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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2011

B1.1.2 Beteiligung von Erwerbstätigen an beruflicher Weiterbildung

Einführung und Datengrundlage

Deutschland weist im internationalen Vergleich eine nur recht schwache Beteiligung an Weiterbildungsmaßnahmen auf. Die demografische Entwicklung, die sowohl zu einer Verringerung der Zahl als auch zu einer stetigen Erhöhung des Durchschnittsalters der Erwerbspersonen führt, wird langfristig den Bedarf an Weiterbildung erhöhen (vgl. Müller / Jacob 2008 sowie Kapitel A7.2). Dies umso mehr, je schneller die technologische Entwicklung voranschreitet und je geringer die Zahl junger Fachkräfte ist, die aktuelles Wissen in die Betriebe hineintragen. Fehlender Nachwuchs und alternde Belegschaften machen es notwendig, Weiterbildungsangebote stärker zu nutzen, um international konkurrenzund anschlussfähig zu bleiben.

Eine erfolgreiche berufliche Erstausbildung allein ist kein Garant für eine die gesamte Erwerbsbiografie anhaltende Beschäftigungsfähigkeit. Schließlich müssen immer wieder neue und weiterentwickelte Produktionsschritte genauso beherrscht werden wie komplett neuartige Produktionsanlagen und organisatorische Abläufe. Insbesondere eigene innovative Leistungen erfordern ein hohes Maß an Know-how, Sachkenntnis und Kompetenz. Die berufliche Weiterbildung ist zum unverzichtbaren Bestandteil moderner und dynamischer Ökonomien geworden.

Der folgende Beitrag zeichnet anhand von Mikrozensusdaten der Jahre 2005 bis 2008 ein detailliertes Bild der Weiterbildungsbeteiligung von Erwerbstätigen in Deutschland. Im Unterschied zu anderen Analysen werden hier ausschließlich Erwerbstätige untersucht. Dadurch können Differenzen zu anders berechneten Beteiligungsquoten entstehen (vgl. Kapitel B1.1.1; BIBB-Datenreport 2010, Kapitel B1.1; Leszczensky u. a. 2009, Kapitel 6). Der Grund hierfür ist in den starken Differenzen zu suchen, die zutage treten, wenn die Beteiligungsquoten getrennt nach dem Erwerbsstatus betrachtet werden. Zudem wird hier ausschließlich berufliche Weiterbildung untersucht.

E Erfassung der Weiterbildung im Mikrozensus

Der Mikrozensus ist eine amtliche Repräsentativstatistik des Statistischen Bundesamtes über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt (siehe hierzu Erläuterung in Kapitel A10.1.2). Im Rahmen der Mikrozensusbefragung werden alle teilnehmenden Personen, die mindestens das 15. Lebensjahr erreicht haben, nach ihren Weiterbildungsaktivitäten innerhalb der zurückliegenden 12 Monate befragt sowie danach, ob diese eher privaten oder beruflichen Zwecken dienten.

Untersuchungsgesamtheit

Es werden bei den hier vorliegenden Analysen ausschließlich erwerbstätige Personen betrachtet, da nur für sie Informationen über die ausgeübte Tätigkeit vorhanden sind. Darüber hinaus bleiben Personen unberücksichtigt, wenn für sie keine Angaben zu den relevanten Merkmalen vorliegen (Weiterbildungsteilnahme, höchster Berufsabschluss).

Bei Personen in Ausbildung sowie Schülern und Studenten kann anhand der Frageformulierung nicht zweifelsfrei identifiziert werden, ob bei einer positiven Antwort Aktivitäten ausschlaggebend waren, die zur Ausbildung beziehungsweise zum Schul- oder Universitätsbesuch zu zählen sind. Um diese Unschärfen auszuschließen, wird die Personengruppe nicht in die Analyse einbezogen.

Aufgrund der hier gewählten Abgrenzung der Untersuchungsgesamtheit ergibt sich möglicherweise eine Einschränkung der Vergleichbarkeit mit anderen Beiträgen zur Weiterbildungsbeteiligung, denen eine breitere Untersuchungspopulation zugrunde liegt. Insbesondere das Einbeziehen von Nichterwerbspersonen führt zu deutlich veränderten Weiterbildungsquoten.

Im Anschluss an eine einführende Übersicht zur be ruflichen Weiterbildungsbeteiligung wird das Weiterbildungsverhalten von Fachkräften mit einem mittleren Abschluss genauer betrachtet. Dabei werden neben den Tätigkeitsschwerpunkten auch die ausgeübten Berufe in den Blick genommen.

Allgemeine Entwicklung der Weiterbildungsbeteiligung 2005 bis 2008

Die Teilnahme an beruflichen Weiterbildungsaktivitäten ist eng an das Alter gekoppelt Tabelle B1.1.2-1. Dabei ist festzuhalten, dass der Zusammenhang nicht linear verläuft. Es ist zu beobachten, dass mit zunehmendem Alter die Weiterbildungsbeteiligung erst stabil bleibt und dann ab etwa 40 Jahren sinkt. In späteren Erhebungsjahren liegen die Beteiligungsquoten der 30- bis 39-Jährigen mitunter leicht über denen der jüngeren Kohorte.

Dieser erste Befund trifft jedoch nur dann zu, wenn nicht zwischen den Geschlechtern unterschieden wird. Sobald Männer und Frauen getrennt betrachtet werden, offenbart sich eine erstaunliche Differenz – sowohl das Niveau als auch die Trends betreffend. Während weibliche Erwerbstätige faktisch in jedem Jahr und in jeder Altersgruppe höhere Weiterbildungsquoten aufweisen als die jeweiligen Vergleichsgruppen bei den Männern, ist der Unterschied in der Gruppe der 20- bis 29-Jährigen besonders gravierend. Seit 2006 übertreffen 20- bis 29-jährige Frauen ihre Altersgenossen um mehr als 25 % – mit zunehmender Tendenz. In keiner der restlichen Altersgruppen ist der Geschlechterunterschied ähnlich ausgeprägt.

In allen Altersgruppen steigt das durchschnittliche Beteiligungsniveau in den Jahren 2005 bis 2008 teilweise deutlich an. Während die Quoten bei den 20- bis 29-Jährigen nur äußerst moderat ansteigen, was maßgeblich auf die stagnierende Entwicklung bei den 20- bis 29-jährigen Männern zurückzuführen ist, steigen die Quoten der 50- bis 64-Jährigen überdurchschnittlich stark um mehr als 20 % an. Auch hier tragen die Frauen mehr zu der Entwicklung bei als die Männer. Sie allein erhöhen ihre Weiterbildungsaktivität um etwa 25 %, während diese bei den Männern nur um etwa 13 % ansteigt.

Diese Entwicklung ist insofern erfreulich, als besonders die älteren Erwerbstätigen Boden gutmachen, indem sie ihre Weiterbildungsaktivitäten – mehr als alle anderen Altersgruppen – erhöhen. Weniger erfreulich ist die Entwicklung bei den jungen Männern: Ihre Weiterbildungsbeteiligung stagniert. Von 2007 bis 2008 weist sie sogar eine fallende Tendenz auf.

Dass nicht nur dem Alter, sondern in ganz besonderem Maße dem Bildungsniveau eine große Bedeutung für das Weiterbildungsverhalten zukommt, zeigt Tabelle B1.1.2-2. Die Werte unterstreichen deutlich den engen Zusammenhang zwischen dem beruflichen Ausbildungsniveau und dem Weiterbildungsverhalten. Von den Personen ohne Ausbildung mit einer mittleren Beteiligungsquote von 6,3 % und den Personen mit Anlernausbildung mit einer mittleren Beteiligungsquote von 9,3 % steigen die Werte bereits bei den Personen mit dualer Ausbildung auf eine mittlere Beteiligungsquote von 14,8 %. Bei einer durchschnittlichen Weiterbildungsbeteiligung von 19,5 % über alle Personengruppen und Jahre sind Personen mit einer abgeschlossenen dualen Ausbildung in der Weiterbildung deutlich unterrepräsentiert.

Bemerkenswert ist der Niveausprung auf im Mittel 26,2 %, der sich bei den Personen mit Berufsfachschulausbildung gegenüber denen mit einer dualen Ausbildung (14,8 %) offenbart. Auch zwischen den jeweils nächsthöheren Ausbildungsstufen findet sich kein weiteres Mal ein derart großer Abstand. Fachschulabsolventen und -absolventinnen beteiligen sich im Mittel zu 31,4 % an Weiterbildungsaktivitäten.

Bei den Akademikern und Akademikerinnen liegt die mittlere Beteiligungsquote mit 35,9 % nochmals erkennbar über denen der Absolvierenden von Fachschulausbildungen.

In nahezu allen Ausbildungsgruppen steigen die Beteiligungsquoten von 2005 bis 2008 an. Von diesem Trend sind lediglich Personen ohne abgeschlossene berufliche Ausbildung ausgenommen. Bei ihnen ist keine nennenswerte zeitliche Entwicklung der Quoten zu erkennen. Personen mit Anlernausbildung steigern ihre Beteiligungsquoten auf niedrigem Niveau von 8,4 % im Jahr 2005 auf 10,2 % im Jahr 2008. Zu dieser Entwicklung tragen hauptsächlich die Frauen bei. Bei ihnen steigt die Beteiligungsquote um 2,6 Prozentpunkte, während es bei den Männern vergleichsweise geringe 1,0 Prozentpunkte sind.

Ein ähnliches Bild auf einem etwas höheren Niveau ergibt sich bei den Absolventen / Absolventinnen einer beruflichen Lehrausbildung. Auch hier tragen die Frauen erkennbar mehr zur Steigerung der Weiterbildungsaktivitäten bei, wobei der Anstieg insgesamt durchschnittliche Steigerungsraten aufweist.

Die höchsten Steigerungsraten finden sich bei den Absolvierenden berufsfachschulischer Ausbildungen. Bei ihnen erhöht sich der Anteil weiterbildungsaktiver Personen von 24,0 % im Jahr 2005 um mehr als 25 % auf 30,8 % im Jahr 2008. Auch wenn bei den Männern das Niveau deutlich unter dem der Frauen liegt, so trägt auch ihre Entwicklung zum Gesamttrend bei. Männer und Frauen haben ähnlich hohe Steigerungsraten im Zeitverlauf. Die Absolventen / Absolventinnen mit Berufsfachschulausbildung weisen im Vergleich zu allen sonstigen Personengruppen die dynamischste Entwicklung auf.

Bei den Fachschulabsolventen / -absolventinnen nehmen die Differenzen zwischen Männern und Frauen leicht zu. Auffällig ist hier, dass die Quoten der Frauen deutlich höher liegen als bei Männern. Im Mittel sind 36,7 % von ihnen weiterbildungsaktiv, während es bei den Männern im Mittel 28,0 % sind. Im Verlauf von 2005 bis 2008 bauen die Frauen den relativen Abstand zu den Männern weiter aus.

Die höchsten Quoten weisen die Akademiker / -innen aus. Im Schnitt sind sie zu 35,9 % weiterbildungsaktiv. Von 2005 bis 2008 steigt ihre Beteiligungsquote von 34,4 % um fast 10 % auf 37,7 %. Im Vergleich zu den restlichen Personengruppen wird der Abstand zwischen Männern und Frauen im Zeitverlauf geringer. Von 2005 bis 2008 verringert sich die Differenz von anfangs 4,5 Prozentpunkten auf 3,8 Prozentpunkte.

Insgesamt bemerkenswert ist die anhaltend sehr viel geringere Weiterbildungsbeteiligung von Männern. Im Folgenden werden Analysen präsentiert, die anhand von Berufen und Tätigkeiten näheren Aufschluss über Motive für die Teilnahme an Weiterbildung geben können.

Tabelle B1.1.2-1: Beteiligung an beruflicher Weiterbildung von Erwerbstätigen nach Alter, Geschlecht und Jahr (Angaben in %)

Tabelle B1.1.2-1

Tabelle B1.1.2-2: Beteiligung an beruflicher Weiterbildung von Erwerbstätigen nach Berufsabschluss, Geschlecht und Jahr (Angaben in %)

Tabelle B1.1.2-2

Schwerpunkt Abschluss duale Ausbildung I – Berufe

Wie bereits dargestellt, sind die Weiterbildungsquoten der Absolvierenden einer dualen Ausbildung insgesamt unterdurchschnittlich. Genauso wie in vielen anderen Ausbildungsgruppen sind dabei die Werte der Frauen insgesamt etwas besser als die der Männer, und ihre Steigerungsraten von 2005 bis 2008 sind ebenfalls höher. Tabelle B1.1.2-3 zeigt mittels Durchschnittswerten für die Jahre 2005 bis 2008, in welchen Berufsfeldern (Tiemann u. a. 2008) die Weiterbildungsbeteiligung überdurchschnittlich hoch war und welcher Anteil der erwerbstätigen Absolventen / Absolventinnen in den entsprechenden Berufsfeldern tätig war.

Die Männer mit dualer Berufsausbildung sind in 9 Berufsfeldern besonders weiterbildungsaktiv:216 Fahr- und Flugzeugbau sowie Wartungsberufe; Elektro berufe; Techniker / -innen; Groß-, Einzelhandelskaufleute; Bank-, Versicherungsfachleute; Sonstige kaufmännische Berufe (ohne Groß-, Einzelhandel, Kreditgewerbe); Geschäftsführung, Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung; IT-Kernberufe sowie Sicherheitsberufe.

Insgesamt sind etwas mehr als 30 % der erwerbstätigen Männer (bezogen auf die 20- bis 29-Jährigen) mit dualem Ausbildungsabschluss in diesen Berufsfeldern tätig.

Frauen mit dualer Berufsausbildung sind ebenfalls in 9 Berufsfeldern besonders weiterbildungsaktiv: Bank-, Versicherungsfachleute; Sonstige kaufmännische Berufe (ohne Groß-, Einzelhandel, Kreditgewerbe); Geschäftsführung, Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung; Verwaltungsberufe im öffentlichen Dienst; Finanz-, Rechnungswesen und Buchhaltung; Kaufmännische Büroberufe; Gesundheitsberufe ohne Approbation; Soziale Berufe sowie Berufe in der Körperpflege.

Insgesamt sind in diesen Berufen fast 60 % der Absolventinnen (bezogen auf die 20- bis 29-Jährigen) einer dualen Berufsausbildung erwerbstätig.

Aus Tabelle B1.1.2-3 geht unter anderem hervor, weshalb Frauen mit dualer Berufsausbildung die höheren Weiterbildungsquoten im Vergleich zu Männern aufweisen. Frauen arbeiten vielfach häufiger in weiterbildungsintensiven Berufen. Es ist nicht der Fall, dass Frauen innerhalb besonders vieler Berufsfelder eine deutlich höhere Weiterbildungsaktivität zeigen würden als Männer.

Teilweise liegt sie sogar deutlich unterhalb der von Männern, die im selben Berufsfeld tätig sind (beispielsweise: Bank-, Versicherungsfachleute). Insgesamt erreichen Frauen eine höhere durchschnittliche Weiterbildungsquote als Männer, weil sie in den sehr weiterbildungsintensiven Berufsfeldern deutlich stärker vertreten sind als Männer. Besonders groß sind die Unterschiede bei den kaufmännischen Büroberufen, den Gesundheitsberufen ohne Approbation sowie den sozialen Berufen. In diesen drei Berufsfeldern mit überdurchschnittlicher Weiterbildungsintensität sind etwa 42 % aller erwerbstätigen Frauen mit einem dualen beruflichen Abschluss tätig. Demgegenüber sind nur 7,9 % der Männer in denselben Berufsfeldern tätig. In anderen Berufsfeldern, in denen Frauen weniger stark vertreten sind und die Weiterbildungsintensität ebenfalls hoch ist, sind Männer zwar erwerbstätig, aber nicht in einem Umfang, der den Rückstand gegenüber den Frauen ausgleichen würde. Diese Zahlen machen deutlich, dass die unterschiedliche Berufswahl zwischen Frauen und Männern in erheblichem Maße für die differierenden Weiterbildungsquoten mitverantwortlich ist.

Bei einer näheren Betrachtung der nach Alterskohorten differenzierten Werte fällt auf, dass die Weiterbildungsbeteiligung von den 20- bis 29-Jährigen über die 30- bis 39-Jährigen hin zu den 40- bis 49-Jährigen häufig nur moderat abnimmt. Ein starker Bruch durch abrupt sinkende Beteiligungsquoten vollzieht sich meist erst bei den 50- bis 64-Jährigen. Es gibt aber auch bedeutsame Ausnahmen. Bei den Gesundheitsberufen ohne Approbation – dem Berufsfeld mit dem zweithöchsten Anteil der erwerbstätigen Frauen mit dualer Berufsausbildung – kann von einem Bruch bei den 50- bis 64-Jährigen keine Rede sein. Über alle Alterskohorten hinweg sinkt die Weiterbildungsaktivität der Frauen lediglich von 31,6 % bei den 20- bis 29-Jährigen auf 26,1 % bei 50- bis 64-Jährigen. In diesem Berufsfeld, das sich durch eine vergleichsweise hohe Weiterbildungsquote auszeichnet, hat sich in der jüngsten Alterskohorte der Anteil der erwerbstätigen Frauen drastisch erhöht (nicht ausgewiesen). Ähnliches, jedoch auf niedrigerem Niveau, ist bei den kaufmännischen Berufen zu beobachten. Diese Entwicklung dürfte mitverantwortlich dafür sein, dass – wie eingangs bereits gezeigt wurde – die durchschnittliche Weiterbildungsbeteiligung der Frauen insgesamt steigt und der Abstand zu den Männern zunehmend wächst.

Tabelle B1.1.2-3: Beteiligung an beruflicher Weiterbildung von Erwerbstätigen mit dualer Ausbildung nach Beruf, Geschlecht und Alter (Anteil an den Erwerbstätigen in Klammern dahinter) (in %)

Tabelle B1.1.2-3

Schwerpunkt Abschluss duale Ausbildung II – Tätigkeitsmerkmale

Thema des folgenden Abschnitts ist die Frage, in welchem Zusammenhang Tätigkeitsmerkmale217 der Haupterwerbstätigkeit und das individuelle Weiterbildungsverhalten stehen. Wie im vorangehenden Abschnitt ist die Darstellung ausschließlich auf Absolventen / Absolventinnen einer dualen beruflichen Ausbildung beschränkt.

Die Daten in Tabelle B1.1.2-4 zeigen, dass die Beteiligung an beruflicher Weiterbildung sehr von den Tätigkeitsmerkmalen abhängt (vgl. auch Hall / Krekel 2008). Dabei reichen die Beteiligungsquoten von 3,1 % bei Personen, die hauptsächlich Tätigkeiten im Bereich Reinigen, Abfall beseitigen, Recycling ausüben, bis 31,4 % bei Personen, die überwiegend in den Bereichen Erziehen, Ausbilden, Lehren tätig sind. Diese enorme Bandbreite der Beteiligungsquoten allein innerhalb der Absolventen / Absolventinnen einer dualen Ausbildung verweist auf einen engen Zusammenhang von beruflichen Tätigkeitsinhalten und individuellem Weiterbildungsverhalten.218 Deutlich überdurchschnittlich weiterbildungsaktiv sind – neben den bereits Genannten – Personen, die in den folgenden Tätigkeitsbereichen arbeiten:

  • Ausführen von Schreib-, Rechen- und DV-Arbeiten / Buchen, Erstellen von Zeichnungen
  • Messen, Prüfen; Erproben, Kontrollieren nach vorgegebenen Verfahren
  • Forschen, Entwerfen, Konstruieren, Gestalten von Produkten, Plänen, Programmen
  • Werben, Marketing, Öffentlichkeitsarbeit / PR
  • Management-, Leitungs- und Führungsarbeiten
  • Gesetze / Vorschriften / Verordnungen anwenden, auslegen; Beurkunden
  • Beraten, Informieren
  • Gesundheitlich / Sozial helfen, pflegen; medizinisch / kosmetisch behandeln
  • Sichern, Schützen, Be- / Überwachen, Verkehr regeln (einschl. Soldaten und Wehrpflichtige)

Personen mit dem Schwerpunkt im Tätigkeitsbereich des Erziehens, Ausbildens und Lehrens weisen nicht nur die höchste Weiterbildungsbeteiligung unter den in Tabelle B1.1.2-4 aufgeführten Vergleichsgruppen auf, sondern sie zeichnen sich auch durch eine vergleichsweise hohe Weiterbildungsaktivität der älteren Erwerbstätigen aus. Davon ausgenommen sind die Männer in diesem Tätigkeitsfeld. Sie sind mit 40 bis 49 Jahren zu 31,4 % weiterbildungsaktiv und damit noch nahezu auf Augenhöhe mit den Frauen. Die 50- bis 64-jährigen Männer im gleichen Tätigkeitsfeld sind hingegen mit 21,6 % deutlich weniger weiterbildungsaktiv als die Frauen mit 27,8 % in der gleichen Altersgruppe. In einigen Tätigkeitsfeldern ist der entgegengesetzte Verlauf zu beobachten – die Weiterbildungsbeteiligung bei den Frauen lässt mit zunehmendem Alter stärker nach als bei den Männern (z. B. bei künstlerischen, journalistischen und unterhaltenden Tätigkeiten). Insgesamt ist der typische Verlauf einer nachlassenden Weiterbildungsaktivität mit zunehmendem Alter bei allen Tätigkeitsschwerpunkten – mehr oder weniger stark ausgeprägt – wiederzufinden.

Es bleibt festzuhalten, dass Tätigkeitsinhalte eine wichtige Bestimmungsgröße der Weiterbildungsbeteiligung sind. Geschlechterunterschiede sind deutlich zu erkennen. Meist ist das Niveau der Beteiligung zwischen Frauen und Männern unterschiedlich hoch. In Bezug auf allgemeine Tendenzen sind sich Männer und Frauen innerhalb bestimmter Tätigkeitsschwerpunkte jedoch vergleichsweise ähnlich.

Tabelle B1.1.2-4: Beteiligung an beruflicher Weiterbildung von Erwerbstätigen mit dualer Ausbildung nach Alter, Geschlecht und Tätigkeitsschwerpunkten (Angaben in %) (Teil 1)

Tabelle B1.1.2-4

Tabelle B1.1.2-4: Beteiligung an beruflicher Weiterbildung von Erwerbstätigen mit dualer Ausbildung nach Alter, Geschlecht und Tätigkeitsschwerpunkten (Angaben in %) (Teil 2)

Tabelle B1.1.2-4 Teil 2

Weiterbildungsverhalten bei Berufswechslern und Berufswechslerinnen

Berufliche Weiterbildung gilt als unverzichtbar, um die Fähigkeiten und Kompetenzen von Erwerbstätigen auf einem zeitgemäßen Niveau zu erhalten oder gegebenenfalls weiter auszubauen. Dementsprechend müsste bei Berufswechslern und -wechslerinnen, die nicht in ihrem erlernten Beruf tätig sind, ein verändertes Weiterbildungsverhalten zu beobachten sein. Es müsste sich systematisch vom Weiterbildungsverhalten Erwerbstätiger unterscheiden, die den Beruf, den sie ausüben, bereits im Rahmen ihrer Berufsausbildung erlernt haben.

Tabelle B1.1.2-5 zeigt, in welchem Maße sich die Weiterbildungsbemühungen von Berufswechslern und -wechslerinnen219 von denen derer unterscheiden, die in ihren angestammten Berufen tätig sind. Alle in der Tabelle dargestellten Ausbildungsgruppen zeichnen sich durch eine im Vergleich niedrigere Weiterbildungsbeteiligung der Berufswechsler / -innen aus. Im Durchschnitt über alle Ausbildungsgruppen und Alterskohorten sind Berufswechsler / -innen um fast ein Drittel weniger weiterbildungsaktiv als Erwerbstätige, die den Beruf nicht gewechselt haben. Dabei zeigen sich deutliche Geschlechtsunterschiede hinsichtlich des Weiterbildungsverhaltens von Berufswechslern und Berufswechslerinnen: Berufswechslerinnen bilden sich unabhängig vom Niveau ihrer beruflichen Ausbildung und dem Alter durchschnittlich zu 16,5 % weiter. Bei Frauen ohne Berufswechsel sind es im Mittel 28,9 %. Die Berufswechsler bilden sich im Schnitt zu etwa 18,6 % weiter, während die Nichtwechsler nur einen Wert von etwa 23,9 % erreichen.

Dieses Muster ist bei allen Ausbildungsgruppen mehr oder weniger stark ausgeprägt zu beobachten. Die Absolventen / Absolventinnen dualer Ausbildungen liegen dabei in einem mittleren Bereich. Die Weiterbildungsquoten der Männer unterscheiden sich um weniger als 1 Prozentpunkt, während die Differenzen bei den Frauen bis zu 8,1 Prozentpunkte betragen. Mit zunehmendem Alter steigen die Unterschiede bei den Frauen erst an, bis sie dann bei den 50- bis 64-Jährigen stark zurückgehen. Besonders beachtlich sind die Unterschiede zwischen Berufswechslerinnen und Nichtwechslerinnen bei den Berufsfachschulabsolventinnen und den Fachschulabsolventinnen, dort betragen sie im Schnitt mehr als 75 %. Bei den Männern in diesen Ausbildungsgruppen weist das Bild erheblich niedrigere Differenzen auf.

(Manuel Schandock)

Tabelle B1.1.2-5: Beteiligung an beruflicher Weiterbildung (bW) von Erwerbstätigen nach Berufsabschluss, beruflicher Flexibilität, Geschlecht und Alter (Angaben in %)

Tabelle B1.1.2-5

Fußnoten

216 Für die Auswahl der Berufsfelder waren sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen neben der Weiterbildungsaktivität auch die Anteile der in diesen Berufsfeldern tätigen Personen relevant. Daher fehlen einzelne Berufsfelder, in denen die Weiterbildungsbeteiligung hoch ist, die aber nicht in nennenswertem Umfang ausgeübt werden, in dieser Aufzählung.

217 Tätigkeitsmerkmale werden im Mikrozensus etwa einmal in 4 Jahren abgefragt (zuletzt 2007). Dabei erteilen die Befragten Auskunft über die Tätigkeiten, die bei der Ausübung ihrer Haupterwerbstätigkeit den Schwerpunkt bilden.

218 Das individuelle Weiterbildungsverhalten ist neben ausschließlich individuellen Bestimmungsfaktoren maßgeblich auch von institutionellen Einflussfaktoren geprägt – insbesondere durch die Förderung des Arbeitsgebers.

219 Als Berufswechsler und Berufswechslerinnen werden im vorliegenden Beitrag die Personen bezeichnet, die nicht in dem erlernten Berufsfeld (Tiemann u. a. 2008) beruflich tätig sind. Der Zeitpunkt des Wechsels ist dabei unerheblich und kann gegebenenfalls auch bereits einige Jahrzehnte zurückliegen. Durch die Wahl des Berufsfeldes anstelle der Berufsordnung werden Tätigkeiten in Berufen, die eine inhaltliche Nähe zum erlernten Beruf besitzen, nicht verfrüht als ausbildungsfremd eingestuft.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2011 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2011).

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