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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2010

A7.2 Die Entwicklung dualer Studiengänge zwischen 2004 und 2009

Die ersten dualen Studiengänge entstanden bereits 1974. Seitdem nahm das Angebot kontinuierlich zu. Heute gibt es bundesweit über 700 ausbildungs- und praxisintegrierende duale Studiengänge (vgl. Bundesinstitut für Berufsbildung 2009). Genauso wie das Angebot ist auch die Nachfrage nach dualen Studien gängen in den letzten sechs Jahren stetig gestiegen. In Tabelle A7.2-1 wird die Entwicklung des Angebots und der Nachfrage nach ausbildungsund praxisintegrierenden dualen Studiengängen von 2004 bis 2009 dargestellt.

2009 wurde nach Auswertung der Datenbank von AusbildungPlus beim Angebot an dualen Studiengängen, bei den beteiligten Unternehmen, die als Kooperationspartner fungieren, und bei den Studierenden ein neuer Höchststand verzeichnet. Derzeit sind 48.796 Studierende in einem dualen Studiengang eingeschrieben. Die Anzahl der registrierten Betriebe ist auf rund 26.121 angewachsen, und die der erfassten Studiengänge liegt bundesweit bei 712. Im Vergleich zum Jahr 2004 hat das Angebot (Spalte 2) um rund 39 % zugenommen. Diese Zunahme wirkt sich auch auf die Kooperationen und die Anzahl der Studierenden aus. Ab 2004 haben die Betriebe ihr Angebot um über 43 % ausgeweitet; die Zahl der Studierenden hat um rund 19 % zugenommen.

Zu den Anbietern von dualen Studiengängen zählen Fachhochschulen, Universitäten, Berufsakademien, die Duale Hochschule Baden-Württemberg (ehemals Berufsakademie) und die Wirtschafts- und Verwaltungsakademien (VWA)249.

Hauptanbieter von dualen Studiengängen sind laut AusbildungPlus die Fachhochschulen, die Berufsakademien sowie die Duale Hochschule Baden-Württemberg. Ihre Angebote machten in den vergangenen sechs Jahren mehr als 80 % aus, und sie wurden ständig erweitert. Die höchste Wachstumsrate hatten dabei mit rund 81 % die Berufsakademien250 Tabelle A7.2-2.

Insgesamt gesehen haben sich die neuen Studienabschlüsse Bachelor und Master auch bei den dualen Studiengängen durchgesetzt. Über 90 % der bei AusbildungPlus erfassten dualen Studiengänge sind auf die neuen Abschlüsse umgestellt. An den deutschen Hochschulen wurden zum Wintersemester 2008 / 2009 insgesamt 5.230 Bachelor- und 4.004 Masterstudiengänge angeboten (Hochschulrektorenkonferenz 2009). Damit sind 75 % des gesamten Studienangebots der deutschen Hochschulen auf die neuen zweistufigen Studienabschlüsse umgestellt. Die Universitäten bieten 71 % ihrer Studiengänge als Bachelor- und Masterprogramme an, bei den Fachhochschulen beträgt der Anteil sogar 94 %.

Die meisten dualen Studiengänge in der Datenbank von AusbildungPlus sind den Fachbereichen Wirtschaftswissenschaften, Informatik und Maschinenbau / Verfahrenstechnik zugeordnet Tabelle A7.2-3. Über 41 % des Gesamtangebots der Jahre 2004 bis 2009 entfallen dabei auf die Wirtschaftswissenschaften. Das Schwerpunktfach ist hierbei die Betriebswirtschaftslehre. Dies schlägt sich auch in einer großen Anzahl von Studierenden und beteiligten Betrieben nieder. Die Mehrzahl der Studierenden kombiniert ein Betriebswirtschaftsstudium mit einer kaufmännischen Ausbildung (z. B. Industriekaufmann / -frau).

Die Fächer Informatik und Maschinenbau / Verfahren stechnik verzeichnen jeweils über 14 % des Gesamtangebots. Diese Studiengänge werden hauptsächlich mit einer technischen Ausbildung wie beispielsweise zum / zur Industriemechaniker / -in kombiniert. Grundsätzlich ist aber auch eine Kombination mit einer kaufmännischen Ausbildung möglich.

In den letzten zwei Jahren waren die meisten Zuwächse bei den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) festzustellen. 29 neue duale Studiengänge sind allein diesen Fächern zuzuordnen.

Ein Blick auf die regionale Verteilung des Angebots von dualen Studiengängen zeigt, dass es in Baden- Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Sachsen während des beschriebenen Zeitraums die meisten Angebote gab Tabelle A7.2-4.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Immer mehr Betriebe bieten ihre Kooperation an, und auch die Studierenden schreiben sich vermehrt für duale Studiengänge ein. Allein 2009 hat ihre Anzahl um 11 % zugenommen. Dies bestätigt den Trend, dass duale Studiengänge attraktive Ausbildungsangebote darstellen.

(Andrea Stertz)

E Duale Studiengänge

Duale Studiengänge sind durch eine Kombination der Lernorte Betrieb und Hochschule bzw. Akademie gekennzeichnet. Unterschiede gibt es bei Art und Umfang der Praxisphasen. Dementsprechend erfolgt in der Literatur eine Einteilung in ausbildungsintegrierende, praxisintegrierende und berufsintegrierende (Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung 2003) oder zusätzlich in berufsbegleitende duale Studiengänge (Mucke 2003).

Ausbildungs- und praxisintegrierende duale Studiengänge sind Angebote für die berufliche Erstausbildung und richten sich an Abiturienten bzw. Interessenten mit Fachhochschulreife. Berufsintegrierende und berufsbegleitende duale Studiengänge sind auf die berufliche Weiterbildung ausgerichtet und sprechen Studieninteressierte an, die neben ihrer beruflichen Tätigkeit ein Studium absolvieren möchten.

Es lassen sich vier Typen von dualen Studiengängen unterscheiden:

  • Ausbildungsintegrierende duale Studiengänge verbinden eine berufliche Erstausbildung mit einem Studium an einer Hochschule oder Akademie. Voraussetzung hierfür ist ein Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen.
  • Praxisintegrierende duale Studiengänge kombinieren ein Studium mit einer beruflichen Teilzeittätigkeit, oder das Studium umfasst unterschiedlich lange Praxisphasen. Für die Immatrikulation wird ein Praktikanten- oder Arbeitsvertrag mit einem Unternehmen benötigt (Volontariatsvertrag).
  • Berufsintegrierende duale Studiengänge verbinden ein Studium mit einer beruflichen Teilzeittätigkeit. Für die Zulassung zu diesem Studientyp ist ein Arbeitsvertrag notwendig (Teilzeitarbeitsvertrag).
  • Berufsbegleitende duale Studiengänge kombinieren ein Studium mit einer beruflichen Vollzeittätigkeit. Im Unterschied zu Fernstudiengängen leisten die Betriebe einen dem Studium förderlichen Beitrag (z. B. Freistellungen von der Arbeit oder Bereitstellungen von Arbeitsmöglichkeiten) (Mucke 2003).

Die Entwicklung der dualen Studienangebote begann in den 70er-Jahren. In dem sogenannten Stuttgarter Modell wurde 1972 erstmals die Idee, akademische Bildung und eine praxisnahe Ausbildung in einem Studiengang zusammenzufassen, entworfen. Mit der Gründung der Berufsakademie Baden-Württemberg im Jahr 1974 auf Basis des Stuttgarter Modells wurde ein weiterer Grundstein für die positive Entwicklung dieses Bildungsganges gelegt.

Tabelle A7.2-1: Duale Studiengänge von 2004 bis 2009

Tabelle A7.2-1

E AusbildungPlus

Die Datenbank AusbildungPlus ist ein Projekt des Bundesinstituts für Berufsbildung und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Sie bietet seit dem Jahr 2001 einen Überblick über bundesweite Ausbildungsangebote mit Zusatzqualifikationen und über ausbildungsund praxisintegrierende duale Studiengänge (www.ausbildungplus.de).

Tabelle A7.2-2 Anbieter von dualen Studiengängen von 2004 bis 2009

Tabelle A7.2-2

Tabelle A7.2-3: Fachrichtungen von dualen Studiengängen von 2004 bis 2009

Tabelle A7.2-3

Tabelle A7.2-4: Regionale Verteilung dualer Studiengänge von 2004 bis 2009

Tabelle A7.2-4

Fußnoten

249 Die dualen Studiengänge an Wirtschafts- und Verwaltungsakademien werden in der Regel als duale Abiturientenausbildungsgänge bezeichnet. Sie führen nicht zu einem staatlich anerkannten Hochschulabschluss. Im Rahmen von Kooperationen mit Fachhochschulen und Berufsakademien bieten die Wirtschafts- und Verwaltungsakademien die Möglichkeit an, nach zwei weiteren Semestern den Bachelorabschluss zu erwerben.

250 Duale Studiengänge an Berufsakademien, die die Bezeichnung „Bachelor“ führen und akkreditiert sind, sind hochschulrechtlich den Bachelorabschlüssen der Hochschulen gleichgestellt (KMK-Beschluss vom 15.10.2004).

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2010 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2010).

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