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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2012

B4.4.1 Lernen für die Arbeitswelt: Nationaler Hintergrundbericht zur OECD-Aktivität -Skills beyond School-

Nach „Learning for Jobs“306 hat die OECD mit dem Projekt „Skills beyond School“ 2011 eine weitere Aktivität gestartet, die auf den Bereich der beruflichen Bildung gerichtet ist. Im Fokus stehen berufliche Qualifikationen, die nach Abschluss der Schule bzw. einer Erstausbildung auf Sekundarstufe-II-Niveau erworben werden. Das BIBB hat im Auftrag des BMBF in Kooperation mit der KMK einen nationalen Hintergrundbericht hierzu erarbeitet.

Den thematischen Schwerpunkt der Initiative setzt die OECD aufgrund der von ihr festgestellten wachsenden Bedeutung des Kompetenzerwerbs in dieser Lebensphase. In ihr finden Fortbildung, Weiterbildung oder berufliche Neuorientierung statt, Bildungsaktivitäten, die für den Erhalt qualifizierter Fachkräfte essenziell sind und maßgeblich die Wettbewerbsfähigkeit von Volkwirtschaften beeinflussen. Im Bereich der postsekundaren Berufsbildung gibt es unterschiedliche nationale Modelle, über die die OECD im Jahr 2012 im Rahmen eines Reviewverfahrens Ländervergleiche als auch einzelne Länderstudien erarbeiten wird.

In Abstimmung mit BMBF und KMK sind Gegenstand des deutschen Berichtes die beruflichen Fortbildungsgänge, ihre Abschlüsse sowie die unterschiedlichen Bildungsanbieter der Qualifikationen auf dem Niveau ISCED 5B (International Standard Classification of Education, Internationale Standardklassifikation für das Bildungswesen). Dazu gehören Fortbildungsgänge nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) und der Handwerksordnung (HwO) sowie Fachschulen und Fachakademien nach Landesrecht. Nicht einbezogen wurden Berufsakademien und duale Hochschulen, da sie als dem hochschulischen Bildungsbereich zugehörig angesehen werden, sowie die Schulen des Gesundheitswesens und die Schulen der öffentlichen Verwaltung, da hier der Schwerpunkt auf beruflicher Erstausbildung liegt.

Nicht enthalten in der ISCED-Klassifikation sind die beruflichen Fortbildungsgänge der zuständigen Stellen, insbesondere der Industrie- und Handelskammern (IHK) sowie der Handwerkskammern (HWK). Ihnen kommt im Bereich der postsekundaren Berufsbildung in Deutschland jedoch eine wichtige Rolle zu, und sie sind deshalb ebenfalls Gegenstand des Berichtes. Strukturiert ist der Länderbericht nach einer Bandbreite von Fragestellungen, die von der Frage nach Steuerung und Organisation, der Rolle der Sozialpartner, der Zugangswege, Durchlässigkeit, Nachqualifizierung und Chancengerechtigkeit etc. bis zur Thematisierung von Finanzierung und Anreizen reicht.

Insgesamt wird die berufliche Fortbildung als das strukturelle Kernelement innerhalb der vielfältigen Weiterbildungsangebote in Deutschland gesehen, die sich durch eine starke Einbeziehung von Experten aus der betrieblichen Praxis, von Arbeitgebern und Gewerkschaften auszeichnet. Problematisiert werden u. a. der Teilnehmerrückgang in einigen Fortbildungsberufen in den vergangenen 10 Jahren, die Strukturen der Weiterbildungsberatung und auch die Frage der Durchlässigkeit, z. B. des Übergangs in die hochschulische Bildung.

Die Bedeutung der Aufstiegsfortbildung für den Karriereweg insbesondere für dual Ausgebildete wird in der 7. Absolventenbefragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) aus dem Jahr 2011 deutlich. Sie zeigt, dass knapp zwei Drittel nach der Fortbildungsprüfung positive Auswirkungen in ihrer beruflichen Entwicklung erkennen. Die von den meisten Absolvierenden genannte positive Entwicklung – der Aufstieg – zeigt sich bei der Frage nach der hierarchischen Stellung oder Funktion, in der die Absolventen vor und nach der Weiterbildungsprüfung beschäftigt sind. Die Zahl der Sach-, Fach- und Vorarbeiter ist gesunken, während die Zahl der Personen in Fach- und Führungspositionen deutlich angestiegen ist (Deutscher Industrie- und Handelskammertag 2011, S. 21). 73 % der Absolventen gaben an, aufgestiegen zu sein oder einen größeren Verantwortungsbereich zu haben, 66 % hätten sich finanziell verbessert (ebd., S. 18). Bei 60 % von denen, die eine finanzielle Verbesserung festgestellt haben, schlägt sich diese mit bis zu 450 E brutto monatlich nieder.

Ein weiterer Nutzen beruflicher Aufstiegsfortbildung und wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Verbesserung der Durchlässigkeit in den Hochschulbereich ist der Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) zum „Hochschulzugang für beruflich qualifizierte Bewerber ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung“ vom 6. März 2009 (Kultusministerkonferenz 2009) und dessen Umsetzung durch die Länder. Mit dem Beschluss einigten sich die Länder auf gemeinsame Kriterien des Hochschulzugangs für beruflich qualifizierte Bewerber und Bewerberinnen ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung (HZB). Danach erhalten Inhaber von Abschlüssen der beruflichen Aufstiegsfortbildung (Meister, Techniker, Fachwirte oder ähnliche) eine allgemeine HZB.

Betrachtet man die Entwicklung der Fallzahlen beruflicher Aufstiegsfortbildungsprüfungen in den vergangenen 10 Jahren und den deutlichen Rückgang in einigen Berufsbereichen, stellen sich die Fragen, ob das Modell aktuellen betrieblichen und individuellen Anforderungen noch entspricht und wo möglicherweise Modernisierungspotenzial liegt. Einen Hinweis auf einen möglichen Rückgang der Attraktivität des beruflichen Aufstiegsfortbildungsweges gibt auch eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Im Vergleich zum Beginn der 1990er-Jahre ist der Anteil der 25- bis 64-Jährigen, die über einen Meister- oder Technikerabschluss verfügen und in einem Haushalt mit hohem Einkommen leben, von 27 % auf 19 % in 2009 zurückgegangen. Der Anteil, der in Haushalten mit mittlerem Einkommen lebt, ist von 59 % auf 66 % gestiegen (Institut der deutschen Wirtschaft 2011).

Für die statistische Erfassung des Bildungsbereichs wurden einige Sonderauswertungen durchgeführt. Sie werden im Folgenden auszugsweise vorgestellt. Der gesamte Bericht soll nach Abstimmung mit der OECD veröffentlicht werden.

(Ute Hippach-Schneider)

Fußnoten

306 Siehe http://www.oecd.org/edu/learningforjobs.

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2012 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2012).

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