Nach einer allgemeinen Betrachtung des Übergangs in die Erwerbstätigkeit dual Ausgebildeter in den Jahren 1995 bis 2007 wird nun der Fokus auf die Art der Beschäftigung nach erlerntem Beruf gelegt. Hierzu werden 16 Ausbildungsfelder nach der Berufsfelddefinition von Tiemann u. a. (2008) genauer betrachtet.327 Es handelt sich dabei um diejenigen Berufsfelder, in welchen nach der „Datenbank Ausund Weiterbildungsstatistik des Bundesinstituts für Berufsbildung auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder“ vom 31. 12. 2001 über 88 % der Auszubildenden ausgebildet worden sind.328 Eine genaue Klassifizierung des erlernten Berufes ist im Mikrozensus erst seit dem Erhebungsjahr 2005 möglich, sodass sich die nun folgenden Darstellungen, wie in Kapitel C2.2, auf die Berichtsjahre 2005 bis 2007 beschränken. Um Verzerrungen zu vermeiden, werden zudem nur duale Ausbildungsabsolventen / -absolventinnen betrachtet, die einen allgemeinen Schulabschluss aufweisen, nicht selbstständig sind und sich in keiner Weiterbildung befinden.
Tabelle C2.3-1 zeigt, dass die Erwerbslosigkeit bis 3 Jahre nach beruflichem Abschluss noch bei durchschnittlich 14,9 % liegt, mit größerem Abstand zur Ausbildung zurückgeht und sich danach nur wenig verändert. Sie liegt sowohl 4 bis 6 Jahre als auch 7 bis 10 Jahre nach höchstem beruflichem Abschluss bei jeweils ca. 10 %. Von Erwerbslosigkeit scheinen in allen Zeiträumen nach beruflichem Abschluss vor allem „Köchinnen und Köche“ sowie „Bauberufe, Holz-, Kunstoffbe- und -verarbeitung“ betroffen zu sein.
Die Entwicklung der vollwertigen Beschäftigung steht hingegen im direkten Gegensatz zur Entwicklung der Erwerbslosigkeit. So erhöht sich der Anteil vollwertig Beschäftigter von 55,0 % bis 3 Jahre nach höchstem beruflichem Abschluss auf 70,4 % 7 bis 10 Jahre nach höchstem beruflichem Abschluss. Gleichzeitig nimmt der Anteil der Beschäftigungen mit mittlerer und hoher Prekarität ab (von 20,4 % bzw. 9,6 % auf 11,4 % bzw. 7,8 %).
Bei einer Betrachtung der einzelnen Ausbildungsfelder lassen sich zwei unterschiedliche Gruppen erkennen: zum einen die Berufe, bei denen der Anteil der vollwertigen Beschäftigung kontinuierlich auf über zwei Drittel zunimmt, je weiter der höchste berufliche Abschluss zurückliegt (in Tabelle C2.3-1 hellgrün hinterlegt), zum anderen jene Ausbildungsfelder, bei denen der Anteil der vollwertigen Beschäftigung nach einem anfänglichen Anstieg ab 4 Jahren nach Berufsabschluss die Zweidrittelmarke nicht übersteigt (in Tabelle C2.3-1 hellblau hinterlegt). Der Anteil der Erwerbslosen entwickelt sich dementsprechend: Bis auf das Ausbildungsfeld „Metall-, Anlagenbau, Blechkonstruktion, In stallation, Montierer / -innen“ und die „Groß-, Einzelhandelskaufleute“ weisen alle Berufe mit einem Anteil vollwertiger Beschäftigung von über zwei Dritteln 7 bis 10 Jahre nach höchstem beruflichem Abschluss eine Erwerbslosenquote von unter 10 % auf. Bei den Ausbildungsfeldern mit einem vollwertigen Beschäftigungsanteil von unter zwei Dritteln liegt hingegen auch der Anteil der Erwerbslosen immer über 10 %. Bei den eher als prekär einzustufenden Ausbildungsfeldern sind vor allem die „Verkaufsberufe (Einzelhandel)“ und die „Berufe in der Körperpflege“ hervorzuheben. So haben sie – neben einer erhöhten Erwerbslosigkeit – mit 19,2 % bzw. 17,9 % unter allen Ausbildungsfeldern den höchsten Anteil an hoher Prekarität und mit 47,2 % und 42,7 % den geringsten Anteil an vollwertiger Beschäftigung 7 bis 10 Jahre nach beruflichem Abschluss. „Berufe in der Körperpflege“ weisen zudem in allen Zeiträumen nach Ausbildungsabschluss den höchsten Anteil an mittlerer Prekarität auf.
In der als eher vollwertig beschäftigt zu bezeichnenden Gruppe (in Tabelle C2.3-1 hellgrün hinterlegt) sind vor allem die „Bank- und Versicherungskaufleute“ und die „Industrie-, Werkzeugmechaniker / -innen“ als Ausbildungsfelder zu nennen, welche selten prekärer Beschäftigung oder höherer Erwerbslosigkeit ausgesetzt sind. So sind die „Industrie-, Werkzeugmechaniker / -innen“ 7 bis 10 Jahre nach ihrem Abschluss in 84,5 % der Fälle vollwertig beschäftigt, bei den „Bank- und Versicherungskaufleuten“ sind es sogar 87,7 %. Absolventen / Absolventinnen im letztgenannten Ausbildungsfeld sind auch bereits bis 3 Jahre nach beruflichem Abschluss zu 76,1 % nicht prekär beschäftigt. Dies sind rund 9 Prozentpunkte mehr als bei „Sonstigen kaufmännischen Berufen“, welche bis 3 Jahre nach Ausbildungsabschluss den zweithöchsten Anteil bei vollwertiger Beschäftigung aufweisen. Zudem scheint sich die Erwerbslosigkeit bei den „Bank- und Versicherungskaufleuten“ bereits 4 bis 6 Jahre nach beruflichem Abschluss bei 3 % einzupendeln.
Da eine geschlechtliche Unterscheidung nach erlerntem Beruf und Prekarität der Beschäftigung aufgrund teilweise zu geringer Zellbesetzungen (insbesondere für Absolventinnen) nicht möglich ist, muss die Aufteilung der Ausbildungsfelder zwischen den Geschlechtern getrennt betrachtet werden. In Tabelle C2.3-2 ist zu erkennen, dass sich – mit Ausnahme der Aus bildungsfelder „Sonstige kaufmännische Berufe“ und den dual Ausgebildeten in den restlichen Ausbildungsfeldern – Frauen und Männer selten gleich auf die Ausbildungsfelder verteilen. So überwiegt in den besonders von prekärer Beschäftigung betroffenen Ausbildungsfeldern „Berufe in der Körperpflege“ und „Verkaufsberufe (Einzelhandel)“ der Anteil der Frauen mit 94,5 % bzw. 86,9 %. Allerdings sind diese auch im Ausbildungsfeld „Bank- und Versicherungskaufleute“ mit 57,9 % in der Mehrheit, wohingegen bei den „Industrie- und Werkzeugmechaniker / -innen“ die Männer mit 96,4 % dominieren. Eine eindeutige Einschätzung des Zusammenhangs zwischen der Prekarität eines Ausbildungsfeldes und dem Geschlecht der Ausgebildeten kann mittels eines Vergleiches der Tabellen C2.3-1 und C2.3-2 nicht vorgenommen werden. Betrachtet man jedoch die Zusammensetzung der Ausbildungsfelder nach höchstem Schulabschluss (Tabelle C2.3-3), so lässt sich eine Vermutung bezüglich der Einflussfaktoren von Präkarität aufstellen.329
In Tabelle C2.3-3 zeigt sich, dass im Durchschnitt der Anteil der Personen mit mittlerer Reife oder gleichwertigem Abschluss unter den dualen Ausbildungsabsolventen / -absoventinnen überwiegt (ca. 53 %). Während in den weiter zurückliegenden Jahren, also 7 bis 10 Jahre nach höchstem beruflichem Abschluss,330 der Anteil an Personen mit Haupt- bzw. Volksschulabschluss rund 12 Prozentpunkte über dem Anteil der Personen mit (Fach-)Hochschulreife lag (29,7 % gegenüber 18,2 %), reduzierte sich diese Differenz über die näher an den Erhebungszeitpunkten liegenden Abschlüsse auf knapp 7 Prozentpunkte (26,9 % gegenüber 20 %)
In den als prekär einzustufenden Ausbildungsfeldern „Verkaufsberufe (Einzelhandel)“ und „Berufe in der Körperpflege“ ist der Anteil der Personen mit (Fach-) Hochschulreife in allen Zeiträumen nie höher als 6,5 %. In den „Verkaufsberufen (Einzelhandel)“ hat sich die Zusammensetzung nach Schulabschlussarten im Laufe der Zeit zugunsten der Haupt- / Volksschüler gegenüber den Absolventen mit mittlerer Reife gewandelt. So beträgt bei Absolventen / Absolventinnen bis 3 Jahre nach höchstem beruflichem Abschluss der Anteil der Haupt- / Volksschüler 50,8 % (mittlere Reife: 43,7 %), bei Absolventen / Absolventinnen 7 bis 10 Jahre nach beruflichem Abschluss sind es jedoch nur 45,6 % (mittlere Reife: 50,4 %). Bei den „Berufen in der Körperpflege“ verhält es sich genau andersherum, hier hat der Anteil der Absolventen mit mittlerer Reife oder vergleichbarem Abschluss gegenüber den Volks- / Hauptschulabsolventen im Laufe der Zeit zugenommen.
Dominant ist der Anteil der Personen mit (Fach-) Hochschulreife in den Ausbildungsfeldern „Bank-/ Versicherungsfachleute“ und in den „Sonstigen kaufmännischen Berufen“. Je nach zurückliegendem Abschlussjahr liegt hier der Anteil zwischen 59,4 % und 55,3 % bzw. 50,6 % und 45,0 %. Beide Ausbildungsfelder zeichnen sich durch ihren hohen Anteil an vollwertiger Beschäftigung aus, wobei besonders das Ausbildungsfeld „Bank- und Versicherungsfachleute“ hervorzuheben ist, das auch in allen Zeiträumen nach beruflichem Abschluss den höchsten Anteil an Personen mit (Fach-)Hochschulreife aufweist. Im ebenfalls als nicht prekär zu bezeichnenden Ausbildungsfeld der „Industrie- und Werkzeugmechaniker / -innen“ überwiegt hingegen in allen Zeiträumen der Anteil der Personen mit mittlerer Reife. Personen mit (Fach-)Hochschulreife stellen hier sogar den geringsten Anteil dar (zwischen 7,0 % und 8,2 %).
Zusammenfassend ist bei einem Vergleich von Tabelle C2.3-2 und Tabelle C2.3-3 erkennbar, dass sich ein hoher Anteil an Personen mit (Fach-)Hochschulreife innerhalb eines Ausbildungsfeldes in einer erhöhten Quote vollwertiger Beschäftigung innerhalb dieses Ausbildungsfeldes niederschlägt. Dies ist jedoch keine Voraussetzung für eine vollwertige Beschäftigung. So ist es, wie beispielsweise im Ausbildungsfeld „Industrie-, Werkzeugmechaniker / -innen“, auch durchaus möglich, dass dual ausgebildete Absolventen / -innen größtenteils nicht prekär beschäftigt sind, obwohl sie überwiegend über keine (Fach-)Hochschulreife verfügen.