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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2009

C2.2 Aufbau, Struktur und Entwicklung der Bausteine

Ausbildungsbausteine sind Teilmengen der Ausbildungsordnung. Sie bilden berufstypische und einsatzgebietsübliche Arbeits- und Geschäftsprozesse ab, die das berufliche Handeln der ausgebildeten Fachkräfte in ihrer Gesamtheit maßgeblich bestimmen und die didaktisch (als Lernprozess) sinnvoll abgebildet werden können.

Komplexe Prozesse können didaktisch begründet und unter Berücksichtigung des Prinzips der vollständigen Handlung aufgeteilt werden. Ob die Arbeitsprozesse hierbei als getrennte Bausteine oder als systematisch miteinander verbundene Qualifikationseinheiten unter einem „Bausteindach“ konzipiert werden, ist fachlich zu entscheiden. Für die Dimensionierung und die Zahl der Bausteine gibt es keine allgemeingültigen Regeln. Entscheidend ist

  1. die Struktur des Ausbildungsrahmenplans, der im Idealfall die berufstypischen und einsatzgebietsüblichen Arbeits- und Geschäftsprozesse abbildet und insofern als Strukturmuster genutzt werden kann;
  2. die „Realität des Berufes“. Bildet der Ausbildungsrahmenplan beispielsweise Tätigkeiten, Techniken oder Verfahren ab, müssen diese zu sinnvollen didaktischen Einheiten – idealerweise Arbeits- und Geschäftsprozesse – neu zusammengesetzt werden. Orientierung kann hier das Ausbildungsprofil sein.

Identifikation berufstypischer Arbeitsprozesse – Zuordnung zu Ausbildungsrahmenplan und Rahmenlehrplan

Ausgehend vom Ausbildungsrahmenplan der jeweiligen Ausbildungsordnung werden berufstypische und einsatzgebietsübliche Arbeitsprozesse bestimmt, die die Grundlage der zu entwickelnden Ausbildungsbausteine sein sollen. Jedem dieser Prozesse sind die entsprechenden Lernziele aus dem Ausbildungsrahmenplan sowie aus dem Rahmenlehrplan zuzuordnen.

Zum besseren Verständnis wird für jeden Baustein einleitend der zugrunde gelegte Arbeits-/Geschäftsprozess kurz dargelegt. Dabei sind im Entwicklungsprozess für jeden Baustein folgende Punkte zu klären:

  • Beschreibung der Arbeits- bzw. Geschäftsprozesse, die dem Baustein zugrunde liegen,
  • Beschreibung der Ziele des Bausteins und
  • Beschreibung der wichtigsten Kompetenzen, die im Baustein vermittelt werden sollen.

Bei der Gestaltung der Ausbildungsbausteine wurden diese Überlegungen zusammengefasst in dem Gliederungspunkt: „Begründungen und Hintergründe“ Übersicht C-2.

Übersicht C-2: Muster eines Ausbildungsbausteins

Übersicht C-2

Beispiele für die Umsetzung (berufstypische und einsatzgebietsübliche Handlungssituation)

Übersicht C-2
Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung

Übersicht C-3 Beispiel eines Ausbildungsbausteins am Berufsbild Industriemechaniker/-in

Übersicht C-3
Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung

Zeitliche Abfolge der Bausteine

In einem zweiten Schritt wird die Zuordnung und Abfolge dieser Bausteine zueinander bestimmt. Dabei ist insbesondere auf die gegenseitige Anschlussfähigkeit der Bausteine zu achten. Der sachlogische Zusammenhang aller Ausbildungsbausteine und deren Abfolge ist für den gesamten Ausbildungsprozess darzustellen. Auch für die didaktische Konstruktion der Ausbildungsbausteine gibt es keine Regeln. Grundsätzlich sind 2 Aufbaumuster denkbar:

  • Ein gestufter Aufbau der Ausbildungsbausteine eines Berufes von einfachen zu komplexen Ausbildungsaufgaben.
  • Ein thematisch-inhaltlicher Aufbau der Ausbildungsbausteine. Dabei repräsentieren die Bausteine berufstypische und einsatzgebietsübliche Arbeits- und Geschäftsprozesse. Sie werden innerhalb des Bausteins vollständig – von einfachen Teilaufgaben bis zu komplexen Prozessen, von einfachen Vorkenntnissen bis zur Qualitätskontrolle – vermittelt.

Bei den Entwicklungsarbeiten wurde die zweite Vorgehensweise zugrunde gelegt Schaubild C-1.

Grundsätzlich ist es möglich, einen Ausbildungsbaustein als sogenannten „Einleitungsbaustein“ zu konzipieren, in dem die wesentlichen Grundlagen des zu erlernenden Berufs dargelegt werden. Prüfkriterium für oder gegen die Entwicklung eines solchen Bausteins ist jedoch immer, ob solche „Grundlagen“ sinnvoll von den beruflich prägenden Arbeits- und Geschäftsprozessen abgelöst werden können oder ob die exemplarische Anbindung an einen geeigneten Geschäfts- und Arbeitsprozess vorzuziehen ist.

Bei Berufen mit vergleichbaren Ausbildungsinhalten oder inhaltlichen Übereinstimmungen sollten – soweit möglich – auch gemeinsame Ausbildungsbausteine entwickelt werden. Wahlbausteine oder andere fachliche Spezialisierungen sind gesondert zu berücksichtigen.

In diesem Zusammenhang sollte auch die Ausbildungsdauer der einzelnen Bausteine bestimmt werden. Dabei wird empfohlen, einen Zeitrahmen anzugeben. Rechnerisch sollte die Summe der Mittelwerte aller Bausteinzeiten der Regelausbildungsdauer entsprechen.

Schaubild C-1 Reihenfolge der Vermittlung der Ausbildungsbausteine; Beispiel Industriemechaniker/-in

Schaubild C-1
Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung

Beschreibung von Kompetenzen

In einem weiteren Schritt müssen für die einzelnen Ausbildungsbausteine „Kompetenzen“ beschrieben werden. Dabei sollten zunächst Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten aus dem Ausbildungsrahmenplan mit den entsprechenden Lernzielen aus den Lernfeldern des schulischen Rahmenlehrplans verbunden und – auch sprachlich – in einen Lehr- und Lernzusammenhang gebracht werden. Dazu zählt auch die Klärung der Frage, welche der Standardkompetenzniveaus (Fach-, Personal- und Sozialkompetenz) bei der Formulierung der Baustein-„Kompetenzziele“ erwähnt oder ausformuliert werden sollen.

Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass in den Rahmenlehrplänen für die schulische Berufsausbildung die zu beachtenden Kompetenzniveaus ausformuliert sind; sie sind in dieser Form zu übernehmen. Nicht in allen Ausbildungsrahmenplänen für die betriebliche Ausbildung sind „Kompetenzzielformulierungen“ enthalten; sie müssen ggf. neu generiert werden. Dabei bleibt die Priorität für die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenzen erhalten, z. B. „Die Lernenden fertigen …“. Zu beachten bleibt, dass die Zielformulierungen diejenigen Kompetenzen beschreiben sollen, die nach dem Durchlaufen eines Bausteins vorhanden sein sollen.

Ein allgemeingültiges Muster zur Formulierung der „Kompetenzziele“ gibt es nicht. Zur Unterstützung der Entwicklungsarbeiten wurde ein Katalog mit Kompetenzbeschreibungen entwickelt, der den Beteiligten als Hilfestellung für die Formulierungen an die Hand gegeben wurde.

Beschreibung von beispielhaften Handlungssituationen

Zum besseren Verständnis der Kompetenzen und als Anregung für die Umsetzung der Ausbildungsbausteine in die betriebliche bzw. überbetriebliche oder schulische Ausbildungspraxis wurden diese beispielhaft konkretisiert. Dabei ging es in erster Linie um das Auffinden und Analysieren von berufstypischen Handlungssituationen, wie z. B.:

  • Durch welche Handlungssituation kann ein bestimmter Ausbildungsbaustein konkretisiert werden?
  • Auf welchen größeren Arbeitsprozess und auf welche Teilprozesse bezieht sich das Arrangement von Handlungssituationen? In welcher Weise sind sie innerhalb des Bausteins aufeinander bezogen?
  • Bilden die Handlungssituationen „vollständige Handlungen“ ab?

Abgleich der Bausteine mit dem Ordnungsmittel

Nachdem die Struktur der Ausbildungsbausteine eines Berufes vorgenommen wurde, muss zur Überprüfung der Qualität der Produkte noch ein Abgleich der Bausteininhalte mit den Inhalten der Ordnungsmittel (ARP, RLP) vorgenommen werden. Dies betrifft beispielsweise folgende Fragen:

  • Sind alle Lernziele vollständig übernommen worden?
  • Hat eine Verknüpfung von ARP und RLP in Richtung Kompetenzorientierung stattgefunden?
  • Sind die Bausteine untereinander anschlussfähig?

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2009 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2009).

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