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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2012

E1.3.1 Dänemark

338 Grundzüge des Bildungs-/Berufsbildungssystems

Folgende Merkmale des dänischen Bildungs- und Berufsbildungssystems sind hier relevant:

  • Dänemark verfügt über ein duales Berufsbildungssystem, in dem Sozialpartner und Staat gemeinsam Verantwortung tragen.
  • Das System wird durch eine Ausbildungsumlage finanziert und durch die beruflichen Schulen auf lokaler Ebene gesteuert.
  • Die breit angelegte berufliche Erstausbildung in 110 Berufen beginnt mit einer eineinhalb-jährigen beruflichen Grundbildung.
  • Das dänische System reagiert empfindlicher auf Veränderungen in der gesamtwirtschaftlichen Lage (European Employment Observatory 2010, S. 2). Im internationalen Vergleich ist die Jugendarbeitslosigkeit aber relativ gering.
  • Der Anteil Jugendlicher in dualer Ausbildung am Altersjahr liegt bei knapp 50 %.

Es existieren 3 verschiedene Wege in die berufliche Ausbildung: direkt aus der allgemeinbildenden folkeskole nach dem 9. oder 10. Schuljahr, nach vorheriger Erwerbstätigkeit oder nach Absolvierung eines Abschlusses der Sekundarstufe II. Die letzten beiden Varianten haben in den letzten Jahren zugenommen.

Aus der Kombination dieser verschiedenen Unterschiede ergeben sich auch die Differenzen zu Deutschland hinsichtlich der vorherrschenden Übergangstypen. Eine breite Grundlage für die Berufsausbildung in Dänemark bildet zwar das duale System, also der „Brückentyp“. Dieser macht aber – im Vergleich zu Deutschland – nur 24 % aus und wird mit 39,4 % quantitativ vor allem um den „Rückkehrtyp“ ergänzt. Die im deutsch-dänischen Vergleich höhere Jugendarbeitslosigkeit wird durch verschiedene flexible Wege im System der beruflichen Grundbildung, Produktionsschulen und eine hohe Binnendifferenzierung in der beruflichen Ausbildung begleitet. Der Staat setzt verschiedene Anreize und Zwänge, die niedrig qualifizierte Jugendliche dazu motivieren sollen, einen qualifizierten Schul- oder Bildungsabschluss zu erlangen. Sozialhilfeleistungen an Jugendliche bis 25 werden im internationalen Vergleich zwar großzügig, aber nur dann gewährt, wenn die Rückkehr ins Bildungssystem nachgewiesen wird (Organisation for Economic Co-operation and Development 2010, S. 113 ff.).

Berufsorientierung/Berufsvorbereitung

Eine vorberufliche Bildung findet in verschiedenen Formen statt. Es gibt für spezifische Zielgruppen ausgebaute Systeme und Maßnahme der Integration in die berufliche Erstausbildung. Zur Erleichterung des Übergangs in die berufliche Ausbildung oder direkt in den Arbeitsmarkt existieren verschiedene Programme und Möglichkeiten:

Im Anschluss an die Sekundarstufe I (nach der folkeskole) kann freiwillig ein Orientierungsjahr in der Schule wahrgenommen werden, das dazu dient, verschiedene sich anschließende Bildungsgänge kennenzulernen und auszuprobieren. Hierzu gehören:

  • die stark individualisiert ausgestaltete berufliche Grundbildung (erhvervsgrunduddannelsen – egu). Sie soll Jugendlichen zur beruflichen Orientierung dienen. Das Programm besteht aus schulischen und betrieblichen Anteilen. Lernende werden eng von pädagogischem Personal begleitet. Das Programm dient dazu, die Jugendlichen mit den Kompetenzen auszustatten, die sie benötigen, um zumindest eine berufliche Ausbildung aufzunehmen oder direkt in den Arbeitsmarkt einzutreten.
  • Programme, die dazu dienen, jugendliche Arbeitslose wieder in das Arbeitsmarktsystem oder in berufliche Ausbildung zu integrieren. In der Regel finden diese Programme in den sogenannten Produktionsschulen statt, die aber häufig eng mit den berufsbildenden Schulen zusammenarbeiten, um einen fließenden Übergang in das Regelsystem zu gewährleisten.

Das dänische Berufsbildungssystem ist ein duales System. So wird über die Lernformen und -organisation eine große Praxisnähe gewährleistet. In der Regel erfolgt in der dänischen Berufsausbildung der Wechsel zwischen Betrieb und Schule allerdings in Blockform. Dadurch, dass die berufsbildenden Schulen in Dänemark dezentral agieren und Beiräte besitzen, die die lokalen Sozialpartner und Fachleute beinhalten, existiert zudem eine gute Abstimmung der Ausbildung mit der beruflichen Praxis. Allerdings ist die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze über die letzten Jahrzehnte konstant zurückgegangen. Der dänische Staat hat darauf mit der Subventionierung von betrieblichen Ausbildungsplätzen reagiert.

Überdies werden zunehmend vollzeitschulische Ausbildungsgänge absolviert. Praxisnähe in der vorberuflichen Bildung wird über Praktika während der o. g. 3 Maßnahmen sichergestellt. Für den Fall der beruflichen Grundbildung (EGU) besteht insbesondere auch die Möglichkeit, Anteile praktischen Arbeitens aus solchen Betrieben in die Ausbildung einzubringen, die nicht für eine qualifizierte Ausbildung geeignet sind. Das Programm basiert auf einer Vereinbarung, die zwischen dem Lernenden und der Schule abgeschlossen wird, die bis zu 3 Jahre gelten kann und 20 bis 40 Wochen schulischen Unterricht enthält. Es ist auf die Erwerbstätigkeit ausgerichtet. Die Produktionsschulen verfügen ebenfalls über ein Netzwerk zur Platzierung der Schüler und Schülerinnen im Betrieb, die eigentliche Praxisnähe dieses Bildungsganges wird aber über die produktionsorientierte Ausrichtung der Schule erreicht.

Übergänge

Insbesondere das EGU-Programm misst dem einzelnen Lernenden eine wichtige Rolle zu, da der Ausbildungsplan individuell verhandelt wird. Die im Zusammenhang mit den Programmen vorberuflicher Bildung erworbenen Kompetenzen können im Rahmen einer sich anschließenden Ausbildung anerkannt werden.

In der beruflichen Ausbildung besteht ebenfalls ein hohes Maß an Flexibilität. So kann das erste Jahr der beruflichen Ausbildung auf 10 Wochen verkürzt oder auf eineinhalb Jahre ausgedehnt werden. Zudem besteht für schulmüde Jugendliche die Möglichkeit, das erste Jahr der Ausbildung vollständig im Betrieb zu absolvieren. In besonderen Fällen kann die Ausbildung auch bereits nach 2 Ausbildungsjahren mit einem Teilzertifikat abgeschlossen werden.

Verteilung der Übergangstypen in Dänemark barrierefreie Tabelle

Tabelle: Verteilung der Übergangstypen in Dänemark

Fußnoten

338 Soweit nicht anders vermerkt, stammen die Informationen aus den folgenden Quellen: Buske/Grollmann 2010, ReferNet Denmark 2010, Cort 2009.

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2012 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2012).

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