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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2009

A5.9.1 Ausbildung und Beschäftigung – Ergebnisse der Beschäftigten- und Betriebsstatistik im Zeitraum zwischen 1999 und 2007

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Die Ausbildungsbeteiligung von Betrieben und Unternehmen hat sich nach leichten Rückgängen zu Anfang des Untersuchungszeitraums in den letzten Jahren wieder konsolidiert, allerdings auf einem niedrigeren Niveau als noch zu Mitte der Achtziger- oder zu Anfang der Neunzigerjahre. Ein wichtiger Grund für die geringere Ausbildungsbeteiligung ist die im Vergleich zu früheren Jahren grundsätzliche und zunehmende engere Kopplung des Ausbildungsstellenangebots an den Fachkräftebedarf der Betriebe (Troltsch/Walden 2007; Fischer et al. 2008). Trotz der Konsolidierung bleibt das Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen angesichts der Nachfrage von Jugendlichen, die sich um einen Ausbildungsplatz bewerben, weiterhin unzureichend vgl. Kapitel A1.1. So war im Berichtsjahr jeder zweite unter den registrierten Bewerbern bereits im Vorjahr oder früher erfolglos auf Lehrstellensuche gewesen und zählte zur Gruppe der knapp 400.000 Altbewerber (Ulrich/Krekel 2007). Aufgrund dieser Ausgangssituation bleibt schließlich jeder siebte junge Erwachsene im Alter zwischen 20 und 29 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung und sieht prekären Beschäftigungsverhältnissen entgegen (Beicht/Ulrich 2008), angesichts der demografischen Entwicklung und im Hinblick auf den sich abzeichnenden Fachkräftemangel nicht nur ein gesellschaftliches, sondern auch ein ökonomisches Problem (Ulmer/Ulrich 2008).

Im Folgenden wird auf Basis der Beschäftigten- und Betriebsstatistik (Qualität der Beschäftigtenstatistik)  der Bundesagentur für Arbeit177 und anhand zweier Indikatoren dargestellt, wie sich der relative Anteil ausbildender Betriebe an allen Betrieben (Ausbildungsbetriebsquote) und der relative Anteil der Auszubildenden an allen Beschäftigten (Ausbildungsquote) im Zeitraum zwischen 1999 und 2007 entwickelt hat. Als Stichtag wurde wie in den bisherigen Berufsbildungsberichten der 31. Dezember eines jeden Jahres gewählt. Damit kommt es im Vergleich zu anderen verfügbaren Quartalsauswertungen der Beschäftigtenstatistik und im Vergleich zu einer Jahresdurchschnittsberechnung zu einer leichten Überschätzung der Ausbildungsquote (vgl. Jacobebbinghaus et al. 2008, S. 7).178 Untersucht wird im Einzelnen die Entwicklung der betrieblichen Ausbildung unter betriebs-, wirtschafts- und berufsstrukturellen Aspekten, jeweils in der Unterscheidung nach alten und neuen Ländern. Im letzten Abschnitt wird die These diskutiert, ob sich das duale Ausbildungssystem infolge des branchen- und berufsstrukturellen Wandels in Deutschland vom Beschäftigungssystem abgekoppelt hat und weiter an die rückläufigen Entwicklungen in industriellen Kernbereichen der Wirtschaft gebunden bleibt.

E Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

Als sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zum jeweiligen Stichtag werden von den auskunftspflichtigen Betrieben alle Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen gemeldet, die kranken-, renten-, pflegeversicherungspflichtig und/oder beitragspflichtig nach dem Recht der Arbeitsförderung sind. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Ausbildung werden dabei über den Personengruppenschlüssel (102 und 141) gemeldet (BA 2008).

Qualität der Beschäftigtenstatistik

Die Qualität der Beschäftigtenstatistik wird als sehr gut eingeschätzt. Die Richtigkeit und die Vollständigkeit der Angaben werden zu einem großen Teil durch Prüfverfahren garantiert. Dennoch gibt es Versichertenkonten, die unvollständig sind. Dies führt dazu, dass für einige Merkmale nicht zuordenbare bzw. keine Angaben vorhanden sind (Statistisches Bundesamt 2005).

E Ausbildungsbetriebsquote

Die Ausbildungsbetriebsquote wird als prozentualer Anteil der Betriebe mit Auszubildenden an allen Betrieben einschließlich Ausbildungsbetrieben berechnet.

Ausbildungsquote

Die Ausbildungsquote wird als prozentualer Anteil der Auszubildenden an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich der Auszubildenden berechnet.

Gesamtentwicklung in Deutschland seit 1999

493.000 Betriebe beteiligten sich im Jahr 2007 an der beruflichen Ausbildung Jugendlicher Tabellen A5.9.1-1 bis A5.9.1-3. Damit stieg im Vergleich zum Vorjahr die Zahl ausbildender Betriebe um 1,6 % bzw. 7.600 Betriebe. Da gleichzeitig auch die Gesamtzahl der Betriebe um 1 % bzw. knapp 21.000 zunahm, ist der relative Anteil der Ausbildungsbetriebe mit 24,1 % auf dem Vorjahresniveau verblieben. Seit 1999 hat sich die Ausbildungsbetriebsquote um 2,4 % verbessert Schaubild A5.9.1-1.

Am Verlauf der jeweiligen Bestandszahlen von Ausbildungsbetrieben und Betrieben insgesamt wird auf Makroebene sichtbar,179 dass Betriebe in Erwartung einer sich verbessernden Wirtschaftslage bzw. im Vorgriff auf einen möglichen Fachkräftebedarf frühzeitig und verstärkt in Ausbildung investieren (Franz et al. 2000) oder erstmalig bzw. als Ausbildungspausierer erneut in die Berufsausbildung Jugendlicher einsteigen (Bohachova 2007; MAGS NRW 2007; Fischer et al. 2008). In der Abbildung zeigt sich zudem, dass ein Indikator wie die Ausbildungsbetriebsquote nur vor dem Hintergrund der jeweiligen Bestandsentwicklungen sinnvoll interpretiert werden kann.

Die Konsolidierung in der Ausbildungsbetriebsquote wird ausschließlich von Betrieben in den alten Ländern getragen Tabellen A5.9.1-4 bis A5.9.1-6. Durch Zuwächse um 3,1 % bzw. 13.000 erhöhte sich beispielsweise zwischen 2006 und 2007 der prozentuale Anteil ausbildender Betriebe auf 25,5 %, seit 2003, dem Tiefpunkt in der aktuellen Entwicklung, um 19.000, obwohl sich der Gesamtbestand an Betrieben mit 1,3 % um 20.000 verringert hatte. In den neuen Ländern beteiligten sich seit 1999 21.000 bzw. 21 % weniger Betriebe an der Ausbildung Jugendlicher Tabellen A5.9.1-7 bis A5.9.1-9. Auch wenn sich dieser Negativtrend in den letzten Jahren abgeschwächt hat, so fiel der Rückgang unter den Ausbildungsbetrieben deutlich negativer aus als in den Betriebsbeständen insgesamt (-13 %). Im Ergebnis liegt die Ausbildungsbetriebsquote in den neuen Ländern trotz staatlicher Unterstützungsprogramme bei 18,8 % und damit knapp 9 % niedriger als im Jahr 1999.

Infolge der insgesamt stärkeren Beteiligung von Betrieben an der Berufsausbildung war im Jahr 2007 der Bestand an Auszubildenden gegenüber dem Vorjahr um über 53.000 bzw. 3,1 % gestiegen Tabellen A5.9.1-10 bis A5.9.1-12. Damit konnte im Vergleich zu 1999 eine Zunahme um 1,2 % auf knapp 1,8 Mio. Auszubildende erreicht werden.180 Da zwischen 1999 und 2007 die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter um über 530.000 Personen bzw. 1,9 % abgenommen hatte und auch durch den positiven Trend in den letzten Jahren noch nicht vollständig kompensiert werden konnte, verbesserte sich die Ausbildungsquote um 3,2 % auf durchschnittlich 6,5 % Schaubild A5.9.1-2.

Auch im Vergleich zwischen Ausbildungs- und Beschäftigungsentwicklung zeigt sich ein eher investitionsorientierter Ansatz der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung, bei dem sich die Auszubildendenbestände trotz rückläufiger Beschäftigtenzahlen eine Zeit lang konsolidieren, um danach auf höherem Niveau im Vorgriff und parallel zum Beschäftigungszuwachs anzusteigen. In Schaubild A5.9.1-2 wird außerdem ersichtlich, dass Beschäftigungsrückgänge nur mit einer zeitlichen Verzögerung auf die betriebliche Ausbildung durchschlagen.

Besonders hervorzuheben sind die Entwicklungen in Beschäftigung und Ausbildung in den alten Ländern Tabellen A5.9.1-13 bis A5.9.1-15. Hier war seit 1999 bei den Auszubildenden eine Steigerung um 5,9 % bzw. 80.000 Jugendliche in Ausbildung zu verzeichnen, wobei der stärkste Zuwachs mit 55.000 zusätzlichen Ausbildungsangeboten zwischen 2006 und 2007 realisiert wurde. Obwohl auch in der Beschäftigung seit 2005 eine Steigerung um 820.000 Beschäftigte und im Vergleich zu 1999 um 123.000 erreicht werden konnte, lagen die jeweiligen Zuwachsraten in der Ausbildung deutlich über denen in der Beschäftigung. Anders verhielt es sich im Untersuchungszeitraum auf dem ostdeutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Tabellen A5.9.1-16 bis A5.9.1-18. Die seit 1999 entstandenen Verluste an Arbeitsplätzen konnten bis zum Berichtsjahr nicht kompensiert werden, mit deutlich negativen Folgen für das Ausbildungsangebot an Jugendliche. Der seit 1999 bestehende kontinuierliche Rückgang um insgesamt 11,3 % bzw. 655.000 Beschäftigungsverhältnisse, der erst im Jahr 2005 aufgehalten werden konnte, hatte zur Folge, dass im Berichtsjahr 58.000 Ausbildungsverhältnisse weniger gezählt werden konnten, insgesamt ein Rückgang von 14 %. Aus diesem Grund fiel die Ausbildungsquote trotz staatlicher Unterstützungsleistungen von 7,1 % im Jahr 1999 auf 6,5 % im Jahr 2007. Werden die von der Bundesagentur für Arbeit für das Jahr 2007 gemeldeten Bestandszahlen an Ausbildungsplätzen in überbetrieblichen Einrichtungen von den Auszubildendenzahlen in den neuen Ländern als Näherungswert abgezogen, so fällt die Ausbildungsquote auf unter 6 %.

Schaubild A5.9.1-1: Entwicklung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung in Deutschland zwischen 1999 und 2007 (Basisjahr 1999 = 100)

Schaubild A5.9.1-1
Quelle: Betriebsstatistik der Bundesagentur für Arbeit; Stichtag jeweils 31.12.; Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung

Schaubild A5.9.1-2: Entwicklung von Ausbildung und Beschäftigung in Deutschland zwischen 1999 und 2007 (Basisjahr 1999 = 100)

Schaubild A5.9.1-2
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit; Stichtag jeweils 31.12.; Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung

Entwicklungen der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung im Einzelnen

Zunehmendes Ausbildungsengagement bei mittelständischen Betrieben

Die betriebliche Ausbildung in Deutschland ist in einer grundlegender Weise an die Dynamik des Wirtschafts- und Beschäftigungssystems gebunden Schaubild A5.9.1-3. Welche Bedeutung diese Einflüsse auf das betriebliche Ausbildungsstellenangebot hatten, lässt sich am besten daran ablesen, dass im Jahr 1980 auf Kleinstbetriebe mit bis zu 9 Beschäftigten 30 % des betrieblichen Bildungsangebots entfielen (Bardeleben 1997). Im Berichtsjahr wird das duale Ausbildungssystem nicht mehr in erster Linie von Kleinbetrieben geprägt, die bei ihren Ausbildungsplatzangeboten nur noch auf einen Anteil von 21 % kommen, sondern überwiegend von großen und kleinen mittelständischen Unternehmen getragen. Insgesamt haben sich in diesem Zeitraum die jeweiligen Anteile in Ausbildung und Beschäftigung deutlich angeglichen.

Diese langfristigen Anpassungsprozesse spiegeln sich im Untersuchungszeitraum auch in den Ausbildungsstrukturen wider Tabellen A5.9.1-1 bis A5.9.1-3. Zwischen 1999 und 2007 konnten vor allem kleine und größere mittelständische Betriebe und Unternehmen (KMU)181 mit bis zu 249 Beschäftigten Zuwächse in der Ausbildungsbetriebsquote um bis zu 2,6 Prozentpunkte verzeichnen. Im mittelfristigen Trend ist dies – mit Ausnahme der großen mittelständischen Betriebe – keine direkte Folge eines verstärkten Ausbildungsengagements der Betriebe, sondern Konsequenz aus dem generellen Rückgang in den Betriebsbeständen seit 1999. Besonders deutlich ist dies an der Entwicklung bei Kleinstbetrieben mit 5 bis 9 Beschäftigten, bei den kleinen mittelständischen Unternehmen mit 10 bis 19 Beschäftigungsverhältnissen und bei den Großunternehmen mit 1.000 und mehr Arbeitskräften abzulesen. Hier erreichten die prozentualen Rückgänge der Betriebsbestände insgesamt im Berichtsjahr überdurchschnittliche Werte von bis zu -7,5 % gegenüber 1999. Dies entspricht Verlusten in Höhe von insgesamt 124.000 Betrieben bis zum Jahr 2005. Trotz eines zwischenzeitlichen Zuwachses um 38.000 stellten im Berichtsjahr 86.000 bzw. 4,1 % weniger Betriebe Ausbildungsplätze zur Verfügung.

Entgegen diesem Trend konnten nur größere mittelständische Unternehmen mit Beschäftigtenzahlen zwischen 50 und 249 ihren Betriebsbestand und ihre Ausbildungsbeteiligung parallel ausbauen. Trotz dieser insgesamt schwierigen Ausgangslage zeigen die Auswertungen auch positive Trends, da Rückgänge in den Beständen an Ausbildungsbetrieben entweder zum Teil deutlich unter den allgemeinen Betriebsrückgängen liegen oder sogar Zuwächse zu verzeichnen sind. Besonders auffällig ist die Zunahme bei Kleinstbetrieben mit nur einem Beschäftigten, in diesem Fall ein Auszubildender, um 23 % bzw. bei 2 Beschäftigten um über 7 %. Dass diese hohen Zuwachsraten seit 2003 zustande kamen, lässt die Vermutung zu, dass sich hier auch Effekte durch die Aussetzung der Ausbilder-Eignungsverordnung zeigen.

Bezogen auf die alten Länder fielen zwischen 1999 und 2007 Rückgänge in den Betriebs- und Ausbildungsbetriebsbeständen deutlich geringer und Zuwächse in der Ausbildungsbeteiligung deutlich höher aus als in der Durchschnittsentwicklung Tabellen A5.9.1-4 bis A5.9.1-6. Eine Ausnahme bildeten Großunternehmen mit 500 und mehr Beschäftigten, die in überdurchschnittlicher Weise Ausbildungskapazitäten abgebaut hatten. Ein anderes Bild ergibt sich im Untersuchungszeitraum für die neuen Länder  Tabellen A5.9.1-7 bis A5.9.1-9. Hier werden die starken Rückgänge in den Betriebsbeständen bei den Kleinst- und Kleinbetrieben von bis zu 19 % durch Rückgänge in den Ausbildungsbetriebsbeständen zum Teil deutlich übertroffen. Spitzenwerte von bis zu 28 % weniger Ausbildungsbetrieben führten insgesamt zu deutlichen Einbrüchen bei der Ausbildungsbetriebsquote in diesen Betriebsgrößenklassen. Demgegenüber bestanden bei den mittleren und den Großunternehmen trotz reduzierter Bestandszahlen Sonderentwicklungen in der Ausbildung, wobei sich der Anteil an Ausbildungsbetrieben in diesen Betriebsgrößenklassen um bis zu 4,3 % erhöhte.

Ein Blick auf die Entwicklungen in den Beschäftigten- und Auszubildendenzahlen nach Betriebsgrößenklassen zeigt deutlich Tabellen A5.9.1-10 bis A5.9.1-12, dass prinzipiell nur dort Zuwächse in der Zahl der Auszubildenden erreicht werden konnten, wo auch signifikante Beschäftigungsgewinne zu verzeichnen waren. Hierzu zählten vor allem große mittelständische Betriebe, die im Gegensatz zu anderen Betriebsgrößenklassen mit 4,2 % deutliche Beschäftigungszuwächse verbuchten und somit im Vergleich zu 1999 27.500 bzw. 11,5 % mehr Ausbildungsplätze anbieten konnten. Abgesehen von Betrieben mit 1.000 und mehr Beschäftigten gilt dieser Zusammenhang auch für Großunternehmen. Ansonsten führte der Abbau von Arbeitsplätzen, wenn auch in den meisten Fällen in unterdurchschnittlicher Weise, zu einem Rückgang im Ausbildungsstellenangebot der Betriebe. Ausnahme von der Regel bildeten hier Kleinstbetriebe mit einem bis zwei Beschäftigten, die trotz Beschäftigungsabbau ihre Ausbildungsleistungen zum Teil deutlich steigern konnten. Dass nach einer Phase konjunktureller Probleme Betriebe wieder verstärkt in die Ausbildung eigener Fachkräfte investierten, zeigt sich daran, dass seit 2005, und hier insbesondere im Vorjahresvergleich, die Zuwachsraten im betrieblichen Ausbildungsplatzangebot über denen in der Beschäftigung lagen.

Obwohl die Beschäftigtenbestände westdeutscher Betriebe und Unternehmen in manchen Größenklassen noch nicht das Niveau von 1999 erreicht haben, zeigen die grundsätzlich überproportionalen Zuwachsraten in der Ausbildung einen deutlichen Trend hin zur Fachkräfterekrutierung über die eigene Ausbildung im Betrieb Tabellen A5.9.1-13 bis A5.9.1-15. Beispielsweise boten mittelständische Unternehmen mit Beschäftigtenzahlen zwischen 100 und 249 im Berichtsjahr 17 % mehr Ausbildungsplätze an als 1999, während die Beschäftigtenbestände in dieser Zeitspanne nur um 7,4 % stiegen. Selbst bei den Großunternehmen in den alten Ländern ergaben sich trotz unterschiedlicher Beschäftigungsentwicklungen in den einzelnen Untergruppen Zuwächse im Angebot für Ausbildungsstellenbewerber, wobei 80 % der Zuwächse auf das Konto der KMU-Betriebe zurückgingen. Wie stark in den neuen Ländern die schwierigen Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsverhältnisse und der fehlende Fachkräftebedarf auf die betriebliche Ausbildung durchgeschlagen hatten, lässt sich daran ablesen, dass bis zum Jahr 2005 in allen Betriebsgrößenklassen Beschäftigung in paralleler Weise und Ausbildung in überproportionaler Weise abgebaut wurden Tabellen A5.9.1-16 bis A5.9.1-18. Eine Trendwende in der Beschäftigung führte seitdem aber nicht zu einem erneuten Aufbau von Ausbildungskapazitäten, sondern setzte sich bis zum Berichtsjahr fast ungebrochen fort.

Schaubild A5.9.1-3: Entwicklung des realisierten Angebots an Ausbildungsstellen (Az) – gemessen an den Auszubildenden beständen – und der Beschäftigtenbestände (Bes) (ohne Auszubildende) zwischen 1980 und 2007* (in %)

Schaubild A5.9.1-3
* In der Abbildung wurden Auszubildende nach dem Berufsstatusschlüssel der Bundesagentur für Arbeit und nicht nach dem Personengruppenschlüssel definiert, der erst 1999 eingeführt wurde. Ab 1995 beziehen sich die Auswertungen auf die alten und neuen Länder, bis 2000 ist der 30.06 Stichtag.
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit, Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung

Zunehmende Tertiarisierung des dualen Systems

Die Auswertungen belegen, dass sich auch im Untersuchungszeitraum der Wandel zur Dienstleistungsökonomie in Deutschland fortgesetzt hat.  Wirtschaftliche Gliederung Dadurch standen im Zeitraum zwischen 1999 und 2007 im verarbeitenden Gewerbe mit 17,2 % insgesamt über 30.000 Betriebe weniger für die Ausbildung Jugendlicher zur Verfügung, obwohl die Betriebsbestände insgesamt weniger stark zurückgegangen waren Tabellen A5.9.1-19 bis A5.9.1-21 im Internet. Dass vom Rückgang insbesondere beteiligungsintensive Branchen betroffen waren, zeigt sich besonders im Bauhaupt- und -nebengewerbe. Hier konnten im Jahr 2007 über 25 % weniger Betriebe Ausbildungsplätze anbieten. Auch die Ernährungs-, Textil- und Bekleidungsindustrie wiesen hohe Rückgänge in der Ausbildungsbeteiligung auf. Betriebe aus anderen Einzelbranchen des verarbeitenden Gewerbes konnten mit steigenden Ausbildungsbetriebsquoten zwar einen gewissen Ausgleich für diese Verluste schaffen, den Gesamtrückgang im sekundären Sektor aber in keiner Weise kompensieren.

Dies wurde durch den verstärkten Einstieg von Dienstleistungsbetrieben in die Ausbildung von Jugendlichen ebenso wenig erreicht. Zwar stellten im Berichtsjahr 20.000 Betriebe des Dienstleistungssektors – und dies trotz rückläufiger Gesamtbestände – zusätzlich Ausbildungsstellen zur Verfügung, diese Angebotssteigerung um 6,5 % lag aber unter dem erforderlichen Kompensationsniveau. Vor allem in den klassischen Ausbildungsbereichen wie Groß- und Einzelhandel, Gast- und Gaststätten- oder Kfz-Gewerbe zeigten sich im Untersuchungszeitraum zum Teil hohe Zuwachsraten in der Ausbildungsbeteiligung von Dienstleistungsbetrieben, die bis zum Berichtsjahr zu weit überdurchschnittlichen Ausbildungsbetriebsquoten führten. Ähnliches galt für Betriebe aus unternehmensnahen Dienstleistungsbranchen. Besonders erwähnenswert sind hierbei Grundstücks- und Wohnungswirtschaft, Betriebe mit Schwerpunkt Soft- bzw. Hardwareentwicklung und -beratung sowie die Werbewirtschaft. Auch das Versicherungsgewerbe hat wieder zugelegt, ganz im Gegensatz zum Kreditgewerbe. Eine ähnlich negative Entwicklung wiesen Einzelbereiche der öffentlichen Verwaltung sowie Dienstleistungen aus den Bereichen Rechts- und Steuerberatung bzw. Architektur- und Ingenieurleistungen auf. Hier sanken die Ausbildungsbeteiligungsquoten um bis zu 32 %, vermutlich bedingt durch die schlechte Baukonjunktur in den vergangenen Jahren.

Im Sektorenvergleich verringerte sich die Ausbildungsbetriebsquote im verarbeitenden Gewerbe zwar von 35,9 % im Jahr 1999 auf 34,6 % im Berichtsjahr, lag aber trotz Rückgängen weiterhin höher als im Dienstleistungssektor, der nach einer Erhöhung um 1,5 Prozentpunkte auf eine leicht unterdurchschnittliche Quote von 21,3 % kam, mit 67 % aber mittlerweile die Mehrheit der Ausbildungsbetriebe in Deutschland stellt. Diese bundesweiten Trends spiegelten sich auch in der regionalen Entwicklung im Westen Deutschlands wider, wobei negative Trends weniger stark und positive Tendenzen deutlich stärker ausfielen Tabellen A5.9.1-22 bis A5.9.1-24 im Internet. Für die neuen Länder bleibt dagegen festzuhalten, dass sich seit 1999 knapp 40 % der Betriebe aus dem sekundären Sektor nicht mehr an der Ausbildung Jugendlicher beteiligten Tabellen A5.9.1-25 bis A5.9.1-27 im Internet. Im Bauhaupt- und -nebengewerbe erreichten die Rückgänge Werte von bis zu 60 %. Auch in der Dienstleistungswirtschaft und im öffentlichen Sektor gab es sowohl im Vorjahresvergleich als auch im Vergleich zu 1999 zum Teil deutliche Verluste.

Im Vergleich zu 1999 reduzierte der Rückgang in den Betriebszahlen des sekundären Wirtschaftssektors die Zahl der Bildungsangebote und damit der Jugendlichen in Ausbildung um insgesamt 9,6 % bzw. 59.000 Stellen Tabellen A5.9.1-28 bis A5.9.1-30 im Internet. Dies verlief parallel zur Beschäftigungsentwicklung, bei der mit 13,1 % ein Verlust von 1,3 Mio. Arbeitsplätzen verzeichnet werden musste, auch hier mit etwa 61 % im Bauhaupt- und -nebengewerbe. Obwohl bis auf wenige Ausnahmen Einzelbereiche des verarbeitenden Gewerbes Beschäftigungsverluste hinnehmen mussten, setzte sich dieser Trend in der Ausbildung nicht fort. Während der Dienstleistungssektor zwischen 1999 und 2007 bei einem Zuwachs von 7 % bzw. 77.500 Stellen die Ausbildungsplatzverluste im sekundären Sektor voll ausgleichen konnte, reichte der Beschäftigungszuwachs in Höhe von 836.000 Arbeitsstellen bei Weitem nicht aus, um ein insgesamt ausreichendes Ausbildungsangebot zu sichern. Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang vor allem die Trends im Groß- und Einzelhandel, im Gast- und Gaststättengewerbe, bei Softwareentwicklung und -beratung, in der Wohnungswirtschaft sowie im Bereich Werbung. Nachrichten-, Kredit- und Versicherungswesen sowie der Bereich unternehmensnaher Dienstleistungen wiesen allerdings weiter Ausbildungsstellenverluste auf, meist als Folge rückläufiger Beschäftigtenzahlen.

In den alten Ländern zeigten sich keine besonderen Unterschiede zum Bundestrend Tabellen A5.9.1-31 bis A5.9.1-33 im Internet. Hier führten die Beschäftigungszuwächse seit 1999 zu entsprechenden Angebotssteigerungen in der betrieblichen Ausbildung, teilweise im zweistelligen Bereich und deutlich über den Zuwächsen in der Beschäftigung liegend. Allerdings brachte die Sonderentwicklung im Bausektor auch im Westen Deutschlands starke Rückgänge im Ausbildungsstellenangebot für Jugendliche. Parallel zu den Beschäftigungszuwächsen um über eine Million erreichte dagegen im Dienstleistungssektor das Ausbildungsstellenangebot eine Aufstockung um fast 100.000 Ausbildungsstellen.

Trotz deutlicher Beschäftigungsgewinne seit dem Jahr 2005 konnte in den neuen Ländern der Stand von 1999 weder in der Beschäftigung noch in der Ausbildung erreicht werden Tabellen A5.9.1-34 bis A5.9.1-36 im Internet. Hinzu kommt, dass sich der Beschäftigtenrückgang seit 1999 auf das betriebliche Ausbildungsstellenangebot in den neuen Ländern überproportional auswirkte. Während im sekundären Sektor 23 % und im tertiären Sektor 5,3 % Beschäftigte und damit insgesamt 650.000 Beschäftigungsverhältnisse weniger gemeldet wurden, ging die Zahl der Auszubildenden um 32,1 % bzw. 6,3 % zurück. Als ausgesprochene Sonderentwicklungen in den neuen Ländern und Berlin sind die überproportionalen Angebotszuwächse im Holz-, Papier- und Druckgewerbe sowie in der Chemie- und Kunststoffindustrie zu erwähnen, Entwicklungen, die sich von den Trends in den alten Ländern unterscheiden.

Insgesamt zeigt sich in der Entwicklung des verarbeitenden Gewerbes die besondere Bedeutung von Einzelbereichen der Exportwirtschaft für die betriebliche Ausbildungsbeteiligung. Hängt das verarbeitende Gewerbe wie im Falle des Baugewerbes aber vor allem von der Binnennachfrage ab, so ergaben sich im Untersuchungszeitraum starke Einbrüche im Ausbildungsstellenangebot. Im Dienstleistungssektor scheint die Abhängigkeit von der Binnennachfrage dagegen eher positiv zu wirken. Hier scheinen eher Dienstleistungsbereiche in Schwierigkeiten zu geraten, die unternehmensnah an die Exportwirtschaft gekoppelt sind.

E Wirtschaftliche Gliederung

Mit der Umsetzung aktualisierter Klassifikationen nach wirtschaftsfachlicher Gliederung wurde ab dem Stichtag 31.03.1998 bis 31.03.2003 die „Klassifikation der Wirtschaftszweige für die Statistik der BA – Ausgabe 1993“ (WZ93) verwendet. Ab dem Stichtag 30.06.2003 wurde die „Klassifikation der Wirtschaftszweige – Ausgabe 2003“ (WZ 2003) umgesetzt. Grundlage der Klassifikation ist die statistische Systematik der Wirtschaftszweige in der Euro päischen Gemeinschaft (NACE Rev. 1.1) vom Dezember 2001 (BA 2008). Damit weisen Ergebnisse auf Fünf stellerebebene Zeitreihenbrüche auf, die in der Aggregation aber keine Rolle spielen.

Zunehmende Bedeutung von Dienstleistungsberufen

Eng verbunden mit dem sektoralen ist der berufsstrukturelle Wandel. Selbst in einem so kurzen Zeitraum von 8 Jahren erhöhte sich der Anteil dienstleistungsorientierter Tätigkeiten um knapp 6 %, während produktionsorientierte Beschäftigungsfelder über 13 % ihres Anteils einbüßten.182 In keinem Einzelbereich konnte unter den produktionsorientierten Berufsfeldern der Beschäftigungsanteil von 1999 wieder erreicht werden, auch wenn der Negativtrend seit 2005 beendet zu sein scheint.183 Mit einem Verlust von knapp 1,3 Mio. bzw. 15,9 % aller Arbeitsplätze mit entsprechenden Tätigkeitsanforderungen erreichte der Rückgang in der Ausbildung mit 12,6 % bzw. 91.000 Ausbildungsplätzen ein ähnliches Ausmaß wie in der Beschäftigung Tabellen A5.9.1-37 bis A5.9.1-39 im Internet.

Besonders betroffen von diesen Rückgängen waren Ausbildungsberufe (Berufsbezeichnung und -klassifikation) , die den Bau-, Bauneben- und Holzberufsfeldern zugeordnet und auf die etwa zwei Drittel aller Rückgänge des produktionsorientierten Berufssektors zurückzuführen waren. In einer ähnlichen Größenordnung betroffen waren installations- und metallbautechnische sowie Elektroberufe. Dies gilt auf einem niedrigeren Niveau auch für Berufe aus dem Textil-, Leder- und Bekleidungsbereich. Seit etwa 2005 setzte in den meisten produktionsorientierten Berufsfeldern eine allmähliche Stabilisierung der Bestandszahlen ein. Ebenso zeigten dienstleistungsorientierte Berufsfelder sowohl in Ausbildung als auch in der Beschäftigung in den letzten Jahren einen leichten Aufwärtstrend und lagen 2007 mit etwa 2 % über den Zahlenwerten von 1999. Dennoch konnten die Zuwächse in diesen Berufsfeldern keinen Ausgleich für die Verluste in produktionsorientierten Berufen schaffen.184 Angesichts rückläufiger Beschäftigtenbestände waren zufriedenstellende Zuwächse in der Ausbildung bei den Waren- und Dienstleistungskaufleuten sowie den Verkehrs- und Lagerberufen festzustellen. In den restlichen Berufsbereichen, wo es zum Teil zu deutlichen Steigerungen in der Beschäftigung kam, fiel der Zuwachs in der Ausbildung noch deutlicher aus. Als positiv zu werten ist auch die Ausweitung des Ausbildungsplatzangebots in ausbildungsintensiven Bereichen wie beispielsweise bei den Verwaltungs- und Büroberufen. Durch die zum Teil überproportionalen Einbrüche in der Beschäftigung kam es in den meisten produktionsorientierten Berufsfeldern zu steigenden Ausbildungsquoten, die bei den dienstleistungsorientierten Berufsfeldern eher Folge steigender Beschäftigtenbestände waren. Auffallend im Regionalvergleich ist der seit 1999 parallel verlaufende Rückgang der ostdeutschen Auszubildendenbestände sowohl in den produktions- als auch in den dienstleistungsorientierten Berufsfeldern Tabellen A5.9.1-43 bis A5.9.1-45 im Internet. Dies war insofern sehr ungünstig, weil gerade die ausbildungsintensiven Bereiche besonders betroffen waren. Im Westen Deutschlands waren – abgesehen von den Gesundheitsdienstberufen – gerade in den ausbildungsstarken Dienstleistungsberufsfeldern Steigerungen zu verzeichnen Tabellen A5.9.1-40 bis A5.9.1-42 im Internet. Hierzu zählen auch die Verkehrs- und Lagerberufe. Trotz konstanter Beschäftigtenzahlen hat der insgesamt positive Trend im Dienstleistungsbereich bei den naturwissenschaftlich-technischen Berufen keine positive Auswirkung für das betriebliche Ausbildungsangebot gehabt.

E Berufsbezeichnung und -klassifikation

Maßgebend für die Berufsbezeichnung und -klassifikation ist die zum Stichtag jeweils ausgeübte Tätigkeit und nicht der erlernte Beruf. Die ausgeübte Tätigkeit wird nach dem Schlüsselverzeichnis der Berufe der BA in der überarbeiteten Fassung aus dem Jahr 1988 (KldB) verschlüsselt, die derzeit überarbeitet wird. Als rein statistisches Merkmal im Rahmen des Meldeverfahrens zur Sozialversicherung ist die ausgeübte Tätigkeit als weniger hartes Merkmal einzuordnen. Dies liegt an der teilweise mangelhaften Pflege der Aktualität durch die Arbeitgeber (BA 2008).

Koinzidenzen zwischen Ausbildungs- und Beschäftigungssystem

Schon in der Einzelbetrachtung der wirtschafts- bzw. berufsstrukturellen Entwicklungen ergibt sich ein erster Eindruck über den Grad der Anpassung des dualen Systems an Struktur und Entwicklungen des Beschäftigungs- und Wirtschaftssystems. Dennoch wird in der wissenschaftlichen Literatur und Bildungsberichterstattung weiterhin die These vertreten (Baethge 2007; Baethge et al. 2007; Prager/Wieland 2007), dass das betriebliche Berufsbildungssystem in Deutschland zu eng an den industriellen Sektor gebunden sei und den strukturellen Wandel zur Dienstleistungsökonomie aufgrund einer systemimmanenten Inflexibilität nur bedingt hatte nachvollziehen können: „In der Abnahme des dualen Ausbildungsplatzangebots wirkt sich die Rückläufigkeit des industriellen Sektors im Beschäftigungssystem aus, ohne dass die damit verbundene Reduzierung des Ausbildungsangebots durch die Zunahme der Dienstleistungsbeschäftigung kompensiert würde“ (Konsortium Bildungsberichterstattung 2006, S. 80). Aufgrund gestiegener Tätigkeitsanforderungen an den Arbeitsplätzen komme es zu einer Verdrängung der betrieblichen Ausbildung mit ihrem erfahrungsbasierten Lernen und zu einer höheren Bedeutung theoretisch-systematischen Wissens insbesondere bei Dienstleistungstätigkeiten und -berufen, welche eher durch schulisch und weniger durch dual ausgebildete Fachkräfte ausgeübt werden können: „Die Berufsausbildung, die als arbeitsintegrierte ihre Begründung im Wesentlichen aus der Bindung an das Erfahrungswissen bezogen hat, gerät gegenüber der höheren Allgemein- und wissenschaftlichen Bildung immer weiter ins Hintertreffen, verliert – wie uns die Rekrutierungspraxis der Unternehmen, die heute für Positionen, auf denen sie früher dual ausgebildete Fachkräfte einsetzten, zunehmend Hoch- und Fachhochschulabsolventen einstellen, zeigt – an Attraktivität und entspricht auch nur noch einem geringer werdenden Bedarf der Wirtschaft“ (Baethge et al. 2007, S. 75).

Zur Prüfung der sektoralen und berufsstrukturellen Flexibilität des dualen Ausbildungssystems eignet sich die Auswertung der Auszubildenden- und Beschäftigtenbestände nach wirtschafts- und berufsstrukturellen Einzelbereichen in besonderem Maße.

Aber wie schon in der Einzelbetrachtung können auch hier für den Untersuchungszeitraum keine Hinweise für die Richtigkeit dieser Thesen gefunden werden, da die Mehrheit der Auszubildenden entsprechend der Beschäftigung sowohl dem tertiären Wirtschafts- als auch dem tertiären Berufssektor zugeordnet werden kann Übersicht A5.9.1-1.185

Im Jahr 2007 werden insgesamt 67,2 % der Auszubildenden im privatwirtschaftlichen und öffentlichen Dienstleistungssektor ausgebildet.186 Dies entspricht genau dem Anteil unter den Beschäftigten. Auch bei den Dienstleistungsberufen, wozu auch die technischen Berufe zählen, beträgt der Anteil der Auszubildenden mittlerweile 59,7 %. Hier lassen sich allerdings erste Unterschiede zum Beschäftigungssystem feststellen, da der entsprechende Anteil unter den Beschäftigten im Jahr 2007 mit 72,2 % deutlich höher liegt als unter den Auszubildenden.187

Eine mögliche Erklärung für diese Unterschiede könnte sein, dass im privatwirtschaftlichen Dienstleistungssektor Ausbildung und Beschäftigung zwar auf ähnliche Anteile kommen, im sekundären Wirtschaftssektor und bei den Gebietskörperschaften aber deutlich weniger Jugendliche in Dienstleistungsberufen ausgebildet werden, wie dies bei einem Vergleich zu den jeweiligen Beschäftigtenbeständen zu erwarten wäre. Das heißt, dass Betriebe aus dem verarbeitenden Gewerbe zwar ausgebildete Beschäftigte aus Dienstleistungsberufen benötigen, diese aber nur zum Teil selbst ausbilden. Anders verhalten sich Betriebe aus dem privatwirtschaftlichen Dienstleistungssektor, die in überdurchschnittlicher Weise ihren Bedarf an Fachkräften aus Fertigungsberufen über eine eigene Ausbildung rekrutieren. Eine zusätzliche Erklärung zu Unterschieden in den Beschäftigten- und Auszubildendenanteilen in Dienstleistungsberufen findet sich in den unterschiedlichen Prozentanteilen bei den technischen Berufen, bedingt durch die hohen Anteile an Ingenieuren. Hier zeigt sich, gemessen an der Beschäftigung, dass vor allem im verarbeitenden Gewerbe, aber auch im Dienstleistungssektor weniger Jugendliche ausgebildet werden.

Was die Entwicklung dieser Strukturanteile anbelangt, so lässt sich feststellen, dass es im Untersuchungszeitraum infolge der Beschäftigungsentwicklung zu einer weiteren Tertiarisierung im Beschäftigungssystem gekommen ist Übersicht A5.9.1-2.

Beschäftigte in Dienstleistungsberufen und Beschäftigte im privatwirtschaftlichen Dienstleistungsgewerbe konnten als einzige Beschäftigtengruppe ihre jeweiligen Anteile steigern. Steigerungen erbrachte dieser Sektor mit 8,3 % auch bei den Fertigungsberufen. Infolge dieser Entwicklung konnten Auszubildende mit dienstleistungsorientierten Ausbildungsberufen im privatwirtschaftlichen Dienstleistungssektor um 3,3 % und – trotz Rückgängen in der Beschäftigung – auch im öffentlichen Dienstleistungssektor um 9 % zulegen. Rückgänge verzeichneten Auszubildende in Fertigungsberufen, die in Branchen des Dienstleistungssektors ausgebildet wurden. Hier fand im Untersuchungszeitraum offensichtlich eine Konzentration auf Kernberufe statt (vgl. dazu BMBF 2009). Beschäftigungseinbrüche in der Bauwirtschaft betrafen sowohl Fertigungs- als auch Dienstleistungsberufe. Erwähnenswert ist allerdings, dass gerade technische Ausbildungsberufe davon nicht betroffen waren und ihre Anteile überdurchschnittlich steigern konnten.188

(Klaus Troltsch)

Übersicht A5.9.1-1: Auszubildende1 und Beschäftigte nach Wirtschafts- und Berufssektoren im Bundesgebiet 2007 (in %)

Übersicht A5.9.1-1
1 Auszubildende nach Personengruppenschlüssel (102 und 141)
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit; Stichtag jeweils 31. Dezember; Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung

Übersicht A5.9.1-2: Entwicklung von Auszubildenden-1 und Beschäftigtenanteilen nach Wirtschafts- und Berufssektoren im Bundesgebiet zwischen 1999 und 2007 (in %)

Übersicht A5.9.1-2
1 Auszubildende nach Personengruppenschlüssel (102 und 141)
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit; Stichtag jeweils 31. Dezember; Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung

Fußnoten

177 Die gesetzliche Grundlage für die Durchführung der Beschäftigungsstatistik ist seit dem 1. Januar 1998 das Dritte Buch Sozialgesetzbuch – Arbeitsförderung – (SGB III) vom 24. März 1997 (BGBl. I S. 594) in der Fassung der zwischenzeitlich erfolgten Änderungen. Die BA ist gemäß § 281 damit beauftragt, auf der Grundlage der Meldungen nach § 28a des Vierten Buches Sozialgesetzbuch – Sozialversicherung – (SGB IV vom 23. Dezember 1976 [BGBl. I S. 3845]) eine Statistik über Beschäftigung zu erstellen.
178 Gegenüber Stichprobenerhebungen haben Auswertungen der Beschäftigten- und Betriebsstatistik den besonderen Vorteil, Aussagen über die Grundgesamtheit aller Betriebe und sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zu ermöglichen. Damit kann auf Hochrechnungen und die Berechnung von Schätzintervallen verzichtet werden.
179 Dieser Zusammenhang auf Aggregatebene setzt sich auf Einzelbetriebsebene allerdings aus sehr unterschiedlichen Verläufen zusammen.
180 Unter den Meldungen zu sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Ausbildung finden sich auch Arbeitgebermeldungen zu dualen Ausbildungsgängen im Gesundheitswesen (z. B. Krankenschwestern etc.), die nicht unter die Bestimmungen des Berufsbildungsgesetzes fallen und zu einer leichten Verzerrung der Bestandszahlen führen. Hinzuweisen ist zudem auf die in der Beschäftigtenstatistik nicht getrennt ausgewiesenen Bestände an Auszubildenden, die einen Vertrag mit einer außerbetrieblichen Einrichtung abgeschlossenen haben.
181 Um Entwicklungen nach Betriebsstrukturen – hier insbesondere nach KMU – besser nachvollziehen zu können, wurden im Vergleich zu den bisherigen Auswertungen in den Berufsbildungsberichten weitere Ausdifferenzierungen der Betriebsgrößenklassen entsprechend den Empfehlungen der Europäischen Kommission vom 6. Mai 2003 vorgenommen (vgl. Kless/Veldhues 2008).
182 Die Definitionen der Berufsfelder und -bereiche des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sind online verfügbar unter http://www.pallas.iab.de/bisds/berufsgliederung.asp. Für den vorliegenden Zweck mussten allerdings Korrekturen durchgeführt werden.
183 Weitere Ausführungen zur Tertiarisierung des dualen Ausbildungssystems seit 1980 vgl. Troltsch 2007 und Uhly/Troltsch 2009.
184 Dabei ist zu beachten, dass der Anteil fehlender Berufsangaben zu den Beschäftigten in Ausbildung in diesem Zeitraum stark zugenommen hat und eine Bewertung der berufssektoralen Entwicklungen erschwert.
185 Zum Stichtag 31.12. liegen auf Basis der Meldungen der Rentenversicherungsträger für etwa 10 % der neu eingestellten Jugendlichen noch keine endgültigen Angaben zum Ausbildungsberuf vor. Diese Gruppe wird entsprechend umgelegt.
186 Eine noch höhere Koinzidenz zwischen Auszubildenden- und Beschäftigtenstrukturen ergibt sich, wenn ausschließlich beruflich qualifizierte Beschäftigte als Vergleichmaßstab herangezogen werden.
187 Bei einer genaueren Betrachtung, die auf Grundlage der Beschäftigtenstatistik aber nicht geleistet werden kann, wäre die Einbeziehung der sogenannten Hybridberufe erforderlich.
188 Weitere Sonderauswertungen zur Beschäftigten- und Betriebsstatistik, die im Rahmen des Datenreports erstellt wurden, werden im Internet zur Verfügung gestellt (www.bibb.de/datenreport).

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2009 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2009).

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