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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2010

D2.1 Schwerpunktthemen und Intentionen aktueller Modellversuche und Pilotinitiativen

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) führt seit über 30 Jahren Modellversuche und Pilotinitiativen auf Weisung des BMBF (gemäß § 90 Abs. 3 Nr. 1d BBiG) durch und hat in dieser Zeit die Entwicklung beruflicher Bildung unterstützt und vorangetrieben. Es werden innovative Konzepte zur Gestaltung beruflicher Bildung in einem kooperativen Verfahren gemeinsam mit unterschiedlichen Akteuren aufgegriffen, weiterentwickelt und erfolgreiche Konzepte transferiert. Bottom-up-Prinzip und Partizipation sind wesentliche Kennzeichen des Modellversuchsansatzes.

Das Instrument befindet sich aktuell in einer Phase der konzeptionellen Weiterentwicklung, die aufgrund einer veränderten berufsbildungspolitischen Programmatik, einer neuen Förderstruktur des Bundes (Föderalismusreform, Auflösung der BLK, Novellierung des BBiG) und einer notwendigen Reform der Arbeitsstruktur und Kooperationsbeziehungen in Modellversuchsreihen, Pilotinitiativen und Förderschwerpunkten (Wettbewerbsprinzipien, Implementation von themenbezogenen Fachgruppen, Vernetzung von Förder- und Entwicklungsaktivitäten) erforderlich wird. Modellversuche und Pilotinitiativen haben weiterhin den Anspruch, modellhaft zukunftsweisende Innovationen und Problemlösungen für die berufliche Bildung zu schaffen. Sie werden aktuell im Rahmen von Förderschwerpunkten thematisch gebündelt, um einerseits mehrere Modellversuche auf thematische Schwerpunkte zu konzentrieren und andererseits um in der Modellversuchsforschung ein homogeneres Feld für die Vergleichbarkeit von Prozessen zu gewährleisten. Entwickelte Problemlösungen sollen erprobt, evaluiert und weiterentwickelt, dokumentiert, transferiert und systemisch implementiert werden. Mit dem Begriff der Innovation kann etwas grundsätzlich Neues oder aber die Anwendung von etwas Bekanntem in einem neuen Kontext gemeint sein. Ergebnisse von Innovationsprozessen lassen sich unterscheiden in Produktinnovationen (z. B. neue Lernmedien), Prozess- oder Verfahrensinnovationen (z. B. Lernortkooperation), Strukturinnovationen (z. B. Durchlässigkeit zwischen Bildungsbereichen) oder soziale Innovationen (z. B. Aufwertung informellen Lernens). Ein Innovationsprozess kann sachlogisch in die drei Hauptphasen Ideengenerierung, Implementierung und Routinisierung unterteilt werden. Von zentraler Bedeutung ist es, die Schlüsselakteure in allen relevanten Referenzsystemen (Berufsbildungspraxis, -forschung und -politik) z. B. als Macht-, Fachund Prozesspromotoren zu gewinnen und konstruktiv einzubinden und ggf. Innovationsbarrieren bei einzelnen Akteuren zu überwinden. Innovationen in der beruflichen Bildung sind nur in kooperativen Entwicklungsprozessen zu erzielen, wobei die Berufsbildungspraxis in allen drei Phasen einzubeziehen ist. Nur so lassen sich wissenschaftliche Konzepte oder politische Leitideen praxistauglich und -wirksam reflektieren und modifizieren und gleichzeitig Hinweise auf ihre praktische Tauglichkeit gewinnen.

Ziel von Modellversuchen ist die innovative Weiterentwicklung der Berufsbildungspraxis sowohl in Bezug auf pädagogisch-didaktische Fragen als auch in Bezug auf Fragen der Organisation von Berufsbildungsprozessen und der Kombination der Lernorte und Institutionen. In Modellversuchen werden wesentliche inhaltliche Ansätze aus der Praxis heraus entwickelt und erprobt. Dabei kommen Ideen für innovative Modellversuchskonzepte oder ganze Förderschwerpunkte häufig von den Akteuren der beruflichen Bildung, d. h. von Betrieben, Bildungsdienstleistern oder beruflichen Schulen bzw. von regionalen Partnern, die gemeinsam neue Modelle für eine Region oder Branche erproben wollen. Entscheidendes Merkmal ist das Entwickeln und Erproben innovativer Konzepte gemeinsam von Modellversuchsträgern, Betrieben, wissenschaftlichen Begleitungen und der fachlichwissenschaftlichen Begleitung einzelner Modellversuche und Modellversuchsprogramme durch das BIBB. Modellversuche, d. h. insbesondere die Entwicklungsarbeiten in der Praxis, sind einerseits Ansatzpunkt, andererseits aber auch Ergebnis wissenschaftlicher Arbeit. Alle Modellversuche und Programme werden wissenschaftlich begleitet respektive evaluiert, wobei die Begleitforschung in der Regel in die Praxis eingreift und mitgestaltet, zumindest aber den Modellversuchsträger oder beteiligte Betriebe berät und unterstützt. Somit entsteht ein Spannungsfeld zwischen den Aufgaben „Gestaltung und Unterstützung“ und „Analyse und Evaluation“. Zentrale Aufgabe des BIBB ist es zudem, Ergebnisse einzelner Modellversuche frühzeitig aus ihrem Zuschnitt auf das Modellversuchsumfeld (Region, Branche, spezifische Pro blemlagen etc.) herauszulösen, zu verallgemeinern und umfassend nutzbar zu machen.

Modellversuche sind aber ebenso bedeutsam für die Berufsbildungspolitik. Zum einen geht es dabei um die Identifizierung und Förderung innovativer Themenfelder in der Berufsbildung, zum anderen aber auch um die Förderung bestimmter Zielgruppen (z. B. benachteiligte Jugendliche, Migrantinnen und Migranten). Im BIBB gehen Modellversuchsergebnisse in die Ordnungsarbeit ein und geben inhaltliche Impulse für die Weiterentwicklung von Ordnungsmitteln der Aus- und Fortbildung. Während Modellversuche und -initiativen eher einen innovativ-experimentellen Charakter aufweisen, dienen Pilotinitiativen (z. B. die DECVET-Initiative) auch dazu, bildungspolitisch erkannte oder erwünschte Weiterentwicklungen des Bildungssystems durch konkrete Entwicklungsprojekte zu unterstützen und voranzutreiben. Hier wird eher der Umsetzungsaspekt – d. h. die Implementation erprobter Konzepte in die Berufsbildung – betont. Eine „qualitative Indikatorik“ für die Darstellung von Innovationskonzepten in der beruflichen Bildung, die insbesondere auch im Sinne von Zeitreihen die Beschreibung von Entwicklungstrends ermöglicht, ist derzeit in der Vorbereitung.

(Andreas Diettrich)

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2010 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2010).

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