Der folgende Abschnitt analysiert aus der Perspektive der Ausbildungsabsolventinnen und Ausbildungsabsolventen die berufliche Übergangsphase junger Menschen mit dualer Ausbildung. Anhand der Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) und der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder wird dargestellt, wie groß der Anteil der erfassten Ausbildungsabsolventen/-absolventinnen ist, die sich unmittelbar nach ihrer Ausbildung arbeitslos meldeten.233 Dabei beziehen sich die Angaben zur Arbeitslosigkeit auf den Zeitpunkt unmittelbar nach der Ausbildung, unabhängig von der Dauer der Arbeitslosigkeit.234 Im Gegensatz dazu steht bei der Analyse mit dem IAB-Betriebspanel (vgl. Kapitel A4.11.2) die Sicht der Betriebe im Mittelpunkt.
Im Jahr 2011 meldeten sich nach Hochrechnungen, die auf Angaben der BA basieren, 138.000 Personen nach abgeschlossener (außer-)betrieblicher Ausbildung arbeitslos Tabelle A9.1-1. Im Verhältnis zur Gesamtzahl der Absolventen/Absolventinnen einer dualen Ausbildung (477.000 Personen) ergibt sich eine Arbeitslosenquote von 28,9 %. Das bedeutet einen deutlichen Rückgang in Höhe von 5,0 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr (33,9 %). Im Jahr zuvor war die Arbeitslosenquote geringfügig um 0,6 Prozentpunkte zurückgegangen.
Die Arbeitslosenquote im unmittelbaren Anschluss an die Ausbildung variiert weiterhin zwischen alten und neuen Ländern. Diese Quote, die Sucharbeitslosigkeit einschließt235, ist in den neuen Ländern fast 15 Prozentpunkte höher als in den alten (41,0 % zu 26,4 %). Die Differenz zwischen alten und neuen Ländern ist gegenüber 2010 um knapp 2 Prozentpunkte zurückgegangen. Denn während der Anteil der Arbeitslosen 2011 in den alten Ländern im Vergleich zu 2011 um mehr als 4 Prozentpunkte sank, ging er in den neuen Ländern um 6 Prozentpunkte zurück (2010: Ost 47,3 %, West 30,8 %). Damit ist seit 2008, als diese Differenz beinahe 20 Prozentpunkte betrug, der Unterschied zwischen west- und ostdeutscher Arbeitslosenquote kontinuierlich gesunken. Dennoch verbleibt der Unterschied zwischen alten und neuen Ländern auf hohem Niveau.
Verglichen mit dem Vorjahr zeigt sich sowohl bei jungen Männern als auch bei jungen Frauen ein Rückgang der Arbeitslosenquote. Bei den jungen männlichen Fachkräften ist der Rückgang mit über 6 Prozentpunkten (2010: 33,9 %, 2011: 27,8 %) allerdings deutlich stärker als bei den jungen Frauen mit 3 Prozentpunkten (2010: 33,8 %, 2011: 30,5 %). Die Arbeitslosenquote lag 2011 damit bei den jungen Frauen fast 3 Prozentpunkte über der der jungen Männer. Nachdem in den Jahren vor 2009 die Arbeitslosigkeit bei den jungen Frauen immer relativ hoch gewesen war, hatten sich im Jahr 2009 die Arbeitslosenquoten der männlichen und der weiblichen Fachkräfte erstmals angeglichen. Diese Angleichung ging mit einem relativ starken Anstieg der Arbeitslosigkeit bei den männlichen Fachkräften einher, vermutlich bedingt durch die Wirtschaftskrise, die stärker die klassischen Industriesektoren getroffen hatte, in denen der Anteil männlicher Fachkräfte relativ hoch ist. Gerade in diesen konjunktursensiblen Sektoren ging 2011 die Arbeitslosigkeit insgesamt besonders stark zurück, was wahrscheinlich der Grund dafür ist, dass das Arbeitslosigkeitsrisiko bei den jungen Frauen 2011 wieder höher war als das der jungen Männer.
Die Arbeitslosenquote in den alten Ländern beträgt bei den jungen Männern 25,1 % (2010: 30,6 %), bei den jungen Frauen 28,1 % (2010: 31,0 %). In den neuen Ländern wurden 40,0 % der jungen Männer und 42,4 % der jungen Frauen nach dem dualen Ausbildungsabschluss arbeitslos (2010: 47,8 % bzw. 46,6 %). Sowohl in den alten als auch in den neuen Ländern profitieren junge Männer stärker vom Rückgang der Arbeitslosigkeit.
Insgesamt hat sich die Situation 2011 im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Dies gilt in größerem Umfang für junge Männer, sodass seit 2008 die Arbeitslosenquote der weiblichen erstmals wieder über der der männlichen Fachkräfte liegt. Die Anteile der Arbeitslosigkeit junger Fachkräfte in den alten und neuen Ländern haben sich hingegen weiter angenähert, verbleiben allerdings in den neuen Ländern immer noch auf wesentlich höherem Niveau als in den alten.
(Ralf Dorau)