Der Anteil der aus früheren Schulentlassjahrgängen stammenden Bewerber / -innen53 an allen bei der BA gemeldeten Bewerbern und Bewerberinnen stieg in den vergangenen beiden Jahrzehnten erheblich an und betrug zuletzt, d. h. im Berichtsjahr 2009 / 2010, immer noch 46 % (vgl. Kapitel A1.2). Ob sich die Bewerber / -innen, die die Schule bereits in Vorjahren verließen und daher in der Vergangenheit oft als „Altbewerber / -innen“ bezeichnet wurden, tatsächlich schon früher einmal um eine Ausbildungsstelle beworben hatten, geht aus der Ausbildungsmarktstatistik der BA allerdings nicht hervor.54 Eine eindeutige Abgrenzung des Personenkreises der Altbewerber / -innen ist demgegenüber im Rahmen der BA / BIBB-Bewerberbefragungen möglich. Dort wird auch erfasst, für welches Ausbildungsjahr sich die Altbewerber / -innen erstmals um eine Ausbildungsstelle beworben haben. Darüber hinaus werden weitere wichtige Informationen insbesondere zu den schulischen Voraussetzungen, zur Ausbildungsplatzsuche und zum Verbleib der Bewerber / -innen erhoben, die für differenzierte Analysen zu den Altbewerbern und Altbewerberinnen notwendig, in der BA-Statistik jedoch nicht enthalten sind.
Das BIBB geht bei seinen Analysen auf Grundlage der BA / BIBB-Bewerberbefragungen von folgenderDefinition aus: Altbewerber / -innen sind „all diejenigen Personen, die angeben, sich bereits einmal füreinen früheren Ausbildungsbeginn als den des jeweils aktuellen Ausbildungsjahres beworben zu haben“ (vgl. in Kapitel A1.2; Ulrich / Krekel 2007). Diese Abgrenzung führte für das Berichtsjahr 2009 / 2010 zu einer Altbewerberquote von 38 %.55 Bei den männlichen Bewerbern betrug die Altbewerberquote 35 %, bei den weiblichen Bewerberinnen lag sie mit 41 % deutlich höher.
Somit war im Berichtsjahr 2009 / 2010 der Anteil junger Frauen unter den Altbewerbern und Altbewerberinnen mit 49 % fast ebenso hoch wie der Anteil junger Männer (51 %) Tabelle A3.2.1-1. Bei den sonstigen Bewerbern und Bewerberinnen56 war der Frauenanteil dagegen deutlich niedriger (43 %). Die Altbewerber / -innen waren naturgemäß im Durchschnitt älter: 88 % waren schon volljährig, während dies nur auf knapp die Hälfte (49 %) der übrigen Bewerber / -innen zutraf. Jugendliche mit Migrationshintergrund waren unter den Altbewerbern und Altbewerberinnen mit einem Anteil von 29 % etwas häufiger vertreten als unter den sonstigen Bewerbern und Bewerberinnen (25 %).57 Die höchsten erreichten Schulabschlüsse unterschieden sich in den beiden etwas schwächer als die der vergleichbaren sonstigen Bewerber / -innen (2,9 vs. 2,7). Auch bei der durchschnittlichen Mathematiknote waren die Unterschiede zwischen den beiden Bewerbergruppen eher gering: bei mittlerem Schulabschluss: 3,2 vs. 3,0; bei Fachhochschul- bzw. Hochschulreife: 3,2 vs. 3,0, keine Abweichung bei maximal Hauptschulabschluss.
Zum Jahresende 2010 befanden sich 36 % der Altbewerber/ -innen des Berichtsjahres 2009 / 2010 in einer betrieblichen Berufsausbildung, 10 % in einer außerbetrieblichen oder schulischen Ausbildung in einem BBiG / HwO-Beruf und 3 % in einer Ausbildung in einem Schulberuf bzw. in einer sonstigen Ausbildungsform, z. B. einer Ausbildung in einer Beamtenlaufbahn Tabelle A3.2.1-2. Den Altbewerbern und Altbewerberinnen gelang der Einstieg in eine betriebliche Ausbildung damit erheblich seltener als den sonstigen Bewerbern und Bewerberinnen,
von denen 43 % am Ende des Jahres 2010 in eine betriebliche Ausbildung eingemündet waren. In den nicht betrieblichen Ausbildungsformen (ohne Studium) waren die Altbewerber / -innen mit insgesamt 13 % etwa ebenso oft vertreten wie die übrigen Bewerber / -innen (12 %). Dabei hatte für die Altbewerber/ -innen die außerbetriebliche bzw. schulische BBiG-Ausbildung eine größere, die Ausbildung in Schulberufen dagegen eine geringere Bedeutung als für die sonstigen Bewerber / -innen.
Je länger die erstmalige Bewerbung um eine Ausbildungsstelle bereits zurücklag, umso schwieriger wurde für die Altbewerber / -innen der Übergang in eine betriebliche Berufsausbildung. Bewarben sie sich erstmalig im Vorjahr, so betrug der Anteil derjenigen, die zum Jahresende 2010 in betrieblicher Ausbildung waren, 41 % und sank auf 33 % bzw. 29 %, wenn die Erstbewerbung bereits vor 2 Jahren oder noch früher erfolgte. Dagegen nahmen die Altbewerber/ -innen etwas häufiger eine außerbetriebliche der schulische Ausbildung in einem BBiG / HwOBeruf auf, wenn seit der ersten Bewerbung mehr als 1 Jahr vergangen war; die entsprechenden Anteile erhöhten sich von 8 % auf 12 % bzw. 11 %.
Insgesamt gesehen war am Ende des Jahres 2010 für 51 % der Altbewerber / -innen und für 57 % der sonstigen Bewerber / -innen ein Verbleib in einer vollqualifizierenden Ausbildungsform (einschließlich Studium) zu verzeichnen. 16 % der Altbewerber / -innen und 20 % der anderen Bewerber / -innen befanden sich in einem Bildungsgang des Übergangssystems (teilqualifizierende Berufsfachschule, schulisches Berufsvorbereitungsjahr o. Ä., berufsvorbereitende Maßnahme, Einstiegsqualifizierung, Praktikum). Damit war der Anteil der Altbewerber / -innen im Übergangssystem zwar niedriger, jedoch hatten viele von ihnen bereits vorher einmal an einer Maßnahme des Übergangssystems teilgenommen. Eine Erwerbstätigkeit oder einen Job übten 11 % der Altbewerber / -innen, aber nur 5 % der sonstigen Bewerber / -innen aus. 14 % der Altbewerber / -innen waren arbeitslos, während dies auf lediglich 6 % der übrigen Bewerber / -innen zutraf. Der Anteil der Arbeitslosen unter den Altbewerbern und Altbewerberinnenstieg erheblich an, je früher sie sich erstmals um eine Ausbildungsstelle beworben hatten, und zwar von 10 % bei einer Erstbewerbung im Vorjahr auf 13 % bzw. 21 % bei einer Erstbewerbung vor 2 bzw. noch mehr Jahren.
Je nach Schulabschluss der Altbewerber / -innen und sonstigen Bewerber / -innen waren große Unterschiede im Verbleib zu verzeichnen Schaubild A3.2.1-1. Lag maximal ein Hauptschulabschluss vor, so hatten von den Altbewerbern und Altbewerberinnen lediglich 24 % am Jahresende 2010 den Einstieg in eine betriebliche Ausbildung geschafft, gegenüber 31 % der anderen Bewerber / -innen. Ein Verbleib in einer der nicht betrieblichen Ausbildungsformen kam dagegen bei beiden Bewerbergruppen mit maximal Hauptschulabschluss etwa gleich oft vor (19 % vs. 18 %). Insgesamt befanden sich somit 43 % der Altbewerber / -innen, die maximal über einen Hauptschulabschluss verfügten, in einer vollqualifizierenden Ausbildung, während bei den sonstigen Bewerbern und Bewerberinnen der entsprechende Anteil 49 % betrug.
Bei einem mittleren Schulabschluss wurden 39 % der Altbewerber / -innen Ende 2010 betrieblich ausgebildet, gegenüber 49 % der übrigen Bewerber / -innen. Die nicht betrieblichen Ausbildungsformen hatten für die betreffenden Altbewerber / -innen etwas größere Bedeutung als für die sonstigen Bewerber / -innen (12 % vs. 9 %). Nur 51 % der Altbewerber / -innen mit mittlerem Schulabschluss war es somit bis zum Jahresende 2010 gelungen, eine vollqualifizierende Ausbildung aufzunehmen und fortzuführen, gegenüber 58 % der sonstigen Bewerber / -innen. Bei Vorliegen der Fachhochschul- oder Hochschulreife waren Altbewerber / -innen mit 51 % ebenfalls Ende 2010 seltener in einer betrieblichen Ausbildung anzutreffen als sonstige Bewerber / -innen (55 %). Ein Verbleib in den übrigen vollqualifizieren den Ausbildungsformen einschließlich Studium kam bei beiden Bewerbergruppen mit jeweils 20 % gleich häufig vor. Insgesamt befanden sich Ende 2010 damit 71 % der Altbewerber / -innen und 75 % der sonstigen Bewerber / -innen mit höherem Schulabschluss in einer vollqualifizierenden Ausbildung.
Die bei der BA gemeldeten Ausbildungsstellenbewerber / -innen hatten in der Regel ursprünglich eine betriebliche Ausbildung angestrebt. Die ungünstigeren Chancen von Altbewerbern und Altbewerberinnen, eine solche Ausbildungsmöglichkeit tatsächlich zu finden, schlugen sich in ihrer Bewertung des aktuellen Verbleibs nieder Schaubild A3.2.1-2. So bezeichneten nur 29 % der Altbewerber / -innen diesen als wunschgemäß, aber 41 % der sonstigen Bewerber / -innen. 25 % der Altbewerber / -innen schätzten ihren derzeitigen Verbleib dagegen als Notlösung oder sogar Sackgasse ein, dies traf bei den anderen Bewerbern und Bewerberinnen nur auf 13 % zu.