Sie befinden sich hier:

 

DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2012

A7.3 Die Entwicklung von Zusatzqualifikationen zu dualen Ausbildungsberufen zwischen 2004 und 2011

Zusatzqualifikationen dienen als Instrument der Flexibilisierung, Differenzierung und Individualisierung der dualen Berufsausbildung. Sie geben Betrieben die Möglichkeit, individuelle Qualifikationsanforderungen, die aus der Perspektive des Unternehmens nicht oder nicht in ausreichendem Maße in der jeweiligen Ausbildungsordnung berücksichtigt werden, abzudecken und zeitnah und bedarfsgerecht auf veränderte Qualifikationsanforderungen zu reagieren. Jugendliche erhalten auf der anderen Seite die Möglichkeit, Ausbildungsinhalte nach individuellen Interessen zu erweitern und zu ergänzen. Gerade für leistungsstärkere Abiturientinnen und Abiturienten ist die berufliche Bildung eine Erfolg versprechende Alternative zum Studium, wenn die Ausbildung durch Zusatzqualifikationen aufgewertet wird. Aus bildungspolitischer Sicht sind Zusatzqualifikationen von Bedeutung, weil sie die berufliche Erstausbildung mit der Weiterbildung enger verzahnen und die Attraktivität der dualen Ausbildung erhöhen.

E Zusatzqualifikationen

Gesetzliche Grundlage ist das Berufsbildungsgesetz (BBiG). Gemäß § 5 Abs. 2 Nr. 5 BBiG werden unter Zusatzqualifikationen Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten verstanden, die über die Ausbildungsinhalte hinausgehen. In der fachwissenschaftlichen Diskussion wie in der Berufsbildungspraxis werden unter Zusatzqualifikationen darüber hinaus solche Maßnahmen verstanden,

  • die parallel zur Berufsausbildung stattfinden oder unmittelbar im Anschluss daran,
  • die einen gewissen zeitlichen Mindestumfang nicht unterschreiten (40 Stunden) und
  • zertifiziert werden können.

Die AusbildungPlus-Datenbank (vgl.Erläuterung in Kapitel A7.4) erfasst bundesweit über 2.200 Modelle von Zusatzqualifikationen. Während das Angebot verschiedener Modelle seit 2004 relativ stabil erscheint, sind die Beteiligung der Wirtschaft und das Interesse der Auszubildenden von Schwankungen gekennzeichnet. So verzeichnete die AusbildungPlus-Datenbank zum 30. April 2011 erstmals seit 2006 einen Rückgang der Angebote von Zusatzqualifikationen durch Unternehmen, und zwar um 4,2 % auf knapp über 16.000. Gleichzeitig stieg die Zahl der Auszubildenden, die eine Zusatzqualifikation absolvieren, um 4,1 % auf über 83.000 an. In Tabelle A7.3-1 wird die Entwicklung des Angebots von Zusatzqualifikationen von 2004 bis 2011 dargestellt.

Tabelle A7.3-1: Zusatzqualifikationen – Modelle, Anzahl der Unternehmen und Auszubildenden von 2004 bis 2011
Tabelle A7.3-1 (barrierefrei)


Tabelle A7.3-1: Zusatzqualifikationen – Modelle, Anzahl der Unternehmen und Auszubildenden von 2004 bis 2011

Anbieter

Die meisten Zusatzqualifikationen werden von den Berufsschulen angeboten. Sie stellen mit 1.090 knapp die Hälfte der Modelle. Einen Rückgang um 7,4 % verzeichneten die Ausbildungsbetriebe, die selbst Zusatzqualifikationen anbieten. Weitgehend stabil ist das Angebot der Industrie- und Handelskammern und der Handwerkskammern Tabelle A7.3-2.

Tabelle A7.3-2: Anbieter von Zusatzqualifikationen von 2004 bis 2011
Tabelle A7.3-2 (barrierefrei)


Tabelle A7.3-2: Anbieter von Zusatzqualifikationen von 2004 bis 2011

Inhaltliche Schwerpunkte

Zusatzqualifikationen werden in einem breiten inhaltlichen Spektrum angeboten Tabelle A7.3-3. Das größte Angebot gibt es für internationale Zusatzqualifikationen. Von den 700 Angeboten in diesem Bereich entfallen 81 % auf Fremdsprachen, 12 % auf Auslandspraktika und 7 % auf internationales Management / Außenhandel. Es folgen die Bereiche Technik (303 Modelle) und Informationstechnologie (259 Modelle). Beliebte Beispiele aus diesem Bereich sind CNC-Techniken, Computer Aided Design (CAD), der europäische Computerführerschein (ECDL), Programmiersprachen wie C++ oder auch die Fortbildung zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten.

Bei den kaufmännischen Qualifikationen (259 Modelle) sind vor allem die anerkannten Fortbildungen zum Handelsassistenten / zur Handelsassistentin und zum Handelsfachwirt / zur Handelsfachwirtin, aber auch der Betriebsassistent / die Betriebsassistentin im Handwerk stark nachgefragt. Seit 2004 haben Modelle für den Erwerb der Fachhochschulreife parallel zur Berufsausbildung stark zugenommen. Derzeit gibt es 185 verschiedene Modelle, zusammen mit einer Ausbildung das Fachabitur zu erwerben (2004: 133 Modelle). Den stärksten Zuwachs mit 7,4 % verzeichnete 2011 der Bereich Tourismus / Gastronomie.

Die in diesem Überblick enthaltenen Zusatzqualifikationen sind nicht im Rahmen einer Ausbildungsordnung geregelt. Sie unterscheiden sich damit von den kodifizierten Zusatzqualifikationen. Mit der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes 2005 wurde die Möglichkeit geschaffen, Zusatzqualifikationen in Ausbildungsordnungen zu verankern. § 49 Berufsbildungsgesetz regelt u. a. die Prüfung von in Ausbildungsordnungen aufgenommenen Zusatzqualifikationen. Von dieser Möglichkeit wurde bisher in den Ausbildungsordnungen der Ausbildungsberufe Musikfachhändler / -in, Buchhändler / -in und Tourismuskaufmann / -frau Gebrauch gemacht. Durch die einheitliche Regelung in der Ausbildungsordnung besitzen sie eine bundesweite Gültigkeit, d. h., es gibt keine regionalen Unterschiede bei diesen Zusatzqualifikationen.

Tabelle A7.3-3: Inhaltliche Schwerpunkte von Zusatzqualifikationen von 2004 bis 2011
Tabelle A7.3-3 (barrierefrei)


Tabelle A7.3-3: Inhaltliche Schwerpunkte von Zusatzqualifikationen von 2004 bis 2011

Regionale Verteilung

Starke regionale Schwerpunkte des Angebots von Zusatzqualifikationen finden sich in Nordrhein- Westfalen, Baden-Württemberg und Sachsen, gefolgt von Thüringen, Niedersachsen, Hessen und Bayern Tabelle A7.3-4. Zusammen mit Bayern und Hamburg verzeichnete das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen einen überdurchschnittlichen Rückgang in den Angeboten der Unternehmen. Besonders hohe Zuwächse bei den Auszubildenden, die eine Zusatzqualifikation erwerben, verzeichneten das Saarland und Hessen.

(Jochen Goeser)

Tabelle A7.3-4: Regionale Verteilung von Zusatzqualifikationen von 2004 bis 2011
Tabelle A7.3-4 (barrierefrei)


Tabelle A7.3-4: Regionale Verteilung von Zusatzqualifikationen von 2004 bis 2011

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2012 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2012).

Diese Information weitergeben

Diese Informationen weitergeben bei: Facebook Diese Informationen weitergeben bei: Twitter Diese Informationen weitergeben bei: MeinVZ

Social Bookmarks

Lesezeichen setzen bei: Google Lesezeichen setzen bei: Yahoo Lesezeichen setzen bei: Mr. Wong Lesezeichen setzen bei: Del.icio.us Lesezeichen setzen bei: Linkarena Lesezeichen setzen bei: Folkd Lesezeichen setzen bei: Yigg

Tools: