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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2012

B2.2.2 Berufliche Weiterbildung durch gewerkschafts- und arbeitgebernahe Institutionen

In Deutschland existiert eine Vielfalt von Institutionen unterschiedlicher Struktur, die berufliche Weiterbildung anbieten. Laut Anbieterbefragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) machen gewerkschafts- und arbeitgebernahe Institutionen zusammen rund 7 % der Weiterbildungsorganisationen in Deutschland aus (Einrichtungen der Gewerkschaft: 1,9 %; Einrichtungen der Wirtschaft: 5,2 %; vgl. Dietrich / Schade / Behrensdorf 2008, S. 26). Daten der wbmonitor Umfrage 2010 des BIBB und des DIE weisen einen etwas höheren Wert für arbeitgebernahe Institutionen aus: 8,4 % der Weiterbildungsanbieter fallen in diese Kategorie.292

E Datenbasis zu Angeboten gewerkschafts- und arbeitgebernaher Institutionen

Die in diesem Abschnitt dargestellten Daten stammen aus Veröffentlichungen der gewerkschafts- bzw. arbeitgebernahen Anbieter, teilweise wurden die Daten aber auch von den Anbietern selbst für die Veröffentlichung im BIBB-Datenreport zusammengestellt. Es handelt sich um Angaben zur Anzahl der Veranstaltungen und Anzahl der Teilnehmenden; teilweise liegen auch Angaben zu den Unterrichtsstunden und zum Umfang einzelner Themenbereiche vor.

Angebot an beruflicher Weiterbildung in gewerkschaftsnahen Institutionen

Bildungsarbeit der Gewerkschaften umfasst neben der politischen und gewerkschaftlichen Bildung, die insbesondere für Mitglieder der betrieblichen Interessenvertretungen, Funktionäre und Funktionärinnen angeboten wird, auch berufliche Weiterbildung, die für alle Interessierten offen zugänglich ist. Alle großen Gewerkschaften unterhalten Bildungsabteilungen oder Bildungswerke, in denen unterschiedliche Themenschwerpunkte angeboten werden. Das Berufsfortbildungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (bfw) und die Deutsche Angestellten- Akademie (DAA), die aus dem Bildungswerk der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) hervorging, führen neben anderen Angeboten auch Maßnahmen beruflicher Weiterbildung (Umschulung, Fortbildung) durch. Auch die gewerkschaftsnahe Institution Arbeitsgemeinschaft Arbeit und Leben hat in ihrem Angebotsprofil auf Bundes- und Länderebene Maßnahmen beruflicher Weiterbildung integriert (vgl. Kapitel B2.2.3).

Die Anzahl der Veranstaltungen und Teilnehmenden in den beiden Berufsfortbildungswerken des Deutschen Gewerkschaftsbundes zeigt Tabelle B2.2.2-1. Im Zeitraum von 2000 bis 2010 ist das Angebot rückläufig, insgesamt um 26 %, die Anzahl der Teilnahmen geht um 22 % zurück. Die Berufsfortbildungswerke in den neuen Bundesländern sind dabei in größerem Maße von Rückgängen betroffen. Die Veranstaltungen gehen um 47 %, die Teilnahmen um 44 % zurück. In den alten Bundesländern sinkt die Zahl der Veranstaltungen um 20 %, die Zahl der Teilnahmen um 16 %. Bundesweit wurden im Jahr 2010 2.991 Veranstaltungen mit rund 58.000 Teilnehmenden durchgeführt.

Die Deutsche Angestellten-Akademie bietet bundesweit Fortbildungen, Umschulungen und Weiterbildungen zu einem breiten thematischen Spektrum wie Informations- und Kommunikationstechniken, Fremdsprachen, Technik / Handwerk / Gewerbe, Hotel / Gastgewerbe an. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Wirtschaft und Verwaltung. Dieser Themenbereich erreicht im Jahr 2010 knapp ein Drittel der Teilnehmenden und macht 40 % der Veranstaltungen aus Tabelle B2.2.2-2. Ein weiterer Schwerpunkt des Angebots liegt auf dem Bereich der sonstigen beruflichen Integration293 mit aktuell mehr als der Hälfte der Teilnehmenden und einem Drittel der durchgeführten Angebote.

Die Zahl der Teilnehmenden steigt seit 2004 an, auf rund 131.000 im Jahr 2010 (+73 %). Die Zahl der Teilnehmenden entwickelt sich in den einzelnen Themenbereichen sehr unterschiedlich. Zuwächse gibt es bei den Bereichen Gesundheit / Pflege / Soziales (+34 %), sonstige berufliche Integration (+151 %) und Deutsch (+327 %). Rückgänge sind bei den Themenbereichen Informations- und Kommunikationstechniken (-58 %) sowie Hotel- und Gastgewerbe (-70 %) zu finden.

Anders als bei den Teilnahmezahlen ist bei den Veranstaltungen insgesamt kein eindeutiger Trend ersichtlich, die Zahlen schwanken im Zeitverlauf zwischen rund 7.400 und 6.400.

Die Teilnehmenden sind sowohl Arbeitsuchende als auch Beschäftigte aus Firmen und Behörden. Teilweise wird die Teilnahme öffentlich gefördert, teilweise tragen die Teilnehmenden die Kosten für die Weiterbildung selbst. Hauptfinanziers im öffentlich geförderten Sektor sind die Arbeitsverwaltung, die Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) und Optionskommunen (SGB II und SGB III), Berufsgenossenschaften und die Deutsche Rentenversicherung, die Bundeswehr, der Bund, die Länder und die Europäische Union.

Tabelle B2.2.2-1: Veranstaltungen und Teilnehmende der Berufsfortbildungswerke des DGB, 2000 bis 2010
Tabelle B2.2.2-1 (barrierefrei)


Tabelle B2.2.2-1: Veranstaltungen und Teilnehmende der Berufsfortbildungswerke des DGB, 2000 bis 2010

Tabelle B2.2.2-2: Maßnahmen und Teilnehmende der Deutschen Angestellten Akademie GmbH (DAA) nach Themenbereichen, 2004 bis 2010
Tabelle B2.2.2-2 (barrierefrei)


Tabelle B2.2.2-2: Maßnahmen und Teilnehmende der Deutschen Angestellten Akademie GmbH (DAA) nach Themenbereichen, 2004 bis 2010

Angebot an beruflicher Weiterbildung in arbeitgebernahen Institutionen

Der „Wuppertaler Kreis e. V. – Bundesverband betriebliche Weiterbildung“ versteht sich als Zusammenschluss von großen Weiterbildungseinrichtungen der Wirtschaft. Der Wuppertaler Kreis hat im Jahr 2010 50 Mitglieder. Darunter sind neben branchenund firmenbezogenen Einrichtungen einige Bildungswerke der Wirtschaft in großen Bundesländern (z. B. Bildungswerk der Bayerischen, Niedersächsischen und Nordrhein-Westfälischen Wirtschaft). Es gibt neben den im Wuppertaler Kreis vertretenen Bildungswerken noch andere regional strukturierte Bildungswerke der Wirtschaft, zu deren Angebot keine Daten vorliegen.

Tabelle B2.2.2-3 zeigt Daten aus der jährlichen Verbandsumfrage des Wuppertaler Kreises „Trends der Weiterbildung“. Ab 2004 ist die Zahl der von den Mitgliedseinrichtungen durchgeführten Veranstaltungen auf zuletzt knapp 140.000 kontinuierlich gestiegen; ab 2005 stieg auch die Zahl der unterschiedlichen Standorte, an denen die Veranstaltungen durchgeführt wurden (2010: 892). Die Anzahl der Teilnehmenden steigt seit Beginn der Zählung (2006) tendenziell an und liegt 2010 bei über 1,2 Millionen.

Die meisten Mitgliedseinrichtungen des Wuppertaler Kreises bieten mehrere unterschiedliche Bildungsdienstleistungen an.294 Durchschnittlich wurde etwa ein Drittel des Umsatzes (2010: 35,8 %) mit offenen Seminaren erzielt, die sich vor allem an Mitarbeitende mittelständischer Unternehmen richten. Der Bereich der offen zugänglichen Seminare, der im Jahr 2000 noch mehr als die Hälfte des Umsatzes erzielte, hat seitdem an Bedeutung verloren, er macht noch gut ein Drittel des Umsatzes aus. Daneben sind öffentlich geförderte Maßnahmen mit 22,5 % und firmenintern durchgeführte Seminare mit 20,0 % Umsatzanteil wichtige Geschäftsfelder (vgl. Wuppertaler Kreis 2011, S. 3 f.).

Tabelle B2.2.2-3: Veranstaltungen, Teilnehmende, Standorte und Mitglieder des Wuppertaler Kreises 2000 bis 2010
Tabelle B2.2.2-3 (barrierefrei)


Tabelle B2.2.2-3: Veranstaltungen, Teilnehmende, Standorte und Mitglieder des Wuppertaler Kreises 2000 bis 2010

Angebot an beruflicher Weiterbildung bei den Kammern

Die Industrie- und Handelskammern (IHK) bieten an ihren lokalen und regionalen Standorten berufliche Weiterbildung an, häufig in Zusammenarbeit mit eigenen Bildungszentren. Bei den Veranstaltungen handelt es sich in der Regel um berufsbegleitende Seminare und Lehrgänge, von denen ein Teil direkt auf IHK-Prüfungen vorbereitet. Das Themenspektrum der Lehrgänge umfasst die Bereiche aller Wirtschaftsunternehmen, die Mitglied der jeweiligen IHK sind. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag veröffentlicht in seinem Bildungsbericht jährlich Daten zur Anzahl der Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmenden.295 Die Daten sind in Tabelle B2.2.2-4 dargestellt.

Insgesamt ist das Jahr 2010 bei den IHKs von leichten Rückgängen gekennzeichnet. Die Anzahl der Veranstaltungen geht im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 %, die der Teilnehmenden um 5,3 % zurück, die Zahl der Unterrichtsstunden um 4 %. Rückgänge gibt es insbesondere bei den Firmenseminaren und bei dem Bereich Vorbereitung auf eine neue Berufstätigkeit. Bei den Firmenseminaren sinkt die Zahl der Lehrgänge und der Teilnehmenden jeweils um ungefähr 5 %, die Unterrichtsstunden gehen um 30 % zurück. Im Bereich Vorbereitung auf eine neue Berufstätigkeit gibt es im Vergleich zu 2009 jeweils 25 % weniger Lehrgänge und Teilnehmende, die Unterrichtsstunden gehen um ein Drittel zurück. Mit jeweils mehr als der Hälfte aller Veranstaltungen und Teilnehmenden entfällt der größte Teil des Angebots und der Nachfrage auf den Bereich der Anpassungsfortbildung. Die Aufstiegsbildungen sind demgegenüber zeitintensiver, mehr als die Hälfte aller Unterrichtsstunden entfällt auf diesen Bereich, jedoch nur 20 % der Veranstaltungen und ein Viertel aller Teilnahmen. Eine differenzierte Darstellung der Aufstiegs- und Anpassungsbildungen der IHKs für das Jahr 2010 zeigt Tabelle B2.2.2-5.

(Christina Weiß, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung)

Tabelle B2.2.2-4: Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmende der Industrie- und Handelskammern, 1995 und 2000 bis 2010
Tabelle B2.2.2-4 (barrierefrei)


Tabelle B2.2.2-4: Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmende der Industrie- und Handelskammern, 1995 und 2000 bis 2010

Tabelle B2.2.2-5: Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmende der Industrie- und Handelskammern nach Themenbereichen, 2010
Tabelle B2.2.2-5 (barrierefrei)


Tabelle B2.2.2-5: Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmende der Industrie- und Handelskammern nach Themenbereichen, 2010

Fußnoten

292 Gewerkschaftsnahe Einrichtungen werden nicht als Einzelkategorie ausgewiesen. Vgl. Bundesinstitut für Berufsbildung / Deutsches Institut für Erwachsenenbildung: Gewichtete Grundauszählung wbmonitor 2010, S. 39.

293 Dazu gehören z. B. Maßnahmen zur Heranführung an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt oder Maßnahmen zur Vermittlung in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (§ 46 SGB III).

294 Vgl. http://www.wkr-ev.de/ (Ziele und Aufgaben; Die Mitglieder, Stand 12.10.2011). Der Schwerpunkt der Aktivitäten der Mitglieder liegt auf der betrieblichen Weiterbildung in offenen und firmeninternen Veranstaltungen, die in enger Kooperation mit Unternehmen, teilweise bezogen auf deren spezifischen Bedarf, durchgeführt werden. Einzelne Mitglieder bieten auch andere Bildungsdienstleistungen an, z. B. als Träger der freien Jugendhilfe berufsorientierende Maßnahmen für Jugendliche oder Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitsuchende in Zusammenarbeit mit Arbeitsagenturen. Die hier verwendete Einordnung als „arbeitgebernahe Institutionen“ stützt sich einerseits auf die Geschichte vieler Mitgliedsinstitute des Wuppertaler Kreises, die von Arbeitgeberverbänden (mit-) gegründet wurden, andererseits auf die Tatsache der Mitgliedschaft im Wuppertaler Kreis, der sich laut Selbstdarstellung als Sprachrohr der Unternehmen in Fragen der Weiterbildung versteht.

295 Auch die Handwerkskammern bieten berufliche Weiterbildung an, hierzu sind aus den letzten Jahren jedoch keine bundesweiten Daten verfügbar.

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2012 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2012).

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