B1.2.1 Betriebliche Weiterbildungsbeteiligung und Weiterbildungsquote
Das IAB-Betriebspanel250 stellt seit 1995 Informationen zur betrieblichen Weiterbildung für das gesamte Bundesgebiet bereit. Im Folgenden wird neben der Beteiligung der Betriebe auch der Anteil der in Weiterbildungsmaßnahmen einbezogenen Mitarbeiter betrachtet. Wurden diese Daten bis zum Jahr 2007 in zweijährigem Rhythmus erhoben, werden die Basisinformationen (außer Weiterbildungsquote nach Qualifikationsniveau) ab 2008 in jedem Jahr erfragt. Ergänzende Informationen (z. B. Analysen nach Wirtschaftszweigen) und methodische Erläuterungen sind der diesem Kapitel zugrunde liegenden Expertise des IAB zu entnehmen (vgl. Kapitel A4.11.2).251
Das IAB-Betriebspanel definiert Weiterbildungsbetriebe als Betriebe, die formelle oder informelle Weiterbildungsmaßnahmen fördern, indem sie ihre Beschäftigten dafür von der Arbeitszeit freistellen oder die Kosten für die Maßnahmen teilweise oder ganz übernehmen. Anhand der Weiterbildungsbeteiligung und der Weiterbildungsquote liefern die Daten einen Überblick über die Weiterbildungsaktivitäten deutscher Betriebe.
E Weiterbildungsbeteiligung
Der Indikator Weiterbildungsbeteiligung bezieht die Anzahl der Betriebe, die gemäß einer Frage des IAB-Betriebspanels im 1. Halbjahr eines Jahres weiterbildungsaktiv waren, auf die Anzahl aller Betriebe in Deutschland.
Weiterbildungsquote
Der Indikator Weiterbildungsquote wird als Quotient der Summe aller an Weiterbildungsmaßnahmen partizipierenden Mitarbeiter im ersten Halbjahr (Zähler) und der Summe aller Mitarbeiter zum Stichtag der Befragung (Nenner) ermittelt.
Weiterbildungsbeteiligung
Im Jahr 2011 beteiligt sich jeder zweite deutsche Betrieb (53 %) an der Weiterbildung seiner Mitarbeiter/-innen. Gegenüber dem Vorjahr kommt dies einem Anstieg um 9 Prozentpunkte gleich – seit dem Start des IAB-Betriebspanels ist dies der höchste Anteil weiterbildungsaktiver Betriebe. Nicht nur der wirtschaftliche Strukturwandel und der Übergang geburtenstarker Jahrgänge in rentennahe Altersgruppen forcieren den Weiterbildungsbedarf, auch die vergleichsweise zurückhaltende Investition in Weiterbildungsaktivitäten der letzten Jahre trägt zur Erklärung des Anstiegs im Jahr 2011 bei (vgl. die Ergebnisse des BIBB-Qualifizierungspanels in Kapitel B1.2.3).252 Dabei wird unter Berücksichtigung der Regionen ersichtlich, dass sowohl in den alten als auch in den neuen Bundesländern eine deutliche Erhöhung der Weiterbildungsaktivitäten zu verzeichnen ist Tabelle B1.2.1-1. Der Zuwachs ist in fast allen Betriebsgrößen ersichtlich – sieht man von den Großbetrieben ab, deren Weiterbildungsengagement bereits im Vorjahr bei nahezu 100 % lag. Während sich der Anteil weiterbildungsaktiver Betriebe mit weniger als 10 Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen um 9 bzw. 10 Prozentpunkte erhöhte und in den alten Bundesländern 2011 43 % und in den neuen Bundesländern 48 % betrug, war auch bei kleinen (10 bis 49 Beschäftigte: +7 bzw. +9 Prozentpunkte) und mittleren Betrieben (50 bis 499 Beschäftigte: +8 bzw. +6 Prozentpunkte) eine deutliche Zunahme sichtbar. Damit ist der Anteil weiterbildungsaktiver Betriebe in den neuen Bundesländern (55 %) höher als der Anteil in den alten Bundesländern (52 %).
Im Allgemeinen gilt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Betrieb weiterbildungsaktiv ist, mit der Betriebsgröße zunimmt. Dies ist leicht nachzuvollziehen, wenn man bedenkt, dass kleine Betriebe größere Schwierigkeiten bzgl. des personellen und finanziellen Aufwandes, der für die Durchführung von Bildungsmaßnahmen notwendig ist, als große Betriebe haben. Zudem sehen sich große Betriebe ungleich häufiger mit Personalanpassungen konfrontiert, die eine Einarbeitung, einen Arbeitsplatzwechsel o. Ä. zur Folge haben.
Weiterbildungsquote
Nachdem die Weiterbildungsbeteiligung der Betriebe in 2011 deutlich höher ausfällt als in den vergangenen Jahren, stellt sich die Frage, ob dies auch Auswirkungen auf den Anteil der in Weiterbildungsmaßnahmen einbezogenen Mitarbeiter/-innen hat. Dies kann eindeutig bestätigt werden: Nahm die Weiterbildungsquote seit dem Jahr 2001 einen positiven Verlauf, befand sie sich von 2008 bis 2010 auf etwa 26 % und stieg in 2011 um 5 Prozentpunkte an. Damit nimmt 2011 nahezu jede/-r dritte Mitarbeiter/-in an Weiterbildungsmaßnahmen teil Tabelle B1.2.1-2. Unterscheidet man nach einfachen und qualifizierten Tätigkeiten, zeigt sich vor allem eine Zunahme an weiterbildungsaktiven Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die qualifizierte Tätigkeiten ausüben. Wie bereits in diversen Studien nachgewiesen, profitieren qualifizierte Beschäftigte häufiger von Weiterbildungsmaßnahmen als Beschäftigte mit einfachen Tätigkeiten. Im Vergleich zum Jahr 2009 fallen die Weiterbildungsquoten im Qualifiziertenbereich 2011 8 Prozentpunkte höher aus, bei einfach Beschäftigten dagegen lediglich um 3 Prozentpunkte.
Weiterhin trägt eine regionale Differenzierung zur Beschreibung des betrieblichen Weiterbildungsverhaltens bei. Wurde bereits in den vergangenen Jahren eine höhere Weiterbildungsquote für die neuen Bundesländer ermittelt, so hat sich die regionale Differenz in 2011 noch leicht erhöht. In den alten Bundesländern wurden etwa 29 % der Beschäftigten weitergebildet, in den neuen Bundesländern traf dies auf etwas mehr als jede/n Dritte/n zu (35 %). Der Zuwachs wurde in beiden Landesteilen vorwiegend durch eine verstärkte Teilnahme von Beschäftigten in qualifizierten Tätigkeiten verursacht. Nahmen 2011 in den alten Bundesländern 39 % (+6 Prozentpunkte) der qualifiziert Beschäftigten an Weiterbildungsmaßnahmen teil, waren dies in den neuen Bundesländern 43 % (+8 Prozentpunkte). Bei einfach Beschäftigten war ebenfalls ein Zuwachs zu verzeichnen, der jedoch mit 2 bzw. 4 Prozentpunkten geringer ausfiel.
Unterscheidet man die Weiterbildungsquote zusätzlich nach der Betriebsgröße, zeigt sich kein eindeutiger Zusammenhang Tabelle B1.2.1-3 Internet. Insgesamt kann festgestellt werden, dass kleine Betriebe mit weniger als 10 Beschäftigten zwar eine deutlich geringere Beteiligung an Weiterbildungsmaßnahmen aufweisen, hinsichtlich des Anteils einbezogener Mitarbeiter/-innen jedoch auf dem Niveau der Großbetriebe liegen. Der Fakt, dass sich ein Großteil der Weiterbildungsmaßnahmen auf qualifiziert Beschäftigte bezieht, wird durch die Ergebnisse aller Betriebsgrößenklassen untermauert.
(Silke Hartung, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg)
Tabelle B1.2.1-1: Weiterbildungsbeteiligung nach Betriebsgröße, alte und neue Länder (in %)
Tabelle B1.2.1-1 (barrierefrei)
Tabelle B1.2.1-2: Weiterbildungsquote nach Qualifikationen, alte und neue Länder (in %)