerber / -innen zu berichten. Diese auch als noch unvermittelte Bewerber / -innen bezeichnete Gruppe setzt sich aus den unversorgten Bewerbern und Bewerberinnen und den alternativ verbliebenen Bewerbern und Bewerberinnen mit weiterem Vermittlungswunsch zusammen.
Im Berichtsjahr 2010 / 2011 konnten von den 519.555 gemeldeten Stellen insgesamt 489.866 (94,3 %) besetzt werden.33 Der Anteil der noch unbesetzten Stellen (29.689) lag mit 5,7 % höher als im Vorjahr (4,1 % bzw. 19.605) und höher als im Berichtsjahr 2008 / 2009 (17.255 bzw. 3,6 %).
Der Anteil der noch unvermittelten Bewerber / -innen an allen Ausbildungsstellenbewerbern und -bewerberinnen verringerte sich vom Berichtsjahr 2009 / 2010 auf 2010 / 2011 nur geringfügig Tabelle A1.3-8. Während ihr Anteil im letzten Berichtsjahr bei 15,3 % (84.597) lag, waren es 2010 / 2011 immerhin noch 14,3 % (bzw. 76.740), für die auch nach Abschluss des Berichtsjahres am 30. September 2011 die Vermittlungsbemühungen weiterliefen. Was den Anteil der unvermittelten Bewerber / -innen betrifft, so zeigte sich eine starke regionale Varianz: Höher fiel er in den alten Bundesländern (15,1 % bzw. 67.806) und dort insbesondere in Bremen (18,5 %) und in Niedersachsen (18,6 %) aus. In den neuen Ländern lag er mit 9,9 % (bzw. 8.915) unter dem Bundesdurchschnitt. Insbesondere in Mecklenburg- Vorpommern (7,1 %) und in Sachsen (7,9 %) war der Anteil der unvermittelten Ausbildungsstellenbewerber / -innen gering.
Betrachtet man die Relation der unbesetzten Ausbildungsstellen zu den unvermittelten Bewerbern und Bewerberinnen, so war 2010 / 2011 immer noch eine große rechnerische Lücke feststellbar: Auf Bundesebene betrug die Stellen-Bewerber-Relation 0,39. Das heißt, einem unvermittelten Bewerber bzw. einer unvermittelten Bewerberin stand rechnerisch noch nicht einmal eine Ausbildungsstelle zur Verfügung – und dennoch hatte sich das Verhältnis im Vergleich zum Berichtsjahr 2008 / 2009 (0,19 Ausbildungsstellen je Bewerber / -in) sowie zum Jahr 2009 / 2010 (0,23 Ausbildungsstellen je Bewerber / -in) zugunsten der unvermittelten Bewerber / -innen verbessert. Verbesserungen sind sowohl in den neuen als auch in den alten Ländern feststellbar, wobei die neuen Länder sowohl 2009 / 2010 (0,37) als auch 2010 / 2011 (0,58) wesentlich besser abschnitten als die alten Bundesländer (2009 / 2010: 0,21; 2010 / 2011: 0,36). Wie schon im Vorjahr gestalteten sich die Verhältnisse in Mecklenburg-Vorpommern besonders günstig. Hier standen im Berichtsjahr 2010 / 2011 einem / einer unvermittelten Bewerber / -in rein rechnerisch fast 2 Stellen (1,87 Stellen) zur Verfügung, in allen übrigen Ländern gab es zum 30. September 2011 mehr unvermittelte Bewerber / -innen als noch unbesetzte Ausbildungsstellen.
Tabelle A1.3-8: Unbesetzte Ausbildungsstellen (ohne zkT) und unvermittelte Bewerber / -innen (inkl. zkT) der Berichtsjahre 2010 / 2011 und 2009 / 20101 nach Ländern
Tabelle A1.3.8 (barrierefrei)
Unvermittelte Bewerber / -innen nach Strukturmerkmalen
34.653 junge Frauen und 42.087 junge Männer blieben im Berichtsjahr 2010 / 2011 bundesweit unvermittelt. Nur sehr wenige unvermittelte Bewerber / -innen (1.417 bzw. 1,8 %) verfügten über keinen Schulabschluss. 31,2 % (23.932) wiesen einen Hauptschulabschluss auf. Jugendliche mit mittleren Abschlüssen bildeten wie auch schon im letzten Berichtsjahr den größten Anteil der unvermittelten Ausbildungsplatzbewerber / -innen (32.382 bzw. 42,2 %). Rund jeder fünfte unvermittelte Bewerber bzw. jede fünfte unvermittelte Bewerberin in Deutschland besaß eine Studienberechtigung (21,8 % bzw. 16.755). Der Anteil der Bewerber / -innen, zu denen keine Angaben zum Schulabschluss vorlagen, fiel mit 2,9 % bzw. 2.254 verhältnismäßig gering aus.
13,6 % aller unvermittelten Bewerber / -innen besaßen eine nicht deutsche Staatsangehörigkeit. Damit lag die Ausländerquote bei den unvermittelten Bewerbern und Bewerberinnen etwas höher als in der Gesamtgruppe aller gemeldeten Bewerber / -innen (11,2 %). Einen Überblick über die Strukturmerkmale der unvermittelten Bewerber / -innen gibt Tabelle A1.3-9.
Tabelle A1.3-9: Unvermittelte Bewerber / -innen (inkl. zkT) nach Geschlecht, Schulabschluss, besuchter Schule, Staatsangehörigkeit und Alter der Berichtsjahre 2010 / 2011 und 2009 / 2010
Tabelle A1.3.9 (barrierefrei)
Unbesetzte Berufsausbildungsstellen und unvermittelte Bewerber / -innen nach Berufsbereichen
Neben der starken regionalen Varianz zeigen sich zudem berufsspezifische Disparitäten beim Verhältnis zwischen den noch unbesetzten Stellen und den unvermittelten Bewerbern und Bewerberinnen. Unterdurchschnittlich fiel – wie bereits im Berichtsjahr 2009 / 2010 – die Stellen-Bewerber-Relation bundesweit z. B. in der Gruppe der technischen Berufe (0,13) oder der Organisations-, Verwaltungsund Büroberufe (0,14) aus. Demgegenüber war die Relation bei den Ernährungsberufen (1,58) und den Körperpflege-, Gästebetreuer-, Hauswirtschafts- und Reinigungsberufen (1,26) deutlich günstiger. Hier konnten sogar Stellenüberhänge registriert werden Tabelle A1.3-10.
Differenziert man neben den Berufsbereichen zusätzlich nach neuen und alten Ländern, so wird deutlich, dass die Situation in den neuen Bundesländern in nahezu allen Berufsbereichen rein rechnerisch günstiger für die Bewerber / -innen war als in den alten Ländern. Lediglich im Bereich Sicherheits-, künstlerische, Gesundheits-, Sozial- und Erziehungsberufe fiel das Verhältnis zwischen unbesetzten Ausbildungsstellen und unvermittelten Bewerber / -innen in den alten Ländern (0,19) etwas günstiger aus als in den neuen (0,11).
Tabelle A1.3-10: Unbesetzte Ausbildungsstellen (ohne zkT) und unvermittelte Bewerber / -innen (inkl. zkT) der Berichtsjahre 2010 / 2011 und 2009 / 20101 nach Berufsbereichen
Tabelle A1.3-10 (barrierefrei)
Zusammenfassung
Die Zahl der gemeldeten Bewerber / -innen ist im Berichtsjahr 2010 / 2011 bundesweit erneut gesunken. Der Rückgang fiel in den neuen Ländern prozentual wesentlich stärker aus als in den alten. So ging zwar die Zahl der gemeldeten Bewerber / -innen in den alten Ländern um 2,0 % zurück, lag jedoch im Berichtsjahr 2010 / 2011 immer noch über der Bewerberzahl des Berichtsjahres 2008 / 2009. Dagegen war in den neuen Ländern, nach einem Bewerberrückgang von 13,0 % im letzten Berichtsjahr, im Jahr 2010 / 2011 ein weiterer Rückgang um 5,0 % zu verzeichnen. Gleichzeitig stieg die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Berichtsjahr 2010 / 2011 bundesweit um 7,5 % an. Diese Entwicklung führte dazu, dass erstmals seit dem Berichtsjahr 2001 / 2002 wieder mehr als die Hälfte (51,1 %) der gemeldeten Bewerber / -innen in eine Ausbildungsstelle einmündeten.
Trotz dieser positiven Entwicklung muss jedoch berücksichtigt werden, dass 48,9 % (263.098) der gemeldeten ausbildungsreifen Bewerber / -innen nicht in eine Ausbildungsstelle einmündeten. Von diesen erfolglosen Bewerbern und Bewerberinnen befanden sich zum Ende des Ausbildungsvermittlungsjahres am 30. September 2011 noch 76.740 Bewerber / -innen offiziell weiterhin auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Diesen unvermittelten Bewerbern und Bewerberinnen standen 29.689 noch unbesetzte Berufsausbildungsstellen gegenüber.
In den neuen Bundesländern gestaltete sich die Situation für die unvermittelten Bewerber / -innen günstiger als in den alten Ländern. Jedoch war das Angebot an noch unbesetzten Stellen auch hier lediglich in 2 Berufsgruppen („Körperpflege-, Gästebetreuer-, Hauswirtschafts- und Reinigungsberufe“ und „Ernährungsberufe“) ausreichend, um rein rechnerisch die unvermittelten Bewerber / -innen zu versorgen.
Der hohe Anteil an Bewerbern und Bewerberinnen aus früheren Schulentlassjahren unter den offiziell unbekannt verbliebenen Bewerbern und Bewerberinnen weist auf das Problem hin, dass diese Jugendlichen verstärkt aus den offiziellen Statistiken „verschwinden“. Für sie besteht die Gefahr, dass sie auf Dauer ohne vollqualifizierende Ausbildung bleiben, wenn sie von den Vermittlungs- und Unterstützungsbemühungen der Arbeitsverwaltung nicht mehr erreicht werden.
(Ursula Beicht, Verena Eberhard)