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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2011

A
A Indikatoren zur beruflichen Ausbildung

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A4.6.3 Studienberechtigte mit dualer Berufsausbildung

Mit rund 440.000 im Studienjahr 2010 erreicht die Zahl junger Menschen, die sich erstmals an einer deutschen Hochschule eingeschrieben haben (2009: 424.273), ein Rekordhoch. Die Studienanfängerquote stieg damit im Vergleich zum Vorjahr um weitere 3 Prozentpunkte auf nunmehr 46 % (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2010). Gleichzeitig ist jedoch für Studienberechtigte124 die Aufnahme einer Berufsausbildung im dualen System seit vielen Jahren weiterhin recht attraktiv. 125 So haben auch im Ausbildungsjahr 2009 rund 112.000 junge Menschen mit Fachhochschul- oder Hochschulreife eine Berufsausbildung im dualen System begonnen, davon sind knapp die Hälfte, rund 61.000, Frauen  Tabelle A4.6.3-1.126 Damit stellen Hochschulzugangsberechtigte ein Fünftel (20,4 %) der neu geschlossenen dualen Ausbildungsverträge des Jahres 2009. Erfolgreich ins duale System eingemündet sind in den alten Ländern fast 91.000 Studien be rechtigte sowie 21.207 in den neuen Ländern. Der Anteil Studienberechtigter an den Neuverträgen liegt in den beiden Landesteilen nahe zusammen; mit 26,0 % liegt der Anteilswert bei Frauen dagegen um 10 Prozentpunkte über dem der Männer (16,1 %). Wie Tabelle A4.6.3-1 außerdem zeigt, gibt es teils deutliche Unterschiede zwischen und in den Ausbildungsbereichen bezüglich der mit Studienberechtigten abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Überdurchschnittlich hoch liegt deren Anteil z. B. in den Bereichen öffentlicher Dienst, Industrie und Handel sowie freie Berufe. Ganz vorne in der Gunst der Abiturientinnen und Abiturienten liegen vor allem kaufmännische und Dienstleistungsberufe; zunehmend gefragt sind auch informationstechnische Berufe und Medienberufe (vgl. Kapitel A4.6.2).

Berufsbildungsabschlüsse und Ausbildungsabsichten von Studienberechtigten des Entlassjahrgangs 2010 sowie von Studienanfängern und Studienanfängerinnen

Eine Erhebung des Hochschul-Informations-Systems (HIS) vom Dezember 2009 gibt Hinweise, wie attraktiv derzeit für künftige Hochschulzugangsberechtigte (Entlassjahr 2010) eine nicht akademische Berufsausbildung ist. Befragt worden sind über 29.000 junge Menschen u. a. zu ihren weiteren Studien- und Ausbildungsplänen ein halbes Jahr vor Schulabgang und Erwerb der Fachhochschul- / Hochschulreife. Es handelt sich bei den Angaben zum künftigen Ausbildungs- und Berufsweg um die zum Zeitpunkt der Befragung geäußerten Absichten angehender Studienberechtigter; nicht selten werden solche Pläne später abgeändert.127

Wie Tabelle A4.6.3-2 zeigt, planen viele der künftigen Studienberechtigten des Jahres 2010, eine Berufsausbildung außerhalb der Hochschulen aufzunehmen, und verzichten (zunächst) darauf, die Studienoption „Hochschule bzw. Fachhochschule“ einzulösen. Mit 23 % will fast ein Viertel der Befragten „auf jeden Fall“ bzw. „wahrscheinlich“ eine berufliche Ausbildung im Anschluss an den Erwerb der Hochschulberechtigung beginnen. Allerdings erlaubt die HIS-Erhebung keine weitere Differenzierung nach der Art der angestrebten Ausbildung.128 Werden zusätzlich noch jene mitberücksichtigt, die „eventuell“ eine solche aufnehmen wollen (18 %), wächst die Bandbreite für den Qualifizierungsschritt Berufsausbildung bis auf 41 %. Etwas mehr als die Hälfte der Studienberechtigten (58 %) äußerte entweder keine feste Berufsausbildungsabsicht (35 %) oder schließt eine berufliche Ausbildung auf jeden Fall aus (23 %). Weibliche Studienberechtigte äußerten häufiger als männliche den Wunsch „Berufsausbildung“ – der Anteil der geplanten Aufnahme einer Berufsausbildung reicht bei Frauen von 27 % (auf jeden Fall / wahrscheinlich) bis 44 % (auf jeden Fall / wahrscheinlich bzw. eventuell). Bei Männern liegen die entsprechenden Anteile für diesen Qualifizierungsschritt bei 20 % bis 39 %. Weiterhin erwägen Befragte mit angestrebter Fachhochschulreife eher, anschließend eine Berufsausbildung aufzunehmen, als jene mit dem Ziel Hochschulreife. Vergleichbar trifft das häufiger auf Studienberechtigte der neuen Länder zu als auf Befragte der alten Länder.

Außerdem erfasste die HIS-Studie auch die Berufsbildungsabschlüsse, welche die Studienberechtigten des Entlassjahrgangs 2010 bereits vor bzw. beim Schulabgang erworben hatten. Nach Tabelle A4.6.3-3 haben 17 % der Befragten bereits vor dem Erwerb der Reife eine betriebliche, schulische oder Beamtenausbildung erfolgreich abgeschlossen: Männliche Studienberechtigte sind beispielsweise mit 21 % häufiger schon im Besitz eines nicht akademischen Berufsabschlusses als Frauen mit 13 %. Schon eine Berufsausbildung absolviert haben mehr als die Hälfte der Befragten mit dem Ziel Fachhochschulreife (55 %), dagegen lediglich 4 % derjenigen mit angestrebter Hochschulreife. Attraktiv ist für sie vor allem die Ausbildung im dualen System, der eine wichtige Zubringerfunktion zum Hochschulbereich zukommt. So sind ein Zehntel der Studienberechtigten des Jahres 2010 schon vor ihrem Schulbesuch im Besitz eines dualen Lehrabschlusses. Mit 15 % liegt der Anteil der Männer fast um das Dreifache über dem der Frauen (6 %). Traditionell kommen besonders zahlreich die Fachhochschulberechtigten auf dem Weg über eine Ausbildung im dualen System zum hochschulischen Bereich. Fast ein Drittel von ihnen (32 %) hat bereits vor dem Schulbesuch erfolgreich eine duale Ausbildung abgeschlossen; sie übertreffen damit diejenigen mit Hochschulreife (2 %) um ein Vielfaches.

Studienanfängerbefragungen des HIS zufolge sind junge Menschen mit schulisch erworbener Studienberechtigung129 und mit zusätzlichem beruflichem Ausbildungsabschluss an Universitäten und Fachhochschulen keine Seltenheit (Heine u. a. 2008). Einerseits handelt es sich um Studierende, die bereits vor dem Schulbesuch zum Erwerb der Fachhochschul- oder Hochschulreife eine nicht akademische Berufsausbildung absolviert haben (sog. zweiten Bildungsweg). Andererseits gibt es die Gruppe, die erst nach dem Erwerb der Hochschulreife / Fachhochschulreife eine nicht akademische Berufsausbildung aufgenommen und abgeschlossen hat (sog. Doppelqualifizierer). Besonders gefragt war dabei stets die Ausbildung im dualen System (vgl. BIBB-Datenreport 2009, Kapitel A5.4.2; Herget 1997). Nach der aktuellen HIS-Studienanfängerbefragung besitzt ein Fünftel der deutschen Erstimmatrikulierten des Wintersemesters 2009 / 2010 bereits eine abgeschlossene betriebliche Ausbildung (21 %), strebt also eine Mehrfachqualifikation an. Dabei liegt der Anteil der männlichen Erstsemester mit dualem Abschluss mit 26 % um 11 Prozentpunkte über dem der Studienanfängerinnen Tabelle A4.6.3-4. Zudem wurde die betriebliche Ausbildung von deutlich mehr studierenden Männern als Frauen (15 % zu 6 %) bereits vor dem Erwerb der Studienberechtigung absolviert, während dies nicht für die Teilgruppe zutrifft, die erst nach dem Schulabgang eine duale Ausbildung absolviert hat. Große Unterschiede finden sich ferner nach der Art der erworbenen Hochschulberechtigung und für Studierende an Fachhochschulen bzw. Universitäten. Während z. B. 14 % der Neuimmatrikulierten mit Hochschulreife auch einen dualen Lehrabschluss besitzen, gilt dies für die Hälfte derer mit Fachhochschulreife (51 %).

Insgesamt fördert somit das duale System die Durchlässigkeit zwischen den Bildungsbereichen und dient vielen jungen Leuten als Brücke zum Hochschulbereich. Auf diesem Weg wird dem Mangel an qualifizierten Fachkräften begegnet, und es erreicht ein zusätzliches Potenzial leistungswilliger junger Menschen (noch) eine hochschulische Qualifikation. Zugleich wächst damit das Angebot an akademisch ausgebildeten jungen Berufseinsteigern mit einer zusätzlichen berufsfach lichen Qualifikation und praktischer Arbeitserfahrung.

(Hermann Herget)

Tabelle A4.6.3-1: Studienberechtigte mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag im Berichtsjahr 2009 nach Ausbildungsbereichen, alten und neuen Ländern1 und Geschlecht; Anzahl und Anteil (in %) an den Neuverträgen

Tabelle A4.6.3-1

Tabelle A4.6.3-2: Berufsausbildungsabsicht von Studienberechtigten des Entlassjahres 2010 nach dem Schulabgang nach Geschlecht, Art der Hochschulreife und regionaler Herkunft1 (in %)

Tabelle A4.6.3-2

Tabelle A4.6.3-3: Studienberechtigte des Entlassjahrgangs 2010 mit vor / beim Schulabgang abgeschlossener Berufsausbildung nach Geschlecht, Art der Hochschulreife und regionaler Herkunft1 (in %)

Tabelle A4.6.3-3

Tabelle A4.6.3-4: Deutsche Studienanfänger / -innen mit abgeschlossener betrieblicher Berufsausbildung an Hochschulen und Fachhochschulen im Wintersemester 2009 / 2010 nach Geschlecht und Art der Hochschulreife (in %)

Tabelle A4.6.3-4

Fußnoten

126 Basis ist die Berufsbildungsstatistik (Erhebung zum 31. Dezember) des Statistischen Bundesamtes, Fachserie 11, Reihe 3, Berufliche Bildung, Berichtszeitraum 2009 (vgl. Statistisches Bundesamt 2010c).
127 Vgl. Heine / Quast 2009 zum Entscheidungsprozess und möglichen Gründen für Studienberechtigte des Jahres 2008 sowie BIBB-Datenreport 2009, Kapitel A5.4.2.
128 Zur Berufsausbildung zählen danach die betriebliche Ausbildung im dualen System, schulische Ausbildungen an Berufsfachschulen, Fachakademien oder Schulen des Gesundheitswesens, der Besuch von Berufsakademien sowie die Beamtenausbildung (Verwaltungsfachhochschule).
129 Aus der Betrachtung ausgeschlossen sind hier jene Personen, die gemäß KMKBeschluss vom 06.03.2009 aufgrund ihrer beruflichen Ausbildung und beruflichen Erfahrung sowie einer weiteren beruflichen Fortbildung die Zulassung für ein Studium an einer Fachhochschule oder Hochschule erhalten können.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2011 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2011).

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