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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2009

A5.9.2. Ausbildungsberechtigung, Ausbildungsaktivität und Übernahmeverhalten von Betrieben

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), hier insbesondere der Forschungsbereich „Betriebe und Beschäftigung“, arbeiten bereits seit 1995 zu Fragen der betrieblichen Bildung erfolgreich zusammen und veröffentlichen jedes Jahr empirische Ergebnisse (Eckhardt 1998; Alda/Leber 1999; Gewiese 2000, 2001; Hartung 2002, 2003, 2004, 2005; Hartung/Schöngen 2007; Möller/Stegmaier 2007) auf Basis des IAB-Betriebspanels. Grundlage der nachfolgend berichteten Indikatoren zur Ausbildungsberechtigung, zur Ausbildungsaktivität und zum Übernahmeverhalten der Betriebe ist eine Expertise des IAB, in der diese und weitere Indikatoren detailliert beschrieben und berichtet werden.189  Die Darstellung erfolgt für Gesamtdeutschland sowie nach West/Ost und nach Betriebsgröße differenziert. Für Ergebnisse nach einzelnen Branchen ist – aufgrund des begrenzten Platzes – die Expertise des IAB einzusehen.

E IAB-Betriebspanel

Das IAB-Betriebspanel ist eine Erhebung, deren Grundgesamtheit die Betriebsdatei der Bundesagentur für Arbeit darstellt. In ihr sind alle Betriebe in Deutschland erfasst, die mindestens einen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben. Hiervon ausgehend verwendet die Erhebung den Betrieb als Untersuchungseinheit, also die örtliche Einheit, in der die konkreten Tätigkeiten eines Unternehmens durchgeführt werden. Das IAB-Betriebspanel wird als jährliche Panelerhebung (Stichtag: 30.06.) realisiert, und es gehen derzeit die Angaben von rund 16.000 Betrieben ein. Die Rücklaufquoten liegen je nach Welle zwischen 63 % und 73 %. Inhaltlich ist das IAB-Betriebspanel eine Mehr themenbefragung. Während die Angaben zur Ausbildung jährlich erhoben werden, stehen die Angaben zur betrieblichen Weiterbildung erst seit 2007 jährlich zur Verfügung, vorher wurden die Angaben alle zwei Jahre erhoben. Alle Angaben basieren auf der Hochrechnung von Stich probendaten. Somit kann die wahre Zahl von der ausgewiesenen abweichen, kleine Veränderungen sollten daher mit Vorsicht interpretiert werden. Mit (*) gekennzeichnete Angaben in den Übersichten weisen darauf hin, dass die Anzahl der hinter den Angaben stehenden befragten Betriebe für eine inhaltliche Interpretation, zu gering ist. Weitere Hinweise zur Datengrundlage finden sich bei Fischer et al. (2008).

Ausbildungsberechtigung

Eine zentrale Frage hinsichtlich der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung ist, welche Betriebe zur Ausbildung berechtigt sind. Ein Betrieb kann die Ausbildungsberechtigung nur erlangen, wenn die „Ausbildungsstätte nach Art und Einrichtung für die Berufsausbildung geeignet ist und die Zahl der Auszubildenden in einem angemessenen Verhältnis zur Zahl der Aus bildungsplätze oder zur Zahl der beschäftigten Fachkräfte steht“. Darüber hinaus ist die Eignung des Arbeitgebers bzw. Ausbilders erforderlich, und es gibt die Möglichkeit zur Ausbildung gemeinsam mit anderen Betrieben (Verbundausbildung).190

Übersicht A5.9.2-1 zeigt, dass im zeitlichen Verlauf kaum Veränderungen festzustellen sind. Mehr als die Hälfte der Betriebe, zwischen 52 % und 57 %, hat diese Berechtigung. Lediglich die Unterscheidung nach alten und neuen Ländern ergibt eine nahezu durchgängige Differenz von ca. zehn Prozentpunkten bei den Betrieben, die keine Berechtigung zur betrieblichen Ausbildung besitzen, was nicht zuletzt auf die deutlich stärker kleinbetrieblich geprägte Wirtschaftsstruktur in Ostdeutschland zurückzuführen ist. Insgesamt wird auch deutlich, dass die Verbundausbildung eine eher geringe Rolle spielt. Bei einer Berücksichtigung der Betriebsgröße ergibt sich hingegen ein augenfälliger Zusammenhang Übersicht A5.9.2-2. Der Anteil der Betriebe, die eine Berechtigung zur Ausbildung haben, steigt mit zunehmender Betriebsgröße. Unter den Großbetrieben ab 500 Beschäftigten sind nur noch rund 3 % der Betriebe ohne Ausbildungsberechtigung. Neben der allgemeinen Berechtigung nimmt auch die Berechtigung im Verbund mit der Betriebsgröße zu. Verfolgt man die zeitliche Entwicklung von 2000 bis 2007 unter Berücksichtigung der Betriebsgröße, lässt sich weiter festhalten, dass bei den Betrieben mit 500 und mehr Beschäftigten der Anteil der Betriebe mit Ausbildungsberechtigung fast durchgehend angestiegen ist. Der Anstieg in der Größenklasse 500 und mehr Beschäftigte ergibt sich v. a. aus dem Zuwachs von 80 % auf 90 % in ostdeutschen Betrieben Tabelle A5.9.2-1.

E Ausbildungsberechtigung

Der Indikator Ausbildungsberechtigung zeigt an, ob die gesetzlichen Voraussetzungen zum Ausbildungsbetrieb erfüllt sind. Die Betriebe werden direkt gefragt, ob sie die Voraussetzungen zur Berufsausbildung alleine, im Verbund oder nicht erfüllen.

Übersicht A5.9.2-1: Ausbildungsberechtigung (in %)

Übersicht A5.9.2-1
Quelle: IAB-Betriebspanel 2000–2007

Übersicht A5.9.2-2: Ausbildungsberechtigung nach Betriebsgröße (in %)

Übersicht A5.9.2-2
* = weniger als 30 Fälle (beteiligt)
Quelle: IAB-Betriebspanel 2000–2007

Ausbildungsaktivität

Im Folgenden wird der Blick auf die Ausbildungsaktivität der Betriebe gerichtet. Ob ein Betrieb von uns als ausbildungsaktiv eingeschätzt wird oder nicht, hängt dabei von einer Vielzahl von Merkmalen ab, die über den Bestand an Auszubildenden hinausgehen. Dabei ist weiter zu berücksichtigen, dass nicht je der Betrieb ausbildungsberechtigt ist.

Zwar haben wir eine sehr umfassende Definition der Ausbildungsaktivität gewählt, doch ist zu berücksichtigen, dass auch nach dieser Definition nicht alle berechtigten Betriebe jedes Jahr als Ausbildungsbetrieb zu klassifizieren sind. Viele Betriebe bilden nicht jedes Jahr aus, sondern wählen größere Abstände. Fischer et al. (2007) haben diesen Zusammenhang untersucht, indem sie anhand der Daten des IAB-Betriebspanels für die Jahre 2000 bis 2005 den Anteil dauerhaft nicht ausbildender Betriebe bestimmt haben. Demnach sind nur 27 % der ausbildungsberechtigten Betriebe dauerhaft nicht ausbildungsaktiv, insbesondere betrifft dies Kleinbetriebe.

Übersicht A5.9.2-3 gibt die Quote der ausbildungsaktiven Betriebe wieder. Wir können erkennen, dass zuletzt etwas mehr als die Hälfte der ausbildungsberechtigten Betriebe als ausbildungsaktiv bezeichnet werden kann. Der zeitliche Verlauf zeigt, dass die Quote den geringsten Wert im Jahr 2003 erreicht, was sicher auch auf die konjunkturelle Entwicklung zurückzuführen ist – im Jahr 2003 gab es seit längerer Zeit wieder ein negatives BIP-Wachstum in Deutschland. Seitdem hat die Ausbildungsaktivität um vier bis fünf Prozentpunkte zugenommen, insgesamt sind die Differenzen im zeitlichen Verlauf aber eher gering, wobei die Werte für die alten Länder während der letzten drei Beobachtungszeitpunkte geringfügig über denen der neuen Länder lagen.

Die Betrachtung nach Betriebsgröße ergibt, dass der Anteil der ausbildungsaktiven Betriebe bei kleineren Betrieben mit 41 % in der kleinsten Betriebsgrößenklasse deutlich am geringsten ausfällt. Dieser Wert steigert sich mit zunehmender Betriebsgröße und beträgt bei den Großbetrieben schließlich ca. 95 % im Jahr 2007. Im zeitlichen Verlauf erkennt man insgesamt kaum nennenswerte Veränderungen. Ein Vergleich zwischen den Landesteilen ergibt ebenfalls nur geringe Unterschiede. Zuletzt war die Quote etwa in der kleinsten westdeutschen Betriebsgrößenklasse etwas höher, und der deutliche Unterschied, der in den mittleren Größenklassen bestand, hat sich mittlerweile deutlich reduziert.

E Ausbildungsaktivität

Der Indikator Ausbildungsaktivität bildet den Anteil der ausbildungsberechtigten Betriebe ab, die gemäß einer Kombination verschiedener Szenarien als ausbildungsaktiv bezeichnet werden können. Die tatsächliche Ermittlung erfolgt nach der Befragung der Betriebe anhand unterschiedlicher Kriterien, wie etwa des Bestandes an Auszubildenden, der Zahl der Neuzugänge und Abgänge im laufenden Ausbildungsjahr u. v. m. Vergleiche die IABExpertise für eine Beschreibung.

Übersicht A5.9.2-3 Ausbildungsaktivität nach Betriebsgröße, alte und neue Länder (in %) (ausbildungsberechtigte Betriebe)

Übersicht A5.9.2-3
* = weniger als 30 Fälle (beteiligt)
Quelle: IAB-Betriebspanel 2000–2007, Basis: ausbildungsberechtigte Betriebe (= 100%)

Übernahme von erfolgreichen Absolventen

Um das Bild aus betrieblicher Sicht zu vervollständigen, wird als dritter Indikator die Übernahme erfolgreicher Absolventen und Absolventinnen durch die Betriebe betrachtet. Die Übernahmequote des IAB-Betriebspanels gibt an, wie viele der Auszubildenden nach dem Ende ihrer Ausbildung einen Arbeitsplatz in ihrem Ausbildungsbetrieb erhalten. Damit lässt sich allerdings nicht das gesamte Geschehen an der zweiten Schwelle darstellen, weil Absolventen und Absolventinnen einer Ausbildung auch einen Arbeitsplatz in einem anderen Betrieb oder Unternehmen erhalten können.

Die Übernahmequote liegt nach den Angaben des IAB-Betriebspanels im Jahr 2007 bei 59 % Übersicht A5.9.2-4. Damit bewegt sich die Quote wieder aus dem zwischenzeitlichen Tief der Jahre 2004 und 2005 heraus. Vergleicht man die Angaben, die für die neuen Länder ermittelt wurden, mit denen der alten Länder, wird deutlich, dass die Übernahmequote in den neuen Ländern wesentlich geringer ausfällt, was nicht zuletzt auf den hohen Anteil an außerbetrieblicher Ausbildung zurückzuführen ist. Die Differenz zwischen alten und neuen Ländern ist in keinem Jahr kleiner als 13 Prozentpunkte, in 2003 und 2005 lag der Unterschied jeweils sogar bei 18 Prozentpunkten.

Übersicht A5.9.2-4 gibt die Ergebnisse der Übernahmequote auch für die Betriebsgrößen wieder. Dabei lässt sich in jedem Jahr beobachten, dass die Übernahmequote positiv mit der Betriebsgröße korreliert. Der Vergleich zwischen alten und neuen Ländern offenbart jedoch einen erheblichen Unterschied zwischen den zwei Landesteilen. Dabei wird deutlich, dass die positive Korrelation von Übernahmequote und Betriebsgröße auf die alten Länder zurückzuführen ist, in den neuen Ländern hingegen ist dieser Zusammenhang nicht zu finden. Hier sind es eher die mittleren Betriebsgrößenklassen, die durch höhere Übernahmeaktivitäten gekennzeichnet sind.

(Jens Stegmaier, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg)

E Übernahmequote

Der Indikator Übernahmequote ist ein Quotient mit der Anzahl der in ein Beschäftigungsverhältnis übernommenen Auszubildenden als Zähler und der Anzahl der Ausbildungsabsolventen des Betriebs als Nenner. Der Referenzzeitraum ist das Kalenderjahr.

Übersicht A5.9.2-4: Übernahmequote nach Betriebsgröße, alte und neue Länder (in %)

Übersicht A5.9.2-4
Quelle: IAB-Betriebspanel 2000–2007

Fußnoten

189 Betriebliche Berufsausbildung und Weiterbildung in Deutschland IAB-Expertise von Jens Stegmaier
190 Vgl. BBiG §§ 27 und 28.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2009 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2009).

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