Geprägt durch die wirtschaftliche Krise zielt die „Europa 2020“-Strategie unter anderem darauf, bildungspolitische und arbeitsmarktorientierte Maßnahmen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit mit den Mitgliedsstaaten zu entwickeln. Im 4. Quartal 2012 lag die Jugendarbeitslosigkeitsquote in der Europäischen Union bei 23,7 % Tabelle E1.1-1. In ihrem vorläufigen gemeinsamen Beschäftigungsbericht schätzt die Europäische Kommission, dass Ende 2012 in Europa mehr als jeder fünfte junge Mensch arbeitslos ist, und spricht von der Gefahr einer „verlorenen Generation“ (Europäische Kommission 2012, S. 5).
Deutschland, die Niederlande und Österreich verzeichnen eine Jugendarbeitslosigkeitsquote von unter 10 % für das Jahr 2012. In 6 europäischen Mitgliedsstaaten lag die Jugendarbeitslosigkeitsquote über 30 %: z. B. 31,9 % in Lettland, bis zu 56,5 % in Spanien und 57,6 % in Griechenland. Entsprechend ist die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ein vorrangiges Ziel in der Wirtschafts-, Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Sozialpolitik. Der beruflichen Ausbildung kommt hierbei für die Jugendlichen eine besondere Rolle zu. Die Länder mit der niedrigsten Jugendarbeitslosigkeit sind jene mit dualen Berufsausbildungssystemen (vgl. BIBB-Datenreport 2012, Kapitel E1). Daher orientieren sich viele Mitgliedsstaaten an dem Modell einer dualen Berufsausbildung. So arbeiten zum Beispiel Portugal und Bulgarien an der Entwicklung von betriebsintegrierten Ausbildungsformen, Spanien an der Einführung von dualen Strukturen, Schweden an der Förderung der Beteiligung von Unternehmen an der Ausbildung oder Litauen an der Förderung des Lernens im Arbeitsprozess (Europäische Kommission 2012, S.19–20). Immer deutlicher wird in den letzten Jahren der Krise damit die beschäftigungspolitische Dimension der Berufsbildung akzentuiert. Im folgenden Abschnitt werden Neuerungen vorgestellt, die sich nach der letzten Berichterstattung hinsichtlich der bildungspolitischen Indikatoren und Benchmarks ergeben haben (vgl. BIBB-Datenreport 2010, Kapitel E1).
Die Europäische Kommission hat einen jährlichen Zyklus für die Koordinierung der Wirtschaftspolitik eingerichtet, das „europäische Semester“. Jeweils in der ersten Jahreshälfte nimmt die Kommission eine eingehende Analyse der Wirtschafts- und Strukturreformprogramme der EU-Länder vor und gibt ihnen Empfehlungen für das darauffolgende Jahr. Um die Verbindung zwischen dem bildungspolitischen Arbeitsprogramm „Education and Training 2020“ (ET 2020) und der Strategie „Europa 2020“ zu verbessern, soll ab 2013 auch diese dem Monitoring im Rahmen des Europäischen Semesters unterliegen.330