C1 Ausgangslage und politischer Rahmen zur Entwicklung und Umsetzung bundeseinheitlicher Ausbildungsbausteine
Die Diskussionen um eine mittelfristig wirksame Modernisierung und Strukturverbesserung der beruflichen Bildung haben seit einigen Jahren an Intensität zugenommen. Trotz der gegenwärtig positiven Entwicklung auf dem Ausbildungsstellenmarkt ist die Anzahl Jugendlicher und junger Erwachsener, die unversorgt bleiben und in den sogenannten „Warteschleifen“ auf einen Ausbildungsplatz warten, weiterhin hoch. Auf der politischen Ebene hat sich der Innovationskreis berufliche Bildung (IKBB) des BMBF mit dieser Thematik beschäftigt und Maßnahmen zum Abbau der hohen Zahl von Altbewerber/-innen erörtert. 2007 wurden von dem Gremium, dem Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus dem Bereich der Berufsbildung angehörten, auf der Grundlage von vorliegenden Studien, Analysen und Daten 10 Leitlinien mit Empfehlungen und Umsetzungsvorschlägen für eine mittelfristig wirksame Modernisierung und Strukturverbesserung der beruflichen Bildung vorgelegt. Angesichts der übereinstimmenden Einschätzung, dass mittelfristig mit keiner „Entwarnung“ bei der Altbewerberproblematik zu rechnen sei, wurden Maßnahmen vorgeschlagen, die im dritten Leitgedanken des IKBB „Übergänge optimieren – Wege in die betriebliche Ausbildung sichern“ aufgenommen wurden. Dazu heißt es:
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„Wir sehen in der Erprobung von Ausbildungsbausteinen einen Weg, um für Altbewerber/-innen eine Brücke in die Ausbildung zu schaffen. Deshalb wird ein System von Ausbildungsbausteinen in 10 bis 12 wichtigen Berufen des dualen Systems (...) geschaffen, mit dessen Hilfe Altbewerbern und Altbewerberinnen ein Übergang in die reguläre duale Ausbildung mit der Möglichkeit einer zeitlichen Anrechnung der bereits erworbenen Qualifikationen oder eine Zulassung zur Externenprüfung vor der Kammer eröffnet werden soll. Zielsetzung ist in beiden Fällen ein dualer Berufsabschluss“ (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2007b).
Ausgangspunkt der Überlegungen war ein von Euler und Severing (Euler/Severing 2006) vorgelegtes Gutachten mit Modellen zur Strukturierung bestehender – ganzheitlicher – Berufsbilder in Ausbildungsbausteinen, das im Auftrag des BMBF erarbeitet wurde. In der umfangreichen Expertise wird der Frage nachgegangen, inwieweit mit der Einführung von Ausbildungsbausteinen in der dualen Ausbildung eine verbesserte horizontale und vertikale Integration der Ausbildung mit vor- bzw. nachgelagerten sowie analogen vollzeitschulischen Bildungsangeboten erreicht und damit ein Abbau der „Warteschleifen“ ermöglicht werden könne. Bei den Überlegungen verfolgen sie das Prinzip der Differenzierung, das darauf abzielt, bestehende Ausbildungsberufe als Gesamtkonzept bestehen zu lassen und über curricular und didaktisch gestaltete Einheiten neu zu strukturieren.
Zur Umsetzung der Leitlinie des IKBB beauftragte das BMBF das BIBB, in einer Pilotinitiative auf der Grundlage der bestehenden Ausbildungsordnungen für 14 Ausbildungsberufe kompetenzbasierte (lernergebnisorientierte) Ausbildungsbausteine zu entwickeln Übersicht C-1.
Die Auswahl der in die Pilotinitiative einzubeziehenden Berufe geschah in enger Abstimmung des BMBF mit den Sozialpartnern. Zunächst wurde geplant, Ausbildungsbausteine für die 5 am meisten nachgefragten Industrie- und Handwerksberufe zu entwickeln. Im Laufe der Beratungen wurde dieses Ziel zugunsten einer zahlenmäßigen Ausweitung korrigiert.
Der Einsatz und die Erprobung der Ausbildungsbausteine erfolgt in der Absicht, einen Beitrag zum Abbau der bestehenden Altbewerberbestände zu leisten und zugleich einem weiteren Aufwuchs vorzubeugen. Damit soll Jugendlichen und jungen Erwachsenen im sogenannten Übergangssystem der Zugang zur dualen Ausbildung erleichtert, die Verwertbarkeit von erworbenen beruflichen Kompetenzen im Ausbildungssystem verbessert und der Weg zu einem erfolgreichen Berufsabschluss geebnet werden.
Übersicht C-1 Ausbildungsberufe, für die Ausbildungsbausteine entwickelt wurden
Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung