B2.3 Fernlernen
Seit 1983 werden bei Anbietern im Bildungssegment Fernlernen jährlich auf freiwilliger Basis Daten zu Angebots-, Anbieter- und Teilnahmestrukturen erhoben. Bis 2006 erfolgten die Befragungen durch das Statistische Bundesamt (StBA), 2007–2008 durch das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE) und seit 2009 durch den Fachverband Forum DistancE-Learning (FDL). Das Erhebungsinstrument selbst wurde – trotz der Diskontinuitäten hinsichtlich der erhebenden Stelle – kaum modifiziert. Neben den Befragungsergebnissen des FDL wird für die vorliegende Aufbereitung der Fernunterrichtsstatistik zusätzlich ergänzendes Datenmaterial der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) und der Arbeitsgemeinschaft für das Fernstudium an Hochschulen (AG-F), Sektion der Deutschen Gesellschaft für Wissenschaftliche Weiterbildung e. V., herangezogen . Damit steht für staatlich zugelassene Fernlehrgänge bzw. akkreditierte Fernstudiengänge eine relativ breite empirische Datenbasis zur Verfügung.
E Einbezogene Institutionen und Datenquellen
Arbeitsgemeinschaft für das Fernstudium an Hochschulen
(AG-F), Sektion der Deutschen Gesellschaft für Wissenschaftliche Weiterbildung e. V.
www.ag-fernstudium.de
Fernstudienstatistik 2010
Erhebungszeitraum: Wintersemester 2010
Veröffentlichung: 05 / 2011
Forum DistancE-Learning (FDL)
www.forum-distance-learning.de
Fernunterrichtsstatistik 2010
Veröffentlichung: 09 / 2011
Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU)
www.zfu.de
Angaben zu den bei der ZFU registrierten Anbietern und Angeboten
Stichtag: 1. August 2011
Anbieter von Fernlehrgängen
Die Zahl der bei der ZFU registrierten Anbieter von Fernlehrgängen hat sich im vergangenen Jahr wieder deutlich erhöht: Während es zum Stichtag 1. August 2010 331 waren, wurden zum Stichtag 1. August 2011 367 registrierte Anbieter ausgewiesen. Dies entspricht einer Zunahme um 9,8 %. Nähere Aussagen über deren Zusammensetzung ermöglicht die Fernunterrichtsstatistik 2010 des FDL. 2011 wurden dazu 333 Fernlehrinstitute angeschrieben, von denen sich 127 (ca. 38,1 %) an der Befragung beteiligten. Im Vergleich zum Vorjahr (316 angeschriebene Institute) hat sich damit die Zahl der Anbieter nach Angaben des FDL um 5,4 % erhöht.
Basierend auf den Daten der 333 einbezogenen Fernlehrinstitute stellt sich die Marktsituation folgendermaßen dar: Der größte Teil der Anbieter (294; 88,2 %) ist relativ spezialisiert und bietet weniger als 11 Lehrgänge an; weitere 18 (5,4 %) haben bis zu 20 unterschiedliche Lehrgänge in ihrem Portfolio. 13 (3,9 %) halten zwischen 21 und 50 und 3 Anbieter (0,9 %) zwischen 51 und 100 verschiedene Lehrgänge bereit. Mehr als 100 Lehrgänge werden von 5 Instituten (1,5 %) angeboten.
Auch im Hinblick auf die Anzahl ihrer Teilnehmer / -innen weisen die vom FDL angeschriebenen Institute eine vergleichbare Ausdifferenzierung auf Schaubild B2.3-1.
Schaubild B2.3-1: Übersicht über die vom Forum DistancE-Learning (FDL) einbezogenen Fernlehrinstitute (n = 333) nach Teilnahmezahlen (absolut und in %)
Schaubild B2.3-1 (barrierefrei)
Teilnehmende an Fernlehrgängen
Für den Untersuchungszeitraum im Jahre 2010 wiesen die einbezogenen Institute insgesamt 203.083 Teilnahmen an staatlich zugelassenen Fernlehrgängen aus.296 Mit 53,1 % entspricht der Frauenanteil exakt dem in 2009 ermittelten – die seit den letzten Jahren zu beobachtende leichte Dominanz von Frauen in Fernlehrgängen setzte sich damit auch in 2010 fort. Zwar lassen sich aufgrund einer geringfügig modifizierten Altersklassifizierung Veränderungen in der Altersstruktur nicht 1 : 1 mit den früheren Erhebungen vergleichen, doch zeigen sich beim Gros der Teilnehmenden kaum Unterschiede: 2010 waren mehr als zwei Drittel der Teilnehmenden (67,6 %) zwischen 21 und 40 Jahre alt; 2009 lag der Anteil in der Altersklasse der 20- bis 39-Jährigen bei 65,0 %. Der Anteil der bis 20-Jährigen ging mit 3,5 % im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück (2009: 4,0 %), und der Anteil der Personen über 40 stieg leicht an. 2010 waren knapp ein Viertel aller Teilnehmenden (23,1 %) über 41 Jahre alt (2009: 20,4 %).
Fernlehrgänge – Angebot
Wie in den Vorjahren ist auch im aktuellen Berichtszeitraum eine deutliche Zunahme von staatlich zugelassenen Fernlehrgängen zu beobachten: Nach einem Anstieg von 2.087 (2008) auf 2.264 (2009) und 2.470 (2010) weist die ZFU zum Stichtag 1. August 2011 2.807 durch sie zugelassene Fernlehrgänge aus, von denen 2.565 berufs- bzw. allgemeinbildende Themen behandeln und 242 der Freizeitgestaltung dienen. Von den 2.807 staatlich zugelassenen Bildungsangeboten im Fernlernen bereiten knapp zwei Drittel (1.790; 63,8 %) auf eine Abschlussprüfung vor, während 1.017 ohne abschließende Lernerfolgskontrolle enden. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine deutliche Zunahme von Fernlehrgängen mit Abschlussprüfung (2010 bereiteten 1.468 [59,4 %] der von der ZFU zugelassenen Fernlehrgänge auf eine Abschlussprüfung vor). Einen Überblick über die möglichen Abschlüsse bietet Schaubild B2.3-2. Dabei gilt es zu beachten, dass einige Lehrgänge 2 unterschiedliche Abschlussprüfungen ermöglichen, i. d. R. entweder den Erwerb eines Anbieterzertifikats oder eines formal anerkannten Abschlusses. Daher beruhen die folgenden Berechnungen nicht auf der eingangs erwähnten Zahl von 1.790 Lehrgängen, die auf eine Prüfung vorbereiten, sondern auf den 1.874 Prüfungsoptionen, die diese Bildungsangebote insgesamt ermöglichen.
Die Laufzeit der 2.807 staatlich zugelassenen Fernlehrgänge ist sehr unterschiedlich: 851 (30,3 %) dauern bis zu 6 Monate, 1.089 (38,8 %) zwischen 6 und 12 Monate, ein knappes Viertel (656; 23,4 %) zwischen 12 und 24 Monate und 211 (7,5 %) länger als 24 Monate. Wie auch im Vorjahr haben somit gut zwei Drittel der zugelassenen Bildungsangebote eine Laufzeit bis zu 12 Monaten und lassen sich hier kaum Änderungen feststellen.
Auch hinsichtlich der bevorzugten Lehrgangsinhalte lassen sich im Vergleich zum Vorjahr kaum Unterschiede beobachten: So nahm – wie auch 2009 – ein Viertel (51.445; 25,3 %) aller Teilnehmenden an einem Fernlehrgang im Themenfeld „Wirtschaft und kaufmännische Praxis“ teil. Lehrgänge, die auf einen Schulabschluss (z. B. Haupt- oder Realschulabschluss, Abitur) vorbereiten, wurden von 32.727 Fernlernenden (16,1 %) belegt. Weiterhin sehr beliebt sind Fernlehrgänge zur Freizeitgestaltung mit 14,5 % und Aufstiegsfortbildungen zum / zur Betriebswirt / -in, Techniker / -in, Übersetzer / -in mit 12,2 % aller Teilnahmen. Sprachen werden von 9,5 % der Teilnehmenden belegt; einen EDV-Lehrgang wählten 6,5 %. Hinsichtlich ihrer Teilnahmezahlen fast gleichauf liegen die Themenfelder „Erziehung, Pädagogik, Psychologie“ mit 11.958 (5,9 %) und „Mathematik, Naturwissenschaften, Technik“ mit 11.640 Belegungen (5,7 %). Weniger von Interesse sind Geisteswissenschaften mit 7.599 (3,7 %) und Sozialwissenschaften mit 1.289 Teilnahmen (0,6 %).
Differenziert man nach dem Geschlecht, zeigen sich – je nach Themenfeld – deutliche Unterschiede hinsichtlich der interessierenden Lehrgangsinhalte Schaubild B2.3-3.
Schaubild B2.3-2: Abschlussarten (absolut und in %)
Schaubild B2.3-2 (barrierefrei)
Schaubild B2.3-3: Teilnehmende 2010 nach Themenbereich und Geschlecht (in %)
Schaubild B2.3-3 (barrierefrei)
Entwicklung bei Fernstudiengängen
Neben der Erhebung des Forums DistancE-Learning (FDL) kann im Segment der Fernstudiengänge auch eine Befragung der Arbeitsgemeinschaft für das Fernstudium an Hochschulen (AG-F), Sektion der Deutschen Gesellschaft für wissenschaftliche Weiterbildung e. V., herangezogen werden.
Die AG-F befragte im WS 2010 / 2011 19 staatliche Hochschulen (Universitäten, Fachhochschulen und Fachhochschulverbünde), von denen sich 16 an der Erhebung beteiligten. Die Hochschulen agieren entweder im „Single-Mode“ (d. h. ausschließlich als Fernhochschule) oder im „Dual-Mode“ (d. h., neben Präsenz- werden auch Fernstudiengänge angeboten, wie beispielsweise an der TU Kaiserslautern). Insgesamt waren an den befragten 16 Hochschulen im WS 2010 / 2011 92.286 Fernstudierende immatrikuliert, davon allein 73.131 an der FernUniversität in Hagen (an Universitäten insgesamt: 78.077; 84,6 %), an Fachhochschulen und Fachhochschulverbünden: 14.209). Nach Angaben der AG-F ist die Gesamtzahl damit gegenüber dem Vorjahr um 7 % gestiegen. Dabei sei zu beobachten, dass die Zahl der Gasthörer / -innen abnimmt, während die Zahl der „regulär“ immatrikulierten Fernstudierenden ansteigt.
Bei den angebotenen Abschlüssen überwiegen (nicht akademische) Zertifikate und weiterbildende Masterstudiengänge Schaubild B2.3-4.
Demgegenüber basiert die Aufbereitung der Fernstudienstatistik des FDL vorrangig auf Daten des Statistischen Bundesamtes. 2010 waren demnach 68.093 Fernstudierende an einer der 4 Fernuniversitäten, 33.840 an einer der 12 Fernfachhochschulen und 16.686 an einer der im „Dual-Mode“ agierenden Präsenzhochschulen (hier werden 86 Hochschulen ausgewiesen) immatrikuliert. Im Gesamtdurchschnitt lag der Anteil weiblicher Fernstudierender bei 43,1 % (an Fernuniversitäten: 45,7 %, an Fernfachhochschulen: 40,2 % und an Präsenzhochschulen: 38,1 %). Damit dominieren im hochschulischen Sektor männliche Fernstudierende.
(Angela Fogolin)
Schaubild B2.3-4: Fernstudiengänge an staatlichen Hochschulen nach Abschluss (WS 2010 / 2011) (in %)
Schaubild B2.3-4 (barrierefrei)