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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2011

A4.10.1 Ausbildungsberechtigung, Ausbildungsaktivität und Übernahmeverhalten von Betrieben

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), hier insbesondere der Forschungsbereich „Betriebe und Beschäftigung“, arbeiten bereits seit 1995 zu Fragen der betrieblichen Bildung erfolgreich zusammen und veröffentlichen jedes Jahr empirische Ergebnisse (BIBB-Datenreport 2010, Kapitel A5.10.3; BIBB-Datenreport 2009, Kapitel A5.9.2; Möller / Stegmaier 2008; Hartung / Schöngen 2007; Hartung 2005, 2004, 2003, 2002; Gewiese 2000, 2001; Alda / Leber 1999; Eckhardt 1998) auf Basis des IAB-Betriebspanels . Grundlage der nachfolgend berichteten Indikatoren zur Ausbildungsberechtigung, zur Ausbildungsaktivität und zum Übernahmeverhalten der Betriebe ist eine Expertise153 des IAB, in der diese und weitere Indikatoren detailliert beschrieben werden. In der Expertise werden die Ergebnisse auch nach einzelnen Branchen differenziert ausgewiesen. Die Darstellung erfolgt für Gesamtdeutschland sowie nach West / Ost154 und nach Betriebsgröße differenziert.

E IAB-Betriebspanel

Das IAB-Betriebspanel ist eine Erhebung, deren Grundgesamtheit die Betriebsdatei der Bundesagentur für Arbeit darstellt. In ihr sind alle Betriebe in Deutschland erfasst, die mindestens einen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben. Hiervon ausgehend verwendet die Erhebung den Betrieb als Untersuchungseinheit, also die örtliche Einheit, in der die konkreten Tätigkeiten eines Unternehmens durchgeführt werden. Das IAB-Betriebspanel wird als jährliche Panelerhebung (Stichtag: 30. Juni) realisiert, und es gehen derzeit die Angaben von rund 16.000 Betrieben ein. Die Rücklaufquoten liegen je nach Welle zwischen 63 % und 73 %. Inhaltlich ist das IAB-Betriebspanel eine Mehrthemenbefragung. Während die Angaben zur Ausbildung jährlich erhoben werden, stehen die Angaben zur betrieblichen Weiterbildung erst seit 2007 jährlich zur Verfügung, vorher wurden die Angaben alle zwei Jahre erhoben. Alle Angaben basieren auf der Hochrechnung von Stichprobendaten. Somit kann die wahre Zahl von der ausgewiesenen abweichen, kleine Unterschiede sollten daher nur mit Vorsicht interpretiert werden. Zudem sind manche Zellen der Tabellen mit einem Asterisken (*) versehen, was darauf hinweist, dass die Anzahl der hinter den Angaben stehenden befragten Betriebe für eine inhaltliche Interpretation zu gering ist. Weitere Hinweise zur Datengrundlage finden sich bei Fischer u. a. (2008).

Ausbildungsberechtigung

Der Indikator Ausbildungsberechtigung zeigt an, ob die gesetzlichen Voraussetzungen zum Ausbildungsbetrieb erfüllt sind. Die Betriebe werden direkt gefragt, ob sie die Voraussetzungen zur Berufsausbildung alleine, im Verbund oder nicht erfüllen (jeweils Zähler). Im Nenner stehen jeweils alle Betriebe.

Ausbildungsaktivität

Der Indikator Ausbildungsaktivität ist ein Quotient mit der Anzahl der Betriebe, die gemäß einer Kombination verschiedener Szenarien als ausbildungsaktiv bezeichnet werden können (Zähler). Die tatsächliche Ermittlung erfolgt nach der Befragung der Betriebe, anhand unterschiedlicher Kriterien, wie etwa dem Bestand an Auszubildenden, der Zahl der Neuzugänge und Abgänge im laufenden Ausbildungsjahr u. v. m. (siehe IAB-Expertise). Im Nenner stehen alle ausbildungberechtigten Betriebe.

Übernahmequote

Der Indikator Übernahmequote ist ein Quotient mit der Anzahl der in ein Beschäftigungsverhältnis übernommenen Auszubildenden als Zähler und der Anzahl der Ausbildungsabsolventen und -absolventinnen des Betriebs als Nenner. Der Referenzzeitraum ist das Kalenderjahr.

Ausbildungsberechtigung

Eine zentrale Frage hinsichtlich der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung ist, welche Betriebe zur Ausbildung berechtigt sind. Ein Betrieb kann die Ausbildungsberechtigung nur erlangen, wenn die „Ausbildungsstätte nach Art und Einrichtung für die Berufsausbildung geeignet ist und die Zahl der Auszubildenden in einem angemessenen Verhältnis zur Zahl der Ausbildungsplätze oder zur Zahl der beschäftigten Fachkräfte steht“. Darüber hinaus ist die Eignung des Arbeitgebers bzw. Ausbilders bedeutsam, und es gibt die Möglichkeit zur Ausbildung gemeinsam mit anderen Betrieben (Verbundausbildung).155

Tabelle A4.10.1-1 zeigt, dass im zeitlichen Verlauf kaum Veränderungen festzustellen sind. Mehr als die Hälfte der Betriebe, zwischen 52 % und 57 %, haben eine solche Berechtigung. Lediglich die Unterscheidung nach neuen und alten Ländern ergibt eine nahezu durchgängige Differenz von ca. 10 Prozentpunkten bei den Betrieben, die keine Berechtigung zur betrieblichen Ausbildung besitzen, was nicht zuletzt auf die deutlich stärker kleinbetrieblich geprte Wirtschaftsstruktur in den neuen Ländern zurückzuführen ist. Insgesamt wird auch deutlich, dass die Verbundausbildung eine eher geringe Rolle spielt.

Bei Berücksichtigung der Betriebsgröße zeigt sich, dass der Anteil der Betriebe Tabelle A4.10.1-2, die eine Berechtigung zur Ausbildung haben, mit der Betriebsgröße zunimmt. Unter den Großbetrieben ab 500 Beschäftigten sind nur noch rund 3 % der Betriebe ohne Ausbildungsberechtigung. Neben der allgemeinen Berechtigung nimmt auch die Berechtigung im Verbund mit der Betriebsgröße zu. Verfolgt man die zeitliche Entwicklung von 2000 bis 2009 unter Berücksichtigung der Betriebsgröße, lässt sich weiter festhalten, dass bei den Betrieben mit 50 bis 499 Beschäftigten sowie 500 und mehr Beschäftigten der Anteil der Betriebe mit Ausbildungsberechtigung fast durchgehend angestiegen ist.

Der Anstieg in der Größenklasse 500 und mehr Beschäftigte ergibt sich v. a. aus dem Zuwachs von 80 % auf 90 % in den Betrieben der neuen Länder, wobei hier zuletzt wieder ein Rückgang zu verzeichnen war Tabelle A4.10.1-3 Internet.

Tabelle A4.10.1-1: Ausbildungsberechtigung (in %)

Tabelle A4.10.1-1

Tabelle A4.10.1-2: Ausbildungsberechtigung nach Betriebsgröße (in %)

Tabelle A4.10.1-2

Ausbildungsaktivität

Ob ein Betrieb als ausbildungsaktiv anzusehen ist oder nicht, hängt von einer Vielzahl von Merkmalen ab, die über den Bestand an Auszubildenden zum Stichtag der Erhebung hinausgehen. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass nicht je der Betrieb ausbildungsberechtigt ist.

Zwar wurde eine sehr umfassende Definition der Ausbildungsaktivität gewählt, doch ist zu beachten, dass auch nach dieser Definition nicht alle berechtigten Betriebe jedes Jahr als Ausbildungsbetrieb zu klassifizieren sind. Viele Betriebe bilden nicht jedes Jahr aus, sondern wählen größere Abstände. Fischer u. a. (2007) haben diesen Zusammenhang untersucht, indem sie anhand der Daten des IAB-Betriebspanels für die Jahre 2000 bis 2005 den Anteil dauerhaft nicht ausbildender Betriebe bestimmt haben. Demnach sind nur 27 % der ausbildungsberechtigten Betriebe dauerhaft nicht ausbildungsaktiv, insbesondere betrifft dies Kleinbetriebe.

Tabelle A4.10.1-4 gibt die Quote der ausbildungsaktiven Betriebe wieder. Hier wird deutlich, dass zuletzt etwas mehr als die Hälfte der ausbildungsberechtigten Betriebe als ausbildungsaktiv bezeichnet werden können. Der zeitliche Verlauf zeigt, dass die Quote den geringsten Wert im Jahr 2003 erreicht, was wohl auch auf die konjunkturelle Entwicklung zurückzuführen ist – im Jahr 2003 gab es seit längerer Zeit wieder ein negatives BIP-Wachstum in Deutschland. Seitdem hat die Ausbildungsaktivität um 4 bis 5 Prozentpunkte zugenommen, obschon in Ostdeutschland zuletzt wieder ein Rückgang von 3 Prozentpunkten zu verzeichnen ist. Insgesamt sind die Differenzen im zeitlichen Verlauf aber eher gering, wobei die Werte für Westdeutschland seit 2005 geringfügig über denen der neuen Länder lagen.

Die Betrachtung nach Betriebsgröße ergibt, dass der Anteil der ausbildungsaktiven Betriebe bei kleineren Betrieben mit 41 % in der kleinsten Betriebsgrößenklasse deutlich am geringsten ausfällt. Dieser Wert steigert sich mit zunehmender Betriebsgröße und beträgt bei den Großbetrieben schließlich ca. 97 % im Jahr 2009. Im zeitlichen Verlauf erkennt man insgesamt kaum nennenswerte Veränderungen. Ein Vergleich zwischen den Landesteilen ergibt ebenfalls nur geringe Unterschiede. Zuletzt hat sich zwar der deutliche Unterschied, der in den mittleren Größenklassen häufig bestand, deutlich reduziert. Die Differenz der Quote in der kleinsten Betriebsgrößenklasse fällt in 2009 jedoch wieder etwas höher aus.

Tabelle A4.10.1-4: Ausbildungsaktivität nach Betriebsgröße, alte und neue Länder (in %)

Tabelle A4.10.1-4

Übernahme von erfolgreichen Absolventen und Absolventinnen

Um das Bild aus betrieblicher Sicht zu vervollständigen, wird als dritter Indikator die Übernahme erfolgreicher Absolventen und Absolventinnen durch die Betriebe betrachtet. Die Übernahmequote des IAB-Betriebspanels gibt an, wie viele der Auszubildenden nach dem Ende ihrer Ausbildung einen Arbeitsplatz in ihrem Ausbildungsbetrieb erhalten. Damit lässt sich allerdings nicht das gesamte Geschehen an der zweiten Schwelle darstellen, weil Absolventen und Absolventinnen einer Ausbildung auch einen Arbeitsplatz in einem anderen Betrieb oder Unternehmen erhalten können.

Die Übernahmequote liegt nach den Angaben des IAB-Betriebspanels im Jahr 2009 bei 57 % Tabelle A4.10.1-5. Damit befindet sich die Quote, trotz des jüngsten Rückgangs, noch über dem zwischenzeitlichen Tief der Jahre 2004 und 2005. Vergleicht man die Angaben, die für die neuen Länder ermittelt wurden, mit denen der alten Länder, so wird deutlich, dass die Übernahmequote im Osten wesentlich geringer ausfällt als im Westen, was nicht zuletzt auf den hohen Anteil an außerbetrieblicher Ausbildung zurückzuführen ist. Die Differenz zwischen alten und neuen Ländern ist – abgesehen vom jüngsten Wert (10 %) – in keinem Jahr kleiner als 13 Prozentpunkte, in 2003 und 2005 lag der Unterschied gar bei 18 Prozentpunkten.

Die Übernahmequoten sind in allen betrachteten Jahren positiv mit der Betriebsgröße korreliert. Der Vergleich zwischen neuen und alten Ländern offenbart jedoch einen erheblichen Unterschied zwischen den zwei Landesteilen. Dabei wird deutlich, dass die positive Korrelation von Übernahmequote und Betriebsgröße auf die Betriebe der alten Länder zurückzuführen ist, in den neuen Ländern hingegen ist dieser Zusammenhang nicht zu finden.

(Jens Stegmaier, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg)

Tabelle A4.10.1-5: Übernahmequote nach Betriebsgröße, alte und neue Länder (in %)

Tabelle A4.10_1-5

Fußnoten

153 Die Expertise ist unter http://www.bibb.de/datenreport2011 erhältlich.

154 Seit der Welle 2007 wird Berlin vollständig zu den neuen Ländern gezählt, zuvor wurde Westberlin den alten und Ostberlin den neuen Ländern zugeschlagen.

155 Vgl. BBiG §§ 27 und 28.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2011 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2011).

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