A6.1 Berufsvorbereitungsjahr, Berufsgrundbildungsjahr, Berufsfachschulen
Entwicklung der Schülerzahlen seit 1992
Berufliche Schulen des hier untersuchten Schulsegments hatten seit Mitte der 90er-Jahre einen nahezu kontinuierlichen Anstieg der Schülerzahlen zu verzeichnen. So stieg die Schülerzahl von 2000 bis 2006 um rund 30 %. Am stärksten gestaltete sich dabei der Anstieg in den Berufsfachschulen (BFS) – seit 2000 ein Plus von 36 % – mit damals 566.000 Schülerinnen und Schülern. Mittlerweile sinken die Schülerzahlen in allen diesen drei schulischen Berufsbildungsangeboten, im Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) schon seit 2004, im Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) seit 2005. Der stärkste Rückgang der Schülerzahlen zeigte sich an BFS, bei diesen aber erst im Schuljahr 2007 / 2008 mit einem Minus von 6,3 %.
Auch im Berichtsjahr 2008 / 2009 zeigten sich in BFS rückläufige Schülerzahlen. Der Rückgang fiel aber insgesamt nicht so stark aus wie im Vorjahr (-3,7 %). Er zeigte sich vor allem in den neuen Ländern (-10,8 %), in den alten Ländern blieb er mit -1,7 % noch relativ moderat. Die Entwicklung der Schülerzahlen in BGJ, BVJ und BFS seit 1992 zeigt das Schaubild A6.1-1.
Schaubild A6.1-1: Entwicklung der Schülerzahlen des schulischen Berufsgrundbildungsjahres, des Berufsvorbereitungsjahres und der Berufs fachschulen insgesamt 1992 bis 2008
Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) 2008 / 2009
Im Schuljahr 2008 / 2009 befanden sich rund 55.300 Jugendliche und junge Erwachsene im BVJ Tabelle A6.1-1 Internet228. Knapp zwei Drittel (33.400 = 60,4 %) der Teilnehmer waren männlich, zwei Drittel der Jugendlichen (67 %) waren beim Einstieg 16 oder 17 Jahre alt. Rund 5.100 – das ergibt einen Anteil von 9,2 % – waren bereits 19 Jahre oder älter, unter den Älteren stammten mehr als die Hälfte aus den neuen Ländern. 9.600 (= 17,4 %) waren Ausländer. Mehr als zwei Drittel (70 %) der Schülerinnen und Schüler hatten noch keinen allgemeinen Schulabschluss erworben, als sie in das BVJ einstiegen, was ihre Chancen auf dem Ausbildungsstellenmarkt stark einschränkt. Von den Absolventen des Schuljahres 2007 / 2008 erwarben 15.700 Jugendliche im BVJ einen Hauptschulabschluss, einige wenige (124) einen mittleren Bildungsabschluss. Das sind knapp 40 % der Schülerinnen und Schüler des Vorjahres, die vor ihrem Eintritt in das BVJ noch über keinen allgemeinen Schulabschluss verfügten. Von 1992 bis 2002 hatte die Zahl der Schüler im BVJ kontinuierlich zugenommen. Bis 2004 blieb sie weitgehend auf dem erreichten Stand von rund 80.000 Schülerinnen und Schülern. Seit 2005 ist die Schülerzahl stark rückläufig.
Mit Ausnahme von Niedersachsen (+2,7 %) und Bayern (+0,9 %) sind in allen Ländern die Schülerzahlen gegenüber dem vorigen Schuljahr zurückgegangen. Den stärksten Rückgang der Schülerzahlen verzeichnete wie schon im vorhergehenden Schuljahr Baden-Württemberg mit einem Rückgang von 39 %. Ansonsten wurden vor allem in den neuen Ländern deutliche, meist zweistellige Rückgänge ermittelt: in Sachsen (-18,3 %), Berlin (-16,7 %), Sachsen-Anhalt (-15,2 %), Mecklenburg-Vorpommern (-13,2 %) und Thüringen (-9,9 %).
Die Länder bieten das BVJ in unterschiedlichem Ausmaß an. Die meisten Schüler kommen 2008 / 2009 aus Niedersachsen (7.300), Bayern (6.200), Nordrhein- Westfalen (5.700) und Sachsen (5.100). Im Saarland (500), Bremen (1.000) und Schleswig-Holstein (1.800) sind die niedrigsten Teilnehmerzahlen zu vermelden. In Brandenburg wird das BVJ nicht angeboten.
E Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)
Das BVJ ist ein einjähriger bzw. zweijähriger Bildungsgang, der die Jugendlichen ohne Ausbildungsvertrag auf die Anforderungen einer beruflichen Ausbildung vorbereiten soll. Der Unterricht erfolgt in Vollzeit- oder Teilzeitform. Während des BVJ kann der Hauptschulabschluss nachgeholt werden. Auch Berufsvorbereitungsmaßnahmen mit innovierenden Elementen (Dualisierung berufsvorbereitender Lehrgänge an den Lernorten Schule bzw. außerbetriebliche Ausbildungsstätte und Betrieb) gehören statistisch seit dem Schuljahr 1999 / 2000 zum BVJ (vgl. Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 2).
Schulisches Berufsgrundbildungsjahr (BGJ / s) 2008/2009
44.400 Schülerinnen und Schüler besuchten im Schuljahr 2008/2009 ein BGJ/s. Gegenüber dem Vorjahr (46.000) bedeutet das einen Rückgang um 3,6 % Tabelle A6.1-1 Internet. 7 von 10 Schülern (68 %) waren männlich. Nur jeder neunte Jugendliche hatte noch keinen allgemeinen Schulabschluss erworben. 7 von 10 Teilnehmern besaßen einen Hauptschulabschluss, knapp jeder Fünfte einen höheren allgemeinen Bildungsabschluss. Jeder Achte war Ausländer, damit erhöhte sich auch der Ausländeranteil gegenüber dem Vorjahr um knapp 2 Prozentpunkte. Die höchsten Schülerzahlen wiesen die Berufsfelder Metalltechnik (10.000), Ernährung und Hauswirtschaft (6.200), Holztechnik (5.300) und Wirtschaft und Verwaltung (4.800) auf.
Insgesamt 26.400 BGJ-Absolventen des Schuljahres 2007/2008 hatten eine Abschlussprüfung bestanden. Darunter befanden sich 3.800 Jugendliche, die noch einen Hauptschulabschluss nachholen konnten, und 4.400 Schülerinnen und Schüler, die auf diesem Weg einen mittleren Bildungsabschluss erwarben.
In den neuen Ländern (einschließlich Berlin) kommt dem schulischen BGJ/s – mit Ausnahme von Sachsen mit 1.700 und Sachsen-Anhalt mit knapp 1.400 Schülerinnen und Schülern in diesem Schuljahr – eine verhältnismäßig geringe Bedeutung zu. Im Schuljahr 2008/2009 stammten 7 % der Schüler/-innen des BGJ/s aus den neuen Ländern. Dort wird es 2008/2009 auch nur in Sachsen, Sachsen-Anhalt und in Berlin (hier in unbedeutendem Umfang) angeboten. In den alten Ländern ist das BGJ am stärksten in Nordrhein-Westfalen (22.800) und Niedersachsen (9.900 Schülerinnen und Schüler) vertreten. Bezogen auf das gesamte Bundesgebiet stammen fast drei Viertel (73 %) aller BGJ-Schüler aus diesen Ländern. Einen deutlich überdurchschnittlichen Rückgang der Schülerzahlen gegenüber dem vorigen Schuljahr gab es in Sachsen (-42,4 %), Hessen (-22,1 %) und Sachsen-Anhalt (-17,3 %). Einen – dazu noch deutlichen zweistelligen – Anstieg verzeichnete nur Nordrhein-Westfalen (+11,8 %).
E Schulisches Berufsgrundbildungsjahr (BGJ/s)
Schüler und Schülerinnen im schulischen BGJ erhalten eine berufsfeldbezogene Grundbildung (z. B. in den Berufsfeldern Metalltechnik, Elektrotechnik, Wirtschaft und Verwaltung). Der Unterricht wird in Vollzeitform durchgeführt. Ist der Besuch erfolgreich, kann er auf die Berufsausbildung im dualen System durch eine Verkürzung der Ausbildungszeit angerechnet werden (vgl. Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 2).
Berufsfachschulen 2008 / 2009
Die demografische Entwicklung zeigt sich auch an der Schülerzahl der BFS . Die Zahl der Schülerinnen und Schüler229 ist im Schuljahr 2008 / 2009 nach einem längeren Zeitraum kontinuierlicher Anstiege (Höhepunkt im Schuljahr 2006 / 2007) zum zweiten Mal rückläufig. Sie betrug 510.855 und lag damit um 3,7 % unter dem Vorjahresergebnis. Rund 20.000 Schüler und Schülerinnen weniger als im vorigen Schuljahr wurden in den BFS gezählt.
59 % der Berufsfachschüler / -innen – wie im vorigen Schuljahr – waren junge Frauen. In den neuen Ländern lag der Frauenanteil mit 68 % deutlich höher als in den alten Ländern (im Durchschnitt 56,5 %), wo nur in Bayern (76 % Frauenanteil) und Niedersachsen (64 %) ein deutlich überdurchschnittlicher Wert ermittelt wurde.
In den neuen Ländern (einschließlich Berlin) ist die Zahl der Berufsfachschüler deutlich um 10,8 % gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Sie erreichte im Schuljahr 2008 / 2009 rund 103.600 Schülerinnen und Schüler gegenüber 116.200 im Schuljahr 2007 / 2008. In den alten Ländern sank die Zahl der Berufsfachschüler gegenüber dem vorigen Schuljahr um rund 7.000 Schülerinnen und Schüler auf 407.200, ein nur leichter Rückgang um 1,7 %.
Von den Schülerinnen und Schülern des ersten Schuljahrgangs besaßen mehr als die Hälfte (54,8 %) einen mittleren Bildungsabschluss, 5,9 % eine Studien berechtigung. 37,4 % verfügten über einen Hauptschulabschluss. Keinen allgemeinen Schulabschluss hatten 1,6 % der Schülerinnen und Schüler.
Jeder zehnte Jugendliche an BFS (10,3 %) hatte nicht die deutsche Staatsangehörigkeit, ein leicht höherer Ausländeranteil als im vorigen Schuljahr (9,8 %).
Im Schuljahr 2008 / 2009 besuchten rund 271.800 Berufsfachschüler (51,6 %) die BFS mit dem Ziel, einen beruflichen Abschluss zu erwerben. Der Anteil war gegenüber dem Vorjahr (51,3 %) nahezu gleich geblieben. Differenziert man nach den mit dem Schulbesuch angestrebten Abschlüssen, so entfielen 44,6 % (Vorjahr 43,9 %) auf einen Abschluss außerhalb und 7,0 % (Vorjahr 7,4 %) auf einen Berufsabschluss innerhalb des Berufsbildungsgesetzes bzw. der Handwerksordnung. Das Verhältnis zwischen berufsqualifizierenden Abschlüssen innerhalb und außerhalb BBiG / HwO hat sich somit leicht zugunsten von rein schulischen Berufsabschlüssen verändert. 19,8 % der Berufsfachschüler erhielten eine berufliche Grundbildung, die zugleich zum Realschulabschluss führte, 20,0 % eine Grundbildung, die den Realschulabschluss bereits voraussetzt. Der Anteil der Schüler, die eine berufliche Grundbildung erhielten, die sowohl in Hinblick auf die Eingangsvoraussetzung als auch auf den Abschluss unterhalb des Realschulabschlusses blieb, belief sich wie im Vorjahr auf 8,6 %.
BFS in den neuen Ländern (einschließlich Berlin) vermitteln in der Regel einen beruflichen Abschluss. Der Anteil der Schüler, die mit dem Schulbesuch auch einen Berufsabschluss anstreben, betrug im Schuljahr 2008 / 2009 91 % (in den alten Ländern 40 %). Die restlichen 9 % der Schüler befanden sich zumeist in Schulen, die eine berufliche Grundbildung vermitteln und auf den Realschulabschluss ausgerichtet sind. Wie im Westen handelt es sich dabei mehrheitlich um Ausbildungsgänge, die nach Ländergesetzen und nicht nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) oder der Handwerksordnung (HwO) geregelt sind. Der Anteil der Berufsausbildung nach BBiG und HwO betrug rund 20,7 % aller vollqualifizierenden Ausbildungsgänge an BFS in den neuen Ländern, ein Rückgang um einen Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr. In den alten Ländern betrug der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit einer Berufsausbildung nach BBiG und HwO an allen vollqualifizierenden Ausbildungsgängen 10,5 % und stieg gegenüber dem Vorjahr um 0,9 Prozentpunkte an.
Tabelle A6.1-2 Internet informiert über die Entwicklung der Schülerzahlen in BFS von 2006/2007 bis 2008/2009 nach Ländern. Dabei werden auch die Anteile der weiblichen und der Schüler im ersten Schuljahr ausgewiesen.
Insgesamt 35.800 Schülerinnen und Schüler (Auszubildende) wurden im Schuljahr 2008 / 2009 in den anerkannten Ausbildungsberufen des Berufsbildungsgesetzes und der Handwerksordnung ausgebildet. Vor allem handelte es sich dabei um Körperpflegeberufe (fast ausschließlich Kosmetiker / Kosmetikerin), haus- und ernährungswirtschaftliche Berufe und Büroberufe, in denen allein 40,9 % aller Schüler lernten. Eine wichtige Rolle im Ausbildungsangebot der BFS in anerkannten Ausbildungsberufen (BBiG, HwO) spielten auch Metall- und Elektro berufe, erstere vor allem in den alten Ländern.
95.662 Schülerinnen und Schüler verließen die BFS mit einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung, 2.300 oder 2,4 % weniger als 2008. Einen Berufsabschluss außerhalb BBiG / HwO erwarben 83.229, einen Abschluss in einem BBiG / HwO-Beruf 12.433 Schülerinnen und Schüler und damit 13 % aller Berufsfachschulabsolventen. Erstmals seit einem längeren Zeitraum kontinuierlicher Anstiege gingen damit auch die Absolventenzahlen bei BFS zurück.
(Klaus Schöngen)
E Berufsfachschulen (BFS)
BFS sind Schulen mit voller Wochenstundenzahl und mindestens einjähriger Schulbesuchsdauer, die in der Regel freiwillig nach Erfüllung der Vollzeitschulpflicht zur Berufsvorbereitung oder auch zur vollen Berufsausbildung ohne vorherige praktische Berufsausbildung besucht werden können. In den einzelnen Bundesländern gibt es vielfältige Formen von BFS mit unterschiedlichem Qualifikationsniveau. An einigen Schulen wird auch Teilzeitunterricht angeboten (vgl. Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 2).