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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2013

B1.1.1 Beteiligung von Erwerbstätigen an beruflicher Weiterbildung

Einführung und Datengrundlage

Durch die demografische Entwicklung in Deutschland wird sich in Zukunft die Zahl der Erwerbspersonen verringern und das Durchschnittsalter erhöhen. Der Bedarf an Weiterbildung wird dadurch zunehmen (vgl. Müller/Jacob 2008). Dies umso mehr, je schneller die technologische Entwicklung verläuft und je geringer die Zahl junger Fachkräfte ist, die aktuelles Wissen in die Betriebe transportieren. Fehlender Nachwuchs und alternde Belegschaften machen es notwendig, Weiterbildungsangebote stärker zu nutzen, um international konkurrenz- und anschlussfähig zu bleiben.

Eine berufliche Erstausbildung kann nicht die Beschäftigungsfähigkeit über die gesamte Erwerbsphase hinweg garantieren. Neue und weiterentwickelte Produktionsschritte, Produktionsanlagen und organisatorische Abläufe müssen beherrscht werden. Hierzu ist ein hohes Maß an Know-how, Sachkenntnis und Kompetenz notwendig. Dies macht die elementare Notwendigkeit deutlich, den (Weiter-)Bildungsprozess über den ersten berufsqualifizierenden Abschluss hinweg aufrechtzuerhalten. Die berufliche Weiterbildung wird somit zu einem funktionalen Erfordernis moderner und dynamischer Ökonomien.

Der folgende Beitrag zeichnet anhand von Mikrozensusdaten der Jahre 2005 bis 2010 ein differenziertes Bild der Weiterbildungsbeteiligung von Erwerbstätigen in Deutschland. Im Unterschied zu anderen Analysen werden hier ausschließlich Erwerbstätige in Deutschland  untersucht . Dadurch können Differenzen zu anders berechneten Beteiligungsquoten entstehen (vgl. BIBB-Datenreport 2012, Kapitel B1.1; Leszczensky u. a. 2009). Ursache hierfür sind starke Differenzen, die zutage treten, wenn die Beteiligungsquoten getrennt nach dem Erwerbsstatus betrachtet werden. Zudem wird hier ausschließlich berufliche Weiterbildung fokussiert, woraus sich eine weitere, definitorische Abgrenzung zu anderen Beiträgen über das Weiterbildungsverhalten ergibt.

E Mikrozensus

Der Mikrozesus ist eine amtliche Repräsentativstatistik des Statistischen Bundesamtes über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt. Jedes Jahr nehmen etwa 1 % aller Haushalte in Deutschland an der Befragung teil (laufende Haushaltsstichprobe). Insgesamt beteiligen sich rund 390.000 Haushalte mit 830.000 Personen an der Befragung. Im Gegensatz zu den meisten Befragungen besteht beim Mikrozensus eine gesetzliche Auskunftspflicht. Daher beantworten ca. 96 % der Befragten die Pflichtfragen im Mikrozensus. Diese Tatsache und die Anzahl der befragten Personen machen ihn zur wichtigsten Repräsentativbefragungen in Deutschland.

Erfassung der Weiterbildung im Mikrozensus

Im Rahmen der Mikrozensusbefragung werden alle teilnehmenden Personen, die mindestens das 15. Lebensjahr erreicht haben, nach ihren Weiterbildungsaktivitäten innerhalb der zurückliegenden 12 Monate befragt sowie danach, ob diese eher privaten oder beruflichen Zwecken dienten.

Untersuchungsgesamtheit

Für die vorliegenden Analysen wurden ausschließlich erwerbstätige Personen im Alter von 20 bis einschließlich 64 Jahren betrachtet. Darüber hinaus bleiben Personen unberücksichtigt, wenn für sie keine Angaben zu den relevanten Merkmalen (Weiterbildungsteilnahme, höchster Schul- oder Berufsabschluss) vorliegen.

Bei Personen in Ausbildung, Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden kann anhand der Frageformulierung nicht zweifelsfrei identifiziert werden, ob bei einer positiven Antwort Aktivitäten ausschlaggebend waren, die zur Ausbildung beziehungsweise zum Schul- oder Universitätsbesuch zu zählen sind. Um diese Unschärfen auszuschließen, wird die Personengruppe nicht in die Analyse einbezogen.

Aufgrund der hier gewählten Abgrenzung der Untersuchungsgesamtheit ergibt sich möglicherweise eine Einschränkung der Vergleichbarkeit mit anderen Beiträgen zur Weiterbildungsbeteiligung, in denen eine weniger starke Eingrenzung der Untersuchungspopulation zugrunde gelegt wird. Insbesondere das Einbeziehen von Nichterwerbspersonen führt zu deutlich anderen Weiterbildungsquoten.

Aufgrund einer genaueren Abgrenzung der Personen in Ausbildung ergeben sich insbesondere bei den jüngeren Altersgruppen geringfügige Abweichungen zu den im BIBB-Datenreport 2011, Kapitel B1.1.2 dargestellten Ergebnissen.

Allgemeine Entwicklung der Weiterbildungsbeteiligung 2005 bis 2010

Seit dem Jahr 2005 haben sich die Beteiligungsquoten an beruflicher Weiterbildung insgesamt um mehr als 2 Prozentpunkte auf 20,1 % erhöht Tabelle B1.1.1-1. Im Jahr 2008 wurde mit durchschnittlich 20,6 % die bisher höchste Beteiligung erreicht. In den darauf folgenden Jahren ist dagegen ein leichter Rückgang zu beobachten. Im gesamten Beobachtungszeitraum sind deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen zu erkennen. Erwerbstätige Frauen nutzen berufliche Weiterbildung demnach um durchschnittlich 1,3 Prozentpunkte häufiger als erwerbstätige Männer.

Weiterbildungsbeteiligung in verschiedenen Altersgruppen

Die Teilnahme an beruflichen Weiterbildungsaktivitäten ist eng an das Alter gekoppelt Tabelle B1.1.1-1. Dieser Zusammenhang ist nicht linear; die Weiterbildungsbeteiligung steigt mit dem Alter erst leicht an und sinkt dann ab etwa 40 Jahren zunehmend ab. Die Beteiligungsquoten der 30- bis 39-Jährigen liegen in der Regel leicht über denen der jüngeren Kohorte.

Dieser Befund gilt jedoch nur, wenn nicht zwischen den Geschlechtern unterschieden wird. Werden Männer und Frauen getrennt betrachtet, zeigt sich eine erstaunliche Differenz – sowohl das Niveau als auch die Trends betreffend: Während weibliche Erwerbstätige faktisch in jedem Jahr und in jeder Altersgruppe höhere Weiterbildungsquoten aufweisen als die jeweiligen Vergleichsgruppen bei den Männern, ist der Unterschied in der Gruppe der 20- bis 29-Jährigen besonders ausgeprägt. Seit 2006 übertreffen 20- bis 29-jährige Frauen ihre Altersgenossen um mehr als 25 % – mit zunehmender Tendenz. In keiner der restlichen Altersgruppen ist der Geschlechterunterschied auf ähnlich hohem Niveau – auch wenn dieser allgegenwärtig ist.

In allen Altersgruppen steigt das durchschnittliche Beteiligungsniveau im Zeitraum von 2005 bis 2010 deutlich an. Während die Quoten bei den 20- bis 49-Jährigen jeweils um etwa 10 % zunehmen, wobei die Frauen meist den größeren Anteil an der positiven Entwicklung haben, erhöhen sich die Quoten der 50- bis 64-Jährigen überdurchschnittlich stark um fast 20 %. Auch hier tragen die Frauen mehr zu der Entwicklung bei als die Männer. Sie allein erhöhen ihre Weiterbildungsaktivität um 23 %, während diese bei den Männern bis 2010 um etwa 15 % ansteigt.

Diese Entwicklung ist insofern positiv, als besonders die älteren Erwerbstätigen Boden gut machen, indem sie ihre Weiterbildungsaktivitäten – mehr als alle anderen Altersgruppen – erhöhen. Weniger erfreulich ist die Entwicklung bei den jungen Männern. Ihre Weiterbildungsbeteiligung stagniert während die der gleichaltrigen Frauen zunimmt.

Bei Betrachtung der einzelnen Berichtsjahre zeigt sich eine kontinuierliche Zunahme der Weiterbildungsbeteiligung im Zeitraum von 2005 bis 2008.

Im Jahr 2009 stagnieren die Weiterbildungsquoten und 2010 gehen sie teilweise wieder leicht zurück. Es bleibt abzuwarten, ob sich der insgesamt erkennbare Trend einer höheren Weiterbildungsbeteiligung in den Folgejahren fortsetzt.

Bildungsniveau und Weiterbildungsbeteiligung

Nicht nur das Alter, sondern in ganz besonderem Maße auch das Bildungsniveau hat einen Einfluss auf das Weiterbildungsverhalten. Der enge Zusammenhang zwischen dem beruflichen Ausbildungsniveau und dem Weiterbildungsverhalten geht aus Tabelle B1.1.1-2 hervor. Während Erwerbstätige ohne Ausbildung eine mittlere Beteiligungsquote von 5,8 % und Personen mit Anlernausbildung eine mittlere Beteiligungsquote von 9,7 % aufweisen, erreichen Erwerbtätige mit beruflicher Ausbildung eine mittlere Beteiligungsquote von 15,1 %. Bei einer durchschnittlichen Weiterbildungsbeteiligung von 19,5 % (bezogen auf alle Personengruppen und betrachteten Berichtsjahre Tabelle B1.1.1-1) zählen folglich auch Personen mit einer abgeschlossenen dualen Ausbildung zu den in Bezug auf berufliche Weiterbildung sehr unterrepräsentierten Ausbildungsgruppen. Personen mit einer berufsfachschulischen Ausbildung erreichen demgegenüber mit 27,1 % im Mittel einen sehr viel höheren Wert. Bei den nächsthöheren Ausbildungsstufen findet sich nicht noch einmal ein solch großer Abstand. Unter den Erwerbstätigen mit Meister-/ Techniker- und Fachschulabschlüssen beteiligen sich im Mittel 31,5 % an Weiterbildungsaktivitäten. Bei den Akademikern und Akademikerinnen liegt die mittlere Beteiligungsquote mit 35,8 % nochmals erkennbar über denen der Absolventen und Absolventinnen von Fachschulausbildungen.

In nahezu allen Ausbildungsgruppen steigen die Beteiligungsquoten von 2005 bis 2010 an. Von diesem Trend sind lediglich Personen ohne abgeschlossene berufliche Ausbildung ausgenommen. Bei ihnen ist kaum eine Veränderung zu erkennen. Personen mit Anlernausbildung steigern ihre Beteiligungsquoten auf niedrigem Niveau von 8,2 % (2005) auf 9,8 % (2008) und 11,6 % (2010). Zu dieser Entwicklung tragen bis 2008 hauptsächlich die Frauen bei. Bei ihnen steigt die Beteiligungsquote in diesem Zeitraum um 2,2 Prozentpunkte, während es bei den Männern vergleichsweise geringe 0,8 Prozentpunkte sind. Ab 2009 erfahren die Männer mit Anlernausbildung allerdings einen deutlichen Zuwachs in der Weiterbildungsbeteiligung. Entgegen der leicht zurückgehenden Gesamtentwicklung von 2009 bis 2010 steigt die Weiterbildungspartizipation der Frauen mit Anlernausbildung in diesem Zeitraum erkennbar an.

Ein ähnliches Bild auf einem etwas höheren Niveau ergibt sich bei den Absolventen und Absolventinnen einer beruflichen Ausbildung. Auch hier tragen die Frauen etwas mehr zur Steigerung der Weiterbildungsaktivitäten bei, wobei der Anstieg insgesamt durchschnittliche Steigerungsraten aufweist. Die höchsten Steigerungsraten lassen sich bei den Absolventen und Absolventinnen berufsfachschulischer Ausbildungen finden. Bei ihnen erhöht sich der Anteil weiterbildungsaktiver Personen von 23,5 % im Jahr 2005 um etwa als 25 % auf 29,8 % im Jahr 2010. Auch wenn bei den Männern das Niveau deutlich unter dem der Frauen liegt, so trägt auch ihre Entwicklung zum Gesamttrend bei. Männer und Frauen haben ähnlich hohe Steigerungsraten im Zeitverlauf. Diejenigen mit Berufsfachschulausbildung weisen im Vergleich zu allen sonstigen Personengruppen die dynamischste Entwicklung auf.

Unter den Erwerbstätigen mit Meister-/Techniker- und Fachschulabschlüssen nehmen die Differenzen zwischen Männern und Frauen leicht zu. Auffällig ist hier das sehr viel höhere Niveau, auf dem die Quoten der Frauen verlaufen. Im Mittel sind 36,8 % von ihnen weiterbildungsaktiv, während es bei den Männern im Mittel 28,0 % sind. Im Verlauf von 2005 bis 2010 bauen die Frauen den relativen Abstand zu den Männern zusätzlich noch etwas aus. Ab dem Jahr 2009 gehen die Quoten vergleichsweise stark zurück, wobei sie 2010 mit 27,6 % und 35,8 % das Niveau von 2007 wieder unterschreiten.

Die im Vergleich höchsten Quoten weisen die Akademiker/- innen aus. Im Schnitt sind sie zu 35,8 % weiterbildungsaktiv. Von 2005 bis 2010 steigt ihre Beteiligungsquote von 34,2 % auf 35,3 %. Im Unterschied zu den restlichen Personengruppen wird der Abstand zwischen Männern und Frauen im Zeitverlauf geringer. Von 2005 bis 2008 verringert sich die Differenz von anfangs 4,5 Prozentpunkten auf 3,8 Prozentpunkte, danach steigt sie jedoch wieder auf 4,2 Prozentpunkte im Jahr 2010 an. Genauso wie in den zuvor genannten Ausbildungsgruppen ist ab 2009 eine Trendumkehr zu beobachten, so dass die Quoten 2010 die aus dem Jahr 2007 unterschreiten.

Zusammengefasst ist vor allem die meist sehr viel geringere Weiterbildungsbeteiligung der erwerbstätigen Männer auffallend. Sie weisen gegenüber den erwerbstätigen Frauen in vielen Fällen eine geringere Beteiligung an Weiterbildung auf und lassen zudem im Zeitverlauf nur wenig Aufwärtsdynamik erkennen.

(Manuel Schandock)

Tabelle B1.1.1-1: Beteiligung an beruflicher Weiterbildung von Erwerbstätigen 2005 bis 2010 nach Alter und Geschlecht (in %)
Tabelle B1.1.1-1 (barrierefrei)


Tabelle B1.1.1-1

Tabelle B1.1.1-2: Beteiligung an beruflicher Weiterbildung von Erwerbstätigen 2005 bis 2010 nach Berufabschluss und Geschlecht (in %)

Tabelle B1.1.1-2

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2013 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2013).

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