B3.7 Programm Bildungsprämie
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat im Dezember 2008 das Programm Bildungsprämie eingeführt, um mehr Menschen für Weiterbildung zu mobilisieren – insbesondere Personengruppen mit niedrigem Einkommen, die sich bisher aus finanziellen Gründen nicht an Weiterbildungsaktivitäten beteiligt haben. Das Programm ist nachfrageorientiert angelegt und fördert gezielt individuelle berufliche Weiterbildungsmaßnahmen. Es soll dazu beitragen, den Weg für die Anerkennung von Weiterbildungsinvestitionen als sinnvolle Vorsorgeleistung für eine erfolgreiche Beschäftigungsbiografie zu ebnen.
Mit der Bildungsprämie, die aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanziert wird, können Weiterbildungsmaßnahmen unterstützt werden, die berufsspezifische Kenntnisse bzw. Fertigkeiten vermitteln sowie Weiterbildungen, die der Stärkung der allgemeinen Beschäftigungsfähigkeit dienen. Hierzu gehören beispielsweise Kurse im Bereich Grundbildung oder Fremdsprachen.
Die Bildungsprämie umfasst 2 Finanzierungsinstrumente, die kumulativ anwendbar sind:
- Prämiengutschein: Mit dem Prämiengutschein werden 50 % der Weiterbildungskosten übernommen, maximal jedoch 500 o. Den Gutschein können Personen erhalten, die mindestens 15 Stunden pro Woche erwerbstätig sind und deren zu versteuerndes Jahreseinkommen 20.000 o bei Alleinstehenden (bzw. 40.000 o bei gemeinsamer Veranlagung) nicht übersteigt.
- Spargutschein: Mit dem Weiterbildungssparen wird im Vermögensbildungsgesetz eine Entnahme aus dem angesparten Guthaben erlaubt, um Weiterbildung auch dann zu finanzieren, wenn die Sperrfrist noch nicht abgelaufen ist. Die Arbeitnehmersparzulage geht dabei nicht verloren. Der Spargutschein kann auch als Ergänzung des Prämiengutscheins für den verbleibenden finanziellen Eigenanteil genutzt werden. Damit können aufwendige und oftmals langfristige Weiterbildungsmaßnahmen leichter finanziert werden.
Für den Erhalt eines Prämien- und/oder Spargutscheins ist die Teilnahme an einem Beratungsgespräch verpflichtend, das bundesweit bei ca. 560 Beratungsstellen kostenlos angeboten wird.
In welchem Umfang wird gefördert?
Bereits in der ersten Förderphase (1. Dezember 2008 bis 30. November 2011)283 war die Nachfrage groß. Insgesamt wurden 165.894 Prämiengutscheine und 19.753 Spargutscheine ausgegeben – knapp 80 % der Prämiengutscheine wurden eingelöst. Die durchschnittlichen Gesamtkosten der geförderten Weiterbildungsmaßnahmen betrugen 1.084 o, die durchschnittliche Förderhöhe 344 o. Das Gesamtkostenvolumen der geförderten Weiterbildungen beläuft sich damit auf etwa 140 Mio. o. Aufgrund der positiven Ergebnisse der ersten Förderphase wurde das Programm um weitere 2 Jahre (bis 30. November 2013) verlängert.
Die Erfahrungen der ersten Förderphase führten zu leichten Veränderungen der Förderkonditionen, um die Programmmittel noch stärker auf die Zielgruppe der Personen mit niedrigem Einkommen und einer eher geringen Weiterbildungsbeteiligung zu konzentrieren. So wurden bspw. die Einkommensgrenzen gesenkt. Darüber hinaus wurde auf eine stärkere Abgrenzung zum Zuständigkeitsbereich des SGB II und III geachtet und die Förderung nun auf Personen, die mindestens 15 Stunden pro Woche erwerbstätig sind, beschränkt.
Wer hat die Bildungsprämie genutzt?
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung der ersten Förderphase zeigen, dass die Zielgruppe der Erwerbstätigen, die nur über knappe finanzielle Ressourcen verfügen, durch die Bildungsprämie gut erreicht wird. Die Programmteilnehmer/-innen beziehen häufiger ein geringes oder mittleres Einkommen als Beschäftigte in der Gruppe der Anspruchsberechtigten im Durchschnitt. Zwei Drittel der Programmteilnehmer/- innen haben ein Einkommen von unter 2.000 o brutto im Monat.
Ein Großteil der Antragsteller/-innen (40 %) ist im Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen beschäftigt, gefolgt von den Bereichen der unternehmensbezogenen Dienstleistungen (12 %) sowie Erziehung und Unterricht (11 %).
Der Anteil der Selbstständigen ist unter den Programmnutzern und -nutzerinnen mit 19 % ausgesprochen hoch. Auch Teilzeitkräfte beteiligen sich überdurchschnittlich häufig. Ihr Anteil liegt fast auf dem Niveau der Vollzeitkräfte. In Bezug auf die Bildung ist ein Großteil der Teilnehmer/-innen (66 %) der Klassifizierung ISCED 3 & 4 zuzuordnen Schaubild B3.7-1. Aus den ISCED-Stufen 1 und 2 stammen 3 % der Nutzer/-innen.
Personengruppen, deren Beteiligung an betrieblichen Weiterbildungen laut Adult Education Survey (AES) Trendbericht 2010 (Bilger/von Rosenbladt 2011, S. 6, 25, 37) unter dem Durchschnitt liegt, bemühen sich überdurchschnittlich häufig um einen Prämiengutschein: Dies trifft vor allem auf Beschäftigte in KMU bis 250 Mitarbeiter/-innen (89 % der Programmnutzer/-innen) und auf Teilzeitbeschäftigte zu. Personen mit Migrationshintergrund haben einen Anteil von 16 % an der Nutzung der Bildungsprämie – drei Viertel aller Nutzer/-innen sind weiblich Tabelle B3.7-1.
Schaubild B3.7-1: Nutzer/-innen der Bildungsprämie nach Einkommen, Bildungsniveau und Beschäftigungsstatus
Tabelle B3.7-1: Programm Bildungsprämie – Kernindikatoren der 1. Förderphase
Tabelle B3.7-1 (barrierefrei)
Was wurde gefördert?
In der ersten Förderphase umfassten knapp die Hälfte (45 %) der geförderten Weiterbildungen zwischen 40 und 160 Unterrichtsstunden. Dabei haben 32 % der Maßnahmen eine Laufzeit von unter einem Monat, 36 % von einem bis 6 Monate und 12 % von über einem Jahr. Die Weiterbildungsinhalte decken ein breites Themenspektrum ab. Die am häufigsten nachgefragten Weiterbildungen liegen im Bereich Gesundheit (25 %) sowie Wellness und Körperpflege (14 %) Schaubild B3.7-2.
Schaubild B3.7-2: Schwerpunkt Weiterbildungsinhalte
Wie sehen die Nutzer/-innen die Bildungsprämie?
Die Programmteilnehmer/-innen bewerten die Bildungsprämie mehrheitlich positiv. In einer Befragung gaben mehr als 80 % in Bezug auf die Förderhöhe, Beratung und Einlösung eine hohe Zufriedenheit an. Die Beratung zur Bildungsprämie bewerten fast 90 % mit sehr gut bis gut. Auch der Indikator der Weiterempfehlungsrate weist auf eine positive Programmbewertung hin: 86 % der Teilnehmer/-innen der ersten Förderphase haben die Bildungsprämie einer oder mehreren Personen weiterempfohlen.
(Julia Jörgens)