A7.1 Grundlagen der integrierten Ausbildungsberichterstattung
Den Mittelpunkt des Systems von Bildungssektoren und Konten (Bamming / Schier 2010, S. 39) bilden die Ausbildungs- und Qualifizierungsangebote. Sie werden zum „Ausbildungsgeschehen“ zusammengefasst. Die formalisierten, quantitativ erfassbaren Ausbildungs- und Qualifizierungsangebote bilden den sogenannten Kernbereich. Über die Erfassung aller Qualifizierungswege von jungen Menschen nach Verlassen der allgemeinbildenden Schule werden zusätzlich jene Personen aus der Altersgruppe nachgewiesen, die sich noch in der Sekundarstufe I oder bereits im Erwerbsleben befinden. Der Verbleib eines Altersjahrgangs soll so vollständig dokumentiert werden.
Die aus den Sektoren abgeleiteten Indikatoren sollen die Bildungsbeteiligung (Verbleib) und die Bildungswege (Nutzung) junger Menschen nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule anzeigen und Informationen zu bildungstheoretisch und bildungspolitisch relevanten Sachverhalten bereitstellen. Erstmalig kann die iABE dabei auf Daten zurückgreifen die nach dem Bildungsgangprinzip erhoben wurden.178
E Datengrundlage der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE)179
Die Datengrundlage zur Ausbildungsberichterstattung wird derzeit im Rahmen der iABE neu aufgebaut.
Anhand einer Sonderauswertung der Statistik der beruflichen Schulen für die Jahre 2005–2009 wurden bereits vorliegende Daten nach neuen Anforderungen ausgewertet: Die Sonderauswertungen beziehen sich einerseits auf Merkmale, die bisher nicht veröffentlicht wurden (Geburtsjahr, Schulabschluss); andererseits konnten die Daten erstmals mithilfe der Zuordnungsmatrix der beruflichen Bildungsgänge nach ISCED (Fest u. a. 2010) geordnet werden. Die Matrix erfasst vergleichbare Bildungsgänge mit den jeweiligen Teilnehmenden. Dadurch kann die bisherige Erfassung von Schülern / -innen nach dem Lernortprinzip, z. B. Schüler / -innen an Berufsfachschulen, durch das Bildungsgangprinzip ergänzt werden; so können nun beispielsweise „Schüler / -innen, die eine Erstausbildung sowie eine zusätzliche Fachhochschulreife anstreben“, nach dem Bildungsgang unterschieden werden.
Ein Vergleich mit den aggregierten Daten nach dem Lernortprinzip, wie sie z. B. in der Fachserie „Berufliche Schulen“ vorgestellt werden, ist nur eingeschränkt möglich; z. B. finden Ausbildungen von Sozial- und Gesundheitsberufen in einigen Ländern in den Berufsfachschulen, in anderen wiederum in Schulen des Gesundheitswesens statt. Des Weiteren wurden fehlende Werte (z. B. für Schulen des Gesundheitswesens in Hessen) für die iABE geschätzt (vgl. Kapitel A5.2).
Um eine möglichst große Vergleichbarkeit zwischen den Bildungskonten herzustellen, wird der Großteil der Konten – so auch das Konto „duale Berufsausbildung“ – auf Basis der Statistik der beruflichen Schulen abgebildet.
Für die Entwicklung der berufsschulischen Lernorte sind die Daten der Fachserie „Berufliche Schulen“ dennoch wichtig, da sie auf der Grundlage des von der Kultusministerkonferenz (KMK) erstellten Schulartenkatalogs ausgewertet werden (vgl. in Kapitel A5).
Die iABE strukturiert den Übergang nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule in
- Sektoren und Konten des Ausbildungsgeschehens und
- sonstige Sektoren und Konten.180
Das Ausbildungsgeschehen wird in 4 Sektoren erfasst, welche sich durch ihre Zielsetzungen unterscheiden (vgl. BIBB-Datenreport 2010, Kapitel A4.2). In einem nächsten Schritt werden Bildungsprogramme mit ähnlichem berufspädagogischen Inhalt in einheitlichen Klassen nach dem International Standard Classification of Education (ISCED) zu Konten zusammengefasst und entsprechend ihren Zielen den Sektoren zugeordnet. Der Sektor Berufsausbildung besteht z. B. aus 6 Konten, die sich zum Teil aus mehreren Bildungsprogrammen zusammensetzen Schaubild A7.1-1. Das Ausbildungsgeschehen umfasst im Kernbereich 24 Konten, die mittels amtlicher Statistiken quantitativ abgebildet werden können. Dieser Kernbereich ist deckungsgleich mit der Darstellung im Bericht „Bildung in Deutschland 2010“ (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010).
Schaubild A7.1-1: iABE – Übersicht der Sektoren und Konten
Von der quantitativen Synopse zur integrierten Ausbildungsberichterstattung
Die Angebote der verschiedenen Bildungssektoren entwickeln sich nicht unabhängig voneinander; daher ist es erforderlich, die Gesamtheit der Bildungsmöglichkeiten für junge Menschen nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule in den Blick zu nehmen.
Im Jahr 2003 wurden im Berufsbildungsbericht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erstmals die Bildungsangebote auf die Referenzgröße der 15- bis unter 20-jährigen Bevölkerung bezogen. Mit dieser Darstellung (quantitative Synopse zur relativen Bedeutung von Bildungsgängen) sollte eine „bessere Einschätzung der quantitativen Inanspruchnahme der Bildungsangebote und der Bedeutung dieser Bildungsangebote für die Jugendlichen“ erreicht werden (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2003, S. 131). Darüber hinaus führte und führt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) regelmäßige Befragungen von Jugendlichen und jungen Menschen durch, um deren Bildungswege nach der allgemeinbildenden Schule zu erfassen (z. B. BIBB-Schulabgängerbefragung 2010, vgl. Kapitel A3.1; BA / BIBB-Bewerberbefragung 2010, vgl. Kapitel A3.2; BIBB-Übergangsstudie 2006, vgl. BIBB-Datenreport 2010, Kapitel A3.3 und Kapitel A5.9).
Diese quantitative Synopse wird nun durch die iABE auf eine neue Basis gestellt und fortgeschrieben: Um das gesamte Ausbildungsgeschehen transparent zu machen, werden die Eckdaten der Sektoren und Konten der iABE sowie ausgewählte Referenzgrößen in einer Gesamtschau aufgelistet. Tabelle A7.1-1 beschreibt die Entwicklung auf Bundesebene von 2005 bis 2009. Tabelle A7.1-3 beleuchtet die Situation in den 16 Bundesländern im Jahr 2009 anhand der Anfängerquoten (die absoluten Zahlen hierzu finden sich in Tabelle A7.1-2 Internet).
Um die Bedeutung des Ausbildungsgeschehens einordnen zu können, ist es wichtig, die Anfänger bzw. Teilnehmenden der Sektoren oder Konten an Referenzgrößen zu spiegeln. Eine zentrale Bezugsgröße der iABE bildet die Wohnbevölkerung. Je nach bildungspolitischer Fragestellung können jedoch auch andere Referenzgrößen wie beispielsweise die Absolventen / Absolventinnen und Abgänger / -innen aus allgemeinbildenden Schulen, das Ausbildungsplatzangebot, die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zum 30. September (BBiG / HwO) oder die arbeitslosen Jugendlichen unter 20 Jahren als Bezugsgröße gesetzt werden.
Tabelle A7.1-1: Anfänger / -innen in den Sektoren und Konten der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE) sowie ausgewählte Referenzgrößen – Bundesübersicht 2005 bis 2009 (Teil 1)
Tabelle A7.1-1: Anfänger / -innen in den Sektoren und Konten der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE) sowie ausgewählte Referenzgrößen – Bundesübersicht 2005 bis 2009 (Teil 2)
Schaubild A7.1-2: Bestände in den Sektoren der iABE nach Alter – 2009
Ausgewählte Ergebnisse zum Übergang Schule – Arbeitswelt
Schaubild A7.1-2 zeigt, verteilt auf die Sektoren des Ausbildungsgeschehens, welche Qualifizierungen die jungen Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren besuchen. Es zeigt sich eine deutliche, qualifikationsspezifische Prägung der jeweiligen Altersklasse: Im Alter von 17 Jahren ist der Anteil von Jugendlichen im Übergangsbereich vergleichsweise hoch. Unter den 19-Jährigen befinden sich die meisten in einer beruflichen Ausbildung. Erwartungsgemäß wächst der Sektor „Sonstige / Rest“ in den älteren Jahrgangsstufen an, da darunter sowohl junge Menschen außerhalb der formalen Qualifizierungsangebote, des Kernbereichs der iABE, als auch Berufstätige und Arbeitslose subsummiert werden.
Betrachtet man die Anfängerzahlen 2009, so zeigt die iABE, dass im Vergleich zu 2005 ca. 69.400 Jugendliche (-16,6 %) weniger in Maßnahmen des Integrations- bzw. Übergangsbereichs einmündeten. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Ausbildungsanfänger / -innen im größten Sektor, der Berufsausbildung, um 2,1 % zurückgegangen. Andererseits stieg die Zahl der jungen Menschen, die eine Hochschulzugangsberechtigung erwerben wollen, seit 2005 um 72.261 (+15,9 %) an. Auch die Zahl der Studienanfänger / -innen hat sich um 16,9 % erhöht – der Trend zu höheren Schul- und Bildungsabschlüssen hält also an Schaubild A7.1-3.
Für die Jugendlichen haben sich in den letzten Jahren die Chancen wieder verbessert, eine volle berufliche Qualifizierung aufzunehmen. Diese Entwicklung geht einher mit dem demografischen Wandel: Immer weniger junge Menschen im Alter von 15 bis 19 Jahren verlassen die allgemeinbildende Schule; seit 2005 geht ihre Zahl kontinuierlich zurück (Statistisches Bundesamt; Bevölkerungsfortschreibung).
Tabelle A7.1-3: Anfänger / -innen in den Sektoren und Konten der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE) 2009 – Anteil der Konten an jeweiligen Sektoren (in %) (Teil 1)
Tabelle A7.1-3: Anfänger / -innen in den Sektoren und Konten der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE) 2009 – Anteil der Konten an jeweiligen Sektoren (in %) (Teil 2)
Schaubild A7.1-3: Veränderungen der Sektoren 2005 (= 100 %) bis 2009 (in %)