B1.2.1 Betriebliche Weiterbildungsbeteiligung und Weiterbildungsquote
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat auf Basis des IAB-Betriebspanels das betriebliche Weiterbildungsgeschehen in Deutschland analysiert. Dabei wird zur Erhebung der Paneldaten des Betriebspanels eine Stichprobe aus allen Betrieben der Bundesrepublik Deutschland mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gezogen. Nachfolgend werden die Ergebnisse zu den Indikatoren Weiterbildungsbeteiligung und Weiterbildungsquote dargestellt. Bislang wurden die Daten zur Weiterbildung in einem zweijährigen Rhythmus erhoben, seit 2008 erfolgt jedoch eine jährliche Abfrage. Weitere Indikatoren, ergänzende Informationen und methodische Erläuterungen sind der diesem Kapitel zugrunde liegenden Expertise des IAB zu entnehmen (vgl. Kapitel A4.10.2).259
Welche Betriebe bilden ihre Beschäftigten weiter, wie viele Betriebe nutzen diese Möglichkeit der Personalentwicklung? Die bilaterale Betrachtung der Weiterbildungsaktivität anhand zweier Indikatoren soll einen Eindruck über die Verbreitung der betrieblichen Weiterbildung in Deutschland verschaffen. Das IAB-Betriebspanel stützt sich bei der Erfassung der Weiterbildung auf die direkte Befragung von Betrieben. Es berücksichtigt dabei Weiterbildungsaktivitäten, die ganz oder teilweise von den Betrieben finanziert bzw. durch Freistellung von Beschäftigten unterstützt wurden.
E Weiterbildungsbeteiligung
Der Indikator Weiterbildungsbeteiligung bezieht die Anzahl der Betriebe, die gemäß einer Frage des IAB-Betriebspanels im ersten Halbjahr eines Jahres weiterbildungsaktiv waren, auf die Anzahl aller Betriebe in Deutschland.
Weiterbildungsquote
Der Indikator Weiterbildungsquote wird als Quotient der Summe aller an Weiterbildungsmaßnahmen partizipierenden Mitarbeiter / -innen im ersten Halbjahr (Zähler) und der Summe aller Mitarbeiter / -innen zum Stichtag der Befragung (Nenner) ermittelt.
Weiterbildungsbeteiligung
Die Weiterbildungsbeteiligung hat unter den Betrieben in Deutschland lange Zeit leicht, aber dennoch stetig zugenommen Tabelle B1.2.1-1. Gegenüber dem Wert von 2001 ergibt sich bis 2008 eine Progression um gut 13 Prozentpunkte. Dieses Wachstum ist sowohl in den alten als auch in den neuen Ländern zu beobachten, wobei die Quote in Ost- stets leicht über der Westdeutschlands lag. Seit 2009 ist jedoch wieder ein Rückgang der Quote zu beobachten, welche mit 44 % inzwischen rund 5 Prozentpunkte unter dem Niveau von 2008 liegt.
Bei der Differenzierung nach Betriebsgröße kommen 2 Phänomene zum Vorschein: Zunächst einmal ist die Weiterbildungsbeteiligung positiv mit der Betriebsgröße korreliert. Während unter den kleineren Betrieben zuletzt nur jeder Dritte (35 %) Weiterbildung anbot oder unterstützte, nimmt diese Quote entlang der Betriebsgröße zu, bis hin zu einer nahezu vollständigen Abdeckung unter den Großbetrieben (98 %). Dies ist insofern nicht überraschend, als der Schluss naheliegt, dass die Wahrscheinlichkeit der Förderung mindestens eines Beschäftigten bei größeren Betrieben höher ausfällt als bei kleineren, da dort unter anderem tendenziell mehr Einstellungen vorgenommen werden und somit auch mehr Einarbeitungen anfallen. Der Vergleich zwischen alten und neuen Ländern ergibt weiterhin, dass die Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen bei Kleinstbetrieben (mit unter 9 Beschäftigten) in den neuen Ländern etwas über dem westdeutschen Niveau angesiedelt ist. Zudem ergibt eine Betrachtung des Zeitraumes seit 2001, dass sich die oben dargestellte Entwicklung der Weiterbildungsbeteiligung in allen Größenklassen und in beiden Landesteilen widerspiegelt, obgleich dies auf Großbetriebe am wenigsten zutrifft.260
Tabelle B1.2.1-1: Weiterbildungsbeteiligung nach Betriebsgröße, alte und neue Länder (in %)
Tabelle B1.2.1-1 (barrierefrei)
Weiterbildungsquote
Häufig wird darauf hingewiesen, dass kleinere Betriebe zwar seltener weiterbilden, dafür aber im Falle einer Förderung relativ mehr Mitarbeiter / -innen beteiligen würden. Nachdem bereits konstatiert wurde, dass kleine Betriebe tendenziell seltener weiterbilden, wird nachfolgend zum Test der eben genannten These die Weiterbildungsquote, also der Anteil der in Weiterbildung einbezogenen Beschäftigten, aller Betriebe verglichen.
Aus Tabelle B1.2.1-2 geht hervor, dass im Jahr 2010 ein Viertel (26 %) der Beschäftigten in Weiterbildungsmaßnahmen einbezogen war, wobei dieses Niveau seit 3 Jahren relativ konstant bleibt.
Die zusätzliche Differenzierung261 in qualifizierte Beschäftigte und Beschäftigte mit einfachen Tätigkeiten macht deutlich, dass vor allem Qualifizierte von den betrieblichen Weiterbildungsbemühungen profitieren. Zuletzt wurde jeder dritte qualifizierte Beschäftigte, aber nur jeder achte in einfachen Tätigkeiten mit Weiterbildungsmaßnahmen gefördert. Dieses qualifikationsspezifische Muster findet sich in den alten und in den neuen Ländern, wobei die Weiterbildungsquote in Ostdeutschland insgesamt mit zuletzt rund 5 Prozentpunkten höher ausfällt als in Westdeutschland.
Die Betrachtung der Weiterbildungsquote differenziert nach Betriebsgröße macht deutlich, dass diese keinen bedeutsamen Einfluss hat Tabelle B1.2.1-3 Internet. Vergleicht man diesen Befund mit dem Ergebnis zur Weiterbildungsbeteiligung der Betriebe, kann man festhalten, dass kleinere Betriebe zwar seltener weiterbilden und auch eine geringfügig kleinere Weiterbildungsquote besitzen. Bedenkt man aber zusätzlich den Umstand, dass die Weiterbildungsquote alle Beschäftigten als Basis hat und nicht nur diejenigen tatsächlich weiterbildender Betriebe, so kann man in Kombination mit der geringeren Weiterbildungsbeteiligung kleiner Betriebe konkludieren, dass diese letztlich trotz geringerer Weiterbildungsquote im Falle einer Förderung vergleichsweise viele Mitarbeiter daran beteiligen.
(Philipp Grunau, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg)
Tabelle B1.2.1-2: Weiterbildungsquote nach Qualifikationen, alte und neue Länder (in %)
Tabelle B1.2.1-2 (barrierefrei)