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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2010

C2.1 Die Jahre 1999 und 2007 – eine Gesamtschau

Dass die duale Ausbildung als Grundfeste der deutschen Berufsbildung anzusehen ist, zeigt sich nicht zuletzt am hohen Anteil junger Menschen, die diesen Weg als Einstieg ins Berufsleben wählen. So liegt der Anteil dual ausgebildeter Personen nach den Mikrozensen 1999 bis 2007 (Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung) konstant zwischen 55 % und 60 %.323 In den letzten Erhebungsjahren ist hier sogar ein leichter Anstieg der dualen Ausbildungsabsolventen / -absolventinnen zu erkennen. In diesem Abschnitt wird gezeigt, welchen Schwankungen die beruflichen Erfolgsaussichten dual ausgebildeter Berufseinsteiger / -innen zwischen 1999 und 2007 unterlagen Tabelle C2.1-1. Als zentrales Ergebnis der Auswertungen ist festzuhalten, dass im Zeitverlauf starke zyklische Schwankungen des beruflichen Erfolgs der Absolventen / Absolventinnen erkennbar sind, die offensichtlich in engem Zusammenhang mit der allgemeinen wirtschaftlichen Prosperität stehen. So decken sich die Ergebnisse des Mikrozensus weitestgehend mit den Darstellungen der Entwicklung des Arbeitsmarktes der Bundesagentur für Arbeit (2007c, S. 14).

Tabelle C2.1-1 zeigt, dass die Erwerbslosenquoten von 1999 bis 2004 stark angestiegen sind. Von 2004 an bis 2007 waren sie jedoch wieder leicht rückläufig. Insgesamt sind duale Ausbildungsabsolventen / -absolventinnen besonders bis 3 Jahre nach Ausbildungsabschluss von Erwerbslosigkeit betroffen. Je weiter das Ausbildungsjahr zurückliegt, desto stärker verringert sich der Anteil der Erwerbslosen unter den dual Ausgebildeten. Weibliche Ausbildungsabsolventen waren in allen Jahren weniger stark von Erwerbslosigkeit betroffen als ihre männlichen Kollegen. Dies kann allerdings auch daher rühren, dass weibliche Ausbildungsabsolventen stärkere Anteile unter den Nichterwerbspersonen aufweisen. Diese Anteile nehmen vor allem zu, je weiter der Ausbildungsabschluss zurückliegt. Interessant ist dabei, dass im Jahre 2005, als der Anteil der Erwerbslosen unter den weiblichen Ausbildungs absolventen am höchsten war, auch der Anteil der weiblichen Nichterwerbsperson seinen jeweiligen Höchststand erreichte. Dies vermittelt den Eindruck, dass sich Frauen bei einem angespannten Arbeitsmarkt eher in die Nichterwerbstätigkeit als in die Erwerbslosigkeit begeben.

Die Chancen einer vollwertigen Beschäftigung ohne Prekarität sind von 1999 bis 2005, unabhängig vom Zeitpunkt des Ausbildungsabschlusses, insgesamt gesunken. In den Jahren 2006 und 2007 konnte hingegen wieder ein leichter Anstieg verzeichnet werden. Auch hier haben es Ausbildungsabsolventen / -absolventinnen in den ersten 3 Jahren nach Ausbildungsabschluss am schwersten, in einem vollwertigen Beschäftigungsverhältnis angestellt zu werden. Aber auch Ausbildungsabsolventen / -absolventinnen, bei denen der Ausbildungsabschluss bereits 7 bis 10 Jahre zurückliegt, waren von einem Rückgang vollwertiger Beschäftigungsverhältnisse seit der Jahrtausendwende betroffen (von 61,1 % in 1999 bis zu 54,7 % in 2006).

Betrachtet man die Anteile in prekären Beschäftigungsverhältnissen insgesamt, so scheint sich der Rückgang vollwertiger Beschäftigungsverhältnisse zunächst nicht in einem Anstieg prekärer Arbeitsverhältnisse widerzuspiegeln. So nehmen bei Ausbildungsabsolventen / -absolventinnen, deren Ausbildungsabschluss höchstens 3 Jahre zurückliegt, Beschäftigungsverhältnisse mit hoher Prekarität sogar ab (von 9,8 % in 1999 bis zu 6,7 % in 2003). Bei Ausbildungsabsolventen / -absolventinnen mit weiter zurückliegendem Abschluss ist hier jedoch eine Zunahme hoher Prekarität zu beobachten. Dennoch liegen die entsprechenden Anteile von Absolventen / Absolventinnen 4 bis 10 Jahre nach Abschluss noch unter den Anteilswerten von Absolventen / Absolventinnen bis zu 3 Jahren nach Absolvierung der Ausbildung. Ein gegensätzliches Bild ergibt sich, wenn man die prekären Beschäftigungsverhältnisse getrennt nach Geschlecht betrachtet: Während bei den Männern, zumindest bis zu 6 Jahren nach Ausbildungsabschluss, die Anteile an Beschäftigungen mit hoher Prekarität abnehmen, bei einer gleichzeitigen Zunahme von Beschäftigungsverhältnissen mit mittlerer Prekarität, entwickeln sich die Beschäftigungsverhältnisse der Frauen genau entgegengesetzt. Seit 1999 nehmen hier die Beschäftigungsverhältnisse mit mittlerer Prekarität ab, mit hoher Prekarität jedoch zu.

Der Anteil der Selbstständigen nimmt seit 1999 leicht zu, wie zu erwarten jedoch eher bei Personen, deren Ausbildungsabschluss schon weiter zurückliegt. Sowohl bei Frauen als auch bei den Männern lässt sich zudem seit der Jahrtausendwende ein Anstieg in der weiterführenden Ausbildung verzeichnen. Dies trifft vor allem auf Ausbildungsabsolventen / -absolventinnen zu, deren dualer Ausbildungsabschluss nicht länger als 6 Jahre zurückliegt. Die Zunahme der Erwerbslosenanteile und der Rückgang vollwertiger Beschäftigungsverhältnisse seit 1999 könnten hierfür ein Auslöser sein. Dem Weg in eine weiter- oder umqualifizierende Ausbildung scheint somit eine ausgleichende Funktion unter widrigen Arbeitsmarktbedingungen zuzukommen.

E Erwerbslosigkeit im Mikrozensus

Der Erwerbsstatus wird im Mikrozensus nach dem ILO-Konzept erfasst (Rengers 2004). Demnach gelten alle Personen, die in der Referenzwoche mindestens eine Stunde einer bezahlten Tätigkeit nachgehen, als Erwerbstätige. Alle Übrigen, die innerhalb von maximal 2 Wochen ab dem Befragungszeitpunkt bereit wären, eine Tätigkeit aufzunehmen, werden als erwerbslos eingestuft.

Das Konzept der Erwerbslosigkeit bzw. Erwerbstätigkeit bezieht im Gegensatz zu Arbeitslosigkeit bzw. Beschäftigung auch Selbstständige mit ein. Die Erwerbslosenquote kann deshalb mit der Arbeitslosenquote nicht verglichen werden. Da sich mit dem Mikrozensus die individuelle Dauer von Erwerbslosigkeit schwer erfassen lässt, ist hier die Identifikation von Entkopplung nicht möglich.

E Definition der Prekaritätsstufen im Mikrozensus

Für die Bestimmung der Prekarität einer Beschäftigung werden das Arbeitszeitmodell (Vollzeit / Teilzeit / geringfügig), der Arbeitsvertrag (befristet / unbefristet) und das Einkommen ausgewertet. In einem ersten Schritt werden Befragte mit

  • Vollzeit- oder Teilzeitstellen und unbefristeten Arbeitsverträgen vollwertiger Beschäftigung,
  • Vollzeitstellen und befristetem Arbeitsvertrag mittlerer Prekarität,
  • Teilzeitstellen und befristetem Arbeitsvertrag oder geringfügiger Beschäftigung hoher Prekarität zugeordnet.

Anschließend werden abschlussjahr- und ausbildungsniveauspezifische Durchschnittseinkommen berechnet. Befragten, deren individuelles Einkommen weniger als zwei Drittel dieses Durchschnitts erreicht, wird nachträglich eine höhere Prekaritätsstufe zugewiesen (von vollwertiger Beschäftigung zu mittlerer Prekarität und von mittlerer zu hoher Prekarität). Aufgrund dieser gewählten Prekaritätsdefinition wird im weiteren Verlauf dieses Kapitels auch von prekärer Beschäftigung gesprochen. Bei den untersuchten Personen handelt es sich um abhängig Beschäftigte.

Tabelle C2.1-1: Entwicklung des beruflichen Status dual Ausgebildeter von 1999 bis 2007

Tabelle C2.1-1

Fußnoten

323 Dies bezieht sich jeweils auf den höchsten beruflichen Abschluss.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2010 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2010).

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