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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2013

A1.4 Regionale Entwicklung der Berufsausbildung

Die Ausbildungschancen von Jugendlichen und die Möglichkeiten von Betrieben, angebotene Ausbildungsstellen zu besetzen, können regional erheblich variieren. Um regionale Unterschiede im Ausbildungsmarktgeschehen abzubilden, wird im Folgenden die Entwicklung des Ausbildungsangebots und der Ausbildungsnachfrage auf der Ebene von Arbeitsagenturbezirken vergleichend dargestellt. Neben zuvor bereits verwendeten Indikatoren, wie die Anzahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge und unbesetzter Ausbildungsstellen, die Zahl der Schulabsolventen/-absolventinnen aus allgemeinbildenden Schulen, der Umfang überwiegend öffentlich finanzierter Ausbildungsverhältnisse und die Angebots-Nachfrage-Relation (vgl. Kapitel A1.1 bis A1.3), dient die betriebliche Angebots-Nachfrage-Relation in der erweiterten Fassung als zentraler Indikator zur Beschreibung der regionalen Ausbildungsstellenmärkte.

E Regionale Differenzierung nach Arbeitsagenturbezirken

Zum 1. Januar 2013 hat die Bundesagentur für Arbeit die schrittweise vorgenommene Änderung ihrer Gebietsstruktur abgeschlossen. Mit dieser Restrukturierung ist der Zuschnitt der Arbeitsagenturbezirke an bestehenden Kreisgrenzen ausgerichtet und die Anzahl der Agenturbezirke auf 156 reduziert worden. Grundlage der vorliegenden Analyse ist die bisherige Gebietsstruktur mit Stand 31. Dezember 2011, die nach Zusammenfassung der Berliner Arbeitsagenturbezirke 176 Regionen unterscheidet.

Betriebliche Angebots-Nachfrage-Relation in der erweiterten Fassung

Anders als die allgemeine Angebots-Nachfrage-Relation (vgl. Kapitel A1.1) bezieht sich die betriebliche Angebots- Nachfrage-Relation beim Ausbildungsangebot ausschließlich auf betriebliche Ausbildungsstellen und lässt überwiegend öffentlich finanzierte Ausbildungsplätze unberücksichtigt. In der erweiterten Fassung berücksichtigt sie bei der Nachfrage zusätzlich auch Jugendliche, die zwar in eine Alternative zur gewünschten Ausbildung gemündet sind, sich aber weiterhin an einem betrieblichen Ausbildungsplatz interessiert zeigen. Sofern nicht anders ausgewiesen, legen die nachfolgenden Angaben zur betrieblichen Angebots-Nachfrage-Relation die erweiterte Fassung zugrunde.

Im Berichtsjahr 2012 entfielen bundesweit 89 betriebliche Ausbildungsstellenangebote auf 100 Nachfragende nach erweiterter Definition. Mit einem Zuwachs um 0,4 Punkte stieg die betriebliche Angebots- Nachfrage-Relation im Vergleich zum Vorjahr nur leicht an und blieb weiterhin deutlich von einem ausgeglichenen Verhältnis entfernt Tabelle A1.4- 1. Die schwach positive Gesamttendenz auf dem Ausbildungsstellenmarkt machte sich allerdings nicht in allen Regionen Deutschlands bemerkbar. Zwar verzeichneten 108 Arbeitsagenturbezirke (61,4 %) einen Anstieg der betrieblichen Angebots- Nachfrage-Relation, in den übrigen 68 Bezirken (38,6 %) ging jedoch das Ausbildungsplatzangebot im Verhältnis zur Nachfrage zurück. Am stärksten waren die Anstiege in den südsächsischen Bezirken Zwickau, Bautzen und Plauen mit Zuwächsen zwischen 13,4 und 8,1 Prozentpunkten. Die größten Verlustraten verzeichneten die Agenturbezirke Oschatz, Merseburg und Nordhorn mit Rückgängen von -10,2 bis -6,4 Prozentpunkten.

Über alle Arbeitsagenturbezirke variierte die betriebliche Angebots-Nachfrage-Relation zwischen 69,1 und 112,2. Mit einer um 5,2 Prozentpunkte gewachsenen Spannweite war die Streuung etwas größer als 2011. Die niedrigsten Quotienten entfielen auf die Agenturbezirke Meschede, Iserlohn und Siegen, die höchsten auf die Bezirke Stralsund, Freising und Passau Schaubild A1.4-1.

Obwohl sich das Verhältnis von betrieblich angebotenen Ausbildungsstellen zur Ausbildungsplatznachfrage rechnerisch leicht verbessert hat, ist die Zahl der unversorgten Bewerber/-innen nach erweiterter Definition bundesweit um 5,4 % gestiegen. Insgesamt verzeichnete die Hälfte aller Agenturbezirke einen gewachsenen Bestand an unversorgten Bewerbern und Bewerberinnen, in fast jedem fünften Bezirk (19,3 %) nahm ihre Zahl um mehr als 50 % zu. Die höchste prozentuale Steigerung lag bei 210,3 % (Lübeck), der stärkste anteilige Verlust betrug 54,3 % (Chemnitz). Gleichzeitig nahm auch die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen zu und erhöhte sich bundesweitum 12,2 %. Insgesamt verzeichneten 118 Agenturbezirke (67,0 %) eine Zunahme der unbesetzten Ausbildungsstellen, in 35 Bezirken (19,8 %) stieg deren Anzahl um mindestens die Hälfte. Die Bandbreite der Veränderungsraten reichte von -83,5 % (Bad Kreuznach) bis +650 % (Korbach).

Starke regionale Disparitäten auf dem Ausbildungsstellenmarkt zeigen sich auch an der Entwicklung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Während eine große Mehrheit der Arbeitsagenturbezirke einen Rückgang bei den Neuabschlüssen verzeichnete, konnte die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in 24 Arbeitsagenturbezirken (13,6 %) zulegen, in einem weiteren Bezirk blieb sie unverändert. Insgesamt variierte die Veränderungsrate zwischen -25,2 % (Zwickau) und +13,0 % (Düren).

Ähnlich wie im Jahr 2011 war die Ausbildungsmarktsituation in zahlreichen Agenturbezirken durch ver- mehrte Schulabgänger/-innen infolge doppelter Abiturjahrgänge gekennzeichnet. In Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen und Hessen30 legten Schüler/-innen mit 13-jähriger und Schüler/-innen mit 12-jähriger Schulzeit (G8) gleichzeitig ihr Abitur ab und ließen die Ausbildungsplatznachfrage entsprechend steigen. Umgekehrt normalisierten sich die Schulabsolventenzahlen in den Bundesländern Bayern und Niedersachsen, die bereits 2011 von doppelten Abiturjahrgängen betroffen waren.

Die doppelten Abiturjahrgänge tragen nicht nur zu einer verschärften Konkurrenz um Ausbildungs- und Studienplätze bei, sondern führen auch zu leichten Verzerrungen einiger der nachfolgend verwendeten Indikatoren, die sich in Zeitreihen und interregionalen Vergleichen bemerkbar machen. Dies gilt für die jährliche Veränderungsrate der Schulabgängerzahl ebenso wie für das quantitative Verhältnis von betrieblich angebotenen Ausbildungsstellen zur Zahl der Schulabsolventen/Schulabsolventinnen. Um eine bessere Vergleichbarkeit über verschiedene Zeitpunkte und Regionen hinweg zu erreichen, sind für die in Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg und Bremen liegenden Arbeitsagenturbezirke neben den tatsächlichen Indikatorwerten auch statistisch bereinigte Werte ausgewiesen. Die bereinigten Quoten und Veränderungsraten basieren auf Schulabgängerzahlen, die um die Hälfte der studienberechtigten Schulabsolventen/ Schulabsolventinnen vermindert wurden. Im Falle Hessens wurde angesichts des noch geringen Anteils der Schulen mit doppelten Abiturjahrgängen auf eine Bereinigung verzichtet. Für die Arbeitsagenturbezirke Bayerns und Niedersachsens, die im Vorjahr doppelte Abiturjahrgänge aufwiesen, ist die Veränderungsrate in bereinigter und unbereinigter Form ausgewiesen Tabelle A1.4.2 Internet.

Der folgende Regionalvergleich kontrastiert 2 Gruppen von Arbeitsagenturbezirken, deren betriebliche Angebots-Nachfrage-Relation den Gesamtdurchschnitt deutlich über- bzw. unterschreitet. Die Abgrenzung der Vergleichsgruppen erfolgt durch die Bildung dreier annähernd gleich großer Quantile mit ganzzahligen Quantilsgrenzen. Zu den Regionen mit überdurchschnittlicher betrieblicher Angebots-Nachfrage- Relation zählen danach 55 Arbeitsagenturbezirke (31,3 %), in denen mindestens 93 betriebliche Ausbildungsstellenangebote auf 100 Nachfrager/-innen entfielen. Die Gruppe der Arbeitsagenturbezirke mit unterdurchschnittlicher betrieblicher Angebots- Nachfrage-Relation umfasst 62 Bezirke (35,2 %) mit weniger als 85 Ausbildungsstellenangeboten je 100 Nachfrager/-innen.

Tabelle A1.4-1: Ausgewählte Indikatoren zur regionalen Ausbildungsmarktsituation 2012

Tabelle A1.4-1

Schaubild A1.4-1: Betriebliche Ausbildungsstellenangebote je 100 Nachfragende nach erweiterter Definition in den Arbeitsagenturbezirken im Jahr 2012

Schaubild A1.4-1

Regionen mit überdurchschnittlicher Angebots-Nachfrage-Relation

Ausbildungsstellenmarkt

In den Regionen mit überdurchschnittlicher betrieblicher Angebots-Nachfrage-Relation (= 93,0) kamen 98,2 betriebliche Ausbildungsplatzangebote auf 100 Nachfragende, womit rechnerisch ein nahezu ausgeglichener Ausbildungsstellenmarkt existierte. Gegenüber dem Vorjahr vergrößerte sich der Quotient um 2,1 Prozentpunkte und überstieg 2012 den Bundesdurchschnitt um 9,2 Prozentpunkte Tabelle A1.4-1. 19 Arbeitsagenturbezirke erreichten Quotienten von über 100 und wiesen damit mehr betriebliche Ausbildungsplatzangebote als Nachfragende auf.

Die im Verhältnis zum Angebot gesunkene Nachfrage nach betrieblichen Ausbildungsplätzen ging mit einem Rückgang bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen und einem Anstieg bei den unbesetzten Ausbildungsstellen einher. Gegenüber 2011 nahm die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 3,1 % ab, während die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen um 18,0 % stieg. Insgesamt blieben 9,1 % aller betrieblich angebotenen Ausbildungsstellen unbesetzt, das sind 1,5 Prozentpunkte mehr als 2011.

Ausbildungsangebot

Anders als im Vorjahr, als ein kräftiger Zuwachs beim betrieblichen Ausbildungsplatzangebot zu verzeichnen war, ging die Zahl der von Betrieben angebotenen Ausbildungsstellen um 1,1 % zurück. Gleichzeitig sank die Zahl der überwiegend öffentlich finanzierten Ausbildungsplätze um 14,2 %. Das Gesamtangebot reduzierte sich damit um 1,5 %.

Bei Berücksichtigung der gesunkenen Schulabgängerzahl stellt sich die Entwicklung etwas günstiger dar. So stieg das Verhältnis von offerierten Ausbildungsstellen zur Anzahl der Schulabsolventen/ Schulabsolventinnen allgemeinbildender Schulen um 4,4 Prozentpunkte auf 71,6 %. Relativiert wird dieser Anstieg allerdings durch den großen Anteil an Arbeitsagenturbezirken, die im Vorjahr doppelte Abiturjahrgänge hatten. Mit 28 von 55 war gut die Hälfte der Agenturbezirke 2011 von verstärkten Abiturjahrgängen betroffen, sodass hier die Zahl der Schulabgänger/-innen außergewöhnlich stark sank. Legt man die um doppelte Abiturjahrgänge bereinigten Schulabgängerzahlen zugrunde, verbesserte sich das Verhältnis lediglich um 0,8 Punkte auf 76,9 betrieblich angebotene Ausbildungsplätze pro 100 Absolventen/Absolventinnen allgemeinbildender Schulen.

Ausbildungsnachfrage

Der vergleichsweise starke Anstieg der betrieblichen Angebots-Nachfrage-Relation in den Regionen mit überdurchschnittlicher Ausbildungsmarktsituation war vor allem einer deutlich gesunkenen Ausbildungsplatznachfrage geschuldet. In der erweiterten Fassung war diese nicht nur wesentlich stärker zurückgegangen als das betriebliche Ausbildungsangebot, sondern mit einem Minus von 3,2 % auch schneller gefallen als die bundesweite Nachfrage nach Ausbildungsstellen (-2,2 %).

Gemessen an der Zahl der Absolventen/Absolventinnen allgemeinbildender Schulen konnte die Ausbildungsplatznachfrage etwas zulegen. Nach erweiterter Nachfragedefinition entfielen 72,9 Ausbildungsplatznachfrager/- innen auf 100 Schulabgänger/- innen, das sind 3,0 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor.

Leicht verringert hat sich der Bestand an unversorgten Bewerbern und Bewerberinnen. Anders als in den übrigen Regionen, in denen ihre Zahl zum Teil stark anstieg, ging die Zahl der unversorgten Bewerber/-innen nach erweiterter Definition um 4,3 % zurück.

Regionen mit unterdurchschnittlicher Angebots- Nachfrage-Relation

Ausbildungsstellenmarkt

In den Regionen mit unterdurchschnittlicher betrieblicher Angebots-Nachfrage-Relation (< 85) entfielen auf 100 Nachfragende lediglich 80,9 betriebliche Ausbildungsplätze, womit sich das Verhältnis im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Punkte verschlechterte. Negativ verlief auch die Entwicklung bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Mit einem Jahresverlust von 3,4 % war der Unterschied zu den Regionen mit durchschnittlicher und überdurchschnittlicher Ausbildungsmarktsituation jedoch nur marginal.

Der starke Nachfrageüberhang ging mit einem verhältnismäßig geringen Anteil an unbesetzten Ausbildungsstellen einher. Von 100 betrieblich angebotenen Stellen blieben im Schnitt 3,8 unbesetzt, womit die Lehrstellenvakanz klar unter dem Niveau der Vergleichsregionen lag. Mit einem Rückgang um 9,0 % fiel die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen zudem wesentlich niedriger aus als 2011.

Ausbildungsangebot

Das Ausbildungsplatzangebot entwickelte sich in den Regionen mit unterdurchschnittlicher Ausbildungsmarktsituation weitaus ungünstiger als in den übrigen Regionen. Im Vorjahresvergleich ging die Zahl der betrieblich angebotenen Ausbildungsplätze um 3,0 % zurück, das Gesamtangebot an Ausbildungsstellen sank um 3,6 %.

Auch gemessen an der Zahl der Absolventen/Absolventinnen allgemeinbildender Schulen nahm das Angebot an betrieblichen Ausbildungsstellen ab. Auf 100 Schulabgänger/-innen kamen 58,0 betriebliche Ausbildungsplätze, das sind 3,3 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Selbst unter Berücksichtigung der doppelten Abiturjahrgänge stellt sich die Situation kaum günstiger dar. Die korrigierte Quote beträgt 60,6 %, was einer Veränderung von -2,9 Prozentpunkten gegenüber 2011 entspricht.

Ausbildungsnachfrage

Die Ausbildungsplatznachfrage nach erweiterter Definition ging um 1,3 % zurück, womit sie weniger stark sank als in den übrigen Regionen. Ebenfalls rückläufig war die Nachfrage in Relation zur Zahl der Schulabgänger/-innen. Auf 100 Absolventen/ Absolventinnen allgemeinbildender Schulen kamen 71,7 Ausbildungsplatznachfrager/-innen, das sind 2,8 Prozentpunkte weniger als 2011.

Mit einem Wachstum von 11,0 % legte der Bestand an unversorgten Bewerbern und Bewerberinnen nach erweiterter Definition stark zu. Insgesamt machten sie 11,9 % aller Absolventen/Absolventinnen allgemeinbildender Schulen aus, womit ihr Anteil mehr als doppelt so hoch ausfiel wie in den Regionen mit überdurchschnittlicher betrieblicher Angebots-Nachfrage-Relation.

(Tobias Hucker)

Fußnoten

30 In Hessen ist die achtjährige Gymnasialzeit in 3 Wellen eingeführt worden, womit sich das Auftreten verstärkter Abschlussjahrgänge über einen Zeitraum von 3 Jahren erstreckt. 2012 belief sich in Hessen der Anteil der Schulen mit doppelten Abiturjahrgängen auf 10 %.

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2013 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2013).

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