Nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule versuchen junge Menschen durch berufliche Qualifizierung den Einstieg ins Erwerbsleben vorzubereiten. Die Möglichkeiten und Wege dafür sind sehr vielfältig und unübersichtlich. Der Berufsbildungsbericht der Bundesregierung enthält seit 2003 eine Übersicht von Bildungsgängen im Anschluss an die allgemeinbildenden Schulen. Hier wird das Spektrum des Übergangs anhand verschiedener Eckdaten aufgespannt vgl. Kapitel A4.1. Bislang bleibt jedoch unklar, wie viele Jugendliche sich in den verschiedenen Bildungsgängen des Übergangsbereichs befinden; zudem gibt es keine systematische Übersicht über die unterschiedlichen Angebote an beruflichen Qualifizierungsmöglichkeiten vgl. Kapitel A7.1.
Mit Unterstützung und Förderung des Bundesministeriums für Forschung und Bildung haben die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder sowie das Bundesinstitut für Berufsbildung es übernommen, ein bundeseinheitliches Berichtssystem zu entwickeln, mit dessen Hilfe die Strukturen und Entwicklungen des beruflichen Ausbildungsgeschehens abgebildet werden können. Die geplante Berichterstattung soll das Feld möglichst aktuell, vollständig und transparent abbilden sowie auf Probleme der Berufsbildung hinweisen. Mit dem Projekt zur „Integrierten Ausbildungsberichterstattung“ sollen neue Möglichkeiten eröffnet werden, die (Aus-)Bildungswege der Jugendlichen genauer und differenzierter zu analysieren. Ergänzend zur bisherigen Berichterstattung werden auch Qualifizierungswege neben oder außerhalb der formalisierten Berufsausbildung nachverfolgt. Ausgehend von der Leitvorstellung, dass mittels einer beruflichen Bildung die Teilnahme am Beschäftigungssystem besser gelingt als ohne eine solche, werden (Bildungs-)Sek toren und die sie einschließenden Konten strukturiert. Jedes Konto setzt sich aus einer Vielzahl von einzelnen Bildungsgängen zusammen. Damit sind zugleich bildungspolitische und -theoretische Festlegungen verbunden.
Das Feld des beruflichen Ausbildungsgeschehens nach Verlassen der allgemeinbildenden Schule kann durch 4 Sektoren beschrieben werden
Schaubild A4.2-1. Die so gebildeten Sektoren geben Auskunft über
- Berufsausbildung (Ziel: vollqualifizierender Berufsabschluss) Mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung wird ein entscheidender Grundstein für die Einmündung und den Verbleib sowie die Gestaltung von Beschäftigung gelegt.
- Integration in Ausbildung / Übergangsbereich (Ziel: Berufsausbildung) Integrationsmaßnahmen dienen der Vorbereitung und Hinführung von Jugendlichen zur Berufsausbildung. Dazu wird ein breites Spektrum an Programmen und Maßnahmen angeboten, meist finanziert aus öffentlichen Mitteln.
- Sek. II (Ziel: Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung – HZB) Mit dem Erwerb der HZB wird die Möglichkeit geschaffen, ein Studium oder eine anspruchsvolle Berufsausbildung aufzunehmen.
- Studiengänge (Ziel: Hochschulabschluss) Mit dem Erwerb eines Hochschulabschlusses wird der Grundstein für eine qualifizierte Beschäftigung und stabile Erwerbsbiografie gelegt.
Im Rahmen der integrierten Ausbildungsberichterstattung werden zudem Bildungsgänge nach inhaltlichen Kriterien in Konten sowie übergeordneten Sektoren zusammengefasst und zueinander ins Verhältnis gesetzt. Zur Beschreibung und Einordnung des Ausbildungsgeschehens lassen sich Indikatoren auf verschiedenen Ebenen bilden:
- Die Sektoren können untereinander ins Verhältnis gesetzt werden Schaubild A4.2-1.
- In den einzelnen Sektoren wiederum können Indikatoren aus dem Verhältnis der die Sektoren bildenden (Bildungs-)Konten (z. B. Lehrgänge, Maßnahmen) gebildet werden Schaubild A4.2-2.
- Weiterhin kann das gesamte Ausbildungsgeschehen in Bezug zu Tätigkeitsbereichen junger Menschen außerhalb der beruflichen Bildung gesetzt werden; dies sind insbesondere
- weitere Allgemeinbildung (an allgemeinbildenden Schulen – Sek. II),
- bleisten von Wehr- / Zivildienst, Freiwilligendienste,
- Beschäftigung mit Qualifizierungsanteil,
- Erwerbstätigkeit oder Erwerbslosigkeit ohne vorherige Berufsausbildung.
Zusätzlich können die Indikatoren z. B. nach Alter, Geschlecht, Nationalität weiter ausdifferenziert werden. Durch die Bezugnahme unterschiedlicher Sektoren oder Konten aufeinander sind verschiedene Analysen möglich. So können Entwicklungen im Zeitverlauf (temporäre Indikatoren) dokumentiert und in Zusammenhang stehende Größen miteinander verglichen werden (komparative Indikatoren). Zudem ist ein Vergleich mit anderen Bildungssystemen möglich.
Die „integrierte Ausbildungsberichterstattung“ versucht, alle Bildungsmöglichkeiten in den Blick zu nehmen, die eine Qualifizierung für die Berufs- und Arbeitswelt beinhalten, indem sie die Zugänge zu den jeweiligen Bildungsgängen mit Unterstützung der amtlichen Statistik erfasst. Das Modell der integrierten Ausbildungsberichterstattung ist nach einem „Baukastenprinzip“ geformt, sodass die Sektoren und Konten je nach Fragestellung auch alternativ zusammengestellt werden können, um Antworten auf unterschiedliche Fragestellungen zu geben.
In der Umsetzung einer integrierten Ausbildungsberichterstattung zeichnen sich in Einzelfällen Schwierigkeiten der Datengrundlagen ab. Auch das Problem von Doppelzählungen muss durchgängig geprüft werden. Zudem erfordern die sich ständig ändernden Anforderungen und Ausprägungen im beruflichen Bildungsgeschehen eine kontinuierliche Überprüfung und Anpassung des Indikatorensystems.
(Friedel Schier)